Angela Merkel LXXXIX

Angela Merkel LXXXIX.

Anfang Januar 2007 erreichte der russisch-belarussische Energiestreit eine weitere Eskalationsstufe. Nachdem Russland in diesem Zusammenhang am 9. Januar 2007 die Erdöllieferung nach Westeuropa über die Družba-Pipeline gestoppt hatte, gab es in den folgenden Tagen in Europa und insbesondere in Deutschland eine rege Diskussion über die Verlässlichkeit Russland als Energiepartner sowie einen Ausstieg aus dem Atomausstieg.

So schreibt seinerzeit der Tagesspiegel:

Selbstverständlich muss über eine längere Nutzung der Kernenergie offen geredet werden. Zumindest ist die Festlegung von und das Festhalten an Ausstiegsterminen fahrlässig, solange nicht klar ist, was stattdessen wann und in welcher Menge kommt – ohne dass neue Abhängigkeiten geschaffen werden.

Und die Presse freut sich, dass Merkel Russland kritisiert. So kommentiert das Handelsblatt:

Endlich! Ein wenig wie ein Befreiungsschlag aus dem Zangengriff von Vorgänger Gerhard Schröder klingen die neuen Töne von Bundeskanzlerin Angela Merkel an die Adresse des Kremls. Vorbei sind offenbar die Zeiten, in denen Wladimir Putin zum lupenreinen Demokraten geadelt wurde, ohne dass er sich um einen rechtsstaatlichen Wandel in seiner Heimat verdient gemacht hätte. Merkels Kritik am unabgesprochenen Vorgehen Moskaus, dem Drehen am Ölhahn, ist angebrachter. Denn so wie Weißrussland im aktuellen Ölstreit behandelt man weder Nachbarn noch die EU.

Prophetisch erscheinen die Worte der Ulmer Südwestpresse an diesem Tag:

So wie Putin heute Weißrussland und seinen unbotmäßigen Präsidenten abstraft, so würde er eines Tages auch versuchen, uns mit Energieentzug zu erpressen, wenn ihm die Richtung nicht passt. Deshalb kann es nur eine Devise geben: Die Abhängigkeit von diesem unsicheren Kantonisten muss so gering wie möglich bleiben. Auch die Abhängigkeit von Uranimporten und von einer funktionierenden Endlagerung des Atommülls ist nicht unproblematischer, als die vom Öl oder Gas.

Auch wenn damals die Erkenntnis vielleicht da war – später handelte Angela Merkel anders, wie wir heute wissen.

Karikatur mit Midjourney erstellt.

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