Aeroflot-Flug 366, auch bekannt als das Wunder auf der Newa, war eine spektakuläre Notwasserung einer Tupolew Tu-124 der staatlichen sowjetischen Fluggesellschaft Aeroflot.
Das Flugzeug startete am 21. August 1963 um 08:55 Uhr vom Flughafen Tallin-Ülemiste (TLL) mit 45 Passagieren und 7 Besatzungsmitgliedern an Bord. Das Flugzeug (Registrierung СССР-45021) wurde 1962 gebaut und sollte unter dem Kommando des 27-jährigen Kapitäns Victor Mostovoy nach Moskau-Wnukowo (VKO) fliegen. Nach dem Start fuhr das Bugfahrwerk nicht ein. Die Flugsicherung ordnete eine Notlandung an, diese war wegen Nebels in Tallinn aber nicht möglich und der Flug wurde nach Leningrad (LED) – heute wieder St. Petersburg – umgeleitet.
Um 10:00 Uhr – anderen Angaben zufolge um 11:00 Uhr – begann Flug 366 in einer Höhe von 450 Metern über der Stadt zu kreisen, um Treibstoff zu sparen, das Gewicht zu reduzieren und das Risiko eines Feuers im Falle eines Absturzes zu verringern. Die Bodendienste des Flughafens Pulkovo (LED) bereiteten die Schotterpiste für die Landung vor.
Jeder Überflug der Stadt dauerte etwa 15 Minuten. Während dieser Zeit versuchte die Crew, das Bugfahrwerk mit einem Stock aus der Garderobe in die voll ausgefahrene Position zu bringen.
Während der achten und letzten Runde, 20 km vor dem Flughafen, fiel gegen 12:10 Uhr das Triebwerk Nr. 1 wegen Treibstoffmangels aus. Das verbleibende Triebwerk erlosch kurz darauf, als das Flugzeug das Stadtzentrum überflog, östlich über der Isaakskathedrale und der Admiralität.
Nach dem Ausfall der Triebwerke setzte die Besatzung das Flugzeug in der 300 Meter breiten Newa auf:
Unmittelbar nach einer Kurve glitt das Flugzeug über die hohen Stahlkonstruktionen der Bolschochtinski-Brücke, die einen Freiraum von etwa 30 Metern lassen. Die Tu-124 überflog die im Bau befindliche Alexander-Newski-Brücke und verfehlte sie nur knapp.
Dem Piloten gelang es, das Flugzeug auf dem Fluss in unmittelbarer Nähe eines Dampfschleppers aus dem Jahr 1898 zu landen.
Der Kapitän des Schleppers sah das Flugzeug in Not und eilte zu Hilfe. Er und seine Besatzung schlugen die Windschutzscheibe des Flugzeugs ein, befestigten ein Seil am Steuerrad des Cockpits und schleppten das Flugzeug an das Flussufer. Alle Passagiere blieben während des Schleppvorgangs an Bord. Passagiere und Besatzung evakuierten die Kabine durch eine Luke auf dem Dach des Flugzeugs.
Dieser Vorfall, der als „Wunder auf der Newa“ bekannt wurde, geht als eine der bemerkenswertesten Notlandungen auf Wasser in die Luftfahrtgeschichte ein.
Weitergehende Quelle: Aviation Safety