U (1)

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Guten Abend, sehr geehrtes U, willkommen in unserer Late-Night-Talk Show „My biggest Make-Over“. Ich darf Ihnen kurz die anderen Gäste vorstellen. Links außen mit einiger Verspätung bei uns eingetroffen und seit 10 Jahren jeden Abend dabei: Der neue Berliner Flughafen, rechts daneben ein herzliches Willkommen an Zeche Zollverein aus Essen. In der Mitte begrüßen Sie mit mir die Villa Hügel, ebenfalls aus Essen angereist und rechts neben ihnen das „Geleucht“ der Halde Rheinpreußen aus Moers, Danke für Ihren Besuch und bitte einen Riesenapplaus für alle Gäste!

Moderator: „U, bevor wir uns unterhalten, lassen Sie uns kurz über den Namen sprechen. Sie möchten also einfach „Das U aus D“ genannt werden?

U: „Exakt.“

(Villa Hügel meldet sich erschüttert zu Wort) „Also da wird ihnen einfach so ein absurdes Pseudonym gegeben und Sie, Sie…. Also ich möchte sowas nicht.“

U: Sehr geehrte Frau Villa Hügel, im Laufe unserer geschichtsträchtigen Vergangenheit haben wir sicherlich schon alle sehr sehr viele Namen getragen. Nicht alle mochten wir, aber sie sind allesamt doch ein Zeugnis unserer Zeitgeschichte. U ist für mich ein Kosename, eine subtile Art der Dortmunder mir zu zeigen, dass sie mich lieben. Denken Sie mal lieber nach, warum Ihnen die Essener keinen Spitznamen geben.“

(Zeche Zollverein nickt, das Geleucht sendet Leuchtsignale, womöglich zustimmende Morsezeichen? Der Berliner Flughafen nippt deprimiert an seinem Wasserglas)

Villa Hügel: „Wir wollen nicht alle einen auf ‚modern machen‘ mein verehrter Herr U. Einige von uns fühlen sich ihrer Geschichte nun mal verpflichtet. Sie….“

(Der Moderator unterbricht die Ausführungen und übernimmt wieder das Ruder)

Moderator: „Ein spannender Punkt, den sie da ansprechen, Frau Hügel. Was tun, wenn sich die Geschichte ändert, wenn sie sich neuen Herausforderungen stellen müssen und…..“

Villa Hügel: „Also ich möchte das nicht.“

(Der Berliner Flughafen schaut traurig von seinem Wasserglas auf) „Das Schlimmste ist ja, wenn man nicht mal ne Geschichte hat!“

(Das Geleucht blinkt mehrere Male schnell hintereinander auf und geht dann ganz aus. Zeche Zollverein stupst das Geleucht einige Male kurz an. Nichts passiert.) „Also ich könnte ihn bei mir immer noch als Grubenlampe aufhängen…“

Villa Hügel: „Also ich möchte das nicht.“

(Der Berliner Flughafen seufzt erneut) „Immerhin hatte er eine Geschichte.“

(Das U spricht dem Flughafen Mut zu) „Geschichte ist was du draus machst, Kollege.“

Moderator: „Zurück zum Thema“. (Der Moderator versucht die Gesprächsrunde wieder auf Spur zu bringen) „My biggest Make…“

Villa Hügel: „Also ich möchte das nicht.“

(Das andere Essener Denkmal, namentlich Zeche Zollverein, dass sich bisher eher wenig zu Wort meldete, ergreift nun jenes) „Sie möchten auch gar nichts, Frau Hügel. So einfach ist das jedoch nicht. Sie haben Ihrer Stadt viel zu verdanken! Seien Sie mal dankbar, dass die Stadt Sie so pflegt. Und: Der Familie Krupp war sehr daran gelegen Sie damals zum Anschauungsobjekt der neuesten technischen Errungenschaften die Heizung oder Telefonanlage betreffend, zu machen. Und nach dem Auszug der Familie haben auch Sie sich stark verändert… Also erzählen Sie nicht, Sie hätten kein Make-Over erlebt!“

(Villa Hügel ist entrüstet und steht von Ihrem Stuhl auf, der Moderator versucht Sie dazu zu bewegen sich wieder zu setzen)

Moderator: „Werte Frau Hügel…“

Villa Hügel: „Nun hören Sie aber mal, so reden Sie nicht mit mir. Sie nicht. Sie, Sie, Sie… Grubengezücht!“

(Die Zeche Zollverein springt auf und macht einen Satz auf die Villa Hügel zu. Noch bevor Weiteres passieren kann, fängt plötzlich das „Geleucht“ an wild zu blinken, der Berliner Flughafen weint lautstark in sein Wasserglas und der Moderator winkt panisch die Sicherheitskräfte hinter der Bühne herbei. Einzig das U bleibt entspannt an seinem Platz sitzen und schaut den anderen Talkgästen hinterher die von den Sicherheitskräften von der Bühne geführt werden)

U: Ich, das U, konnte Talkshows noch nie leiden.

(Das Publikum applaudiert und das Licht auf der Bühne geht aus. Über die Regie wird ein Standbild übertragen: To be continued.)

Bild: Pixabay