Was bedeutet mauscheln – und darf man das überhaupt noch sagen?

Mauscheln ist ein Verb und heißt, dass man mit jemanden in undurchsichtiger Weise Vereinbarungen aushandelt.

Im Vordergrund steht dabei, dass der gesamte Vorgang für Dritte nicht einsehbar oder verständlich ist. Außerdem kann mauscheln heißen, dass man beim Kartenspiel betrügt, wird in diesem Sinne m.E. aber heutzutage nur noch seltener verwendet.

Inzwischen wird das Wort von vielen als unpassend empfunden, komme es doch ursprünglich von „Mauschel“, einem alten Spottnamen für Juden. Dieser kommt von Moses, wie der Name in bestimmten jüdischen Dialekten ausgesprochen wird. So schreibt auch das Wörterbuch der – übrigens für ihren Antisemitismus bekannten – Gebrüder Grimm:

MAUSCHELN, verb. wie ein schacherjude verfahren; im handeln: bair. täuscheln und mäuscheln, sich mit heimlichen und unerlaubten geschäftchen abgeben. Schm. 1, 1680 Fromm.

Das stützt ja zunächst den problematischen Ursprung des Worts. Die Grimms weisen bei dem Eintrag dann aber noch ausdrücklich auf folgendes hin:

vergl. jedoch dazu muscheln

Hierzu liest man dann bei ihnen:

MUSCHELN, verb – undeutlich reden: alem. muscheln, auch muschen, dumpfe, undeutliche töne hören lassen. Stalder
vergl. dazu die interj. musch sp. 2730; in Vorarlberg muschla, abseits stille und dumpf murmeln, besonders um von andern nicht verstanden zu werden. Frommann 3, 300; übergehend in den begriff des heimlichen thuns: hessisch muscheln, heimlich, besonders aber betrügerisch verfahren, zumal im kartenspiel Vilmar 277; in Leipzig muscheln, betrügen beim karten mischen, geben u. s. w. Albrecht 173b; in Norddüringen muschele, heimlich etwas thun, besonders betrügerisch verfahren. Kleemann 14b; was sich dann wieder mit mauscheln sp. 1820 berührt. anderswo heiszt es musseln: so niederd., leise reden, murmeln, flüstern. brem. wb. 3, 209; ostfries. musseln, flüstern, zischeln, leise und heimlich mit einander reden, heimlichkeiten treiben u. s. w. ten Doornkaat-Koolman 2, 632b; norddüringisch wiederum mit etwas anderem begriff, mussele, heimlich herumsuchen, besonders in den kleidern, dann auch sich viel mit kleinigkeiten beschäftigen Kleemann 14b, und allen angeführten formen gehen wieder zur seite nuscheln und nüscheln, nuseln, nüseln, nusseln, nüsseln th. 7, 1009. 1010.

Muscheln kommt möglicherweise von „mischen“, aber auch die Verbindung zu nuscheln ist offensichtlich, ebenso die Berührungspunkte zum „mauscheln“.

Auch folgendes Zitat von Heinrich Heine zeigt, dass mauscheln nicht unbedingt antisemtisch gewesen ist:

Was wir nämlich in Norddeutschland Mauscheln nennen, ist nichts anders als die eigentliche Frankfurter Landessprache, und sie wird von der unbeschnittenen Population ebenso vortrefflich gesprochen wie von der beschnittenen.

So oder so: Mauscheln lässt sich auf einen ursprünglich antisemitischen Ursprung zurückführen, aber eben nicht nur. Und dass es einmal auch judenfeindlich gemeint gewesen ist, dürfte keinem der Verwender mehr klar sein – Sprache verändert sich eben.

Insoweit dürften alles in allem gegen die Verwendung des Wortes Mauscheln heute keine Bedenken mehr bestehen.

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