Koriander – warum ihn viele so verachten

Das Wanzenkraut – gedisst seit 1600

Koriander, die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn – und das scheint schon immer so gewesen zu sein, denn auch das Wörterbuch der Gebrüder Grimm kennt die Begriffe „Wanzenkraut“ und „Wanzendille“, denn einige finden, dass Koriander wie zerriebene Stinkwanzen riecht. Sogar das Wort Koriander selbst sei laut „Oxford Companion to Food“ vom griechischen Wort für Bettwanze abgeleitet.

Koriander, der im östlichen Mittelmeerraum beheimatet ist, war in der europäischen Küche des Mittelalters sehr beliebt. Frisch, getrocknet und auch seine Samen. Gedisst wurde er dann aber ab ca. 1600, als mittelalterliche Gerichte aus der Mode kamen. Aus dieser Zeit stammen auch Bezeichnungen wie Wanzenkraut.

Wie Wanzen schmeckt er aber eigentlich gar nicht. Und die meisten, die ihn ablehnen, beschreiben den Geschmack als seifig. Und so wundert es auch nicht, dass eine nicht so seltene Bezeichnung für ihn „Seifenkraut“ ist.

Die Gene sind schuld

Das ist sogar plausibel, denn in Koriander kommen Aldehyde vor, die auch sich auch in Seifen und Lotionen finden – und auch in den Sekreten einiger Insekten! In Versuchen, in denen man Probanden an diesen Aldehyden riechen ließ, meinten einige, sie röchen korianderartig, andere beschrieben sie als seifig.

Wie der Geruch empfunden wird, ist bei vielen Menschen wohl von der genetischen Veranlagung abhängig. Das legen – übrigens oft zitierte – Studien von Charles J. Wysocki vom Monell Chemical Senses Center in Philadelphia nahe. Eine Studie zeigt auch Unterschiede in der Vorliebe zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen: 21 % der Ostasiaten, 17 % der Kaukasier und 14 % der Menschen afrikanischer Abstammung äußerten in dieser eine Abneigung gegen Koriander, aber nur 7 % der Südasiaten, 4 % der Hispanoamerikaner und 3 % der Personen aus dem Nahen Osten. Schlüssel scheint das Gen OR6A2 zu sein, das einen Rezeptor kodiert, der sehr empfindlich auf Aldehydchemikalien reagiert.

Korianderphobie abbauen

Möglicherweise ist es mit der Abneigung gegen Koriander auch ähnlich wie z.B. bei Arachnophobie, die bei einigen Menschen stärker ausgeprägt ist, als bei anderen. Das genetische Erbe der Korianderphobiker will sie von potentiell giftigen Insekten oder Pflanzen bewahren: passen Geruch und Geschmack nicht zu einer vertrauten Lebensmittelerfahrung, sondern erinnern an giftige Seife Chemie oder eklige Insekten, wirkt das dann eben abschreckend.

Wie die Angst vor Spinnen können sich viele Menschen aber auch die Abneigung gegen Koriander abtrainieren. Am besten funktioniert das in kleinen Dosen und wenn der Koriander fein zerteilt wird, da dann die als unangenehm empfundenen Aldehyde schneller verfliegen. Ideal sind dazu Korianderpestos, die besonders mild an den Geschmack heranführen. Hier haben wir ein klassisches Rezept zum Selbermachen, man kann aber auch fertige z.B. bei Amazon erwerben.

Der oben abgebildete Koriander ist nie gewachsen, er wurde mit der Dall-E KI generiert.

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