Sie fliegen wieder

Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Ufos denken? Fliegende Untertassen? Kleine grüne (oder graue) Männchen? Vielleicht ist es auch ET und wenn Sie es etwas düsterer mögen, dann mag Ihnen auch die eine oder andere Akte X Folge vor Augen schweben. Egal, was Ihnen in den Sinn kommt, es dürfte sich problemlos in die amerikanische Popkultur einbetten lassen. Ufos gelten gemeinhin als lächerliches Thema und wer sich damit beschäftigt als Sonderling oder Spinner.

Dass die Thematik nicht ganz so banal ist, zeigen derweil mehrere Ereignisse im amerikanischen Luftraum, die auch rege in den sozialen Netzwerken diskutiert werden. Seit die Amerikaner einen chinesischen Spionageballon vom Himmel geholt haben, kam es zu weiteren Sichtungen unbekannter Flugobjekte über dem Kontinent. In der Nacht zum vergangenen Samstag schickte der US-Präsident eine F-22 in den Himmel, die ein bisher nicht identifiziertes Objekt über Alaska abschoss. Knappe 24 Stunden später stieg erneut eine F-22 auf, um ein weiteres unbekanntes Objekt, diesmal über dem kanadischen Luftraum, abzuschießen. Die Nachrichten waren noch nicht mal komplett um die Welt gegangen, da entdeckte man ein weiteres Objekt über dem Bundesstaat Montana, wo sich nichts Geringeres vorfindet, als die Minuteman Raketensilos für amerikanische Atomwaffen.

Aufgrund der regen Diskussionen auf Twitter, aber auch in den Massenmedien, möchte ich einen Versuch wagen, Ihnen dieses anrüchige Thema ein wenig näher zu bringen und aufzeigen, warum Ufos heute einen derart albernen Beigeschmack haben.

Die moderne Ufo-Geschichte geht auf den 24. Juni 1947 zurück. Der Pilot Kenneth Arnold entdeckte während eines Fluges neun unbekannte Objekte, die er später als sichelförmig beschrieb. Er verglich das Flugverhalten der Objekte mit einem Teller, den man über das Wasser springen lässt. Dies wurde von Reportern falsch verstanden und sie berichteten über fliegende Untertassen – ein Begriff, der sich bis heute hält und die Vorstellung, wie ein Ufo auszusehen hat, fest in den Köpfen der Menschen zementiert hat.

Dieses Ereignis löste einen wahren Ufo-Boom aus. Die These von Außerirdischen war nicht neu, hatte doch bereits im Jahr 1938 H.G. Wells Hörspiel „Krieg der Welten“ für aufsehen gesorgt und unter einigen Amerikanern eine regelrechte Panik ausgelöst, weil sie von einer tatsächlichen Alieninvasion überzeugt waren. Plötzlich wurden überall Ufos, die man als außerirdische Raumschiffe deutete, gesehen. Die Menschen schossen Fotos, Geschichten wurden gedruckt und die Kontaktlerszene entstand. Menschen behaupteten, mit Außerirdischen in Kontakt zu stehen und in ihren Luftschiffen zu reisen, wo sie höhere Botschaften erhielten, die sich meist auf auch noch heute bekannte Themen wie Umweltschutz und Weltfrieden bezogen.

Gleichzeitig hielt der kalte Krieg die Welt in Atem und die damaligen Supermächte USA und die Sowjetunion drohten sich regelmäßig mit gegenseitiger Vernichtung. Das amerikanische Militär entwickelte in dieser Zeit fleißig Flugzeuge und wusste den Ufo Hype zu nutzen. Viele damalig als glaubwürdig zu erachtende Ufo Sichtungen dürften wohl auf Testflugzeuge der Amerikaner zurückzuführen sein. Somit war es dem Militär nur Recht, wenn Kontaktler, aber auch Hollywood die fliegenden Untertassen für ihre Sache ausschlachteten. So konnte man die Existenz der Flugzeuge verneinen und die Zeugen diskreditieren.

Während die eigenen Flugzeuge für die USA keine Gefahr waren, musste man aber jederzeit mit technologischen Errungenschaften des Gegners rechnen und so hatten auch das US-Militär ernsthaftes Interesse an Ufos. Bereits 1947, also dem Jahr, in dem Kenneth Arnold die fliegenden Sicheln sah, wurde das Project Sign ins Leben gerufen. Sowohl der Projektleiter, als auch die Mehrzahl der Mitarbeiter kamen zu dem Schluss, dass Außerirdische die beste Erklärung für Objekte war, die über den USA gesichtet, aber nicht identifiziert werden konnten. Daraufhin wurde das Projekt von hochrangigen Vorgesetzten eingestampft und im Abschlussbericht verwies man auf Flugzeuge als Erklärung für einige Ufos. Der Rest konnte mangels Datenlage nicht geklärt werden. 1949 folgte das Project Grudge. Hierbei handelte es sich um ein Scheinprojekt, welches lediglich die Diskreditierung von Ufo Zeugen zum Ziel hatte. Mit Erfolg, wie man sagen muss. Wer sich mit Ufos auseinander setzte, wurde als Spinner bezeichnet, Piloten sprach man die Kompetenz ab oder behauptete, sie würden halluzinieren. Diese Muster der Einordnung hallen bis heute nach und sorgen dafür, dass Menschen, die etwas Ungewöhnliches am Himmel sehen, oftmals eher schweigen, als dass sie jemandem davon erzählen. Der Schlussbericht sprach dann von Falschinterpretation konventioneller Objekte, Massenhysterie, Lügen von Personen mit Geltungsbedürfnis und psychopathologische Personen.

Dem schloss sich Project Blue Book an, welches sich erstmals wissenschaftlich mit Ufos auseinandersetzte. Während die Untersuchungen dazu führten, dass ein zweistelliger Prozentsatz der Sichtungen nicht erklärt werden konnte, leitete die Air Force daraus ab, dass es sich bei Ufos nicht um außerirdische Raumschiffe handelte. 1969 wurde dann auch dieses Projekt eingestellt und von da an gab es keine offiziellen Untersuchungen mehr. Die USA leugnete seither, sich mit Ufos überhaupt zu befassen. Heute weiß man durch freigebende Regierungsdokumente, dass das Militär sich weiterhin Ufos untersuchte.

Betrachtet man jedoch die Ufo-Geschichte im Ganzen, kommt man tatsächlich zu dem Schluss, das die allermeisten Sichtungen unbekannter Flugobjekte auf herkömmliche, erklärbare Ereignisse zurückzuführen sind. Aber es gibt auch einige wenige Fälle, die sehr gut dokumentiert sind und die sich einer konventionellen Erklärung entziehen. Falls Sie diese Fälle interessieren, so googlen Sie doch einfach mal den Flug 1628. Die japanische Crew beobachtete im Jahr 1986 fast 50 Minuten aus dem Cockpit heraus ein riesiges Flugobjekt über Alaska. Anfang der neunziger Jahre wurden dreieckige Objekte in der Größe von Fußballfeldern über Belgien gesichtet und vom Militär auf dem Radar erfasst. Abfangjäger waren nicht in der Lage, diese Objekte zu stellen. 1976 stieg im Teheran ein Pilot auf, um ein unbekanntes Flugobjekt abzufangen. Als er sich dem Objekt näherte, fiel die Bordelektronik aus. Erst, als das Objekt abdrehte und verschwand, setzte die Elektronik wieder ein und er konnte sicher landen. Im Jahr 1994 landete angeblich ein Ufo hinter einer Schule in Simbabwe und es kam zu einem Nahkontakt zwischen 62 Schülern und unbekannten Wesen. Interessant an diesem Fall, dass die Schüler selbst heute, fast 30 Jahre nach dem Ereignis, noch immer an dieser Geschichte festhalten. Der wohl bestdokumentierte Ufo Fall ereignete sich Ende 1980 und ging als Rendlesham Forest Zwischenfall in die Geschichte ein. Im Rendlesham Forest befanden sich zwei amerikanische Militärstützpunkte, die (und das wurde erst wesentlich später bekannt) amerikanische Atomwaffen lagerten. Über drei Tage kam es zu mehreren Sichtungen und auch einer Nahbegegnung zwischen Mitarbeitern des amerikanischen Militärs und einem unbekannten Flugobjekt.

Grundsätzlich verneinten die USA die Existenz von Ufos. Durch den Freedom of Information Act gelang es vielen Forschern entgegen den offiziellen Behauptungen zu beweisen, dass die USA sich seit den fünfziger Jahren trotz zahlreicher Dementi mit Ufos beschäftigten. Als vor einigen Monaten ein Video geleakt wurde, dass auf das Jahr 2004 zurück geht und zeigt, wie ein Kampfjet ein Tik Tak förmiges Ufo jagt, änderte sich die amerikanische Politik. Immer mehr Politiker forderten einen offenen Umgang mit der Ufo Thematik und der Preisgabe möglichen Geheimwissens. Es wurde eine Sonderkommission ins Leben gerufen und seither arbeiten amerikanische Behörden offiziell an der Untersuchung des Ufo Phänomens. Erstmals gab das Militär zu, Objekte im Luftraum zu beobachten, die über Flugeigenschaften verfügen, die weit über das hinausgehen, was wir von Menschen erschaffenen Objekten kennen.

Es gibt unzählige weitere Fälle (auch außerhalb der USA), wo die konventionellen Erklärungsansätze mindestens ebenso unbefriedigend sind wie übernatürliche Hypothesen. Oftmals stehen diese Fälle in Verbindung mit Orten, an denen Nuklearwaffen gelagert werden. Allein das sollte schon zu denken geben und dabei spielt es keinerlei Rolle, ob es sich bei Ufos um Außerirdische, feindliche Geheimdienste oder möglicherweise eine ganz andere Erklärung handelt. Ich für meinen Teil habe keine Ahnung, um was es sich bei den oftmals skurrilen Objekten handelt, doch ich bin der Meinung, dass die Nationen dieser Welt wissen sollten, was in ihrem Luftraum geschieht und wir sollten hier ergebnisoffen sein.

Was die aktuellen Ereignisse in den USA betrifft, so glaube ich an herkömmliche Spionage. Aber wer weiß, vielleicht werden wir ja doch noch überrascht.

Gastbeitrag von „Der Raucher“.

Wer im deutschen Polittwitter unterwegs ist, kennt ihn, den Raucher.
Seit 2020 stellt er sich dort aktiv gegen ein Weiter-so in der Politik und glaubt an eine politische Veränderung, die vom Volk ausgeht. Durch verschiedene Lebenserfahrungen wurde er zu einem Verfechter der liberalen Idee und der Eigenverantwortung.

Wenn Sie selbst einen Gastbeitrag veröffentlichen wollen – hier sind alle Infos dazu.

 

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.