Meinung: Warum ich die #FreeAmthor Kampagne erbärmlich finde

Philipp Amthor wurde 1992 geboren, ist seit 2008 Mitglied der CDU und sitzt für diese seit 2017 im Deutschen Bundestag.

Er wirkt – besonders vom Auftreten her – älter als er ist, vertritt teilweise sehr konservative Positionen, scheint manchmal etwas aus der Zeit gefallen. Dabei ist er ein schlagfertiger Redner, meinungsstark, intelligent. Irgendwie ist er damit ein Gegenentwurf zur nur wenig jüngeren Luisa Neubauer.

Das Browser Ballett hat nun eine Aktion FREE AMTHOR in die Welt gesetzt, zu der u.a. eine Petition auf change.org gehört:

Er ist erst 26!

Der Abgeordnete Philipp Amthor wird mutmaßlich gegen seinen Willen von der CDU festgehalten. Die Beweislage ist erdrückend, doch der Rechtsstaat schweigt. Den Wählern wird das abenteuerliche Märchen verkauft, ein junger Mann unter 30 vertrete Positionen einer Partei, die konsequent Politik gegen die Interessen von jungen Menschen unter 30 Macht. Das ist absurd.

§ 234 StGB
„Wer sich einer anderen Person mit Gewalt, durch Drohung mit einem empfindlichen Übel oder durch List bemächtigt, um sie in hilfloser Lage auszusetzen, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft.“

Wir fordern von der CDU eine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Bislang schweigt die Partei und mit jedem Tag wird das Schweigen lauter. Diese Partei schreibt sich Freiheit auf die Fahnen. Freiheit, die für Philipp Amthor nicht gilt.

Helfen Sie uns.

Dazu gibt es dann auch noch ein auch über extra3 verbreitetes Video und viele tweets. Ob man all dies nun lustig finden soll oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen.

Ich finde diese Aktion jedenfalls erbärmlich.

Zuvorderst aufgrund des Spruchs „Gefangener der CDU seit 2008“. Bei mir hat dies gleich Assoziationen an das Foto des entführten Schleyer mit dem Schild „Seit 31 Tagen Gefangener der RAF“ geweckt. Vielleicht bin ich hier etwas übersensibel – viele auf twitter hatten keinen Verständnis für meine Empörung – doch verbinde ich mit Schleyer und gerade seiner Entführung einige Erinnerungen. Jüngere mögen diese Parallele vielleicht so nicht erkennen – ausweislich einer von mir initiierten Umfrage wird dies auch kontrovers beurteilt. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass das Browser Ballett genau wusste was es da tat und finde es eben geschmacklos.

Auch finde ich es grundsätzlich erbärmlich, sich über Amthor in dieser Form lustig zu machen. Unbestritten bietet er Angriffsflächen. Und auch ich bin mit vielen seiner Positionen nicht einverstanden. Aber wenn es einer aus nicht ganz einfachen Familienverhältnissen mit noch nicht ganz 25 in den Bundestag schafft, spricht das für ihn. Und wer ihm vorwirft, nichts für die junge Generation zu tun, sollte sich mal näher mit seine politischen Positionen auseinandersetzen. Unvergessen allein schon seine AfD-Gegenrede im Bundestag.

Um es zusammenzufassen: Ich finde diese Aktion aus einigen Gründen platt, erbärmlich, nicht lustig, geschmacklos, inhaltsleer und auch nicht zielführend.

Dennoch: #FreeAmthor ist Satire. Satire darf letztlich alles. Sie sollte mE sogar mehr dürfen, als unsere Gesetze und Rechtsprechung in einigen Fällen erlauben. Und so bin ich der letzte, der hier nach dem Zensor schreit.

Aber erbärmlich finden darf ich #FreeAmthor auch. Das ist meine Meinungsfreiheit.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.