Was bedeutet Lücke?

Definition aus dem Adelung

Die Lücke, plur. die -n, ein Wort, welches zu dem Geschlechte der Wörter Loch, lechzen, Lache u.s.f. gehöret, und 1) eigentlich eine jede Öffnung bedeutet, wo es doch nur noch von fehlerhaften Öffnungen, so wohl am Rande, als in der Mitte eines Körpers gebraucht wird, aber nur noch in einigen einzelnen Fällen üblich ist. So werden die ausgebrochenen Stellen an der Schneide eines Messers, welche im Hochdeutschen Scharten heißen, im Oberdeutschen Lücken genannt. Im Niederdeutschen ist Lucke, und im Schwed. Lycka, die Abweichung eines Zaunes von der geraden Linie, eine Einbiegung oder Bug in dem Zaune. Anstatt der R.A. ein Loch auf- das andere zumachen, d.i. Schulden mit Schulden bezahlen, sagt man in einigen Gegenden, eine Lücke auf- die andere zumachen. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, eine fehlerhafte Öffnung, welche in einer Reihe mehrerer Dinge durch die Abwesenheit Eines oder mehrerer derselben entstehet. Eine Lücke in einer Mauer, eine fehlerhafte Öffnung, welche durch Abwesenheit mehrerer Steine entstehet. Die Zahnlücke, die Öffnung in der Reihe Zähne, aus dem Mangel eines Zahnes. Eine Lücke in einer Handschrift, wenn eine Stelle oder ein Wort fehlet. Wenn in einer Reihe Soldaten Ein oder mehrere Mann fehlen, so entstehet eine Lücke. Eine Lücke in einem Bücher-Repositorio, wenn Ein oder mehrere Bücher in der Reihe fehlen. Eine Lücke zumachen, ausfüllen; ehedem die Lücke büßen, S. Büßen. Da sie höreten, daß die Mauren zu Jerusalem zugemacht waren, und daß sie die Lücken angefangen hatten, zu büßen, Nehem. 4, 7. Daher sagt man noch im figürlichen Verstande, die Lücken büßen müssen, die Abwesenheit eines andern ersetzen, seine Stelle vertreten müssen, besonders in einer unangenehmen Sache, und nach einer noch weitern Figur, für einen andern leiden, an dessen Stelle leiden. Eine solche Person wird mit einem zusammen gezogenen Ausdrucke auch wohl ein Lückenbüßer, eine Lückenbüßerinn genannt.

Anm. Bey dem Ottfried Luku, bey dem Willeram Luccho, im Dän. Lucke, bey den heutigen Oberdeutschen die Lucken. Außer den bey Loch schon angeführten Geschlechtsverwandten gehöret, so fern dieses Wort auch den Begriff der Biegung hat, noch hierher, das Isländ. Lyk, eine Krümme, Höhlung, unser flicken und flechten und selbst das Latein. flectere.

 

Sprichwörter

  • Man muss die Lück wider flicken.
    (die Scharte wieder auswetzen)
  • Wer die Lücke im Zaun hat, der hat auch den Schaden.
  • Wer sein lück nicht versehen kan, der soll des Weibs müssig gan.
  • Wer sein Lück nit vertretten kan, der soll sich dern nicht massen an (oder: der soll ein andern dass best thun lan).
    (Allgemeiner Sinn: Man soll sich nicht in Lagen bringen, denen man mit seiner Kraft nicht gewachsen ist. Bei Lehmann in dem Abschnitt, der die Frage zur Ueberschrift hat: »Ob jede Manssperson soll Heyraten.«
  • Ein lucken durch den Zaun machen.
  • Eine Lücke auf-, die ander zumachen. – Sutermeister, 872.
  • Schulden mit neuen Schulden bezahlen.
    Versuram facere. (Seybold, 627.)
  • Vor d‘ Lucke stahn. (Oberösterreich.)
    Etwa in dem Sinne, wie etwas vertuschen, vertreten, den Sündenbock machen.
  • Einem die lucken verzeunen. – Nigrinus.

Schimpfwort

Bei Lücke handelt es sich auch um ein selten in Deutschland gebräuchliches Schimpfwort. Es beginnt mit dem Anfangsbuchstaben L und hat 5 Zeichen. Meist wird es für jemanden verwendet, der nicht besonders schlau ist oder wenig Wissen hat:

Der Arne ist eine wandelnde Lücke.

Spitzname

Spitzname für jemanden, der eine Zahnlücke etc. hat.

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