Was das eigentliche Problem beim twitter Shadowban, aka Visibility Filter, ist und was Elon Musk jetzt ändern will

tl;wr: Es ist notwendig, dass ein soziales Netzwerk von der Größe twitters Inhalte und Nutzer auch nach Qualität priorisiert und filtert. Das muss aber möglichst transparent und nach klaren Regeln geschehen. 

Dass es einen Shadowban – das Beschneiden der Reichweite eines Nutzers auf der Plattform, ohne dass dieser darüber informiert wird – gibt, wurde von twitter Nutzern und Beobachtern seit 2018 vermutet, wurde im Gegenzug von twitter aber immer bestritten.

Die Diskussion darüber wurde aber so intensiv, dass sich Vijaya Gadde, seinerzeit Leiterin der Abteilung Recht, Politik und Vertrauen bei twitter, bemüßigt fühlte, einen Blogbeitrag dazu zu schreiben. Was dort zwischen den Zeilen deutlich wird, ist der Umstand, dass es natürlich eine Gewichtung gibt, wie tweets in der eigenen Timeline erscheinen und priorisiert werden. Das ist auch keine Überraschung, vielmehr eine Notwendigkeit, damit eine so großes soziales Netzwerk mit so vielen Nutzern und Inhalten wie twitter brauchbar wird und bleibt.

Die entscheidende Aussage in ihrem Artikel ist aber: „We do not shadow ban.“ Und sie führte auch weiter aus: „And we certainly don’t shadow ban based on political viewpoints or ideology.“

Durch Teil Zwei der twitter files wurde jetzt aber deutlich, dass es ein solches willkürliches und intransparentes Vorgehen gab. Twitter intern wurde es zwar nicht „Shadow Ban“, sondern „Visibility Filter“ genannt, der Effekt ist freilich der gleiche.

Bari Weiss führt einige Beispiele aus, in denen es zu solchen Eingriffen kam. Einige halte ich für falsch, andere kann ich nicht beurteilen, wieder andere sehe ich im Sinne der inhaltlichen Plattformgesundheit als notwendig an. Mir ist auch klar, dass andere diese jeweiligen Maßnahmen anders beurteilen werden, deswegen gehe ich auch nicht detailliert darauf ein, welche ich für richtig und welche ich für falsch halte.

Darum geht es aber gar nicht: Entscheidend ist, dass ein Nutzer, dessen Reichweite auf einer Plattform einschneidend eingeschränkt wird, über diese Maßnahme informiert wird, damit er sein Verhalten ändern oder konkret gegen die Maßnahme vorgehen kann, so er diese für ungerechtfertigt hält. Und dementsprechend müssen Maßnahmen auch auf klaren, nachvollziehbaren Regeln beruhen. Beides war auf twitter nicht immer der Fall, besonders in den Fällen des „Visibility Filter“

Aus Nutzersicht ist es aber wichtig, dass er weiß, an welche Regeln er sich genau halten soll und welche Konsequenzen Verstöße haben. Und hier hat twitter Vertrauen verloren.

Die Aufdeckung und Aufarbeitung der Twitter Files ist ein wichtiger Schritt, dieses Vertrauen in twitter wiederherzustellen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch diese Maßnahme, die Elon Musk angekündigt hat:

Twitter is working on a software update that will show your true account status, so you know clearly if you’ve been shadowbanned, the reason why and how to appeal.

Dieser Schritt würde jedenfalls viele Unsicherheiten beseitigen und für bessere Konversation auf twitter führen.

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