Köpfe: Eric van Reid

Eric van Reid war ein hinsichtlich seiner Herkunft nicht erfasster Mann (50), der am 31. März 2009 in Queens (NY) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einem Messer bewaffnet.

Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel auf der sechsten Nationalen Maritimen Konferenz am 30. März 2009 in Rostock

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Herr Sellering,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Frau Parlamentarische Staatssekretärin, liebe Dagmar Wöhrl,
Herr Wirtschaftsminister,
sehr geehrte Vertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern und
vor allen Dingen der maritimen Wirtschaft,
werte Gäste!

Ich freue mich natürlich, wieder einmal auf einer Maritimen Konferenz zu sein. Ich freue mich auch, dass sie diesmal im Lande Mecklenburg-Vorpommern stattfindet, in Rostock. Das freut mich ganz besonders, weil auch mein Wahlkreis von der maritimen Wirtschaft geprägt ist. Deshalb verfolge ich die Entwicklung dieses Wirtschaftsgebietes natürlich mit besonderem Engagement und Herzklopfen.

Dagmar Wöhrl hat eben darauf hingewiesen, was in dieser Woche alles ansteht. Ihr Blick ist aber nicht bis zum Juli geschweift, wenn das G8-Treffen in Italien stattfinden wird. Es soll nämlich dieses Jahr zum ersten Mal auf einem Schiff stattfinden – ein Beitrag der maritimen Wirtschaft. Das Schiff ist noch im Bau und soll erst kurz vor unserer Anreise fertig werden. Schauen wir mal, ob wir an einer Übernachtung auf einem Schlauchboot vorbeikommen werden.

Seit der Premiere im Jahr 2000 in Emden hat sich die Nationale Maritime Konferenz zu einem wichtigen und eigentlich gar nicht mehr wegzudenkenden Dialogforum von Wirtschaft, Wissenschaft, Gewerkschaften und Politik entwickelt. Zweifelsohne hat sie in diesen Jahren dazu beigetragen, dass die maritime Wirtschaft in Deutschland sich sehr viel stärker als prägendes Wirtschaftselement versteht und Wege gefunden hat, die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu meistern.

Die Tatsache, dass es in der Bundesregierung eine wirtschaftliche Koordinatorin für den maritimen Bereich gibt, hat sich ausgesprochen bewährt. Ich möchte Dagmar Wöhrl ganz herzlich dafür danken, dass sie diese Arbeit gerade in diesen Zeiten mit so viel Leidenschaft und mit so viel Augenmerk durchführt und immer den Dingen nachgeht, damit sie auf den Punkt gebracht werden.

Jeder Wirtschaftszweig hängt natürlich sehr stark mit dem Weltwirtschaftswachstum zusammen. Das gilt für die maritime Wirtschaft in einer ganz besonderen Weise. Die maritime Wirtschaft hat in den letzten Jahren wirklich in einer Boomphase gelebt. Das galt für die Schiffbauindustrie, für die Zulieferer, die Reeder, die Häfen, die meerestechnische Industrie und die Offshore-Windindustrie. Dabei können wir sagen: Deutschland zählt in allen Bereichen zu den Besten in der Welt. Darauf können wir stolz sein.

Von der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise wird die Situation der maritimen Wirtschaft natürlich sehr beeinflusst. Ich möchte Ihnen ganz herzlich dafür danken, dass Sie, die Sie in diesem Saal sind und Beratungen in den letzten Stunden durchgeführt haben, immer wieder deutlich gemacht haben, dass Sie auch in dieser schwierigen Situation alles daransetzen werden, die Herausforderungen, die jetzt vor uns liegen und die Sie zum Teil schon hautnah erreicht haben, zu meistern, und dass Sie den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern immer wieder gemeinsam versuchen, konstruktive Lösungen zu finden.

Ich möchte hier gleich zu Beginn sagen, dass die Bundesregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten dazu bereit ist, dies zu unterstützen und zu flankieren. Auf dieser Basis setzen wir alles daran, diese Krise nicht nur irgendwie zu durchleben, sondern stärker aus ihr herauszukommen, als wir in sie hineingegangen sind. Wir wollen Brücken bauen, um durch diese Krise zu kommen.

Sie alle erleben es jeden Tag: Die Werften sind mit einer zunehmenden Zahl von Stornierungen von Schiffsneubauten konfrontiert; zum Teil leider auch mit Stornierungen bei Schiffen, die schon im Bau sind. Die Reedereien müssen mit sinkenden Frachtraten und mit einer stillliegenden Tonnage in Höhe von zehn Prozent der Handelsflotte umgehen. Wir müssen ganz einfach sagen: Wenn man sich Beschreibungen anhört, wie man den Schiffen auf der Elbe in Hamburg schon ansieht, dass sie mit weniger Ladung in den Hafen einlaufen oder aus ihm herauskommen, und weiß, was da früher transportiert werden konnte, dann rührt das die Herzen schon richtig an. Das zeigt sich auch in den sinkenden Umsatzzahlen der Häfen. Auch davon kann jeder von Ihnen ein Lied singen.

Aber wir haben charakteristische Stärken. Und diese Stärken wollen wir bewahren. Zu den Stärken der deutschen Werften und ihrer Zulieferer zählen zum Beispiel die technologische Kompetenz und die Fähigkeit zur Innovation. Wir bedienen – das haben Sie in den letzten Jahren immer wieder gezeigt; das können wir auch heute zeigen – eben nicht den Weltmarkt für Schiffe von der Stange, sondern wir fertigen in hohem Maße Spezialschiffe, die hohen und höchsten technologischen Ansprüchen genügen. Dahinter steht immer auch das Know-how von hochqualifizierten Ingenieuren und Arbeitskräften, gerade auch in den mittelständischen Werften. Wir sagen heute voller Stolz – der Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern wird mir zustimmen, genauso wie die der anderen Küstenländer: Das ist das beste Kapital, das die Küstenregionen in Deutschland haben.

In den Orderbüchern der Werften stehen jetzt etwa gut 160 Schiffe. Das ist ein beachtlicher Auftragsbestand. Er sichert die Auslastung auch noch für eine längere Zeit. Aber wir wissen auch, dass es Werften gibt, deren Auftragsbestand nur noch für wenige Monate reicht, und dass sogar Insolvenzen angemeldet werden mussten.

Deshalb versucht die Bundesregierung, Unterstützung zu geben. Sie haben darüber sicherlich schon gesprochen. Wir haben befristete Änderungen zur Optimierung der Hermes-Deckung beschlossen. Dabei versuchen wir, den Anliegen des Schiffbaus mit der Erhöhung der Obergrenzen bei den Avalgarantien besonders entgegenzukommen. Der maximale Kreditbetrag pro Exporteur wurde, befristet bis Ende 2010, von 80 Millionen Euro auf 300 Millionen Euro erhöht. Im Einzelfall kann auch darüber hinausgegangen werden. Wir haben das gemeinsam mit Dagmar Wöhrl natürlich ganz bewusst gemacht – eine adäquate Reaktion auf diese Krise.

Wir wollen mit den Förderprogrammen „Innovativer Schiffbau“ und „Schiffbau und Meerestechnik“ natürlich die Innovationsfähigkeiten der Werften verbessern. Wir haben dazu in den letzten Jahren insgesamt 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Wir haben die Instrumente zur Festzinsfinanzierung im Schiffbau flexibilisiert. Ich glaube, das hat sich sehr bewährt. Die Anträge auf CIRR-Finanzierungen – die Abkürzung CIRR kennt inzwischen jeder in der Bundesregierung, egal ob er sich mit Schiffbau beschäftigt oder nicht; ob jeder sagen kann, dass das „Commercial Interest Reference Rate“ heißt, weiß ich nicht – waren ja bisher vor Abschluss des Schiffbauvertrags zu stellen. Weil wir diese akuten Schwierigkeiten bekommen haben, auch bei Schiffen, die schon sozusagen im Bau waren, haben wir jetzt die Möglichkeit eröffnet, dass solche Anträge auch teilweise rückwirkend für bereits abgeschlossene Schiffbauverträge gestellt werden können.

Wir haben entschieden, seitens der Bundesregierung einen weiteren Beitrag zur Verbesserung der augenblicklichen Lage zu leisten, indem wir ein neues Einsatzversorgungsschiff und ein Mehrzweckschiff für die Bundesmarine bestellen. – Die Marine ist hier ja auch vertreten und ein treuer Freund der maritimen Fähigkeiten der Bundesrepublik Deutschland. – Das ist immerhin ein Auftragsvolumen von 400 Millionen Euro. Das wirkt natürlich auch stabilisierend.

Wir wissen bei all diesen Maßnahmen: Politik allein kann die Werften nicht durch diese Krise lotsen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass das Vertrauen der Geschäftspartner im maritimen Cluster gestärkt wird. Wir haben jetzt ein Stück weit die Probe aufs Exempel, ob das Vertrauen von Geschäftspartnern zueinander, das wir über gute Jahre aufgebaut haben, auch in der Krise ein wenig trägt. Das erfordert natürlich nicht zuletzt stabile Vertragsbeziehungen zwischen Reedern, die ja die Aufträge geben, und Werften als Lieferanten.

Ich weiß, dass die weltweite Krise gerade die Reeder mit besonderer Härte trifft. Aber wir können auch sagen: Die Schifffahrt hat von den zurückliegenden Aufschwungphasen profitiert. Deshalb geht sie jetzt eigentlich aus einer intakten Position in diese schwierige Zeit hinein. Deshalb kann ich hier nicht mehr tun, als noch einmal die Bitte zu äußern, dass noch einmal genau überlegt wird, bevor ein verbindlich erteilter Auftrag für einen Schiffsneubau storniert wird, und dass die starke Ausgangsbasis genutzt wird, auch wenn ich natürlich weiß, dass gerade die Finanzierungsgrundlagen durch die internationale Bankenkrise in erheblichem Maße erschüttert wurden.

Wir können stolz darauf sein, dass die deutschen Reeder in der Containerschifffahrt international mit großem Vorsprung die Spitzenposition halten. Wir können immerhin sagen – was wahrscheinlich viele in Deutschland gar nicht wissen –, dass die deutsche Handelsflotte die drittgrößte weltweit ist. Sie verfügt – das muss man sich noch einmal auf der Zunge zergehen lassen – über 35 Prozent der globalen Kapazitäten an Containerschiffen. Wir wollen, dass das so bleibt. Deswegen werden wir die Schifffahrt aktiv unterstützen. Wir setzen natürlich darauf, dass der Welthandel wieder in Gang kommt, und wir werden alles tun, um dazu einen Beitrag zu leisten. Ich komme später noch darauf zurück, was international vor uns liegt.

Wir stehen zu den Vereinbarungen, die zwischen Bund, Küstenländern, Wirtschaft und Gewerkschaften im Rahmen des Maritimen Bündnisses getroffen wurden. Das heißt für uns konkret: Die Tonnagesteuer und der Lohnsteuereinbehalt werden beibehalten. Beides leistet einen wichtigen Beitrag zum Bestand der deutschen Handelsflotte, die ja 2008 immerhin erstmals wieder 500 Handelsschiffe zählte. Das allerdings ist auch das Mindestziel, das gerade um einige wenige Schiffe übertroffen wurde. Ich appelliere deshalb an die Reeder, bei den Rückflaggungen nicht nachzulassen.

Wir sind sehr froh – und ich bitte Sie herzlich, das in diesem Jahr, soweit Sie irgendwie können, beizubehalten –, dass sich die Zahl der Auszubildenden sehr positiv entwickelt hat. Sie hat sich mit rund 830 Auszubildenden seit Beginn des Maritimen Bündnisses deutlich erhöht. Es ist in diesen Zeiten absolut wichtig, dass die jungen Menschen aus den Küstenregionen in ihrer Heimat eine Perspektive für ihr Leben haben. In ein paar Jahren wird das große Problem in Deutschland sein – das ist heute schon absehbar –, dass wir Auszubildende händeringend suchen werden. Deshalb meine Bitte: Denken Sie an die jungen Leute. Es ist eine riesige Chance für sie, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Ein dualer Ausbildungsplatz ist so schnell durch nichts zu ersetzen.

Nun wissen wir, dass Zukunftsorientierung auch heißt, in die maritime Infrastruktur zu investieren. Das gilt natürlich in ganz besonderer Weise für den Hafenbereich. Dabei nehmen die Verkehrsprojekte im Rahmen des Nationalen Hafenkonzepts für die See- und Binnenhäfen eine Schlüsselrolle ein. Wir wissen, dass Infrastrukturprojekte im Hafenhinterlandverkehr von allergrößter Bedeutung sind. Wir haben dafür Sorge getragen, dass die wichtigsten jetzt im Rahmen unserer Konjunkturpakete vorgezogen werden können, auch wenn sie eigentlich erst für die nächsten Jahre vorgesehen waren. Ich glaube, die Bundesregierung leistet damit einen wichtigen Beitrag. Ich appelliere noch einmal an alle Planungsbehörden, schnell die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass wir das eingestellte Geld auch wirklich ausgeben können. Auch begonnene Maßnahmen können durch diese Konjunkturmaßnahmen jetzt schneller durchgeführt werden. Auch hierfür sind die Mittel bereitgestellt.

Wir werden in diesem Jahr für unser Verkehrsnetz insgesamt zwölf Milliarden Euro in die Hand nehmen. Das ist ein Rekord. Es wäre sehr schön, wenn wir am Jahresende sagen könnten: Diese Zahl hat nicht nur auf dem Papier gestanden, sondern dieses Geld haben wir auch wirklich verbaut und Menschen damit eine Arbeitsperspektive gegeben. Seitens des Bundes werden wir 2010 wie schon in diesem Jahr zwei Milliarden Euro mehr für die gesamte Verkehrsinfrastruktur einsetzen, als ursprünglich geplant war. All das sind natürlich wichtige Schritte, damit sich die maritime Wirtschaft in Deutschland auch langfristig vernünftig entwickeln kann.

Ein Thema, das im Rahmen der maritimen Wirtschaft schrittweise an Bedeutung gewinnt, ist das Thema Offshore-Windenergie. Wenn es uns gelingt, in diesem und im nächsten Jahr den Einstieg in den Bau der ersten kommerziellen Windparks zu schaffen, dann können wir bis 2030 eine Kapazität von 25.000 Megawatt erreichen. Wir tun alles, um hierfür die Weichen zu stellen. Die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes schafft die gesetzlichen Grundlagen auch und vor allen Dingen für den beschleunigten Ausbau der Leitungsnetze.

Wir müssen sehen, dass wir im Energiebereich im Grunde eine revolutionäre Veränderung durchführen. Dort, wo die Energie erzeugt wird, wird sie nicht unbedingt gebraucht. Das heißt, dass wir Leitungen vom Norden in die industriellen Zentren der Bundesrepublik Deutschland bauen müssen. Insofern müssen wir aufpassen, dass der Ausbau der Leitungsnetze nicht so etwas wie ein Flaschenhals wird, dass uns nicht passiert, zwar Energie erzeugen zu können, aber die Elektronen sozusagen nicht dahin kriegen zu können, wo sie gebraucht werden.

Hier gilt die Aufforderung, dass wir für die Akzeptanz von Leitungsbauten werben und die Genehmigungsverfahren so schnell wie möglich durchführen. Deshalb werden wir mit den Küstenländern, den Herstellern, den Projektentwicklern und Betreibern im Aufbau der Offshore-Energie in Deutschland sehr eng zusammenarbeiten. Für die Stromnetzanbindung der Windparks auf See müssen praktikable Lösungen gefunden werden. Der Bundesumweltminister hat sich sehr intensiv dafür eingesetzt, dass die Finanzierung der Offshore-Windparks jetzt auch wirklich gesichert ist. Wir haben für einige der Windparks, die vor Ende 2010 begonnen werden, auch europäische Gelder einsetzbar gemacht.

Man sieht am Beispiel der Finanzierung von Offshore-Windenergieparks, wie schwierig die Finanzsituation im Augenblick ist. Denn angesichts der Verpflichtungen, die wir insgesamt hinsichtlich des Anteils der erneuerbaren Energien an der Erzeugung von Strom und am Gesamtenergieverbrauch Deutschlands übernommen haben, gibt es überhaupt keinen Zweifel daran, dass die Offshore-Anlagen gebraucht werden. Trotzdem ist es selbst bei solchen stabilen rechtlichen Rahmenbedingungen im Augenblick fast nicht möglich, dafür eine vernünftige, langfristige Finanzierung hinzubekommen. Da sieht man, wie das Vertrauen erodiert ist.

Der Seeverkehr steht natürlich auch in der Verantwortung, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Uns ist allerdings bewusst, dass angesichts der internationalen Verflechtung hier auch nur internationale Regelungen vernünftig sind. Deshalb werden wir bei der UN-Klimakonferenz, die am Jahresende in Kopenhagen stattfinden wird, seitens der Europäischen Union unsere Position in die internationalen Verhandlungen einbringen.

Wir haben uns miteinander vorgenommen, unsere Meere, nämlich die Nord- und die Ostsee, bis 2020 zu den saubersten und sichersten Meeren zu machen. Hier haben wir bereits Schwefelemissionsüberwachungsgebiete eingerichtet, in denen sehr strenge Emissionsgrenzwerte gelten. Deutschland wird sich auch auf europäischer und internationaler Ebene dafür einsetzen, dass dies weiter ausgebaut wird.

Damit flankieren wir die Ostseestrategie, die gegenwärtig von der Europäischen Union erarbeitet wird und die sicherlich ein Schwerpunkt der schwedischen Präsidentschaft sein wird. Wir haben neulich mit dem schwedischen Ministerpräsidenten einen gemeinsamen Artikel darüber veröffentlicht, weil die schwedische Ratspräsidentschaft hier deutliche Fortschritte erzielen will. Im Rahmen dieser Strategie sollen die Regionen und Regierungen rund um die Ostsee ihre Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Ostseeraums noch besser koordinieren.

Ich bin wie vielleicht viele von Ihnen hier in diesem Raum fest davon überzeugt, dass der Ostseeraum viele Chancen im wirtschaftlichen und touristischen Bereich hat. Sie zu nutzen, setzt aber natürlich voraus, dass wir im Umweltschutz vernünftig kooperieren. Ich glaube, es ist uns allen klar, dass wir diese Chancen am besten gemeinsam nutzen können.

Natürlich wollen wir alle, dass sich die wirtschaftlichen Gegebenheiten wieder aufhellen. Wir müssen deshalb in die Zukunft gucken und dafür sorgen, dass wir den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind. Deshalb ist es richtig, dass heute schon über die Herausforderungen des maritimen Clusters von morgen nachgedacht wird. Wir müssen uns fragen: Wie können wir die Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Branchen in Deutschland für die Zeit nach der Krise sichern? Denn nach der Krise werden die Karten international noch einmal ganz neu gemischt.

Alle Länder legen jetzt Stimulierungspakete und Konjunkturpakete auf. Viele Länder investieren in die Zukunft und fragen sich: Was können wir verbessern, welche Branchen in unserem Land können wir stärken? Auch Deutschland sollte das tunlichst machen, weil es ansonsten sein kann, dass wir erleben, dass andere Länder an uns vorbeiziehen. Deshalb finde ich es richtig und gut, dass die hochrangige Arbeitsgruppe „LeaderSHIP Deutschland“ unter Vorsitz von Frau Wöhrl erste Ideen entwickelt. Ich möchte Sie ausdrücklich ermutigen, diese Arbeit fortzusetzen. Es gilt dabei natürlich vor allen Dingen auch, die Schnittstellen zwischen Werftindustrie, Schiffsfinanzierern, Reedern und Hafenwirtschaft im Auge zu behalten und sie vernünftig in ein Zukunftskonzept einzubauen.

Ich bitte Sie, dabei auch daran zu denken, dass das maritime Cluster in Deutschland heute immerhin rund 400.000 Arbeitskräfte beschäftigt. Das ist eine beträchtliche Zahl. Es wird nur möglich sein, diese Beschäftigtenzahl zu halten, wenn wir gemeinsam, koordiniert und immer mit Blick auf Innovationen vorgehen. Das ist eine wichtige Frage nicht nur für Sie, die Sie in der maritimen Wirtschaft engagiert sind, sondern auch für die gesamte Industriepolitik mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland. Deshalb flankieren wir seitens der Bundesregierung den LeaderSHIP-Prozess mit den bereits genannten branchenbezogenen Maßnahmen und wollen damit ein Bekenntnis nicht nur zum Heute, sondern auch zur Zukunft der maritimen Wirtschaft ablegen.

Wir wissen, dass Sie sich in Ihrem Bereich mühen und anstrengen und alles versuchen, um sich dieser Wirtschaftskrise entgegenzustemmen. Es muss uns dennoch gelingen, dass wir auch international die Weltmärkte wieder in Gang bringen. Dabei ist der wesentliche Punkt, dass die Bankentätigkeit wieder in Gang gebracht werden kann. Alle Konjunkturprogramme sind auch wichtig, aber solange das Vertrauen zwischen den Banken nicht hergestellt ist, weil die Banken nicht wissen, was die jeweils anderen vielleicht noch an problembehafteten Risiken in sich tragen, wird der Handel weltweit nicht wieder gut in Gang kommen.

Deshalb ist unser größtes Problem, nachdem wir die Banken gerettet und ihr Überleben gesichert haben, dass wir die problembehafteten Aktiva der Banken so behandeln können, dass sie transparenter werden und dass sie aus den Bilanzen der Banken herauskommen. Dies ist vielleicht eines der anspruchsvollsten Probleme, denen wir in Deutschland uns noch vor Ende der Legislaturperiode stellen müssen. An dieser Stelle müssen wir uns immer auch fragen: Wie schaffen wir es, dass nicht der Steuerzahler die gesamten Risiken von schlecht wirtschaftenden Banken tragen muss?

Die riesigen Summen, die wir zur Rettung der Banken bereitgestellt haben, sind – auch das haben wir immer wieder gesagt – in erster Linie nicht für die Banken bestimmt, sondern für die Wirtschaftszweige und die Sparer in unserem Land, indem wir die Finanzkreisläufe wieder in Gang bringen, die für eine moderne Volkswirtschaft unabdingbar sind. Weil wir wissen, dass das nicht im Hauruckverfahren geht und dass wir daran noch arbeiten müssen, haben wir ganz bewusst Bürgschaftsrahmen ausgewiesen, und zwar ein Bürgschaftsprogramm für kleinere Unternehmen und jetzt auch noch eines mit 100 Milliarden Euro – also insgesamt 115 Milliarden Euro Bürgschaftsrahmen.

Diese Programme sollen Betriebe und Unternehmen unterstützen, die wirtschaftlich leistungsfähig und gesund sind, aber heute Kredite für langfristige Projekte entweder gar nicht oder aber zu Bedingungen bekommen, die so unattraktiv sind, dass sie mit einer wirtschaftlichen Betätigung nichts zu tun haben. Unternehmen brauchen also ein positives Fortführungskonzept. Dann sind Garantiemaßnahmen seitens der Kreditanstalt für Wiederaufbau zu genehmigen. Wir haben dazu einen Bürgschaftsausschuss gebildet, der das sach- und fachkundig entscheidet. Es kann nicht für jedes Unternehmen eine politische Entscheidung geben. Damit kommen wir nicht weiter. Ich sage Ihnen zu, dass wir nicht nach Klein und Groß, wichtiger und unwichtiger Branche unterscheiden. Vielmehr ist für uns entscheidend, dass die Fortführungsprognose positiv ist und dass die Banken zu einem kleinen Risiko bereit sind. Dann geben wir Garantien bis zu 90 Prozent, um diese schwierige Zeit zu überbrücken.

In den internationalen Verhandlungen, die wir jetzt in London führen werden, werden wir uns nicht nur mit der Frage beschäftigen, was wir tun müssen, damit sich eine solche Krise nicht wiederholt – das wird aber das zentrale Thema in London sein –, sondern auch mit der wichtigen Frage, wie wir den Handel weltweit wieder in Gang bringen können.

Was wir in Deutschland tun, ist das eine. Aber jeder, der sich in der Schifffahrt und in den Handelsströmen auskennt, weiß, dass im Augenblick Frachtraten und Frachtabläufe in vielen Fällen nicht stattfinden, weil keiner dem anderen vertraut und die notwendigen Garantien für den Handel nicht ausgereicht werden. Da unser Handel nicht nur zwischen Industrieländern abläuft, die fast alle inzwischen vernünftige Konjunkturpakete haben, sondern eben auch mit Schwellen- und Entwicklungsländern, werden wir uns beim G20-Treffen auch mit der Frage befassen, inwieweit der Internationale Währungsfonds und die Weltbank in der Lage sind, mit ähnlichen neuen Instrumenten für Schwellen- und Entwicklungsländer auf die Situation zu antworten, wie wir bei uns zu Hause in den entwickelten Industrieländern. Das ist für mich der Schlüssel dazu, dass auch dort nicht alle Wachstumsprozesse einbrechen, Unsicherheit herrscht und Handelsvolumina immer weiter zurückgehen.

Überhaupt ist ein offenes, unprotektionistisches Herangehen an alle Handelsfragen das absolute A und O, wenn es darum geht, die maritime Wirtschaft zur vollen Entfaltung zu bringen. Deswegen werden wir in London, so hoffe ich, ein klares Bekenntnis gegen Protektionismus abgeben.

Sie haben wichtige Beiträge geleistet. In Workshops wurden Handlungsempfehlungen ausgearbeitet, die uns weiterhelfen und Ratgeber sein werden. Durch die maritime Koordinatorin und die Zusammenarbeit mit der Bundesregierung ist in den letzten Jahren Vertrauen zwischen den einzelnen Akteuren der maritimen Wirtschaft gewachsen. Dieses Vertrauen ist jetzt so notwendig wie selten zuvor.

Wir wollen auf dem aufbauen, was wir geschafft haben. Wir wissen, dass es schwierige Zeiten sind. Ich kann auch nicht versprechen, durch staatliches Handeln alles ungeschehen zu machen. Aber das, was der Staat verantwortbar tun kann, das will er tun, ohne sich anzumaßen, der bessere Unternehmer zu sein. Da brauchen Sie keine Angst zu haben; das wollen wir nicht, das können wir nicht. Aber helfen, unterstützen und mit Ihnen kooperieren – das tun wir gerne.

Ich wünsche der maritimen Wirtschaft auch in schwierigen Zeiten alles Gute.

Köpfe: Rosendo Nazareno

Rosendo Nazareno war ein hispanischer Mann (23), der am 29. März 2009 in Dallas (TX) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einer Schusswaffe bewaffnet.

Köpfe: Peter Tek

Peter Tek war ein hinsichtlich seiner Herkunft nicht erfasster Mann (42), der am 28. März 2009 in St. Cloud (MN) von der Polizei erschossen wurde.

Köpfe: Stephen Willis

Stephen Willis war ein weißer Mann (23), der am 28. März 2009 in Fresno (CA) von der Polizei erschossen wurde.

Köpfe: Jeromiah Paul Davis

Jeromiah Paul Davis war ein weißer Mann (32), der am 27. März 2009 in La Mesa (CA) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einem Messer bewaffnet. Jeromiah Paul Davis galt als psychisch verwirrt.

Köpfe: Fritz M. LeAndre

Fritz M. LeAndre war ein schwarzer Mann (19), der am 26. März 2009 in Kansas City (MO) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einer Schusswaffe bewaffnet.

Köpfe: Lonnie Ray Glasco

Lonnie Ray Glasco war ein weißer Mann (47), der am 24. März 2009 in San Diego (CA) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einer Schusswaffe bewaffnet.

Köpfe: Barbara Stewart

Barbara Stewart war eine hinsischtlich ihrer Herkunft nicht erfasste Frau (47), die am 24. März 2009 in Biddeford (ME) von der Polizei erschossen wurde. Sie selbst war mit einer Schusswaffe bewaffnet. Barbara Stewart galt als psychisch verwirrt.

Köpfe: Dominic James Giacobbe

Dominic James Giacobbe war ein hinsichtlich seiner Herkunft nicht erfasster Mann (26), der am 23. März 2009 in Crystal River (FL) von der Polizei erschossen wurde. Dominic James Giacobbe galt als psychisch verwirrt.