Dokumentiert: Pressestatement von Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Tod von Altbundespräsident Richard von Weizsäcker am 31. Januar 2015 in Berlin

Meine Damen und Herren,

ich bin sehr traurig, vom Tode unseres Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker erfahren zu haben. Ich denke in diesen Stunden in tiefer Anteilnahme an seine Frau, Marianne von Weizsäcker, und an seine Kinder.

Richard von Weizsäcker war eine der wichtigsten und geachtetsten Persönlichkeiten unseres Landes. Über Jahrzehnte hat er seinen hohen Intellekt, seine natürliche Würde, seine große Begabung für die politische Rede in den Dienst unserer Demokratie gestellt – dafür bleiben wir ihm dankbar. Wie er von 1984 bis 1994 sein Amt als Bundespräsident ausgeübt hat, das hat Maßstäbe gesetzt. Er wollte „Orientierung geben“, wie er selbst sagte – und hat diesen selbstgesetzten Anspruch glanzvoll erfüllt.

Wir verdanken Richard von Weizsäcker richtungweisende Reden. Reden, die im In- und Ausland große Wirkung entfaltet haben, weil die Zuhörer spürten, dass hinter den Worten gelebte Werte und hohe persönliche Integrität standen.

Ich denke dabei besonders an seine Ansprache zum 40. Jahrestag des Endes des 2. Weltkriegs am 8. Mai 1985: Er sprach damals von einem „Tag der Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ – eine notwendige klare Aussage, die für unser deutsches Selbstverständnis bedeutend war.

Nicht nur als ehemaligem Regierenden Bürgermeister von Berlin waren die Überwindung der Teilung unseres Landes und Europas sowie die Wiedererlangung der Deutschen Einheit Richard von Weizsäcker ein Herzensanliegen. Ich werde nie seine Ansprache am 3. Oktober 1990 vergessen und meinen inneren Jubel, als er sagte: „So erleben wir den heutigen Tag als Beschenkte. Die Geschichte hat es dieses Mal gut mit uns Deutschen gemeint.“ Richard von Weizsäcker wusste aber auch, dass ein Einheitsvertrag allein noch keine gelungene Einheit machte, sondern, wie er damals sagte, „dass sich das nach dem Verhalten eines jeden von uns richtet, nach unserer eigenen Offenheit und Zuwendung untereinander“- Zitat Ende. Das bleibt wahr und leitet mich bis heute.

Der Tod Richard von Weizsäckers ist ein großer Verlust für Deutschland. Er hat sich um unser Land verdient gemacht. Das werden wir nicht vergessen. Wir werden IHN nicht vergessen und bleiben dankbar, einen solchen Bundespräsidenten, einen solchen Mann an der Spitze unseres Staates gehabt zu haben.

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