London Bridge is down: Was passiert, wenn die Queen stirbt?

Die Queen ist tot, Charles ist König, seine Geschwister küssen seine Hand als Bekundung der Treue.

Auf den trauernden Sohn, aber besonders auch auf Sir Edward Young, den Privatsekretär der Königin, kommen nach ihrem Tod arbeitsreiche Stunden und Tage zu. Als erster wird sich Young mit der Premierministerin in Verbindung setzen und ihr die Worte „London Bridge is down“ übermitteln, das Codewort für das Ableben der Königin. Als nächstes wird wohl das Außenministerium informiert, das die Commonwealth Länder über den Todesfall in Kenntnis setzen wird.

Erst dann wird die Information an die Medien erfolgen, wobei in der heutigen Zeit fraglich ist, ob das Ereignis nicht vorher in einer Form geleaked wird. Wahrscheinlich wird so oder so twitter das Medium sein, über das die Welt die erste Todesnachricht zur Kenntnis nehmen wird. Und während die Medien offiziell informiert werden, wird ein Lakai in Trauerkleidung aus einer Tür des Buckingham Palastes treten und einen schwarz umrandeten Zettel mit der Todesnachricht an die Pforte heften, die Website wird denselben Text auf dunklem Hintergrund anzeigen,. Die Flaggen werden auf Halbmast gehisst.

Die „London Bridge“ Pläne sind aufwendig. Und am aufwendigsten sind sie für den Fall, dass die Queen – wie es jetzt der Fall war – in Balmoral stirbt. Der Guardian berichtet in seinem hervorragenden Artikel über die Abläufe nach dem Tod der Queen, dass in diesem Fall diverse schottische Ritualen durchgeführt werden. Die Königin wird dann in ihrem kleinsten Palast, Holyroodhouse in Edinburgh, aufgebahrt werden, wo sie traditionell von der königlichen Bogenschützenkompanie bewacht wird. Anschließend wird der Sarg die Royal Mile hinauf zur St. Giles’s Kathedrale getragen, wo ein Empfang stattfindet, bevor er am Bahnhof Waverley in den Royal Train gebracht wird, der die Ostküste entlang nach London fahren wird. An den Bahnübergängen und auf den Bahnsteigen entlang der Strecke werden Menschenmengen erwartet, die Blumen auf den vorbeifahrenden Zug werfen.

Danach soll die tote Queen in den Thronsaal des Buckingham Palace zurückkehren. Dort stehen ein Altar, das Bahrtuch, die königliche Standarte und vier Grenadiergarden, die ihre Bärenfellmützen schräg halten und ihre Gewehre auf den Boden richten werden.

Am Tag D+1, dem Tag nach dem Tod der Königin, werden die Fahnen wieder gehisst, und voraussichtlich um 11 Uhr wird Charles offiziell zum König proklamiert werden. Um 16.30 Uhr folgt dann schon eine erste Audienz von Premier und Kabinett. Der Codename für seine Inthronisierung lautet übrigens „Spring Tide“

Seine erste große Aufgabe wird es dann sein, den Ablauf der Trauerfeier gemeinsam mit dem Herzog von Norfolk, der traditionell dafür zuständig ist, im Detail zu planen. Auch wenn die Tradition und die Queen selbst viele Abläufe schon festgelegt haben, bleiben genug Fragen, viele davon von großer Bedeutung. Zum Beispiel die, ob Charles automatisch Staatsoberhaupt in den Ländern wird, in denen es die Queen war? Das ist nicht in allen Fällen klar und hat große Auswirkungen, auch aufs Protokoll. Dazu ein ohnehin schwieriges außenpolitisches Umfeld – zu beneiden ist der nicht mehr so junge neue König nicht…  Je nachdem, wie er sich entscheidet, kann es vom hier dargelegten Plan also Abweichungen geben.

An D-2 erreicht der Sarg der Queen den Buckingham-Palast und wird dort aufgebahrt.

Charles beginnt an D3 eine Reise durch das Vereinigte Königreich (Schottland, Wales, Nordirland) und kommt an D4 im Hillsborough Castle in Nordirland an. Er wird dort Trauerbekundungen entgegenzunehmen und einen Gottesdienst in Belfast zu besuchen.

An D5, also am 13. September, wird der Sarg der Queen in einer großen Prozession durch London nach Westminster überführt. Es findet ein Gedenkgottesdienst statt.

Von Day 6 bis 9 wird die Königin in der Westminster Hall aufgebahrt. Die Bürger können sich von ihrer alten Monarchin verabschieden. Derweil wird der Ablauf des Staatsbegräbnisses geprobt.

An D10 findet schließlich das Staatsbegräbnis in der Westminster Abbey statt, das der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, leitet. Eine Prozession wird zur St. George’s Chapel auf Schloss Windsor führen, wo dann die eigentliche Beisetzung erfolgt.

Der Tag wird ein nationaler Feiertag und „Tag der Trauer“ sein, mittags z.B. wird es landesweit zwei Schweigeminuten geben.

Wenn Sie sich auf dem Laufenden halten wollen, haben wir hier einige…

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Die Illustration oben wurde von der Midjourney AI erstellt und zeigt ein an Balmoral angelehntes Schloss.

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