Meinung: Kurze Gedanken zum Israel-Gedicht von Grass

Außer mit einigen provokativen Plattitüden habe ich mich bisher noch nicht zu Günter Grass‘ „Gedicht“ „Was gesagt werden muss“ geäußert. Und wer einen langen zusammenhängenden Text dazu erwartet, wird enttäuscht, denn dazu sind intelligentere Menschen berufen, die das auch schon getan haben (wie z.B. Frank Schirrmacher). Stattdessen hier meine Gedanken dazu in kurzen Sätzen:

  1. Wer sagt, dass „etwas gesagt werden muss“, leitet damit provozierende populistische Aussagen ein. Das ist bei Grass nicht anders.
  2. Israel-Kritik von einem ehemaligen SS-Mann ausgerechnet am Gründungstag der SS ist verstörend.
  3. Die israelische Atombombe ist keine Gefahr für den Weltfrieden, sondern hat in den letzten Jahrzenten durch ihre Existenz noch größere Konflikte in der Region erfolgreich verhindert.
  4. Die Behauptung, Israel plane einen atomaren Erstschlag gegen den Iran, ist absurd.
  5. Ein Vergleich Israels mit dem Iran hinsichtlich der Politik und des politischen Systems ist so dumm, dass ich darauf inhaltlich erst gar nicht eingehe.
  6. Die Bezeichnung Ahmadinedschads als „Maulheld“ ist eine gefährliche Vereinfachung. Einer der Schlüssel zum Verständnis der derzeitigen Situation im Iran ist eine Auseinandersetzung mit dessen religiösen Positionen und Ansichten, insbesondere seiner mystisch-apokalyptischen Erwartung der bevorstehenden Erscheinung des 12. Imam.
  7. Teile der Linken sind latent antisemitisch.
  8. Grass macht mit seinem Gedicht Antisemitismus wieder etwas salonfähiger und spült einen braunen Bodensatz in die Mitte der politischen Diskussion.
  9. Die Politik Israels ist in einigen Bereichen – Stichwort Siedlungen – durchaus sehr kritisch zu sehen. Aber genau das spricht Grass nicht an.
  10. Soviel Aufmerksamkeit hat Grass eigentlich gar nicht verdient.

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