Meinung: Mal wieder was zu Xavier Naidoo. Oder: RTL und die Scheinheiligkeit

Gut fünf Jahre ist es her, dass ich mich zu Xavier Naidoo geäußert habe. Damals wollte der NDR, dass er als Kandidat für Deutschland beim ESC auftreten sollte, was ich aufgrund seiner Nähe zu fragwürdigen Kreisen und Positionen klar abgelehnt habe. Jemand mit solchen Standpunkten ist als breiter künstlerischer Botschafter Deutschlands in diesem künstlerischen Kontext nicht tragbar.

Naidoo ist – wie viele Künstler – eine komplexe Persönlichkeit. Und seine teilweise deutlichen und drastischen politischen Äußerungen sind wahrlich nichts neues. Schon 1999 bezeichnete er sich in einem Interview mit dem Musikexpress als „Rassist, aber ohne Ansehen der Hautfarbe“. Er deutet immer wieder eine jüdisch-kapitalistische Weltverschwörung an, geht von 9/11 als Inside Job aus und bezeichnet Deutschland in bester Reichsbürger Tradition als besetztes Land. Auf der anderen Seite engagiert er sich für Menschen in Not und seine Heimatstadt Mannheim. Seine Qualitäten als Sänger und Musiker sollten außer der Diskussion stehen, ohne dass ich diese hier bewerten will.

Jetzt ist er wieder in den Schlagzeilen – wegen eines Videos, in dem er im Sprechgesang unter anderem  in Zusammenhang mit Flüchtlingen meint „Doch Hauptsache es ist politisch korrekt, auch wenn Ihr daran verreckt.“ Den gesamten Text habe ich hier dokumentiert. Auf twitter schlagen die Wogen hoch. Auch wenn es natürlich Stimmen gibt, die ihm Recht geben, wird er nun überwiegend als „Nazi Rassist“ bezeichnet.

Klar auch, dass RTL sich jetzt dazu äußert, immerhin sitzt Naidoo bei dem Kölner Sender in der DSDS Jury. Über twitter wird jedenfalls mitgeteilt:

1. Wir distanzieren uns von jeglicher Form von Rassismus
2. Auch wir sind irritiert von dem aufgetauchten Video
3. Wir erwarten klare Antworten von Xavier
#Naidoo

Und das ist zumindest scheinheilig. Denn Naidoos Positionen sind seit 1999 öffentlich, 2015 wurde anlässlich der angesprochenen ESC Nominierung breit darüber diskutiert, u.a. in Stern und Spiegel, aber auch in der internationalen Presse. Zahlreiche Links aus der Zeit habe ich ebenfalls hier dokumentiert.

RTL hat Naidoo also in voller Kenntnis seiner Positionen und Standpunkte als Jury Mitglied berufen.

Jetzt überrascht und irritiert zu sein, ist zumindest scheinheilig.

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