Gedicht: The castled crag of Drachenfels

drachenfels-byron

The castle crag of Drachenfels
Frowns o’er the wide and winding Rhine,
Whose breast of waters broadly swells
Between the banks that bear the vine,
And hills all rich with blossom’d trees,
And fields which promise corn and wine,
And scatter’d cities crowning these,
Whose far white walls along them shine,
Have strew’d a scene, which I should see
With double joy wert thou with me.

And peasant girls, with deep blue eyes,
And hands which offer early flowers,
Walk smiling o’er this paradise;
Above, the frequent feudal towers
Through green leaves lift their walls of gray;
And many a rock which steeply lowers,
And noble arch in proud decay,
Look o’er the vale of vintage-bowers;
But one thing want these banks of Rhine,
– Thy gentle hand to clasp in mine!

I send the lilies given to me;
Though long before thy hand they touch,
I know that they must wither’d be,
But yet reject them not as such;
For I have cherish’d them as dear,
Because they yet may meet thine eye,
And guide thy soul to mine even here,
When thou behold’st them drooping nigh,
And know’st them gather’d by the Rhine,
And offer’d from my heart to thine!

The river nobly foams and flows,
The charm of this enchanted ground,
And all its thousand turns disclose
Some fresher beauty varying round:
The haughtiest breast its wish might bound
Through life to dwell delighted here;
Nor could on earth a spot be found
To nature and to me so dear,
Could thy dear eyes in following mine
Still sweeten more these banks of Rhine!

Das Gedicht verfasste der britische George Gordon Byron (Lord Byron). Er erblickte den Drachenfels am 11. Mai 1816, als er auf dem Weg von London an den Genfer See war. In dem Gedicht verarbeitet er die Liebe zu seiner Halbschwester Augusta Leigh.

Die deutsche Übersetzung ist von August Mommsen und entstand 1885:

Der turmgekrönte Drachenfels

Weit droht ins offne Rheingefild
Der turmgekrönte Drachenstein;
Die breite Brust der Wasser schwillt
An Ufern hin, bekränzt vom Wein,
Und Hügeln, reich an Blüt’ und Frucht
Und Au’n, wo Traub’ und Korn gedeihn,
Und Städten, die an jeder Bucht
Schimmern im hellen Sonnenschein:
Ein Zauberbild! – Doch fänd’ ich hier
Zwiefache Lust, wärst du bei mir!

Und manche holde Bäuerin
Mit Frühlingsblumen in der Hand
Geht lächelnd durch das Eden hin;
Hoch oben blickt vom Felsenrand
Durch grünes Laub das Räubernest,
Und manches Riff mit schroffer Wand
Und kühnen Bogens stolzer Rest
Schaut weit hinaus ins Vaterland;
Nur eines fehlt dem schönen Rhein:
– Dein Händedruck, – ich bin allein!

Die Lilien, welche ich empfing,
Send’ ich zum Gruße dir ins Haus:
Wenn auch ihr Duft und Schmelz verging,
Verschmähe nicht den welken Strauß!
Ich hielt ihn hoch, ich weiß es ja,
Wann deine Augen bald ihn sehn,
Dann ist mir deine Seele nah‘:
Gesenkten Hauptes wird er stehn
Und sprechen: Von dem Tal des Rheins
Schickt diesen Gruß sein Herz an dein’s.

Der stolze Strom erbraust und fließt,
Der schönen Sagen Zaubergrund;
In tausend Windungen erschließt
Sich neue Schönheit, reich und bunt;
Wer wünschte nicht mit Herz und Mund
Ein Leben lang zu rasten hier?
Kein Raum wär’ auf dem Erdenrund
So teuer der Natur und mir,
Wenn deine lieben Augen nur
Noch holder machten Strom und Flur.

Bild: Dieses Bild ist unter der digitalen ID ppmsca.00835 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress abrufbar.

4 Antworten auf „Gedicht: The castled crag of Drachenfels“

  1. Danke, Held Byron !

    „Ach! zum Erdenglück geboren,
    Hoher Ahnen, großer Kraft,
    Leider früh dir selbst verloren,
    Jugendblüte weggerafft!
    Scharfer Blick, die Welt zu schauen,
    Mitsinn jedem Herzensdrang,
    Liebesglut der besten Frauen
    Und ein eigenster Gesang.

    Doch du ranntest unaufhaltsam
    Frei ins willenlose Netz,
    So entzweitest du gewaltsam
    Dich mit Sitte, mit Gesetz;
    Doch zuletzt das höchste Sinnen
    Gab dem reinen Mut Gewicht,

    Wolltest Herrliches gewinnen,
    Aber es gelang dir nicht.
    Wem gelingt es? – Trübe Frage,
    Der das Schicksal sich vermummt,
    Wenn am unglückseligsten Tage
    Blutend alles Volk verstummt.

    Doch erfrischet neue Lieder,
    Steht nicht länger tief gebeugt:
    Denn der Boden zeugt sie wieder,
    Wie von je er sie gezeugt…“

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