Warum Microsoft Windows verschenken sollte

Woman with giftsJa, richtig gelesen. Microsoft sollte alsbald die Windows Lizenzkosten für seine Partner streichen. Jedenfalls für die meisten Versionen im Einsteigerbereich.

Windows Phone – kostenfrei. Windows RT – kostenfrei. Windows 8.1 – kostenfrei. Für Windows RT mit Office, Windows 8.1 mit Office für Tablets, Windows 8.1 Pro und Windows 8.1 Enterprise könnte und sollte Microsoft hingegen weiter Lizenzgebühren in Rechnung stellen.

Denn Microsoft befindet sich an einem Scheidepunkt. Bereits mit den Surface Modellen ist man in Konkurrenz zu seinen bislang wichtigsten Partnern, den PC-Herstellern, getreten. Ein Weg, der entgegen meiner ersten Erwartungen mit der Surface 2 Reihe jetzt weiter beschritten werden soll. Und durch die Übernahme der Phone Sparte von Nokia ist Microsoft schon bald ein echtes Smartphone Mittelgewicht.

Gerade aber Windows Phone ist für die anderen Lizenznehmer wie HTC, Samsung oder auch Huawei damit plötzlich ziemlich uninteressant. Diese müssen Lizenzkosten an Redmond zahlen, was den Microsoft Lumia Smartphones einen Kostenvorteil verschafft. Und auch bei der Entwicklung neuer Geräte hat Microsoft Vorteile, da Hardware und Core Entwicklung des OS aus einem Haus kommen. Würde Microsoft Windows Phone hingegen kostenfrei mit gleichzeitigem „Patentschutz“ an OEMs abgeben, wäre das Betriebssystem für viele Hersteller wieder interessanter – sie könnten sich damit immerhin auch die Lizenzahlungen sparen, die sie derzeit für ihre Android Phones ohnehin an MS leisten müssen. Das Windows Phone Ökosystem würde durch mehr und engagierte Hersteller einen gewaltigen Schub bekommen. Die Gefahr der Fragmentierung der Plattform, die gerade bei Android viele Probleme verursacht, bestünde angesichts der strengeren Vorgaben Microsofts nicht.

Ähnlich im Tablet Markt. Bei den Geräten in der 200 Euro Klasse machen die Windows (RT) Lizenzkosten einen nicht unerheblichen Teil aus. Darum gibt es hier auch faktisch keine Konkurrenz für Android – auch wenn man jetzt verschiedentlich das Surface RT im Ausverkauf in diesen Preisregionen findet (Tipp, dann zugreifen, man bekommt viel Tablet für sein Geld). Würden die Lizenzkosten für RT wegfallen, würde es für viele asiatische LowCost Hersteller interessant, die bisher auf Android setzen. Für RT Versionen mit Office für RT könnte MS dann wieder Lizenzkosten verlangen. Und bei RT Versionen, die ohne Office ausgeliefert werden, könnte der Endkunde es dann für 29,99 EUR aus dem Store nachinstallieren.

Das gleiche Lizenzmodell ließe sich zudem auf die Basis-Version von Windows 8.1 umsetzen, womit dann preiswertere leistungsstärkere Tablets, Hybridnotebooks und klassische Hardware (Notebooks, Desktops) ermöglichen würde. Die größeren Windows Versionen und die Varianten, die direkt mit Office ausgeliefert würden, blieben kostenpflichtig.

Gerade bei der Windows Phone Lizensierun halte ich den Schritt offen gesprochen fast für unabdingbar, wenn MS noch andere OEMs im Boot halten will. Und auch für preisgünstige ARM Tablets sehe ich keinen Weg. Nicht ohne Grund ist ja Microsoft faktisch der einzige Hersteller, der noch auf Windows RT setzt. Mit kostenlosen Lizenzen könnte sich das Bild ändern.

Was würde das MS bedeuten? Zunächst einmal, dass massiv Lizenzeinnahmen wegbrechen. Aber die Hersteller weichen schon jetzt bei günstigen Tablets auf Android aus. Und auch Googles „größeres“ Betriebssystem ChromeOS wird langsam interessanter, so dass auch bei klassischer Hardware Gefahr für Microsofts Marktanteile droht.

Dadurch, dass aber die weiteren Versionen kostenpflichtig blieben, beträgt der Verlust eben nicht 100%. Und die Zahl der Windows Installationen könnte massiv wachsen, was Grundlage für weiteres Wachstum ist. Denn durch mehr Installationen wird das Ökosystem interessanter für Entwickler, das heißt mehr Apps, mehr App-Käufe und damit mehr Umsatz für MS an kostenpflichtigen Apps. Zudem könnte MS selbst neue Umsatzquellen schaffen wie z.B. den Kauf von Office (s.o.) und weiterer kostenpflichtiger MS-Anwendungen direkt aus dem Store oder auch kostenpflichtige Updates auf die größeren Windows Versionen (Pro). Auch das gezielte kostenpflichtige Freischalten einzelner erweiterter Funktionen wäre denkbar. Es ergeben sich damit viel mehr Einnahmemöglichkeiten als in der alten PC Welt.

Microsoft könnte sich somit zwischen Apple und Google positionieren. Einerseits ein einheitliches sicheres Betriebssystem und Ökosystem, wie Apple es bietet, auf der anderen Seite die Hersteller-Freiheit, wie Android sie bietet, aber ohne dass Fragmentierungs-Problem.

Wenn Microsoft den hier vorgeschlagenen Weg jedoch nicht geht, wird es schwierig im Smartphone und Tablet-Sektor.

Bild (c) Allposters

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