Google verkauft Motorola an Lenovo – und gewinnt mit seinem größten Fehler

King waiting at bus stop for bus with destination: Total World Domination. - New Yorker CartoonSo, es ist vorbei – für nicht ganz 3 Milliarden US$ kauft Lenovo Google die Mobile Sparte von Motorola ab. Das Geschäftsfeld mit den Set-Top Boxen wurde schon vor einiger Zeit für 2,35 Milliarden US$ an Arris abgegeben.

Nachdem Motorola 2012 für 12,5 Milliarden von Google gekauft wurde, verbleiben bei den Kaliforniern die meisten Motorola Patente sowie Teile der Forschungsabteilung. Das hat Google sich dann grob 4,25 Milliarden US$ kosten lassen (12,5 Milliarden abzüglich der beiden Verkäufe und dem Motorola Kassenbestand von damals 3 Milliarden US$). Verluste gab es dann noch durch das laufende Geschäft, das dürfte sich aber zumindest zum Teil durch niedrigere Steuerzahlungen kompensiert haben.

Warum Google Motorola gekauft hat, habe ich noch nie verstanden.

Die Glanzzeiten des Smartphone Pioniers waren 2012 schon lange vorbei und die meisten Droids fielen bei den Testern mehr oder weniger durch.  So schrieb The Verge über das Droid Max UltraThe Droid Ultra is among the worst smartphone hardware I’ve EVER seenNo one should ever buy this phone.“ Das dann schon unter Google Führung entwickelte Moto X wurde freundlicher aufgenommen, hat aber nicht nur keine wirklichen Tiefen sondern eben auch keine wirklichen Höhen. Das Motorola Moto G verkauft sich zwar wie geschnitten Brot, das aber auch nur, da es einer der wenigen Androiden um die 170 EUR ist, die nicht ganz so schlimm ruckeln.

Blieben also noch die Patente, die Google in seinen Bilanzen mit etwas über 5 Milliarden US$ ansetzt – wenn sie das denn Wert wären, hätte sich die ganze Transaktion ja auch finanziell gelohnt. Das ist freilich zu bezweifeln, denn bisher haben sich die Motorola Schutzrechte als weitgehend stumpfes Schwert im Patente Krieg entpuppt.

So gesehen gab es also nie vernünftige Gründe für Google, Motorola zu kaufen. Und man könnte sagen, dass sich Google bei seiner größten Fehlentscheidung gegen einen Schrecken ohne Ende und für ein Ende mit Schrecken entschieden hat.

Auf den ersten Blick ist das richtig, auf den zweiten dürfte sich die Entscheidung aber als weiteren starken Schub für Google entscheiden. Zwar hat Google als Marktführer bei den mobilen Betriebssystemen nie einen eigenen Hersteller gebraucht (anders übrigens als Microsoft, die eigene Hardware brauchen, um bei Smartphones überhaupt noch eine Rolle zu spielen), doch ist man freilich auf die Hardware Partner angewiesen.

Mit Lenovo hat Google durch den Motorola Verkauf nun einen der derzeit potentesten Hersteller weiter in sein Lager gezogen und fester an sich gebunden – Lenovo wird voll auf Android setzen, alternative Betriebssysteme werden wir dort allenfalls am Rande sehen. Ähnlich übrigens wie bei Samsung – die Koreaner haben sich jetzt auch noch stärker an Google gebunden und werden Windows Phone und das eigene Tizen nun noch stiefmütterlicher behandeln als bisher.

Google hat seine Position im mobilen Markt mit der gesamten Motorola Transaktion also letztlich weiter gestärkt. Lenovo andererseits wird es mit der ehemaligen Kultmarke leichter haben, seine Smartphones in westlichen Ländern zu vermarkten.

Ob diese enge Bindung an Google für die Hersteller aber langfristig sinnvoll ist, ist jedoch eine ganz andere Frage.

Bild: (c) Allposters

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