#Toblerone – oder: warum ich die Halal Zertifizierung für falsch halte (zu viel Aufregung darüber aber auch)

 

Toblerone jetzt offiziell halal – der Shitstorm

Das, womit ich schon seit einigen Tagen gerechnet habe, ist passiert:

#Toblerone trendet bei twitter.

Hintergrund ist, dass der Hersteller die Schweizer Schokolade als „Halal“ zertifizieren ließ. Geändert hat sich übrigens nichts, sie wurde schon immer so produziert, dass es in Einklang mit den muslimischen Ernährungsvorschriften steht. Nochmal zum Mitschreiben: keine Änderung des Rezepts. Die Toblerone schmeckt wie immer und man wird durch den Verzehr als Nebenwirkung auch nicht spontan „Allahu Akbar“ rufen. Soweit so gut. Die reflexhafte Empörung rechter Kreise in den sozialen Medien kann ich also nicht so ganz nachempfinden, insbesondere, da diese – um es harmlos auszudrücken – irrationale Züge annimmt.

Dennoch halte ich den Schritt des Herstellers für falsch.

Natürlich ist mir klar, dass man sich damit eine Vergrößerung der Zielgruppe erhofft. Allerdings konnte ich bei Besuchen in Istanbul und den VAE beobachten, dass Toblerone dort schon gerne gekauft wurde, bevor sie zertifiziert war. Und ein befreundeter, auf die Ernährungsvorschriften achtender, Muslim meinte zu mir, er schaue halt immer auf die Inhaltsstoffe, dann wisse er schon, was er essen könne. Klar, durch die Zertifizierung kann er sich jetzt auch sicher sein, dass in der Fabrik kein Schweinefleisch und kein Alkohol verarbeitet werden. Aber wie immer sollte man ja auch nicht mit eigenen Erfahrungen argumentieren und was weiß ich schon von Schokoladenvertrieb.

Viele Religionen haben Nahrungstabus und entsprechende Regelungen. Besonders ausgeprägt sind diese im Islam und im Judentum, weniger stark bei den Christen. An eine Sache halte sogar ich als katholischer Atheist mich – ich versuche, in der Fastenzeit wie vorgesehen nur an Sonntagen Fleisch zu essen. Das ist aber meine Privatsache, ich posaune das nicht groß herum und erwarte das auch von keinem anderen.

In einer offenen, aufgeklärten Gesellschaft sollte Religion privat sein, aber es ist ein Grundrecht, diese ausleben zu können. Dazu gehört wohl auch, dass man sich informieren kann, welche Lebensmittel man essen darf und welche nicht, wenn einem Ernährungsvorschriften wichtig sind. Insoweit ist mE gegen eine Information seitens der Hersteller nichts einzuwenden. „Toblerone enthält keinen Alkohol und außer Milch keine tierischen Produkte und wird unter Einhaltung höchster Hygienestandards in einem Betrieb hergestellt, in dem auch kein Alkohol und keine anderen tierischen Produkte verarbeitet werden.“ – und alles ist gut.

Das Problem ist die Zertifizierung

Das Problem liegt für mich in der Zertifizierung. Wie gesagt, es ist das gute Recht von Mondelez, diese vornehmen zu lassen.

Persönlich finde ich aber, dass ein privates Unternehmen damit religiöse Vorschriften, die man durchaus kritisch hinterfragen sollte – Stichwort Schächten -, eine zu große Bedeutung beimisst und diese faktisch normalisiert. So entsteht ggf. ein Druck auf andere Firmen, ebenfalls so vorzugehen. Und Fleisch von geschächteten Tieren würde ich gerne vermeiden.

Wirklich problematisch finde ich jedoch, dass viele der Organisationen, die entsprechende Zertifizierungen vornehmen, der Finanzierung durchaus fragwürdiger Gruppen dienen, z.B. der Muslimbruderschaft. Sprich: wer seine Produkte halal zertifizieren lässt, finanziert damit ggf. radikale Kreise. Ich habe jedenfalls eine Anfrage an Mondelez gestellt, wer die Zertifizierung vorgenommen hat – ich bin gespannt und werde berichten.

An meinem Toblerone Konsum wird sich jedenfalls so oder so nichts ändern – ich mag nämlich Schokolade gar nicht so gerne.

Disclaimer – zur Einordnung

Eines möchte noch klarstellen: Ich bin Katholik. Und auch wenn mich an der katholischen Kirche einiges stört, bin ich überzeugter Katholik, bezahle jeden Monat viel zu viel Kirchensteuer, aber würde nie austreten. Gleichzeitig bin ich überzeugter Atheist und kann nicht nachvollziehen, wie man an die Existenz eines höheren Wesens glauben kann, das ordnend auf diesen Planeten eingreift und auf die peinliche Einhaltung von Ernährungsvorschriften achtet. Andere – im Vergleich zu uns Menschen – höhere Wesen halte ich im übrigen nicht für ganz ausgeschlossen. Aber das ist eigentlich ein anderes Thema. Das mag jetzt alles verstörend klingen. Ich finde nur, dass Sie das alles wissen sollten, um die vorstehenden Zeilen vielleicht ein bisschen besser einordnen zu können.

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