Peter Tauber und das Fake-Plakat

Auf facebook echauffierte sich Peter Tauber über ein angebliches Wahlplakat der SPD:

„Alles für Peer, alles für die Partei – Fick Dich Angie“ lautet der Slogan, dazu gibt es den Mittelfinger für die Kanzlerin. Über Geschmack und Niveau lässt sich nun trefflich streiten, mein Fall ist es nicht unbedingt.

Was aber nachdenklich stimmt: Bei der Google Bildersuche ist das Motiv zum Zeitpunkt der Recherche für diesen Artikel (1.10.2012, 8h) noch nicht zu finden. Und dass es aus SPD-nahen Kreisen oder gar von der Partei selbst kommt, darf aus einer Vielzahl von Gründen bezweifelt werden. Übrigens, den dort gezeigten jungen Mann gibt es zwar, die auf seinen Namen lautende dort beworbene Domain aber nicht. Es wäre interessant zu wissen, ob dieser über die Verwendung seines Bildes informiert ist (ich habe ihn diesbezüglich kontaktiert – dazu mehr am Ende des Artikels).

Wie viele der Kommentatoren zum Bild bin ich mir sehr sicher, dass „wohlmeinende“ Aktivisten aus der Jungen Union hier zu Photoshop gegriffen haben und das Motiv Peter Tauber direkt zugespielt haben.

Für den Abgeordneten ist das kein Ruhmesblatt- entweder er weiß, dass es ein Fake-Plakat ist und erweckt bewusst den Eindruck, dass es von der SPD sei oder er greift unreflektiert Falschinformationen auf.

Nachtrag:

Ich habe die abgebildete Person kontaktiert und angefragt, ob ihm die Verwendung des Bildes bekannt war. Er schrieb u.a. dazu:

Mir war das Bild ab Veröffentlichung bekannt, es war aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Es handelt sich um einen Freund, der zufällig in der JU ist, der dieses erstellt hat. Er hat dabei meine volle Rückendeckung gehabt, da ich dieses Bild als nicht ernst gemeint verstehe, da es sich um Satire handelt.

Bemerkenswert bleibt hierbei also tatsächlich, dass Peter Tauber das satirisch gemeinte und nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Plakat veröffentlicht hat, ohne hier weiter nachzufragen.

Nachtrag 2:

Mit Peter Tauber habe ich mich dazu auf twitter ausgetauscht, er selbst schreibt:

@stagerbn ich hab’s in meiner Timeline entdeckt und retweetet. Und ihre Rettungsversuche sind originell. Das muss ich anerkennen.

Hierauf ist zu erwidern, dass ich das „Model“ bis heute morgen nicht kannte und niemanden retten will. Mich ärgert einfach, wie hier offensichtliche Satire unreflektiert falsch verstanden wird oder werden will.

Nachtrag 3:

Das fragliche Bild ist heute morgen auf twitter von einem Mitglied der Jungen Union veröffentlicht worden. Peter Tauber hat es dann wenig später retweetet – und mit etwas Verzögerung dann auch bei facebook eingestellt.

Nachtrag 4:

Die Beteiligten haben sich geeinigt, dass Peter Tauber seinen Pinwand-Eintrag löscht. Ich haben diesen Artikel im Sinne der Persönlichkeitsrechte des Betroffenen anonymisiert.

3 Antworten auf „Peter Tauber und das Fake-Plakat“

  1. Selbst die Piraten sind beim Thema „Quellenangaben“ weiter als Herr Tauber. Aber einen Parteikollegen als Quelle des Fakebildes zu denunzieren ist ja auch nicht die feine Art. Und als selbsternannter Internetprofi müsste er doch wissen: Wer shit säht wird storm ernten.

  2. Danke für diesen anderen Blick auf das Bild. Ich halte mal fest:

    1. XY gibt es wirklich. Das ist gut für ihn. Denn wenn man ihn sich ohne Stinkefinger und mit einem Lächeln vorstellt, dann kann er bestimmt ein netter junger Mann sein. Er ist kein Fake.

    2. Das Plakat ist auch kein Fake. Es ist höchstens ein ganz schlechter Versuch von Ironie. Wie schwierig es ist, bei Ironie – vor allem im Netz – den richtigen Ton zu treffen, haben die Urheber des Plakats bewiesen.

    3. XX ist nicht der Urheber. Er hat es „lediglich“ gepostet. Der Urheber ist ein Juso. Damit ist die Geschichte von dem untergeschobenen Plakat schon mal falsch. Bestärkt wird dies dadurch, dass ich bis dato kein Dimenti von XY gelesen habe.

    4. Jeder weiß, dass es keinen besseren Platz als das Internet gibt, um Dinge „aufzuheben“, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Das war also ein ganz kluger Schachzug von XY.

    5. Er muss also damit leben, dass man ihn fragt, ob er das ernst meint und dass das kein Beitrag zur politischen Kultur ist bzw. war. Wenn er das jetzt mit der Geschichte „hat ein Freund gebastelt, war nur Spaß“ rechtfertigt, dann kann man die Geschichte zu den Akten legen. Ein Ruhmensblatt für ihn ist das nicht.

    6. Für mich klingt die Geschichte wie ein „Rettungsversuch“. Aber Schwamm drüber. Junge Leute schießen mal über das Ziel hinaus. Das ist auch schon dem einen oder anderen JU’ler vorgekommen. Allerdings kommen die meist nicht so glimpflich davon wie XY. Hoffen wir, er hat was draus gelernt.

  3. Festzuhalten ist aus meiner Sicht nach derzeitigem Stand:

    1. Nach Aussage von XY ist er das auf dem Bild und das Motiv wurde mit seinem Wissen und Einverständnis von einem Freund erstellt, der zufällig in der JU ist.
    2. Das „Plakat“ ist als Satire gemeint.
    3. Es wurde über Facebook verbreitet, sollte allerdings nie öffentlich werden.
    4. Es wurde aber öffentlich, denn ein anderes JU Mitglied hat es getwittert.
    Peter Tauber hat es retweetet und zwei Tage später dann auch auf facebook veröffentlicht.

    Es ist mE ziemlich offensichtlich, dass das Plakat satirisch gemeint ist. Mein Fall ist es nicht unbedingt, aber als ziemlich liberaler Mensch denke ich grundsätzlich, dass „Satire alles darf“ und sehe hier keine Grenzen überschritten, die Einschränkungen rechtfertigen würden.

    Mich hat vielmehr gestört, dass Peter Tauber den Eindruck erweckt, dass die SPD oder zumindest die SPD-Ortsgruppe Wanne-Eickel-West mit solchen Motiven offiziell Wahlkampf betreibe. Und wie schon erwähnt, springen auch einige seiner Fans auf diesen Zug auf. Sollte die Einschätzung Taubers ironisch oder sarkastisch gemeint gewesen sein, so ist dies mE nicht zu erkennen und er hat dies bislang auch nicht vorgebracht.

    Ich finde jedoch, dass es kein guter Stil ist, wider besseren Wissens einen falschen Eindruck zu erwecken und so den politischen Gegner zu diskreditieren.

    Was nun XY angeht, scheint ihm die große Öffentlichkeit, die sein Bild nun gefunden hat, nicht ganz recht zu sein. Das Bild sollte nur zwischen Kommilitonen auf facebook kursieren.

    Das Problem ist, dass facebook über zahlreiche Mechanismen verfügt, auf Bilder aufmerksam zu machen und diese zu teilen. Und es ist davon auszugehen, dass jemand, der ein Bild auf facebook veröffentlicht, sein Einverständnis dazu gibt, diese Funktionen zu nutzen.

    Möglicherweise keine Zustimmung wird dazu gegeben, solch ein Bild mittels der rechten Maustaste zu speichern und dann in ganz andere Kanäle zu bringen. Gerade beim Sharing von in sozialen Netzen mehr oder weniger öffentlich publizierten Inhalten ergeben sich also interessante Fragestellungen für ein neues Urheberrecht.

    Damit rechnen, dass sich solche Inhalte aber verbreiten, muss man – gerade bei einem so provokativen Motiv.

    Wenn Peter Tauber nun vorgeworfen wird, das Bild verbreitet zu haben, ohne den Abgebildeten und den oder die Urheber um Erlaubnis gefragt zu haben, so ist diese Frage sicher berechtigt, der Vorgang als solcher aus dem Kontext heraus aber sicher nicht verwunderlich.

    Zudem gibt das Plakat Einblicke in die Diskussionskultur im Netz. Wie weit darf Satire gehen? Inwieweit darf man augenscheinliche Satire aus Eigennutz als wahr verkaufen?

    Doch – und das ist das beste an der ganzen Geschichte – ist drumherum eine doch recht sachliche Diskussion entstanden.

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