Gedicht: Hymnus an die Sonne

Gedicht von Frederic Mistral, Literaturnobelpreisträger von 1904.

Goldne Sonne der Provence,
Wie der Mistral stark und froh,
Die erschöpfet die Durance
Wie ein Glas des Weins der Crau.

Lass dein goldnes Feuer glühen,
Dass die Sorg’, die Schatten fliehen.
Glüh in deines Glanzes Wonne,
Lächle uns, o schöne Sonne!

Bräunt dein Strahl uns auch die Wangen,
Wie vor einer Göttin Thron
Beugt vor deines Glanzes Prangen
Arles sich und Avignon.

Lass dein goldnes Feuer glühen,
Dass die Sorg’, die Schatten fliehen.
Glüh in deines Glanzes Wonne,
Lächle uns, o schöne Sonne!

Selbst die Pappeln, dich zu grüßen
Richten sie sich grader auf
Und der Schwamm zu ihren Füßen
Bei der Distel wächst hinauf.

Lass dein goldnes Feuer glühen,
Dass die Sorg’, die Schatten fliehen.
Glüh in deines Glanzes Wonne,
Lächle uns, o schöne Sonne!

Ist es doch dein strahlend Feuer,
Das in unsern Liedern glüht,
Das die Heimat uns macht teuer,
Aus der Fremd’ uns heimwärts zieht.

Lass dein goldnes Feuer glühen,
Dass die Sorg’, die Schatten fliehen.
Glüh in deines Glanzes Wonne,
Lächle uns, o schöne Sonne!

Denn du bist’s, die lässt erstehen
Jed’ Gedeihn. Du hältst das All.
Wollt’ die Sonn’ uns untergehen,
Käm’ die Welt auch in Verfall.

Lass dein goldnes Feuer glühen,
Dass die Sorg’, die Schatten fliehen.
Glüh in deines Glanzes Wonne,
Lächle uns, o schöne Sonne!
Frederic Mistral

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