Meinung: „Menschen mit Gebärmutter“ – gut gemeint, aber auch nicht durchdacht

Menschen mit Gebärmutter

Immer wieder liest man inzwischen den Begriff „Menschen mit Gebärmutter“, wenn es um Frauen und andere Menschen geht, die Kinder kriegen bekommen können.

So schrieb der SPD Bundestagsabgeordnete Dr. Karamba Diaby auf twitter:

Ärzt:innen, die über Schwangerschaftsabbrüche informieren, werden bisher durch das „Werbeverbot“ kriminalisiert. Das ist absurd & deshalb streichen wir §219a! Wir stärken die Selbstbestimmung von Menschen mit Gebärmutter & rehabilitieren alle, die wegen #219a verurteilt wurden.

Auf den Begriff „Menschen mit Gebärmutter“ gab es wieder viel mehr oder weniger sachliche Kritik, warum er nicht einfach Frauen schreibe. Diaby antwortet darauf:

Meine Wortwahl hat teils für Unverständnis gesorgt. Zur Erklärung: Nicht alle Menschen, die gebären können, sind Frauen. Auch trans Männer & non-binäre Personen können schwanger sein. Frauen sind hier also nicht ausgeschlossen sondern andere betroffene Gruppen wurden inkludiert.

Warum auch „Menschen mit Gebärmutter“ nicht wirklich korrekt ist

Das ist gut gemeint und soll eine wissenschaftliche Objektivität vorgaukeln – es sollen eben genau alle Menschen angesprochen werden, die schwanger werden können. Mit der Formulierung „Wir stärken die Selbstbestimmung von Frauen…“ – um beim obigen Beispiel zu bleiben – würden diese ausgeschlossen.

Wirklich korrekt ist „Menschen mit Gebärmutter“ allerdings nicht.

Dies gilt allein schon, da nicht jeder Mensch mit Gebärmutter schwanger werden kann, z.B. wenn er die Menopause durchlebt hat, wenn eine Ovarektomie durchgeführt werden musste oder andere Anomalien vorliegen –  anerkennen will und muss ich in dem Kontext freilich, dass die gleichen Bedenken zusätzlich auch auf den Begriff Frau zutreffen.

Auf der anderen Seite ist es zudem auch möglich, dass auch Menschen ohne eigene Gebärmutter schwanger werden können, z.B. über eine jetzt schon mögliche Transplantation oder in Zukunft wohl auch über eine künstliche Gebärmutter, vielleicht sogar außerhalb des eigenen Körpers. Sicher, das sind sehr seltene und eher theoretische Einzelfälle, aber die Zahl der schwangeren Transmänner oder nicht binärer Personen ist im Gegenzug auch nicht besonders groß.

Neben diesen reichen faktischen Überlegungen begegnet der Begriff „Menschen mit Gebärmutter“ auch insoweit Bedenken, dass sich von ihm viele Frauen hinsichtlich ihrer Sichtbarkeit als Frauen in der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen. Anderen wiederum kommt er künstlich, oberlehrerhaft oder provozierend vor.

Es zeigt sich jedenfalls, dass gut gemeint nicht unbedingt gut gemacht ist.

Was könnte man stattdessen sagen? – Die beste Antwort ist ganz einfach

Dass der Begriff „Frauen“ als Alternative für „Menschen mit Gebärmutter“  im konkreten Fall, also der Debatte um Abtreibung, aus der Sicht progressiv denkender Menschen zu kurz greift, haben wir ja schon dargelegt – und es ist sogar nachvollziehbar. Und so gibt es unter Diabys tweet sehr viele Vorschläge, was man sonst schreiben könne: „Frauen, Trans- und nicht binäre Menschen“, FLINTA und viele mehr. Den Formulierungen ist aber gemeinsam, dass sie wie „Menschen mit Gebärmutter“ alle sehr konstruiert wirken.

Die einfachste Alternative, die niemanden ausschließt und alle mitnimmt, ist allerdings sehr naheliegend, denn Abtreibung ist in diesem Kontext nur für eine Gruppe ein Thema: Schwangere. Und so hätte Herr Diaby einfach schreiben können:

Wir stärken die Selbstbestimmung von Schwangeren.

 

 

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