Meinung: Warum Großprojekte in Deutschland nicht mehr funktionieren – und die kleinen erst recht nicht


Stuttgart 21, Berliner Flughafen, Elbphilharmonie, neue ICE Züge – irgendwie funktionieren Großprojekte in Deutschland nicht mehr.

In der Zeit, in der wir ein Treppenhaus im Berliner Flughafen bauen, das am Ende ins Leere führt und für viele Millionen begutachtet und umgebaut wird, damit es am Ende dann doch wegen Missachtung der Schrittmaßregel nach DIN EN ISO 14122-3:2002-01 Abschnitt 5.1 wieder abgerissen werden muss, weil der türkische Subunternehmer des rumänischen Subunternehmers des spanischen Subunternehmers von Hochtief sich vermessen hat, bauen die Chinesen einen Großflughafen mit Magnetschwebebahnanschluss. Und noch einen sowie ein Bioforschungszentrum dazu.

Doch nicht nur bei den Großprojekten hakt es. Der Schulneubau in Nymphenburg wird direkt wegen Einsturzgefahr geschlossen, eine Ausstellung im Bilderbuchmuseum Troisdorf kann nicht eröffnen, weil der Schweizer Auftragnehmer Ersatzteile für den Aufzug nicht liefern kann und die Sanierung des Rathauses in Marktleugast ist sowieso ein Debakel.

Warum das so ist? Dann lesen Sie mal weiter.

Hätte es in den 1970er Jahren beim Bau des neuen Feuerwehrgeräteschuppens in Bad Hintertupfling gehakt, hätte Bürgermeister Gschaftlhuber dem Bauunternehmer Hofreiter Sepp bei der mittäglichen Maß im Ochsen gesagt, dass er halt den Auftrag für die neue Kanalisation nicht kriegt, wenn das mit dem Feuerwehrgeräteschuppen nicht klappt. Und der Sepp hätte gesagt: „Passt, Gschaftluber.“ und er hätte sich persönlich um den Feuerwehrgeräteschuppen gekümmert, so dass es am Ende der schönste und beste im ganzen Landkreis Unteres Hupferltal war. Mindestens. Dafür würde dann die Kanalisation ein bisschen teurer werden – auch weil für den Gschaftelhuber auf Steuerzahlers Kosten noch ein Pool im Garten und für dessen Rosi noch ein 02er BMW abfiel, was ja auch gegenseitiges Vertrauen schafft –  aber unterm Strich war es immer noch günstiger, schneller und besser, als wenn es damals schon eine europaweite Vergabe nach EU Recht unter Berücksichtigung von Verordnung Nr. 1336/2013 der EU-Kommission vom 13.12.2013 gehabt hätte. Und weil man im Notfall den Hofreiter Sepp nicht erst verklagen musste, wie heute die International Construction SE. Und weil der Sepp sich nicht getraut hätte, nach dem Kassieren der Anzahlungen seine Heimatgemeinde mit einer halbfertigen Baustelle alleinzulassen und Insolvenz anzumelden. Weil dann hätte er sich nicht mehr in den Schützenverein trauen können – und beim Ochsen hätten sie ihn auch nicht mehr bedient. Scheinselbständige rumänische Leiharbeiter hätte die Firma Hofreiter auch nie eingesetzt, das nur am Rande. Dafür hätte der Edmund mitarbeiten dürfen, der immer gestottert und die Hauptschule nicht geschafft hat. Heutzutage bekommen solche wie der Edmund Hartz IV und verkommen vor dem Flachbildschirm. Aber das ist eine andere Geschichte.

So wie die Bayern früher machen es heute der Parteiobersekretär Hu Zu und der Bauunternehmer Zu Ho in Tianjin. Nur, dass die beim Tee, Quallensuppe und gebratener Ente in Lotussauce zusammensitzen. Den Auftrag für die Schnellzüge geben sie dann lieber auch nicht mehr an die Firma Siemens aus Bayern, weil die einfach zu umständlich ist und zu viel von Compliance redet – die Schnellzüge fahren mit Compliance auch nicht besser.  Nein, so Schnellzüge baut man besser selbst. Und der Herr Zu weiß, dass er sich auf den Herrn Ho verlassen kann. Weil – wenn es mit den Schnellzügen und dem Flughafen nicht funktioniert, kriegt der Herr Ho nicht den Auftrag für den Neubau der U-Bahn.

Jetzt wissen Sie, warum wir in Deutschland nichts mehr auf die Reihe bekommen, der Chinese aber schon. Denken Sie mal drüber nach.

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