Warum Microsoft eine eigene Android Version anbieten sollte – und schon bald könnte

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Dass ich es für keinen klugen Schachzug von Nokia halte, das Nokia X auf den Markt zu bringen, habe ich ja schon ausführlich begründet. Nun sind die drei Nokia Androiden aber nun mal da und gehören bald zu Microsoft.

Das besondere daran: Nokia setzt auf einen eigenen Android Fork, der nicht nur mit eigener Kachel-Oberfläche, sondern auch ohne Google Dienste daherkommt. Stattdessen sind Microsoft und Nokia Dienste an Bord, wie z.B. Outlook.com, Here Maps, Skype, OneDrive, Bing und Nokia Music. Dazu gibt es einen eigenen Nokia Appstore, der direkt mit Operator Billing in vielen Märkten überrascht. Laut Nokia sollen 75% der bestehenden Android Apps ohne Änderungen auf dem Nokia X Android laufen können, für die anderen wäre der Änderungsaufwand minimal. Der Appstore könnte also bald gut gefüllt sein.

Und hier wird die Sache interessant.

Denn das Google Android ist nicht so frei, wie Google gerne tut, wie durch verschiedene Dokumente bekannt wurde. Nicht nur, dass der Quellcode Google Apps eben nicht Open Source ist. Es gibt viele strikte Vorgaben, die die Einbindung der Google Apps betreffen, z.B.:

The phone manufacturer must place “Google’s Search and the Android Market Client icon [Google Play] … at least on the panel immediately adjacent to the Default Home Screen,” with „all other Google Applications … no more than one level below the Phone Top.“

Und auch auf die allgemeine Produktpolitik der Hersteller nimmt Google Einfluss. So wurde z.B. Druck auf Acer ausgeübt, kein gemeinsames Smartphone mit dem chinesischen Anbieter Alibaba auf den Markt zu bringen, das auf dem Android Fork Aliyun aufgesetzt hätte.

Google zieht die Daumenschrauben immer weiter an, um die Fragmentierung „seines“ Android zu verhindern, womit viele kleinere asiatische Hersteller zusehends Probleme haben.

Genau hier könnte Microsoft ins Spiel kommen und seine Android Version mit den eingebunden MS-Diensten und seinem eigenen Appstore auch anderen Herstellern zur Verfügung stellen. Klar, bestimmte Apps würden auch hier Closed Source bleiben, z.B. Outlook und OneDrive. Und auch die Pflicht, den Store auf dem Gerät zu belassen, müsste es aus Microsofts Sicht geben.

Ansonsten könnte MS den Herstellern aber mehr Freiheiten einräumen, als Google dies tut. Andere Suchmaschine als Bing als default? Kein Problem. Weitere Appstores einbinden, wie z.B. den von Yandex? Aber gerne doch! Eine alternative Navigationslösungen? Warum nicht! Sie wollen auch Sailfish OS, Aliyun, MIUI, TIZEN und Windows Phone im Dualboot unterstützen? Wir helfen Euch! Ich bin mir sicher, der ein oder andere Hersteller würde anbeißen, wenn er von MS weniger Restriktionen zu erwarten hätte, als von Google.

Positioniert werden könnte und sollte dieses Microsoft Android für Low-End Devices in Emerging Markets. Dadurch und weniger Features würde es sich gegen die Windows Phone Devices abgrenzen, die weiter im High-End und Enterprise Bereich positioniert wären. Die einfachen Androiden wären dann der Einstieg in die Welt der MS-Dienste, allen voran OneDrive, Outlook.com und Office. Der natürliche nächste Schritt wäre dann, dass die Einsteiger später auf Windows Phone Devices upgraden und ihre Daten sowie gewohnten Dienste und Anwendungen nahtlos weiter nutzen könnten. Durch die erweiterten Kontakte zu neuen Herstellen könnte MS zudem erreichen, mehr OEM Partner für Windows Phone zu gewinnen.

Sicher, das ist eine gewagte Strategie. Doch mit der Nokia X Serie ist die Android Katze im Hause Microsoft jetzt aus dem Sack. Statt sie wild laufen zu lassen, sollte man sie zum Mäusefangen abrichten. Und besser als so verrückte Gedanken, Android Anwendungen auf Windows Phone im Emulator laufen zu lassen, ist das allemal.

Der X-Day, an dem Microsoft seine Android Version freigibt, wäre ein massiverer Angriff auf Google, als jede neue Windows Phone Version das zur Zeit sein könnte. Und damit würde das Projekt „Normandy“ seinem Namen alle Ehre machen.

Mit Sascha Pallenberg, der ein ähnliches Szenario durchspielte, könnte man dann tatsächlich von einer Erschütterung der Macht sprechen.

Google verkauft Motorola an Lenovo – und gewinnt mit seinem größten Fehler

King waiting at bus stop for bus with destination: Total World Domination. - New Yorker CartoonSo, es ist vorbei – für nicht ganz 3 Milliarden US$ kauft Lenovo Google die Mobile Sparte von Motorola ab. Das Geschäftsfeld mit den Set-Top Boxen wurde schon vor einiger Zeit für 2,35 Milliarden US$ an Arris abgegeben.

Nachdem Motorola 2012 für 12,5 Milliarden von Google gekauft wurde, verbleiben bei den Kaliforniern die meisten Motorola Patente sowie Teile der Forschungsabteilung. Das hat Google sich dann grob 4,25 Milliarden US$ kosten lassen (12,5 Milliarden abzüglich der beiden Verkäufe und dem Motorola Kassenbestand von damals 3 Milliarden US$). Verluste gab es dann noch durch das laufende Geschäft, das dürfte sich aber zumindest zum Teil durch niedrigere Steuerzahlungen kompensiert haben.

Warum Google Motorola gekauft hat, habe ich noch nie verstanden.

Die Glanzzeiten des Smartphone Pioniers waren 2012 schon lange vorbei und die meisten Droids fielen bei den Testern mehr oder weniger durch.  So schrieb The Verge über das Droid Max UltraThe Droid Ultra is among the worst smartphone hardware I’ve EVER seenNo one should ever buy this phone.“ Das dann schon unter Google Führung entwickelte Moto X wurde freundlicher aufgenommen, hat aber nicht nur keine wirklichen Tiefen sondern eben auch keine wirklichen Höhen. Das Motorola Moto G verkauft sich zwar wie geschnitten Brot, das aber auch nur, da es einer der wenigen Androiden um die 170 EUR ist, die nicht ganz so schlimm ruckeln.

Blieben also noch die Patente, die Google in seinen Bilanzen mit etwas über 5 Milliarden US$ ansetzt – wenn sie das denn Wert wären, hätte sich die ganze Transaktion ja auch finanziell gelohnt. Das ist freilich zu bezweifeln, denn bisher haben sich die Motorola Schutzrechte als weitgehend stumpfes Schwert im Patente Krieg entpuppt.

So gesehen gab es also nie vernünftige Gründe für Google, Motorola zu kaufen. Und man könnte sagen, dass sich Google bei seiner größten Fehlentscheidung gegen einen Schrecken ohne Ende und für ein Ende mit Schrecken entschieden hat.

Auf den ersten Blick ist das richtig, auf den zweiten dürfte sich die Entscheidung aber als weiteren starken Schub für Google entscheiden. Zwar hat Google als Marktführer bei den mobilen Betriebssystemen nie einen eigenen Hersteller gebraucht (anders übrigens als Microsoft, die eigene Hardware brauchen, um bei Smartphones überhaupt noch eine Rolle zu spielen), doch ist man freilich auf die Hardware Partner angewiesen.

Mit Lenovo hat Google durch den Motorola Verkauf nun einen der derzeit potentesten Hersteller weiter in sein Lager gezogen und fester an sich gebunden – Lenovo wird voll auf Android setzen, alternative Betriebssysteme werden wir dort allenfalls am Rande sehen. Ähnlich übrigens wie bei Samsung – die Koreaner haben sich jetzt auch noch stärker an Google gebunden und werden Windows Phone und das eigene Tizen nun noch stiefmütterlicher behandeln als bisher.

Google hat seine Position im mobilen Markt mit der gesamten Motorola Transaktion also letztlich weiter gestärkt. Lenovo andererseits wird es mit der ehemaligen Kultmarke leichter haben, seine Smartphones in westlichen Ländern zu vermarkten.

Ob diese enge Bindung an Google für die Hersteller aber langfristig sinnvoll ist, ist jedoch eine ganz andere Frage.

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facebook sollte HTC kaufen (bevor Marissa Mayer es tut)

facebook-one-trick-ponyStefan Schulz meint in der F.A.Z., dass facebook eine düstere Zukunft bevorstehe. Auch wenn ich die Gründe, die er dafür benennt (selbst nachlesen) nicht ganz teile, stimme ich ihm im Ergebnis durchaus zu. facebook ist – trotz Instagram – einfach zu sehr das One-Trick-Pony der digitalen Wirtschaft.

Mark Zuckerberg weiß das und möchte das ändern. Er weiß auch, dass die Zukunft im mobilen Bereich liegt. Allerdings – das als „facebook Phone“ positionierte  HTC First ist (zu recht) gescheitert und Samsung erteilte Mark Zuckerberg gleich eine Absage, als er sich in Korea um eine engere Kooperation bemühte.

Microsoft hat die Surface Tablets und (bald) Nokia, Apple das iPhone und das iPad, Google seine Nexus Geräte sowie Motorola, Amazon die Kindle Reader, Tablets und arbeitet an einem eigenen Smartphone. Letzteres gerüchteweise zusammen mit HTC. Yahoo hat keine eigene Hardware und die mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Marissa Meyer ist gerade dabei, den Laden endgültig zu versenken.

Ich bin davon überzeugt, dass facebook ein facebook Phone mit dahinter hängendem Ökosystem braucht, um langfristig überleben zu können und weiter in der ersten Liga zu spielen. Dass facebook das aber aus eigener Kraft nicht stemmen kann, ist offensichtlich.

Dabei ist die Lösung ganz naheliegend: facebook kauft HTC. HTC schwächelt trotz genialer Hardware – vornehmlich auch, weil man kein abgestimmtes Zusammenspiel aus Hardware und Lösungen bietet. Daran ist auch Nokia gescheitert und deswegen werden wir von Samsung auch bald einiges in Richtung Tizen sehen. Aber das ist ein anderes Thema.

facebook und HTC würden sich jedenfalls gut ergänzen. facebook hätte mit der Hardware Sparte sofort ein weiteres Standbein und gleichzeitig Know-How an Bord, ein facebook Phone samt zugehörigen Diensten zu entwickeln.

Also Mark, zuschlagen, bevor Marissa es tut.

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Das Ende des Apple/Android Duopols

Ohne TitelLange Zeit gab es in den meisten Ländern ein Quaisi-Duopol hinsichtlich der Smartphone Betriebssysteme: Über 90% aller Smartphones liefen entwder mit Googles Android oder mit Apples iOS. Inzwischen bietet sich dieses Bild fast nur noch in den USA, wo bei den Neuverkäufen der Android Anteil aktuell bei 52% und der iOS Anteil bei 41,9%  lagen.

Ansonsten gibt es keinen größeren Markt mehr, in dem es Apple über 30% schafft: Großbritannien 29,9%, Australien 28,5%, China 23,6%, Frankreich 17,9%, Deutschland 15%, Italien 14,8%, Mexiko 9,9%, Spanien 4,2%.

Android ist dagegen immer stärker und in Spanien mit 92,5% bei den Neuverkäufen schon Quasi-Monopolist. Auch in anderen Märkten ist die Android Stärke erdrückend: Deutschland 76,7%, China 71,5%, Italien 69,2%, Mexiko 60,3%.

In den von Kantar untersuchten Märkten liegt Android außer den USA nur noch in Großbritannien unter 60%. Hier sieht es ohnehin etwas bunter aus: Android 56,6%, iOS 29,9%, Windows Phone 7,8% sowie hier noch traditionell Blackberry mit 5,3%.

Welche Szenarien sind denkbar, wobei ich einen Blick auf den Markt in zwei Jahren (Mitte 2015) werfen möchte:

  • Apple erstarkt dankt iOS7 und neuer iPhone Modelle wieder und kann damit einerseits wachsende alternative Konkurrenz abwehren und auch gegen Android Punkten. Das Duopol ist zurück. Android liegt um die 60%, Apple um die 30%.
  • Android setzt seinen Siegeszug fort und wird Quasi-Monopolist, der der der Konkurrenz nur noch rund 10% Anteil lässt.
  • Die Smartphone Welt wird bunter: Android liegt bei rund 60%, iOS und Windows Phone ziehen bei je ca. 12% gleich, der Rest verteilt sich auf alternative Betriebssysteme wie Firefox OS, Tizen oder auch Blackberry.

Letzteres Szenaria halte ich persönlich im Grundsatz für am wahrscheinlichsten. Maßgeblich sein dürfte, dass die Netzbetreiber kein Interesse daran haben, zu sehr von einem System/Anbieter abhängig zu sein. Zudem sind sind die drei größten Ökosysteme (Android, iOS und Wndows Phone) inzwischen mehr oder weniger auf Augenhöhe angekommen, so dass man aus Verbrauchersicht auch mehr Auswahl hat.

Die Zukunft wird bunter.

Bild: (c) Allposters.

Meinung: Die großen 5 im Web, der nächste Player im Anmarsch und einer, der den Anschluss verloren hat

In einem Posting auf facebook schrieb Ibrahim Evsan heute, dass er zum ersten mal das Gefühl habe, dass „Google mehr Chancen im digitalen Zeitalter hat als Apple“, woraus sich eine interessante Diskussion ergab. Im Rahmen dieser habe ich eine schnelle Einschätzung abgegeben, wie sich die fünf großen Player im digitalen Zeitalter derzeit präsentieren und wie deren Zukunftsaussichten sind. Diese Einschätzung möchte ich hier etwas ausführlicher darlegen, den aus meiner Sicht kommenden sechsten Player vorstellen und einen, der den Anschluss verloren hat. Die Darstellung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge.

Amazon

Amazon verfolgt eine beeindruckende Wachstumsstrategie: erst die Kindle E-Book-Reader, dann die Fire Tablets und als nächstes eine gerüchteweise sehr durchdachte Smartphone Familie, die mit einem 3D Display Flaggschiff aufwarten soll, dessen Glanz dann auf die Einstiegsmodelle abstrahlen soll. Zu alldem gibt es dann noch die passenden Content-Stores und Cloud-Lösungen.

Nicht zu vergessen noch das klassische online-Handelsgeschäft, das für ein gutes Grundrauschen in Amazons Kassen sorgt.

Amazons Strategie, günstige Hardware in den Markt zu werfen und darauf zu hoffen, dass die Gewinne dann über die Contentverkäufe hereinkommen, ist zwar kurzfristig riskant, dürfte sich aber langfristig auszahlen.

Amazon wird und muss aber versuchen, weitere Bereiche abzudecken. So werden wir nach den Smartphones eine TV-Box, eine einfache Spielkonsole und in einigen Jahren auch ein Amazon Notebook sehen. Damit deckt Amazon die wesentliche Bandbreite an Mediengeräten ab, die in einem heutigen Haushalt vorhanden sind.

Apple

Apple hat ein Problem – seine starke Stellung im Markt ist eigentlich nur von einem Produkt abhängig: dem iPhone – und zu einem deutlich geringeren Teil vom iPhone Ableger iPad. Auch wenn es Milieus gibt, in denen der Mac Standard ist, konnte Apple damit bislang nicht in den Massenmarkt vordringen. Die Mac Verkäufe stagnierten zuletzt, auch wenn ich davon ausgehe, dass sie vielleicht in Zukunft leicht ansteigen werden. Gleichwohl ist der Mac Anteil an Apples Umsätzen doch sehr zu vernachlässigen.

Doch diese iPhone Abhängigkeit ist eben auch die Achilles-Ferse von Apple. Wenn jetzt auch der „Stern“ schreibt, dass das iPhone nicht mehr cool ist, muss ja etwas am Apfel faul sein… Klar, auch das iPhone 5S, das iPhone 5, das billig iPhone und die nächsten iPads werden sich weiter verkaufen, doch haben sie ihre Magie inzwischen verloren und sind technische Geräte unter vielen. Das wird sich auch in Apples Bilanzen niederschlagen.

Um das Überleben von Apple müssen wir uns in absehbarer Zeit keine Sorgen machen. Zu groß sind die Reserven, zu groß ist die installierte Basis, zu viele Hardcore Fanboys gibt es.

Doch um an den gerade vergehenden Ruhm anzuknüpfen braucht es das „next big thing“. Und das traue ich Tim Cook nicht zu. Vielmehr ist zu befürchten, dass die treue Anhängerschaft z.B. durch ein neues iOS 7 im „Flat Design“ abgeschreckt wird.

Was Apple aber auf jeden Fall braucht ist eine erfolgreichere Medienlösung fürs Wohnzimmer, als iTV es ist. Ob das jetzt der omiöse Apple-Fernseher ist – den es Gerüchten zufolge gibt, aber dessen erste Versionen in User-Tests durchgefallen sein sollen – oder eine neue Set-Top-Box, ist dabei eher Nebensache.

facebook

facebook ist das, was die Angelsachsen ein „one-trick pony“ nennen. Es gibt nur das soziale Netzwerk und man ist ganz auf die Werbeerlöse daraus angewiesen. Klar, es gibt noch Instagram, aber das steuert derzeit nichts außer Verlusten zum Ergebnis bei. Und wenn facebook auch in emerging Markets noch stark wächst, sind die Zahlen in den meisten etablierten westlichen Märkten rückläufig, es stellt sich eine gewisse facebook-Müdigkeit ein.

Will facebook nicht mittelfristig ein Übernahmekandidat werden, muss es sich breiter aufstellen. Das wird ja einerseits durch Zukäufe (Instagram, vielleicht Waze…) versucht, andererseits durch die Schritte in Richtung eines facebook Phone. Wenn das gelingt kann facebook eigenständig überleben. Und auch eine Ausweitung in B2B Bereiche halte ich nicht für ausgeschlossen.

All das braucht aber Zeit – und in der Zwischenzeit darf nichts schief gehen.

Google

Ibrahim Evsans Einschätzung, dass Google mehr Chancen habe als Apple, hat ja die Initialzündung zu diesem Artikel gegeben. Das ist einerseits richtig, andererseits zeigt ein Blick in Googles Bilanzen, dass auch Google streng genommen ein „one trick pony“ ist – um die 90% steuern die Suchdienste und die damit verbundenen Werbeerlöse zum Ergebnis bei. Das große Geld mit Android verdienen andere (s.u.), viele Projekte werden immer wieder schnell eingestampft oder werfen einfach nichts ab.

Der Kauf von Motorola dürfte zudem aus heutiger Sicht ein großer Fehler gewesen sein. Die Patente scheinen nicht so viel wert zu sein wie erwartet und Produkte, die Googles Handschrift tragen (X-Phone), lassen auf sich warten. Zudem hat Google ja mit den Nexus Devices bewiesen, dass man mit Partnern odentliche Hardware auf die Beine stellen kann.

Allerdings darf man davon ausgehen, dass das Suchgeschäft noch einige Zeit sehr solide Gewinne abwerfen wird. Und mit seiner Projekt-Schrotflinten-Politik hat Google auch gute Chancen, einen neuen auch in der breiten Masse finanziell erfolgreichen Treffer zu landen.

Microsoft

Dass Microsoft bei diesen Diskussionen überhaupt wieder auftaucht, ist ein kleines Wunder, wurden die Redmonder doch noch vor kurzer Zeit als IT Dinosaurier belächelt, der gerade im Begriff ist, auszusterben.

Man mag nun darüber streiten, ob wir schon in der Post-PC Zeit sind, diese gerade ansteht oder überhaupt kommt. Fakt ist: Der Desktop ist noch da und wird in einigen Bereichen so schnell nicht verschwinden. In diesem Segment liegt der MS-Anteil noch bei rund 90%. Und so sind Windows und die Office Produkte nach wie vor die großen Cash Cows. Das wird sich ändern – schneller als viele glauben, aber auch nicht von heute morgen. Zwar hat Windows 8 noch gewisse Akzeptanzprobleme, aber mit Windows 8.1 geht Microsoft einerseits auf die Kritiker zu, andererseits werden sich auch viele Kritiker an das neue Windows gewöhnen. Sicher wird Microsoft mit Windows in den neuen Segmenten (Tablets…) nicht mehr die Marktanteile erreichen, wie im Desktop-Sektor  -aber 20% und mehr halte ich in absehbarer Zeit für machbar.

Zudem ist Microsoft einfach zu breit aufgestellt. Außer Windows und Office gibt es eine große B2B Sparte (Server Produkte, Dynamics), die Azure Cloud Plattform, Skype, Bing, Surface Hardware, Peripherals, Windows Phone, XBOX, Kinect, outlook.com, Skydrive, so.cl…

Und nicht zu vergessen verdient Microsoft über Lizenzabkommen sehr gut an Android – wahrscheinlich allein 2013 um die 1,6 Milliarden US$.

Microsoft wird in Zukunft nicht mehr die marktbeherrschende Stellung haben und der IT-Branche seinen Stempel aufdrücken können wie früher – aber auf lange Sicht hin in vielen Bereichen eine sehr wichtige Rolle spielen.

Samsung

Die Überraschung passenderweise fast zum Schluss: Samsung. So oder so spielt Samsung jetzt schon mit Smartphones, Kameras, Notebooks, Druckern, Speicherchips, Fernsehern, Displays etc. etc. etc. eine große Rolle in der „digitalen Welt“ – und nicht nur in der: Wikipedia listet neben Elektronik auch Industrieanlagen, Waffen, Bau, Petrochemie Finanzen, Versicherungen und Dienstleistungen als weitere Tätigkeitsbereiche.

Insbesondere beherrschen die Koreaner inzwischen klar den Android-Markt und sind der einzige Hersteller, der mit Googles Betriebssystem richtig Geld verdient. Das kann für Samsung inzwischen aber nicht mehr genug sein, viel interessanter wird es, wenn man auch das Ökosystem beherrscht. Samsung wird noch dieses Jahr High-End Phones mit Tizen OS als Betriebssystem bringen. Und sollte das – anders als der erste Versuch Bada – erfolgreich sein, wird Samsung alle Dienste, die ein mobile OS Ökosystem braucht, selber anbieten und sich schrittweise aus Android zurückziehen.

Samsung könnte noch einige Akzente setzen und uns überraschen.

Yahoo

Yahoo gehörte lange zu den großen Playern im Netz – doch diese Zeiten sind vorbei. Und wenn jetzt nicht Marissa Mayer an Bord wäre, würde ich Yahoo hier gar nicht mehr erwähnen. Yahoo krankt daran, dass unter seinem Dach zwar einige attraktive Dienste wie Flickr versammelt sind, doch sind diese noch nicht hinreichend sinnvoll miteinander verknüpft. Mayer versucht jetzt, einerseits ein einheitlicheres Yahoo-Erlebnis zu schaffen, andererseits durch einen Zukauf das Unternehmen attraktiver zu machen. Potentielle Übernahmekandidaten mit denen angeblich Gespräche geführt wurden, waren Foursquare (gefordert 800 Millionen US$), Path (2 Milliarden US$). Pinterest, Hulu, Zynga, Daily Motion, Gdgt, Wavii, Media Ocean und jetzt eben tumblr (1 Milliarde US$).

Dennoch halte ich es für unwahrscheinlich, dass Yahoo sich aus der zweiten Reihe heraus wieder unter den großen Playern etablieren kann. So fehlt hier eine klare eigenständige Mobilstrategie.

Eine Zusammenfassung

Unter den fünf etablierten Web-Riesen ist Microsoft sicher am breitesten aufgestellt, muss sich aber in Teilen neu erfinden, um mit der Entwicklung Schritt zu halten und „cool“ zu werden. Auch die Basis von Amazon ist breit, doch geht die aggressive Expansionspolitik zu Lasten der Gewinne – in Zukunft könnte sich das aber ändern, wenn die installierte Kindle-Basis groß genug ist.

Apple muss das „Next Big Thing“ finden und sich von seiner iPhone-Abhängigkeit lösen, damit es nicht ein ganz normaler Hersteller wird. Und auch für Google ist die Aufgabe, aus all seinen Innovationen Produkte zu machen, mit denen man Geld verdienen kann, damit nicht nur die Suche Gewinne einfährt.

facebook ist der schwächste Player unter den großen 5 und muss sich dringend weitere Standsäulen zulegen. yahoo ist bereits in der zweiten Reihe und wird es wohl nicht mehr ganz nach vorne schaffen.

Ein überraschender neuer Angreifer könnte Samsung sein – hier erwarte ich eine aktivere Rolle.

Letztlich teile ich ich Evsans Ansicht, dass Google mehr Chancen in der digitalen Welt hat als Apple. Aber Amazon hat fast genau so viele und verfolgt einen klareren, konsequenteren Kurs und ist mit vielen Diensten näher am Verbraucher als Google, wo der normale User doch nur die Suche und vielleicht noch gmail nutzt. Google ist zu hektisch, zu verspielt, stellt vieles vor und fast ebenso viel wieder ein.

Die besten Chancen in der digitalen Welt hat aber Microsoft. Das Unternehmen ist am breitesten aufgestellt und wird wie schon mit der XBox, die anfangs auch belächelt wurde, seinen Weg konsequent und unaufgeregt weitergehen. Und gerade die XBox sehe ich als einen Schlüssel zu einer starken Stellung im Consumer Markt.

Das Samsung Galaxy S4: Murats BMW unter den Smartphones

Tuning 6Jo, das Samsung Galaxy S4 ist da. Beeindruckend finde ich dabei das 5″ Display mit 1080p Full HD Auflösung, was zu ebenso beeindruckenden 441 Bildpunkten pro Zoll (ppi) führt. Gut, Apple hat das 326ppi Display des iPhone 4 schon „Retina“ genannt, da die Retina, die menschliche Netzthaut, ab dieser Auflösung aus normaler Betrachtungsentfernung keine einzelnen Bildpunkte erkennen kann, was ich von meinem Nokia Lumia 920 Test (Display mit ca. 336 ppi) her bestätigen kann. Aber Full HD auf dem Smartphone hört sich einfach gut an und hat vielleicht sogar Vorteile wenn man z.B. Inhalte auf andere 1080p Displays bringen will. Man muss wahrlich kein Prophet sein um vorherzusagen, dass in naher Zukunft Full HD Standard bei den Flagship Phones sein wird.

Auch sonst ist die Technik nicht schlecht, wenngleich ohne große Überraschungen – lediglich die Idee, den vielen schon vorhandenen Sensoren auch Thermometer, Barometer und Feuchtigkeitsmesser zur Seite zu stellen, finde ich gut, eröffnen diese doch neue Anwendungsmöglichkeiten. Und dass die ganze Technik dann auch nur 130g wiegt, zeigt dass Samsung technologisch in dem Segment inzwischen wahrscheinlich führend ist.

Doch erinnert mich das Samsung Galaxy S4 an Murats sprichwörtlichen BMW. Tolle technische Daten, aber alles zusammengewürfelt, ohne Stil, vieles abgekupfert, in Details unschön umgesetzt und irgendwie prollig.

Das fängt schon bei der Verarbeitung und der Optik des Gehäuses an. Plastik mit Tuning-Zierleiste in Alu. Kein Vergleich mit dem Lumia 920 (Unibody, aus einem Stück Polycarbonat gefräst), dem iPhone 5 (Glas und Aluminium) oder auch dem HTC One (Micro Arc Oxidation). Für ein Smartphone, das in Deutschland in der 16GB Version 729,00 EUR kosten soll (UVP) ist das inzwischen einfach zu wenig. Bei Amazon ist es übrigens gerade für 699 649 EUR gelistet.

Und viele der gelobten Funktionen haben die Wettbewerber schon lange. Bedienung des Touchscreens auch mit Handschuhen? Haben die Nokia Lumias der neuen Generation schon. Burst Mode der Kamera? Hat Windows Phone schon (Blink) und ist auch beim iPhone 5 ist die Funktion an Bordper App nachrüstbar. AirView/AirGesture? Im Sony Xperia Sola gab es das schon vor über einem Jahr.

Bei der Kamera folgt man übrigens dem Megapixel-Wahn, der nicht zwingend zu besseren Bildern führt, ganz im Gegenteil. Aber es hört sich eben toll an, wenn man sagen kann „Was, dein HTC One hat nur 4 Megapixel? Und Dein Lumia 920 auch nur 8,7? Ich hab S4, ich hab 13, Alter“. HTC und besonders Nokia setzen auf andere Technologien zur Bildverbesserung, was sich z.B. bei den herausragenden Nachtaufnahmen des Lumia 920 zeigt.

Die TouchWiz Oberfläche ist nach meinem Geschmack zu bunt und zu verspielt, die zahlreichen einzelnen Funktionen könnten zudem besser aufeinander abgestimmt sein. Auch hier kein Vergleich zu iOS oder Windows Phone 8.

Gespannt darf man sein, was die Neuigkeit beim Galaxy S5 sein wird. Vielleicht ist dann der Fuchsschwanz fürs Smartphone. Denn den gibt’s ja auch schon.

Bild: (c) Allposters

Nachtrag: Vielleicht überzeugt das Galaxy S5 tatsächlich damit, dass darauf kein Android mehr läuft.

Nachtrag 2: Viele Tests bestätigen meine Wahrnehmung übrigens – „Those features may work well in Samsung’s ads, but not in real life.“ schreibt z.B. phys.org.

Nachtrag 3: Sogar bei The Verge schnitt das Lumia 925 besser ab als das S4.

Die Windows Phone Wette – und ein Blick auf den Smartphone Markt 2015

A rotary telephone addresses a smartphone "When I was your age we didn't p… - New Yorker CartoonWird Windows Phone sich bis zum 26.02.2015 unter den stärksten vier mobilen Betriebssystemen etabliert haben oder nicht?

Darum geht es in der Windows Phone Wette, die ich mit Tomi Ahonen abgeschlossen habe. Tomi meint, das würde Microsoft nicht gelingen, ich halte dagegen. Einsatz ist eine Flasche Roederer Cristal, Schiedsrichter ist Analyst Davide Magini. Hier ist die englischsprachige Seite zur Wette: The Windows Phone Bet, bei der es auch einen Countdown bis zum Showdown gibt.

Wie die Wette ausgehen wird, ist alles andere als sicher. Derzeit haben wir im Smartphone Bereich faktisch ein weltweites Duopol: Google mit Android und Apple mit iOS machen den Markt unter sich aus. Anfang des Jahres habe ich die Anteile für verschiedene Länder einmal zusammengefasst (Marktanteile mobiler Betriebssysteme KW1 2013).

  • Der schwächste Markt für Android ist Indien mit nur 14,9%, der stärkste mit 90,9% Südkorea (Samsung Nationalstolz), im Schnitt liegt das Google OS bei 46,8%.
  • iOS ist am stärksten in Australien (67,4%), am schwächsten ebenfalls in Indien (0,9%), der Mittelwert liegt bei 34,3%.
  • Windows Phone kommt in Finnland immerhin schon auf 18,8% (Nokia Nationalstolz), in Indien lag es Anfang 2013 unterhalb der Wahrnehmungsgrenze. Im Schhnitt kommt Windows Phone auf 2,3%.
  • Durchschnittlich 16,5% enftallen auf andere Betriebssysteme, wobei Blackberry, Bada und Symbian/S40 (Nokia) herausstechen. In Indien nutzen 84,2% der User alternative Betriebssysteme, in Südkorea nur 0,3%.

Was wird sich bis 2015 im Bereich der mobilen Betriebssysteme ändern?

  • Es werden zahlreiche neue auf Linux basierende neue mobileOS im Markt sein (Firefox OS, Ubuntu)
  • Samsung hat zusammen mit Intel mit dem aus Nokias Meego heraus entwickelten Tizen ein eigenes ebenfalls auf Linux basierendes OS im Angebot, dem sich einige asiatische Hersteller anschließen werden.
  • Amazon wird ein zwar auf Android basierendes Kindle Phone herausgebracht haben, dem man aber die die Android-Herkunft nicht anmerkt und das vom normalen Android Ökosystem weitgehend abgekoppelt ist (z.B. kein Google Play Store).
  • Samsung hat Bada aufgegeben, der Featurephone Markt in wirtschaftlich schwächer entwickelten Märkten wird von Nokia mit Asha Devices beherrscht.
  • Apple steht vor der großen Herausforderung, das im Grundsatz aus 2007 stammende iOS Bedienkonzept dem Stand der Zeit und der Konkurrenz anzupassen, ohne die Fanboys zu vergrätzen.
  • LG versucht möglicherweise, WebOS nicht nur auf Smart-TVs, sondern auch auf Smartphones und Tablets zu etablieren.

Das eröffnet einerseits Chancen, andererseits Risiken für Microsoft/Nokia – und damit für meine Wette.

Die große Chance dabei ist zunächst, dass der gesamte Android/Linux Markt so zersplittert ist, dass ein klar positioniertes Smartphone Betriebssystem neben iOS seinen Nutzerschaft findet. Auf der anderen Seite könnten sich der Markt gerade deswegen so entwickeln, dass Android bei 33% liegt, Tizen bei 20%, iOS ebenfalls bei 20%, Firefox OS bei 12% und Windows Phone bei 10%. Damit hätte sich zwar Windows Phone als starke Plattform etabliert, meine Wette hätte ich dann aber dennoch verloren.

Für einen Erfolg von Windows Phone spricht:

  • Erste Erfolge in einzelnen europäischen Märkten in Q4/2012  bei den Neuverkäufen. So z.B. Italien mit 13,9%, Großbritannien mit 5,9% und Frankreich mit 4,1% – und eben das schon erwähnte Finnland mit einer Userbasis (!) von schon fast 20%
  • Der starke Nokia (Symbian) Marktanteil in Indien, wobei es Nokia schaffen muss, Symbian Nutzer zu Lumia Käufern zu konvertieren.
  • Der Nokia Deal mit China Mobile.
  • Viele Skeptiker zeigen sich begeistert, wenn sich sich erst näher mit Windows Phone befassen (siehe z.B. den Beitrag von Lee Meyer: „The market, including me, has dramatically underestimated Microsoft’s (MSFT) Windows Phone 8 (WP8). The operating system (OS) is fresh, fun, stable, well thought-out, innovative, and falls short of Android and iOS in very few areas, while surpassing them in many.

Gegen einen Erfolg spricht:

  • Teile der Fachpresse und der Käufer sind nach wie vor skeptisch gegenüber Windows Phone (siehe aber vor).
  • In Teilbereichen hinkt Windows Phone iOS und Android tatsächlich noch hinterher, dazu z.B. „It’s about Apps, stupid – was MS bei Windows Phone ändern muss„.
  • Die Netzbetreiber wünschen sich zwar ein drittes starkes mobiles Ökosystem, wollen allerdings auch viel Einfluss darauf nehmen (eigene Apps, Branding). Das ist bei Windows Phone nicht in dem Maße möglich ist wie bei Android, Firefox OS etc. Aus diesem Grund ist z.B. die Telekom eine der treibenden Kräfte hinter Firefox OS.

Letzteren Punkt halte ich für besonders schwerwiegend – dem kann vielleicht durch die traditionell guten Kontakte Nokias zu den Netzbetreibern begegnet werden, indem man diesen attraktive Angebote mach: z.B. eine stärkere Beteiligung beim Operator Billing bei App- und Content-Käufen.

Eins ist aber sicher: In den Smartphone Markt kommt mehr Konkurrenz, was aus Verbrauchersicht nur zu begrüßen ist.

Bild: (c) Allposters