Die Gästin ist der weibliche Gast – und viele meinen, das Wort sei eine Neuschöpfung. Tatsächlich erwähnen es auch die Gebrüder Grimm in ihrem Wörterbuch:
GÄSTIN, gastin, f. weiblicher gast, wenig gebraucht, doch schon ahd. kestîn hospita Graff 4, 269, ziemlich oft mhd. gestinne, gestîn; s. dazu gast 11 in weiblichem gebrauch….
gastin ohne umlaut wird neuerdings gebraucht von schauspielerinnen u. ä. die auf gastspiel kommen.
Auch in älteren Texten und nicht einmal so alten Texten findet man die Gästin manchmal, so beginnt Kurt Tucholskys Text „Klavierspiel nach dem Essen“ aus dem Jahr 1927 mit dem Satz: „Manchmal, nach dem Essen, setzt sich ein Gast oder eine Gästin hin und spielt etwas auf dem Pianino.“
Und Daniel Caspar von Lohenstein schreibt 1690 in „Großmütiger Feldherr Arminius“: „Was für übele Nachrede wirst du nicht nur dir / sondern allen deutschen Frauenzimmern auf den Hals ziehen / wenn die Ausländer erfahren werden: daß die tugendhafte Ismene ihrer Gästin keuscher Liebe Eintrag gethan habe?“
Das nachweislich über 330 Jahre alte Wort erlebt nunmehr also allenfalls eine Renaissance im Zuge des Trends zu einer geschlechterbetonteren Sprache.