facebook sollte HTC kaufen (bevor Marissa Mayer es tut)

facebook-one-trick-ponyStefan Schulz meint in der F.A.Z., dass facebook eine düstere Zukunft bevorstehe. Auch wenn ich die Gründe, die er dafür benennt (selbst nachlesen) nicht ganz teile, stimme ich ihm im Ergebnis durchaus zu. facebook ist – trotz Instagram – einfach zu sehr das One-Trick-Pony der digitalen Wirtschaft.

Mark Zuckerberg weiß das und möchte das ändern. Er weiß auch, dass die Zukunft im mobilen Bereich liegt. Allerdings – das als „facebook Phone“ positionierte  HTC First ist (zu recht) gescheitert und Samsung erteilte Mark Zuckerberg gleich eine Absage, als er sich in Korea um eine engere Kooperation bemühte.

Microsoft hat die Surface Tablets und (bald) Nokia, Apple das iPhone und das iPad, Google seine Nexus Geräte sowie Motorola, Amazon die Kindle Reader, Tablets und arbeitet an einem eigenen Smartphone. Letzteres gerüchteweise zusammen mit HTC. Yahoo hat keine eigene Hardware und die mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Marissa Meyer ist gerade dabei, den Laden endgültig zu versenken.

Ich bin davon überzeugt, dass facebook ein facebook Phone mit dahinter hängendem Ökosystem braucht, um langfristig überleben zu können und weiter in der ersten Liga zu spielen. Dass facebook das aber aus eigener Kraft nicht stemmen kann, ist offensichtlich.

Dabei ist die Lösung ganz naheliegend: facebook kauft HTC. HTC schwächelt trotz genialer Hardware – vornehmlich auch, weil man kein abgestimmtes Zusammenspiel aus Hardware und Lösungen bietet. Daran ist auch Nokia gescheitert und deswegen werden wir von Samsung auch bald einiges in Richtung Tizen sehen. Aber das ist ein anderes Thema.

facebook und HTC würden sich jedenfalls gut ergänzen. facebook hätte mit der Hardware Sparte sofort ein weiteres Standbein und gleichzeitig Know-How an Bord, ein facebook Phone samt zugehörigen Diensten zu entwickeln.

Also Mark, zuschlagen, bevor Marissa es tut.

Bild: (c) Allposters.de

Yahoo, Microsoft, facebook – wer kauft tumblr?

Vor einigen Tagen kamen die ersten Gerüchte auf, dass yahoo tumblr übernehmen wolle.   Zunächst hat tumblr jetzt wohl dem Deal eine Absage erteilt, mutmaßlich, da der angebotene Kaufpreis von 1 Milliarde US$ zu niedrig war. Inzwischen soll das Angebot auf 1,1 Milliarden US$ angehoben worden sein.

Es gibt aber auch Gerüchte, dass zwei weitere Unternehmen Interesse an tumblr zeigen – facebook und Microsoft. Und damit dürfte die Frage nicht sein, ob tumblr überhaupt verkauft wird, sondern wann, an wen und zu welchem Preis.

Was macht tumblr für einen Käufer interessant? Es hat ein gutes Image bei innovativen Web-Nutzern, erzielt selbst schon um die 100 Millionen US$ Werbeumsätze/Jahr, hat Stand Mai 2013 mehr als 108 Millionen Blogs online und viel mobilen Traffic.

Damit macht tumblr für alle drei Sinn – sie werden cooler, mobiler und erhalten mehr Werbeumsätze, was besonders für yahoo sinnvoll wäre. Für facebook ist es wichtig, weiter zu diversifizieren. Für facebook und yahoo macht ein solcher Schritt unbedingt Sinn. Für MS ist es ein „nice to have“, aber nicht strategisch wichtig. Ein weiteres Interesse Microsofts könnte weiter  sein, mit einem tumblr Kauf oder einem deutlichen Hochtreiben des Kaufpreises yahoo CEO Marissa Mayer zu „ärgern“, die gerne aus dem Websearch Deal mit Microsoft aussteigen würde.

Eine große Aufgabe hat der neue Eigentümer aber – er wird bei den zahlreichen erotischen tumblr Blogs aufräumen müssen. Denn mit dem Image eines etablierten Webplayers sind diese nur schwer vereinbar.

Meinung: Die großen 5 im Web, der nächste Player im Anmarsch und einer, der den Anschluss verloren hat

In einem Posting auf facebook schrieb Ibrahim Evsan heute, dass er zum ersten mal das Gefühl habe, dass „Google mehr Chancen im digitalen Zeitalter hat als Apple“, woraus sich eine interessante Diskussion ergab. Im Rahmen dieser habe ich eine schnelle Einschätzung abgegeben, wie sich die fünf großen Player im digitalen Zeitalter derzeit präsentieren und wie deren Zukunftsaussichten sind. Diese Einschätzung möchte ich hier etwas ausführlicher darlegen, den aus meiner Sicht kommenden sechsten Player vorstellen und einen, der den Anschluss verloren hat. Die Darstellung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge.

Amazon

Amazon verfolgt eine beeindruckende Wachstumsstrategie: erst die Kindle E-Book-Reader, dann die Fire Tablets und als nächstes eine gerüchteweise sehr durchdachte Smartphone Familie, die mit einem 3D Display Flaggschiff aufwarten soll, dessen Glanz dann auf die Einstiegsmodelle abstrahlen soll. Zu alldem gibt es dann noch die passenden Content-Stores und Cloud-Lösungen.

Nicht zu vergessen noch das klassische online-Handelsgeschäft, das für ein gutes Grundrauschen in Amazons Kassen sorgt.

Amazons Strategie, günstige Hardware in den Markt zu werfen und darauf zu hoffen, dass die Gewinne dann über die Contentverkäufe hereinkommen, ist zwar kurzfristig riskant, dürfte sich aber langfristig auszahlen.

Amazon wird und muss aber versuchen, weitere Bereiche abzudecken. So werden wir nach den Smartphones eine TV-Box, eine einfache Spielkonsole und in einigen Jahren auch ein Amazon Notebook sehen. Damit deckt Amazon die wesentliche Bandbreite an Mediengeräten ab, die in einem heutigen Haushalt vorhanden sind.

Apple

Apple hat ein Problem – seine starke Stellung im Markt ist eigentlich nur von einem Produkt abhängig: dem iPhone – und zu einem deutlich geringeren Teil vom iPhone Ableger iPad. Auch wenn es Milieus gibt, in denen der Mac Standard ist, konnte Apple damit bislang nicht in den Massenmarkt vordringen. Die Mac Verkäufe stagnierten zuletzt, auch wenn ich davon ausgehe, dass sie vielleicht in Zukunft leicht ansteigen werden. Gleichwohl ist der Mac Anteil an Apples Umsätzen doch sehr zu vernachlässigen.

Doch diese iPhone Abhängigkeit ist eben auch die Achilles-Ferse von Apple. Wenn jetzt auch der „Stern“ schreibt, dass das iPhone nicht mehr cool ist, muss ja etwas am Apfel faul sein… Klar, auch das iPhone 5S, das iPhone 5, das billig iPhone und die nächsten iPads werden sich weiter verkaufen, doch haben sie ihre Magie inzwischen verloren und sind technische Geräte unter vielen. Das wird sich auch in Apples Bilanzen niederschlagen.

Um das Überleben von Apple müssen wir uns in absehbarer Zeit keine Sorgen machen. Zu groß sind die Reserven, zu groß ist die installierte Basis, zu viele Hardcore Fanboys gibt es.

Doch um an den gerade vergehenden Ruhm anzuknüpfen braucht es das „next big thing“. Und das traue ich Tim Cook nicht zu. Vielmehr ist zu befürchten, dass die treue Anhängerschaft z.B. durch ein neues iOS 7 im „Flat Design“ abgeschreckt wird.

Was Apple aber auf jeden Fall braucht ist eine erfolgreichere Medienlösung fürs Wohnzimmer, als iTV es ist. Ob das jetzt der omiöse Apple-Fernseher ist – den es Gerüchten zufolge gibt, aber dessen erste Versionen in User-Tests durchgefallen sein sollen – oder eine neue Set-Top-Box, ist dabei eher Nebensache.

facebook

facebook ist das, was die Angelsachsen ein „one-trick pony“ nennen. Es gibt nur das soziale Netzwerk und man ist ganz auf die Werbeerlöse daraus angewiesen. Klar, es gibt noch Instagram, aber das steuert derzeit nichts außer Verlusten zum Ergebnis bei. Und wenn facebook auch in emerging Markets noch stark wächst, sind die Zahlen in den meisten etablierten westlichen Märkten rückläufig, es stellt sich eine gewisse facebook-Müdigkeit ein.

Will facebook nicht mittelfristig ein Übernahmekandidat werden, muss es sich breiter aufstellen. Das wird ja einerseits durch Zukäufe (Instagram, vielleicht Waze…) versucht, andererseits durch die Schritte in Richtung eines facebook Phone. Wenn das gelingt kann facebook eigenständig überleben. Und auch eine Ausweitung in B2B Bereiche halte ich nicht für ausgeschlossen.

All das braucht aber Zeit – und in der Zwischenzeit darf nichts schief gehen.

Google

Ibrahim Evsans Einschätzung, dass Google mehr Chancen habe als Apple, hat ja die Initialzündung zu diesem Artikel gegeben. Das ist einerseits richtig, andererseits zeigt ein Blick in Googles Bilanzen, dass auch Google streng genommen ein „one trick pony“ ist – um die 90% steuern die Suchdienste und die damit verbundenen Werbeerlöse zum Ergebnis bei. Das große Geld mit Android verdienen andere (s.u.), viele Projekte werden immer wieder schnell eingestampft oder werfen einfach nichts ab.

Der Kauf von Motorola dürfte zudem aus heutiger Sicht ein großer Fehler gewesen sein. Die Patente scheinen nicht so viel wert zu sein wie erwartet und Produkte, die Googles Handschrift tragen (X-Phone), lassen auf sich warten. Zudem hat Google ja mit den Nexus Devices bewiesen, dass man mit Partnern odentliche Hardware auf die Beine stellen kann.

Allerdings darf man davon ausgehen, dass das Suchgeschäft noch einige Zeit sehr solide Gewinne abwerfen wird. Und mit seiner Projekt-Schrotflinten-Politik hat Google auch gute Chancen, einen neuen auch in der breiten Masse finanziell erfolgreichen Treffer zu landen.

Microsoft

Dass Microsoft bei diesen Diskussionen überhaupt wieder auftaucht, ist ein kleines Wunder, wurden die Redmonder doch noch vor kurzer Zeit als IT Dinosaurier belächelt, der gerade im Begriff ist, auszusterben.

Man mag nun darüber streiten, ob wir schon in der Post-PC Zeit sind, diese gerade ansteht oder überhaupt kommt. Fakt ist: Der Desktop ist noch da und wird in einigen Bereichen so schnell nicht verschwinden. In diesem Segment liegt der MS-Anteil noch bei rund 90%. Und so sind Windows und die Office Produkte nach wie vor die großen Cash Cows. Das wird sich ändern – schneller als viele glauben, aber auch nicht von heute morgen. Zwar hat Windows 8 noch gewisse Akzeptanzprobleme, aber mit Windows 8.1 geht Microsoft einerseits auf die Kritiker zu, andererseits werden sich auch viele Kritiker an das neue Windows gewöhnen. Sicher wird Microsoft mit Windows in den neuen Segmenten (Tablets…) nicht mehr die Marktanteile erreichen, wie im Desktop-Sektor  -aber 20% und mehr halte ich in absehbarer Zeit für machbar.

Zudem ist Microsoft einfach zu breit aufgestellt. Außer Windows und Office gibt es eine große B2B Sparte (Server Produkte, Dynamics), die Azure Cloud Plattform, Skype, Bing, Surface Hardware, Peripherals, Windows Phone, XBOX, Kinect, outlook.com, Skydrive, so.cl…

Und nicht zu vergessen verdient Microsoft über Lizenzabkommen sehr gut an Android – wahrscheinlich allein 2013 um die 1,6 Milliarden US$.

Microsoft wird in Zukunft nicht mehr die marktbeherrschende Stellung haben und der IT-Branche seinen Stempel aufdrücken können wie früher – aber auf lange Sicht hin in vielen Bereichen eine sehr wichtige Rolle spielen.

Samsung

Die Überraschung passenderweise fast zum Schluss: Samsung. So oder so spielt Samsung jetzt schon mit Smartphones, Kameras, Notebooks, Druckern, Speicherchips, Fernsehern, Displays etc. etc. etc. eine große Rolle in der „digitalen Welt“ – und nicht nur in der: Wikipedia listet neben Elektronik auch Industrieanlagen, Waffen, Bau, Petrochemie Finanzen, Versicherungen und Dienstleistungen als weitere Tätigkeitsbereiche.

Insbesondere beherrschen die Koreaner inzwischen klar den Android-Markt und sind der einzige Hersteller, der mit Googles Betriebssystem richtig Geld verdient. Das kann für Samsung inzwischen aber nicht mehr genug sein, viel interessanter wird es, wenn man auch das Ökosystem beherrscht. Samsung wird noch dieses Jahr High-End Phones mit Tizen OS als Betriebssystem bringen. Und sollte das – anders als der erste Versuch Bada – erfolgreich sein, wird Samsung alle Dienste, die ein mobile OS Ökosystem braucht, selber anbieten und sich schrittweise aus Android zurückziehen.

Samsung könnte noch einige Akzente setzen und uns überraschen.

Yahoo

Yahoo gehörte lange zu den großen Playern im Netz – doch diese Zeiten sind vorbei. Und wenn jetzt nicht Marissa Mayer an Bord wäre, würde ich Yahoo hier gar nicht mehr erwähnen. Yahoo krankt daran, dass unter seinem Dach zwar einige attraktive Dienste wie Flickr versammelt sind, doch sind diese noch nicht hinreichend sinnvoll miteinander verknüpft. Mayer versucht jetzt, einerseits ein einheitlicheres Yahoo-Erlebnis zu schaffen, andererseits durch einen Zukauf das Unternehmen attraktiver zu machen. Potentielle Übernahmekandidaten mit denen angeblich Gespräche geführt wurden, waren Foursquare (gefordert 800 Millionen US$), Path (2 Milliarden US$). Pinterest, Hulu, Zynga, Daily Motion, Gdgt, Wavii, Media Ocean und jetzt eben tumblr (1 Milliarde US$).

Dennoch halte ich es für unwahrscheinlich, dass Yahoo sich aus der zweiten Reihe heraus wieder unter den großen Playern etablieren kann. So fehlt hier eine klare eigenständige Mobilstrategie.

Eine Zusammenfassung

Unter den fünf etablierten Web-Riesen ist Microsoft sicher am breitesten aufgestellt, muss sich aber in Teilen neu erfinden, um mit der Entwicklung Schritt zu halten und „cool“ zu werden. Auch die Basis von Amazon ist breit, doch geht die aggressive Expansionspolitik zu Lasten der Gewinne – in Zukunft könnte sich das aber ändern, wenn die installierte Kindle-Basis groß genug ist.

Apple muss das „Next Big Thing“ finden und sich von seiner iPhone-Abhängigkeit lösen, damit es nicht ein ganz normaler Hersteller wird. Und auch für Google ist die Aufgabe, aus all seinen Innovationen Produkte zu machen, mit denen man Geld verdienen kann, damit nicht nur die Suche Gewinne einfährt.

facebook ist der schwächste Player unter den großen 5 und muss sich dringend weitere Standsäulen zulegen. yahoo ist bereits in der zweiten Reihe und wird es wohl nicht mehr ganz nach vorne schaffen.

Ein überraschender neuer Angreifer könnte Samsung sein – hier erwarte ich eine aktivere Rolle.

Letztlich teile ich ich Evsans Ansicht, dass Google mehr Chancen in der digitalen Welt hat als Apple. Aber Amazon hat fast genau so viele und verfolgt einen klareren, konsequenteren Kurs und ist mit vielen Diensten näher am Verbraucher als Google, wo der normale User doch nur die Suche und vielleicht noch gmail nutzt. Google ist zu hektisch, zu verspielt, stellt vieles vor und fast ebenso viel wieder ein.

Die besten Chancen in der digitalen Welt hat aber Microsoft. Das Unternehmen ist am breitesten aufgestellt und wird wie schon mit der XBox, die anfangs auch belächelt wurde, seinen Weg konsequent und unaufgeregt weitergehen. Und gerade die XBox sehe ich als einen Schlüssel zu einer starken Stellung im Consumer Markt.

Marissa Mayer wird Yahoo Chefin

Wow, das ist ein Schlag für Google… Marissa Mayer hat dort gekündigt und fängt direkt bei Yahoo an – und zwar als CEO. Das berichtet nicht nur die New York Times, sondern sie selbst bei Google+:

Marissa Mayer bei Google+

Marissa Mayer bei twitter

Damit verliert Google  seine Produktmanagerin für die Google-Suchprodukte und eine Vizepräsidentin. Das Konglomerat Yahoo/Facebook/Microsoft bekommen viel Insider-Know-How…

24,27% aller PIs – facebook weiter auf dem Weg zur Weltherrschaft

Ich predige ja schon länger, dass in absehbarer Zeit facebook für weite Teile der Nutzer den Rest des Internet nahezu überflüssig machen wird.

In den USA zeichnet sich das langsam aber sicher ab – 24,27% aller PIs (Page Impressions) entfielen in der zweiten Novemberwoche auf das soziale Netzwerk. Dramatisch ist die Entwicklung der größten Websites, wenn man die Zahlen vom Vorjahr vergleicht:

Seite November 2010 November 2009
facebook 24,27% 16,68%
YouTube 6,39% 3,36%
Google 5,32% 4,13%
Yahoo 0,68% 0,54%
Bing 0,54% 0,40%

(Jeweils 2. Woche des November, Zahlen von hitwise.com)

Bedenkt man zudem, dass ja erst 60% der US-amerikanischen Bevölkerung bei facebook angemeldet sind und dass die mobile Webnutzung, bei der facebook besonders stark ist, nicht berücksichtig wurde, sind die Zahlen noch beeindruckender.

Ich bin gespannt, wie es in einem Jahr aussieht und tippe auf 38%.

Hilfe, Sie dritteln gerade das Internet

Achten Sie aufs Datum – dieser Artikel stammt vom 5. Oktober 2010 – hat aber immer noch eine gewisse Aktualität.

„Ich schick Dir das auf facebook.“, „Ich schau das heute mal auf facebook nach.“, „Such den doch mal auf facebook.“, „Gehst Du heute noch facy?“ – das sind nur vier der Sprüche zum Thema facebook, die ich in den letzten Tagen in der Bahn aufgeschnappt habe. Doch diese vier machen eines deutlich: das Internet ist heute schon für einen Großteil der Nutzer faktisch nur noch facebook.

Wir werden gerade Zeuge der dritten großen Revolution der schon recht langen Geschichte des Netzes.

Nach dem Start des Arpanet in den späten 1960er Jahren sorgte in den 1970ern E-Mail für den Durchbruch des Netzes bei Forschungseinrichtungen und Universitäten. Der nächste große Umbruch folgte in den 1990ern, als das WorldWideWeb das Internet erstmals für die breite Masse nutzbar machte und das „WWW“ in der Öffentlichkeit zum Synonm für das Internet wurde und andere Dienste wie Archie, Gopher und das Usenet verdrängte.

Und jetzt kommt facebook.

Sicher, schon immer haben einzelne Websites und Dienste das Web und das Bild, das die Öffentlichkeit vom Internet hat, stark geprägt. Altavista, Yahoo, AOL, Lycos, T-Online und derzeit Google, um nur einige zu nennen.

Derzeit. Noch. Google.

Denn in Googles Welt sind nur die Suche mitsamt den Kartendiensten, der E-Mailservice und das zugekaufte Youtube wirklich erfolgreich – und Youtube wirkt zudem in dieser Welt wie ein Fremdkörper. In allen anderen Bereichen ist es dem Suchriesen nicht gelungen, die Nutzer für sich zu begeistern. So ist es nicht verwunderlich, dass facebook jetzt schon Google überholt hat, was die Zugriffe und – wichtiger noch – die Verweildauer angehen. Und war die Google Suche bislang unverzichtbar, was die Zugreifbarkeit auf die Informationsfülle im Internet angeht, braucht facebook Google dank der eigenen internen Suche nicht.

Doch dürfen wir die Welt der Apps nicht vergessen.

Manche werden jetzt im Zusammenhang mit Google laut „Android, Android, Android“ rufen. Tatsächlich ist aber Android eben nur ein Betriebssystem, auf dem Apps laufen. Zugegeben, das am schnellsten wachsende mobile OS. Aber es ist eben nur eine Plattform für mobile Kommunikation und Apps, die u.a. auch den Zugriff auf facebook ermöglicht. Gleiches gilt auch für iPhone, iPad und Windows Phone. Bei letzterem wurde bei der Entwicklung sogar darauf geachtet, dass facebook damit besonders gut nutzbar ist. Und auf allen drei in Zukunft wichtigen mobilen Plattformen (Android, Windows Phone 7 und Apple) wird es darüberhinaus zigtausende Anwendungen geben, die Informationen aus dem Internet gebündelt zusammenfassen. Die Apps der Zeitschriften und Zeitungen sind ein erster Schritt in diese Richtung.

Damit steht das „Internet“ vor einer Dreiteilung.

ERSTENS wird es das freie Netz mit Google, Wikipedia, GMX, Spiegel online, universitären Seiten und vielen Millionen mehr oder weniger kleinen Projekte wie mein umstellung.info auf lange Sicht hin immer noch geben. Doch wird es für die meisten Nutzer nicht mehr die Bedeutung haben wie derzeit noch.

ZWEITENS wird facebook zum Übernetz. Es wird für die ganz breite Masse der Nutzer die einzige Site sein, die sie nutzen wird. Kommunikation, Nachrichten, Adressbuch, Kalender, Spiele, Shopping, Musik, Information, Video, Dating, Payment… – all das deckt facebook jetzt schon mehr oder weniger ab und wird immer perfekter darin. Die Notwendigkeit, andere Dienste zu nutzen, entfällt ganz weitgehend.

DRITTENS wird es das Netz der Apps geben. Ob auf Android, Windows Phone 7 oder Apple: Spiegel App, Bild App, FAZ App, Maps-App, E-Book Apps, Gaming Apps, Shoppping Apps und als Überapp wieder facebook. Für alles gibt es eine App, um Apple zu zitieren. Und auch hierdurch wird die Notwendigkeit, das freie Netz zu nutzen, immer geringer.

Spannende Zeiten für das Netz. In einer lockeren Artikelserie werde ich diese drei Bereiche näher betrachten.