Ein paar schnelle Gedanken zu KI generierten Bildern

Meine Mutter war als Künstlerin nicht ganz unerfolgreich, mein Bruder hat ihr Talent geerbt und zeichnete während seiner Schulzeit oft Comics, ist seitdem aber nicht mehr künstlerisch aktiv. Ich selbst bin diesbezüglich leider absolut talentfrei und komme zeichnerisch über Figuren auf Strichmännchen-Niveau leider nicht hinaus.

Ich muss zugeben, dass ich darunter immer ein bisschen gelitten habe, da ich immer wieder Ideen für Zeichnungen und Bilder hatte, aber daran scheiterte, diese in die Tat umzusetzen. Und so mussten dann z.B. hier im Blog mittelmäßige Stockphotos als Illustration herhalten, denn für individuelle Illustrationen aus Künstlerhand fehlt hier einfach das Budget – so viele Besucher sind es dann doch nicht und mein Blog ist eigentlich nicht mehr als ein Hobby. Glücklich war ich damit nie, doch was sollte ich machen.

Ja, und dann kam Midjourney AI, eine künstliche Intelligenz, die aus einfachen Textbeschreibungen Bilder generiert. Inzwischen lasse ich für nahezu alle neuen Beiträge passende Illustrationen durch einen Text2Image KI illustrieren, einige Beispiele finden Sie in dieser Übersicht.

Die Entwicklungen, die sich hier in wenigen Wochen getan haben, sind atemberaubend. Midjourney orientiert sich natürlich an Stilen bekannter und nicht so bekannter Künstler, entwickelt aber zusehends seine eigene Handschrift, wenn man das will. Das ist übrigens auch nichts anderes als bei menschlichen Künstlern, die durch Kollegen, die Natur und andere Eindrücke inspiriert werden, Man kann das problematisieren, führt dann aber letztlich nur eine Ablenkungsdebatte.

Ebenso wie bei der Frage, ob durch eine KI erstellte Bilder Kunst sind oder nicht, was wohl in erster Linie davon abhängt, wie man Kunst definiert. Und am Ende kommt es darauf mE auch gar nicht an. Mithilfe von KI generierte Bilder sind in vielen Fällen schon gut genug, als Ersatz für von Menschen erstellte Werke und teilweise auch schon als Ersatz für Fotos zu dienen, wie hier in bei meinem Rezept für Korianderpesto. Die Fragen, ob das Kunst ist oder nicht, ob die KI wirklich kreativ ist oder nur Kreativität simuliert, kann man diskutieren, aber sie werden am Ende am Ergebnis nicht viel ändern:

KI generierte Illustrationen werden in vielen Bereichen von Menschen gezeichnete Bilder ersetzen.

Ein bisschen ist es wie beim Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm, bei dem die Lobby der Musiker den Untergang der Kultur des Abendlands beschwor. Das Plakat „Tonfilm ist Kitsch, Tonfilm ist Einseitigkeit, Tonfilm ist wirtschaftlicher und geistiger Mord – Lehnt den Tonfilm ab!“ ist für mich symptomatisch für den vergeblichen Kampf gegen eine unaufhaltsame Entwicklung:

tonfilm-ist-kitsch

Ob damals die Kino-Musiker, früher die Weber, vor einigen Jahren die Anbieter von ISDN Karten, jetzt die Übersetzer oder eben Grafiker und Illustratoren: manche Bereiche werden durch die technische Entwicklungen eben disruptiv verändert.

Statt einen aussichtslosen Rückzugskampf zu führen ist es bei solchen Entwicklungen immer besser, sich den Herausforderungen zu stellen und diese für sich selbst zu nutzen. Ein erfahrener Grafiker wird mithilfe einer KI vielleicht ganz andere und bessere Ergebnisse erzielen können als ein Laie wie ich. Ein Künstler kann gemeinsam mit einer künstlichen Intelligenz Kunstwerke schaffen, wie wir sie uns vielleicht noch gar nicht vorstellen können. Und in manchen Bereichen wird menschlicher individueller Stil einem KI generierten Werk vorgezogen werden.

Ich bin mir zwar auf der einen Seite sicher, dass Blogs, Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Geschäftsberichte, Bedienungsanleitungen etc. in einer sehr nahen Zukunft überwiegend mit von Computern generierten Illustrationen bestückt werden. Aber eben nur überwiegend – menschliche Kreativität und Individualität wird manchmal noch unersetzlich oder gewünscht sein. Und noch sicherer bin ich mir, dass wir auch in vielen Jahren noch ausdrucksstarke Kunstwerke von menschlichen Künstlern bewundern werden. Genau so, wie wir rund 100 Jahre nach der Einführung des Tonfilms noch in Opern und Konzerte gehen, bei denen echte Menschen die Musik live spielen.

Statt immer nur das Negative und die Risiken bei neuen Entwicklungen zu sehen und sie abzulehnen, ja zu bekämpfen, sollten wir sehen, welche Chancen sie uns bringen.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.