Erfahrungsbericht: BMW i3

Wie ist es mit einem Elektroauto in der Praxis? Pascal Zahn, Geschäftsführer von Olimar Reisen, hat sich einen BMW i3 zugelegt und berichtet hier über seine Erfahrungen mit dem Wagen:

Inzwischen bin ich sehr glücklich und zufrieden. Das war anfangs nicht so.

Kam doch mein Auto 4 Monate früher als geplant und mit der Auslieferung war das Problem da: wo sauge ich den Strom!? Meine Garage zu Hause war noch vollgestellt, einen Stromanschluss hatte ich dort auch noch nicht. Mein Parkplatz am Büro hatte logischerweise auch keine Steckdose. Bis also die Elektriker kamen, vergingen knapp zwei Wochen ohne eigene Steckdose. Was tun? Im Büro mit einer Kabeltrommel aus dem 3. OG Strom verlegen. Es half, sah aber unschick aus und war kompliziert. Einmal mussten meine Eltern zu Hause aushelfen, einmal mein Bruder.

Was man anfangs auch nicht weiß: es gibt drei verschiedene Einstellungen zum Tanken „tank super schnell“, „tank schnell“, „tank langsam“. Als ich das herausgefunden habe (dank des BMW-Verkäufers meines Vertrauens) habe ich auf „tank schnell“ umgestellt. Das superschnelle soll wohl (?) die Akku Lebensdauer einschränken und ich hab auch Sorgen mit der häuslichen Strom-Sicherung.

Jetzt fragt man sich: wieso tankt er denn nicht an einer öffentlichen Stromtankstelle!? Tja! Ganz einfach: hier in Köln gibt es sowas so gut wie gar nicht! Logisch, dass ich mich sofort für „ChargeNow“ angemeldet habe. Auch logisch, dass die Anmeldung mit Versand der Mitgliedskarte, die man zum Tanken braucht, eine sehr gute Woche braucht. Drei Monate sind kostenfrei, danach kostet ChargeNow knapp 10€ pro Monat. Ich frage mich nur: wofür? Bisher war ich einmal an einer öffentlichen tanken. Um es mal auszuprobieren. Das war bei den Stadtwerken in Rösrath. Es heißt: in einer halben Stunde kann man 80% der Akkuleistung aufgeladen haben. Mit meinem Modus „tank schnell“ war ich mal 90min an der Steckdose und hatte dann ca 70% Leistung. Das wichtigste aber: was zum Teufel will ich 30 oder 60 oder 90 min bei den Stadtwerken Rösrath machen!? Da ist nichts. Nichts. Also kann man theoretisch nur gelangweilt im Auto warten, bis der Akku aufgeladen ist. Nicht so toll, oder!?

Ich weiß: das ist eine Besonderheit von Köln – verglichen zB mit Aachen ist das hier ein Witz. In Aachen wimmelt es wohl von Elektrotankstellen in der City. Hier nicht. Leider.

Viel spannender ist noch: mit meinem ChargeNow kann ich nicht an allen Elektrotankstellen auftanken – hier in der Umgebung gibt es noch Tankstellen von RWE (man braucht eine Kundenkarte), Tankstellen von Rheinenergie (auch hier muss man erstmal einen Zugang erstellen – man muss Kunde von Rheinenergie sein). Ich finde das absolut kompliziert und das ist für mich der einzige Nachteil, der mich wirklich stört. Wieso kann man nicht an jeder E-Tankstelle mit der Kreditkarte zahlen!? Die Welt ist einfach. Die E-Tankstellen machen sie kompliziert. Hier muss in den nächsten Jahren noch einiges passieren!!

Es heißt, man kann mit dem BMW i3 RE (Range Extender) gut 250km fahren. Das stimmt wohl. Aber bitte dann ohne Heizung (und das bedeutet auch „ohne Gebläse mit angenehm warmer Motorluft“) und bitte bl0ß nicht schneller als 90km/h. Die angepriesene Fahrt „man kommt von Köln nach Frankfurt“ fällt also aus. Wer tuckert schon mit 90km/h Spitzengeschwindigkeit auf der A3 nach Frankfurt!? Ich nicht!

Apropos Spitzengeschwindigkeit. 150 fährt die Kiste. So schnell war ich noch nie. Warum nicht? Irgendwie heizt man mit dem Auto nicht so. Ich meine ich bin mal 140 in Spitze gefahren. Das reicht auch. Kurios: die Reifen sind auf 160 beschränkt. Schön. Aber der Wagen ist bei 150 abgeriegelt. Was soll dann der Aufkleber da!?

Nochmal zurück zur Reichweite. Die 250km schafft man nur mit dem RE. Der Motor springt dann an, wenn die Akkuleistung nur noch 5km her gibt und lädt dann nur den Akku auf. Er ist also nicht für den Antrieb da. Ich hab ihn noch nie beutzt Fahre also bisher komplett mit Strom. Und mit dem Strom kommt man max 130km weit. Auch hier dann wieder: keine Heizung, max. 90km/h, „brav“ fahren. Ich komme so ca drei Tage mit dem Wagen von Refrath in die Innenstadt (15km). Also 6×15 sind 90km. Dann fahre ich aber auch so, wie ich es will. An der Ampel stehend nicht langsam losfahrend, sondern mit Pep. Die Leute sollen sehen, wie schnell so ein Elektroauto abgeht. Ich hatte schon einmal das Vergnügen einen R8 neben mir stehen zu haben. Der war nicht schneller (in der Stadt, bis ca 60km/h).

Ein Nachteil ist die Geräuschkulisse. Nicht für mich als Fahrer, sondern für die anderen Verkehrsteilnehmer. Man hört mich nicht. Entsprechend fahre ich aber auch. Man weiß schon, dass man doppelt so oft auf Fußgänger und Co. achten muss. Die hören einen einfach nicht. Gehen auf die Straße und stellen dann erschreckend fest: ui, da kommt ja ein Auto. Ok, das ist ein Lernprozess. Der wird bestimmt noch viele Jahre dauern…

So, das war mein erster Eindruck. Ach ja: im Schnitt habe ich bisher 16,2 kWh auf 100km verbraucht. Bei ca 28 Cent pro kWh sind das 4,53€ pro 100km. Ein „noramles“ Auto fährt ca 600km pro Tankfüllung, wären bei mir dann also 27€ für einmal Volltanken. Das macht Spaß.

Ja, und was mache ich jetzt, wenn ich mal eine längere Strecke fahren muss? Ganz einfach: ein anderes Auto nehmen. Als BMW i Kunde ist man (wichtig) Gold-Mitglied von Sixt und bekommt Rabatte. Ich musste letzte Woche nach Berlin und hab mir ein Auto aus dem Familienkreis geliehen. Mache ich auch für den kommenden Urlaub in Österreich. Aber mal ehrlich: ich brauche kein Auto mit Reichweite. Dafür habe ich jetzt mit dem Stromer meinen Spaß.

Ach ja: für den BMW i3 RE muss ich 16€ KFZ-Steuer zahlen. Und für alle die es nicht wissen: die 1%-Regelung als Geschäftswagen gilt auch hier, aber man bekommt einen Nachlass, je nachdem wieviel Kapazität der Akku hat. So spare ich gut 10% dieser 1% Regelung (bin also bei knapp 0,9%). Immerhin.

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