Anfrage an die NDR Pressestelle hinsichtlich des Beitrags „Transfeindlichkeit als Kulturkampf“

Hier dokumentiere ich meine Anfrage an die Pressestelle des NDR vom 12. Januar 2023 hinsichtlich des Faktenfinder Beitrags „Transfeindlichkeit als Kulturkampf“.

In einer Anmerkung unten im Text ist auch erklärt, warum ich diese Anfrage gestellt habe.

Sehr geehrte Frau Louwien,

hinsichtlich des Beitrags Gezielte Falschbehauptungen: Transfeindlichkeit als „Kulturkampf“ auf tagesschau.de habe ich folgende Fragen:

Herr Patrick Gensing, einer der beiden Autoren des Artikels, ist von dem behandelten Thema persönlich betroffen, da sein Sohn transsexuell ist (Transgender: Patrick Gensings Tochter ist jetzt sein Sohn | NOZ).

  1. Warum wurde ein Autor beteiligt, der möglicherweise durch persönliche Betroffenheit nicht unvoreingenommen bei diesem sensiblen Thema ist?
  2. Warum wurde im Sinne der Transparenz auf diesen möglichen Interessenkonflikt nicht hingewiesen?

In Erwartung Ihrer Antwort verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,

Severin Tatarczyk

Das Presseteam des NDR hat taggleich geantwortet:

Sehr geehrter Herr Tatarczyk,

die Redaktion erfasst keine privaten familiären Informationen von Mitarbeitenden.

Das entspricht weder unserer Rechts- noch unserer journalistischen Auffassung.

Mit freundlichem Gruß

Ihre NDR Presse und Kommunikation

Anmerkung

Hierzu möchte ich folgendes anmerken:

Allein schon der Begriff „Faktenfinder“, „Faktencheck“ etc. vermittelt den Eindruck größtmöglicher Objektivität. Diese größtmögliche Objektivität kann in Fällen, in denen man so unmittelbar betroffen ist, wie hier Herr Patrick Gensing, beeinträchtigt sein. Dies muss freilich nicht der Fall sein und auf der anderen Seite kann persönliche Betroffenheit auch ganz andere Einblicke in ein Thema ermöglichen – auch auf rein faktischer und sachlicher Ebene.

So kann ich mich als trockener Alkoholiker mit vielen Erfahrungen in Hinblick auf Sucht und Entzugsversuche dazu ganz anders äußern, als dies jemand ohne Erfahrung mit der Alkoholkrankheit tun kann.

Äußert man sich aber umfassend zu einem Thema, bei dem eine persönliche Betroffenheit gegeben ist, sollte aus Gründen der Transparenz darauf hingewiesen werden, um den Empfänger eine Einordnung zu ermöglichen.

Zudem hat Herr Gensing sich immer wieder offen zur Geschichte seines Sohnes geäußert, z.B. in dem oben verlinkten Artikel der NOZ, den er auch auf twitter angesprochen hat. Für diese Offenheit zolle ich ihm auch größten Respekt, da ich aus persönlicher Erfahrung weiß, wie schwer es ist, mit gesellschaftlich noch nicht voll anerkannten Themen an die Öffentlichkeit zu gehen. Das ändert dann aber nichts an dem von mir angesprochenen Transparenzgebot.

Die Illustration wurde mit der Midjourney AI erstellt.

 

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