Der scharlachrote Löwe

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Wer an Braunschweig und sein Wappen denkt, denkt

a) zu viel über unwichtige Dinge nach, und
b) an den Löwen.

Logisch, Heinrich war schließlich einer, was also sollte anderes auf dem Schilde dieser ehrbaren Stadt prangen? Der kreuzhässliche Bahnhof oder ein Tigerbaby aus dem Stöckheimer Zoo? Wohl eher nicht. Allerdings geht der rote Löwe auf weißem (beziehungsweise silbernem) Grund wenn überhaupt indirekt auf den alten Heinz zurück. Tatsächlich wurde niemals bewiesen, dass Heinrich einen Löwen in seinem Siegel führte, die Welfenbrut orientiert sich bei der Erstellung des Wappens (wahrscheinlich im ausgehenden 12. Jahrhundert) eher an den Bildchen der englischen und schottischen Nachbarn. Die sehen tatsächlich fast genauso aus, und die Braunschweiger hatten durch Heinrichs Gattin Mathilde von England und weitere inzestuöse Verbindungen kreuz und quer durch die adeligen Betten des Kontinents ja quasi Hausrecht auf der Insel.

Nun ist die Heraldik eine Sache für sich, wo nicht gar eine Wissenschaft, in die vorzugsweise Menschen eintauchen, denen Briefmarken nicht mehr aufregend genug sind. Da es in diesem Feld nur so von Experten wimmelt, ist es gefährlich, eine Interpretation zu wagen.

Sie wird an dieser Stelle trotzdem gewagt. Der Löwe als solcher steht in der Wappenkunde für königliche Würde und Mut. Kann man also grundsätzlich schon mal nichts mit verkehrt machen. Die Haltung des Königs der Tiere (beziehungsweise der Königin, denn es handelt sich augenscheinlich um ein weibliches Exemplar ohne imposante Mähne) auf dem Wappen erinnert ein wenig an Phil Collins, der im Genesis-Video zu „I Can’t Dance“ selbiges eindrucksvoll unter Beweis stellte. Tatsächlich symbolisiert die Verrenkung das Voranschreiten des Löwen, womit eine Orientierung der Stadt gen goldener Zukunft herbeiorakelt werden soll. Okay, hat hier von der Prognose her zumindest besser geklappt als weiland im „tausendjährigen“ Reich, erklärt aber auch nicht, warum die Miezekatze mehr oder weniger aufrecht durchs Leben marschiert.

Auch sind in der Natur rote Löwen eher selten, wahrscheinlich werden sie von ihren Artgenossen schon kurz nach der Geburt als Hexen und Ketzer verbrannt. Die Braunschweiger Variante hat nicht nur die Inquisition überlebt, sondern auch noch so etwas wie ein Modebewusstsein entwickelt. Denn wer genau hinschaut, wird erkennen, dass die Katze schlanker ist als Nicole Richie nach einem Hungerstreik. Zudem schimmern sämtliche Nägel des Raubtieres in einem aparten Schwarz. Grr, Pussy fährt die Krallen aus. Und sie bleckt die weißen Zähne, von denen sie allerdings nur sechs besitzt. Das ist für ein Tier, das in freier Wildbahn Antilopen gerne mal die noch zuckende Bauchdecke aufreißt jetzt nicht so viel. Aber es scheint zu reichen. Warum der Schweif des Tieres wie eine Harfe aussieht, konnte allerdings nie geklärt werden. Vielleicht trinkt das Vieh lieber Guinness als Wolters.

1954 entschlossen sich die Stadtoberen dazu, dem Tierchen ein Facelift zu verpassen und engagierten den Schweizer Grafiker Hermann Eidenbenz, um eine neue Variante zu entwerfen. Eidenbenz hatte sich eh gerade in der Löwenstadt verlaufen, griff zum dicken Filzstift und pauste das Original mehr oder weniger einfach ab. Einzig die Pfoten wurden durch klobige Kochlöffel ersetzt. Wie üblich wurde die minimal Veränderung als große Innovation bejubelt, während sich Eidenbenz über seine Beförderung zum Briefmarken- und Geldscheindesigner freuen durfte. Und so fristet die Löwin ohne Pfoten ihr Dasein als Autoaufkleber und offizielles Dienstsiegel der Stadt Braunschweig.

Ihre jüngeren Cousins und Cousinen (im 16. Jahrhundert entstanden) haben es allerdings nicht besser getroffen. Die sind nämlich die Maskottchen der fünf ursprünglichen Weichbilde, aus denen Braunschweig hervorging. Während die Altstadt mit einem eineiigen Zwilling des Originallöwen aufwartet, trägt der Löwe der Neustadt noch einen Anker mit sich herum. Klar, bis heute spricht man ja von den „alten Seelöwen und Krabbenpulern aus dem hohen Norden der Stadt“. Am Hagenmarkt und Umgebung montierte man dem Löwen stattdessen ein Lenkrad unter die Achseln, was die aufkommende Automobilbranche, Volkswagen und Wolfsburg als solches vorwegnehmen sollte. In dieser Gegend wohnen überdurchschnittlich viele Wahrsager. Ganz schlimm hat es allerdings das Weichbild Altewiek erwischt. Hier sehen wir einem Löwen direkt ins Gesicht, und der Kollege guckt so, als würde ihm ein Tierarzt gerade mit ziemlich grobem Werkzeug das Rektum zunähen. Dagegen ist das Weichbild Sack mit seinem simplen Burglöwen auf dem Sockel fast schon langweilig.

Langweilig sind auch die Wappen der moderneren Stadtteile Braunschweigs, zumindest die meisten. Einzig Dibbesdorf, in deren Signet ein blöder Fisch versucht, aus einem zugemauerten Teich zu hüpfen, und Mascherode, deren Wappen den altbekannten Löwenkopf zeigt, aus dessen Hals allerdings ein Baum wächst, leisten sich ein wenig Humor. Das Leben als Wappen zieht sich über die Jahrhunderte bestimmt wie Kaugummi.

Bild: cc2.0 Lizenz.

Buch des Tages: 23. Februar – Kristus

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Am 23. Februar 1534 gewinnen die Täufer die Wahlen zum Rat der Stadt Münster. Bürgermeister wird Bernd Knipperdolling, der sofort mit dem Aufbau eines radikalen Täuferreichs beginnt, einem apokalyptisch-chiliastischen Regime.

Reformierte und Katholiken werden der Stadt verwiesen, das alte Stadtarchiv wird verbrannt, Polygamie eingeführt. Die Bewegung wird in der Folge immer radikaler. Im Juni endet die Schreckensherrschaft, als Fürstbischof Franz von Waldeck die Stadt zurückerobert.

Robert Schneider hat die Ereignisse in seinem Roman „Kristus“ anschaulich dargestellt.

10 Dinge, die man in Köln gemacht haben sollte – 10 Vorschläge von Katarina

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  1. Fahrradtour zum Bootshaus Alte Liebe in Rodenkirchen.
  2. Riesenschnitzel bei Oma Kleinmann.
  3. Kneipentour durchs Belgische mit anschließendem Absacker (Flimm!).
  4. Mit dem Kioskbesitzer und seinem Stammkunden von Köln schwärmen.
  5. Von der Seilbahn aus den Besuchern der Claudius Therme zuwinken.
  6. Die „Offene Wunde“ im Low Budget besuchen: Bühne, Mikro und 10 Minuten Zeitlimit für Sänger, Comedians, Zauberer etc….
  7. In einer der zahlreichen urigen Veedelskneipen den Kölner Karneval erleben und sich von der Stimmung mitreißen lassen.
  8. Am Fuße des Kölner Doms stehen und staunen.
  9. Im Frühjahr an einen der Veedelsstraßenfeste teilnehmen.
  10. Sich verlieben.

Die Liste hat Katarina Mizik erstellt, die seit fast 10 Jahren in Köln lebt.

In der Reihe “10 Dinge, die man in Köln gemacht haben sollte” werden Orte, Dinge, Veranstaltungen und anderes vorgestellt, die man als Kölner Bürger gemacht haben sollte. Sie richtet sich in erster Linie an Menschen, die in Köln wohnen – aber auch Besucher Kölns finden hier sicher Geheimtipps. Wir freuen uns über weitere Listen – gerne auch aus anderen Städten.

10 Fakten zum 23. Februar

  1. Brunei feiert heute seinen Unabhängigkeitstag. Ebenso ist der Nationalfeiertag von Guyana – der Tag der Republik. Und in Russland, Weißrussland und der Ukraine werden mit dem „Tag der Verteidiger des Vaterlandes“ die Armeen und Soldaten dieser Staaten gewürdigt. Der Feiertag geht auf den „Tag der Sowjetischen Armee und Seestreitkräfte“ zurück, der von Lenin eingeführt wurde, da am 23. Februar 1918 viele Soldaten für die rote Armee eingezogen wurden. Zu Zeiten der Sowjetunion war dies einer der wichtigsten Feiertage des Jahre, der mit großen Militärparaden abgehalten wurde. In Russland ist auch heute noch arbeitsfrei.
    Romana hat heute Namenstag.
  2. Kaiser Diokletian leitet im Jahr 303 Christenverfolgungen im Römischen Reich ein. Er verbietet Gottesdienste und ordnet die Zerstörung von Kirchen und Schriften an; Christen verlieren zudem die Bürgerrechte.
  3. Rudolf Diesel erhält 1892 ein Patent auf ein von ihm entwickeltes „Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen“, heute als Dieselmotor bekannt.
  4. Der erste Rotary Club wird im Jahre 1905 von Paul Percy Harris zusammen mit Silvester Schiele, Gustavus Loehr und Hiram Shorey in Chicago gegründet. Die Rotarier wollen eine „Gemeinschaft von Berufsleuten“ und eine sowohl stabile als auch vielseitige Wertegemeinschaft bilden.
  5. 1945 hissen US-Marines die US-Flagge auf der Vulkaninsel Iwo Jima im Pazifikkrieg – das Stunden später nachgestellte Foto „Raising the Flag on Iwo Jima“ von Joe Rosenthal wird zu einem berühmten Symbolbild.
  6. Der spanische Oberstleutnant Antonio Tejero nimmt 1981 die Abgeordneten des spanischen Parlaments und die Regierung als Geiseln, um die Wahl von Leopoldo Calvo-Sotelo zum Ministerpräsidenten zu verhindern. Er will den Demokratisierungsprozess (Transición) beenden. Gleichzeitig verhängt General Milans del Bosch in Valencia den Ausnahmezustand. Eine Fernsehansprache von König Juan Carlos I. vereitelt den Putsch.
  7. 1982 entscheiden sich die Wähler der autonomen Region Grönland in einer Volksabstimmung für den Austritt aus der Europäischen Gemeinschaft.
  8. 1999 kommt es zur Lawinenkatastrophe von Galtür in Tirol (Österreich), bei der 31 Menschen sterben. Wegen der schlechten Witterungsbedingungen ist der Ort nicht erreichbar und die kleine Gemeinde ist in der ersten Nacht nach dem Lawinenabgang auf sich allein gestellt.
  9. Samuel Pepys wird 1633 geboren.
  10. 1899 kommt Erich Kästner auf die Welt.

Köpfe: Leo Mackie Sr.

Leo Mackie Sr. war ein schwarzer Mann (43), der am 23. Februar 2016 in Oklahoma City (OK) von der Polizei erschossen wurde.

Köpfe: Travis Stevenson

Travis Stevenson war ein hinsichtlich seiner Herkunft nicht erfasster Mann (48), der am 23. Februar 2016 in Baton Rouge (LA) von der Polizei erschossen wurde. Travis Stevenson galt als psychisch verwirrt.

Köpfe: Angel Alan Gleason

Angel Alan Gleason war ein hispanischer Mann (36), der am 23. Februar 2016 in Ripon (CA) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einer Schusswaffe bewaffnet. Er war auf der Flucht.

Köpfe: Alex Buckner

Alex Buckner war ein weißer Mann (26), der am 23. Februar 2016 in Glendale (AZ) von der Polizei erschossen wurde.

Köpfe: Baltazar Ramos

Baltazar Ramos war ein hispanischer Mann (40), der am 23. Februar 2016 in Houston (TX) von der Polizei erschossen wurde.

Dokumentiert: Trump auf twitter – 23. Februar 2016

Der 23. Februar 2016 war ein Dienstag und der 2487. Tag von Donald Trump beim Kurznachrichtendienst twitter. Er schrieb an diesem Tag 29 Tweets, die zusammen insgesamt 155.873 Likes sowie 58.765 Retweets erhielten. Die tweets finden Sie hier bald.