10 Fakten zur Gründung der Bundeswehr am 12. November 1955

  1. Am 12. November 1955 werden in der Ermekeilkaserne in Bonn die ersten 101 Soldaten der Bundeswehr vereidigt.
  2. Die Ermekeilkaserne, damals Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung, gilt damit als Geburtsort der Bundeswehr, der 12. November 1955 dementsprechend als ihr Geburtstag.
  3. Die Ernennungsurkunden werden durch Theodor Blank, dem damaligen Bundesminister der Verteidigung, überreicht.
  4. Bei den 101 ersten Soldaten handelt es sich um Freiwillige – insgesamt hatten sich vorher nach einem Aufruf über 150.000 Deutsche für einen Dienst in der noch zu gründenden Bundeswehr gemeldet.
  5. Die meisten dieser ersten Soldaten haben noch gar keine Uniformen – die „Affenjäckchen“, wie sie auch genannt wurden, sind schlicht nicht fertig geworden.
  6. Den höchsten Dienstgrad haben die beiden Generalleutnante Hans Speidel und Adolf Heusinger. Mangels anderer Offiziere muss man auf alte Wehrmachtskräfte zurückgreifen. Heusinger hat im Zweiten Weltkrieg den Überfall auf die Sowjetunion mit geplant und soll über die Beteiligung der Wehrmacht an der Tötung von Juden informiert gewesen sein. Speidel war als Generalstabsoffizier u.a. am Frankreichfeldzug beteiligt und hat dort wohl Geiselerschießungen zumindest nicht verhindert.
  7. Die Politik sieht dieses Problem durchaus. Verteidigungsminister Blank betont daher auch vorher im Bundestag: „Wir wollen Streitkräfte in der Demokratie, die sich dem Vorrang der Politik fügen. Sie sollen die Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit achten, die staatsbürgerlichen Grundrechte und Grundpflichten ernst nehmen und die Würde des Menschen anerkennen. Sie sollen bereit sein zur Verteidigung gegen jeden, der den Frieden bricht.
  8. Der 12. November 1955 wurde nicht zufällig gewählt: Es handelte sich um den 200. Geburtstag von Gerhard Johann David von Scharnhorst, einem preußischen General, der sich um die preußische Heeresreform verdient gemacht hatte. Dies betont auch Blank in seiner Rede, die er anlässlich der Vereidigung hält.
  9. Die Gründung der Bundeswehr war nicht unumstritten, insbesondere die SPD sah diese kritisch. Letztlich schwenken Politik und öffentliche Meinung jedoch auf Adenauers Linie um, der die Bundeswehr als wichtigen Baustein der Westintegration sieht.
  10. Zum Zeitpunkt ihrer Gründung haben die Streitkräfte noch gar keinen Namen. Die Bezeichnung „Bundeswehr“ geht auf Daniel Friedrich Gottlob Teichert zurück, eines Abgeordneten in der Frankfurter Nationalversammlung 1849, der diese Bezeichnung für die vereinigten Bürgerwehren des Deutschen Bundes vorschlug. Der FDP Abgeordnete und ehemalige Wehrmachtsgeneral Hasso von Mannteufel griff dies auf schlug vor, diesen Namen für die „bundesdeutsche Wehrmacht“ zu verwenden. Endgültig festgelegt wird der Name erst am 20. März 1956.

Rede von Theodor Blank anlässlich der Vereidigung der 101 ersten Soldaten der Bundeswehr

Diese Rede hielt der damalige Bundesminister der Verteidigung, Theodor Blank, am 12. November 1955 in der Ermekeilkaserne in Bonn.

Meine Herren,

wenn wir uns heute hier in dieser einfachen Halle versammelt haben und unsere tägliche Arbeit für eine kurze Weile unterbrechen, so geschieht es gewiß nicht aus einem Bedürfnis nach Repräsentation und Festlichkeit. Wir sind uns des Ernstes dieser Stunde bewußt, in der durch die Ernennung der ersten neuen deutschen Soldaten der Öffentlichkeit gegenüber die Verwirklichung unseres Verteidigungsbeitrages sichtbar wird. Wir wollen diesen Augenblick zu einer Stunde der Besinnung machen, – einer Besinnung, die für uns im Getriebe des Alltags so selten und doch so heilsam ist.

Wir wollen uns nicht verlieren in rückschauender Betrachtung der jahrelangen Vorarbeiten und der mancherlei Enttäuschungen und Schwierigkeiten, die hinter uns liegen. Wir wollen unsere Gedanken auf die Zukunft richten, auf den gewiß nicht leichteren Teil unseres Weges, der nun beginnt, wenn die Praxis mit all ihren nur zum Teil voraussehbaren Problemen unsere Planungen auf die Probe stellt. Es soll uns dabei vor Augen stehen, daß unsere Verantwortung in dem Maße wächst, in dem diese Planungen durch Menschen mit ihren Stärken und Schwächen verwirklicht werden.
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