Was ist Engagement Farming?

„Engagement Farming“ ist ein Begriff, der in den sozialen Medien verwendet wird und sich auf Strategien oder Taktiken bezieht, die darauf abzielen, die Interaktionen und Aktivitäten der Nutzer – wie Likes, Kommentare und Shares – künstlich zu erhöhen. Ziel ist es, die Sichtbarkeit und Reichweite von Inhalten zu verbessern. Dies kann durch verschiedene Methoden geschehen, wie das Stellen von Fragen, die zu einfachen Antworten anregen, das Erstellen von polarisierenden oder besonders auffälligen Inhalten oder das Verwenden von Clickbait-Überschriften.

Engagement Farming kann auch den Einsatz von Automatisierungstechnologien umfassen, bei denen Bots oder bezahlte Dienste verwendet werden, um Interaktionen vorzutäuschen. Solche Praktiken können von Plattformen als manipulativ angesehen werden und gegen die Richtlinien verstoßen, was zu negativen Konsequenzen wie reduzierter Sichtbarkeit oder sogar Sperrung des Accounts führen kann.

Der Begriff wurde einer breiteren Öffentlichkeit am 19. April 2024 bekannt, als Elon Musk ankündigte, dass Engagement Farming auf X eingeschränkt werden solle:

Any accounts doing engagement farming will be suspended and traced to source.

Alle Konten, die Engagement Farming betreiben, werden gesperrt und bis zur Quelle zurückverfolgt.

Das Bild wurde von Dall-E erstellt.

 

Aldi Nord blockt massenhaft auf twitter

Am 25. Oktober 2023 trendet auf X, vormals twitter, plötzlich Aldi, konkreter Aldi Nord. Der Hintergrund: Der offizielle Account des Discounters hat massenhaft Accounts anderer Nutzer der Plattform blockiert, ohne mit diesen Kontakt gehabt zu haben, worüber sich vielfach – mE zu Recht – mokiert wurde.

Geblockt wurden offensichtlich alle – nach anderen Quellen fast alle – Follower des Accounts „Marcel„, den ich übrigens bis heute gar nicht kannte.

„Aldi Nord blockt massenhaft auf twitter“ weiterlesen

Was ist Truth Social?

Truth Social (auch als TRUTH Social bezeichnet) ist eine Social-Media-Plattform, die von der Trump Media & Technology Group (TMTG), einem amerikanischen Medien- und Technologieunternehmen, das im Februar 2021 vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump gegründet wurde, ins Leben gerufen wurde.

Die Plattform Truth Social basiert technisch auf Mastodon, einem freien und quelloffenen verteilten sozialen Netzwerk, Trump Social ist also im Grunde nichts anderes als eine angepasste Mastodon Instanz. Die Website wurde am 21. Februar 2022 gestartet und war nur für Nutzer in den Vereinigten Staaten und Kanada zugänglich. Beim Start gab es schwerwiegende Skalierungsprobleme, was dazu führte, dass die anfängliche Nutzerzahl geringer war als erwartet.

 

 

Ist es schlimm, Fotos vom Impfpass zu posten? Und wenn man es tut, worauf sollte man achten?

Ist man frisch gegen Corona geimpft und in sozialen Netzwerken aktiv, möchte man das vielleicht teilen: Aus Freude darüber oder um andere dazu zu motivieren, sich selbst impfen zu lassen. Am besten natürlich mit einem Foto des Impfpass.

Immer wieder wird aber pauschal davor gewarnt, Fotos vom Impfpass zu posten, da man es damit Fälschern zu leicht mache.

Beachtet man aber folgende Hinweise, kann man auch seinen Impfpass posten:

  • Der Stempel und die Unterschrift des Arztes sollten nicht zu sehen sein.
    Zum einen geht niemanden etwas an, welchen Arzt sie aufsuchen. Zum anderen könnten Fälscher diesen Ausschnitt tatsächlich verwenden, um Impfpässe bzw. Einträge in Impfpässen nachzumachen.
  • Nicht die Vorderseite posten.
    Auf der Vorderseite sind zu viele persönliche Daten zu sehen. Wenn sie nicht wollen, dass diese im Netz kursieren, sollten Sie diese also auf keinen Fall veröffentlichen.
  • Die Etiketten der Impfstoffe sind so einfach aufgebaut, dass man sie mit jeder gängigen Textverarbeitung nachmachen kann – unter diesem Aspekt können Sie diese also posten.
  • Bleibt aber die Frage, ob Sie die Chargennummer vorher schwärzen oder anderweitig unkenntlich machen. Gültige Chargennummer der Impfstoffe lassen sich aus vielen anderen Quellen beziehen (mehr soll an dieser Stelle dazu nicht geschrieben werden), so dass es jemanden mit auch nur minimaler Energie nicht viel bringt, wenn Sie diese leserlich lassen. Ein zweiter Aspekt, ist, dass viele Impfgegner die Chargennummern verwenden, um beim Paul Ehrlich Institut unter Nennung dieser falsche Impfschäden zu nennen. Gerade diesen machen Sie es dann ein bisschen zu leicht, sie müssen sich nicht erst auf die Suche nach einer Chargennummer machen.  Und da sie sicherlich von vielen Menschen angesprochen werden, dass Sie doch die Chargennummer nicht posten sollten, ist es besser, diese im Vorfeld unleserlich zu machen.

Um es zum Schluss aber auf den Punkt zu bringen: Wenn Sie einen Ausschnitt wie im obigen Beispiel posten, bei dem die Chargennummer unkenntlich gemacht ist, kann niemand etwas sagen.

Meinung: Seenotrettung, die Zeit, Furor und Diskussionskultur

Sommerloch hin oder her – eines der derzeit kontrovers diskutierten Themen sind die privaten, meist durch Spenden finanzierte, Seenotretter im Mittelmeer.

Diese kreuzten vor der nordafrikanischen – speziell der libyschen – Küste, nehmen die in Seenot geratenen Flüchtlinge auf und bringen diese nach Europa. Brachten, muss man sagen, denn inzwischen sind die meisten europäischen Mittelmeer-Anrainer nicht mehr bereit, diese Schiffe aufzunehmen, so dass die Tätigkeit der privaten Seenotretter faktisch zum Erliegen gekommen ist.

Die einen begrüßen dies, da sie die Seenotretter als verlängerten Arm der Schleuser und Schlepper sehen. Die Schlauchboote seien für den Transport sovieler Menschen über das Mittelmeer gar nicht geeignet. Und wenn schon, solle man die Menschen wieder zurück nach Afrika bringen. Das Boot Europa sei voll und könne eine weitere Einwanderung in die Sozialsysteme nicht verkraften. Wären die Rettungsschiffe nicht mehr unterwegs, würden auch keine Schleuserboote mehr ablegen und damit niemand mehr ertrinken. Australien mit seiner NoWay Kampagne habe es vorgemacht. Helfen könne man schließlich vor Ort.

Die anderen halten die Einstellung dieser Fahrten für eine Tragödie, die zu vielen weiteren tausenden Toten auf dem Mittelmeer führen würde. Europa sei eine reiche Region, die durchaus mehr Einwanderung vertragen könne und moralisch verpflichtet sei, jeden aufzunehmen, der an seine Tür klopfe. Das Zurückbringen der Menschen nach Afrika sei zudem rechtlich und tatsächlich nicht möglich. Vor Ort Maßnahmen seien nicht machbar oder wirkungslos.

Ich kann und will mich zu dieser Frage an dieser Stelle nicht äußern, da mir zu wenig Fakten für eine sachlich begründete Antwort vorliegen. Haben es die Boote mit den Flüchtlingen nur darauf angelegt, direkt vor der Küste gerettet zu werden oder wollen sie wirklich die Überfahrt wagen? Hören diese Fahrten auf, wenn auch die Rettungsschiffe nicht unterwegs sind? Ist Australien mit NoWay wirklich so erfolgreich? Wie ist die Situation in Libyen? Sind die Fliehenden politisch verfolgte im Sinne des Asylrechts? Machen sich tatsächlich Familien mit Frauen und Kindern auf den Weg oder nur junge männliche Glücksritter? Wie schnell lassen sich die Menschen integrieren? Bleiben sie nur für kurze Zeit oder für immer? Ist es see- und völkerrechtlich möglich, die Geretteten wieder nach Afrika zu bringen? Je nachdem, wen man fragt, erhält man auf all diese Fragen unterschiedliche Antworten. Und so mag auch die Antwort auf die übergeordnete Ausgangsfrage, ob man die Rettungsschiffe machen lassen solle oder nicht, unterschiedlich ausfallen.

Was ich aber aufzeigen will: Es ist eine Frage, die man diskutieren kann und angesichts der politischen Stimmung in Europa auch diskutieren muss.

Gerade wenn man nicht will, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken oder in libyschen Lager verhungern oder sonst wie zu Tode kommen. Und außer einer – wirklich sehr sehr – kleinen menschenverachtenden Minderheit will dies meiner Wahrnehmung nach niemand. Auch keiner von denen, die sich gegen die Fahrten aussprechen.

„Die Zeit“ hat diese Diskussion nun aufgenommen und unter der Frage „Oder soll man es lassen?“ einen Pro- und einen Contra Beitrag zum Thema veröffentlicht. Und schon drehen Teile der Öffentlichkeit frei. Besonders auf twitter. Die Autorin solle mit heißem Kaffee übergossen werden. Ob man Zeit-Journalisten erschießen dürfe? Wie man überhaupt diese Frage stellen könne.

Ich will nicht, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der man kontroverse politische oder andere Fragen nicht mehr diskutieren kann. Und ich will in einer Gesellschaft leben, in der es eine von gegenseitigem Respekt geprägte Diskussionskultur gibt.

Auch wenn man anderer Ansicht ist.

Zum Thema Diskussionskultur und Social Media möchte ich noch diesen Beitrag anheim legen.

Die unnütze Kampagne der Stadt Köln zu Silvester 2017/2018

Silvester in Köln ist ja inzwischen fast zu einem Synonym für Staatsversagen geworden. Und so gab es auch 2017 wieder eine Pressekonferenz, in der thematisiert wurde, wie man sich auf den Jahreswechsel 2017/2018 vorbereiten werde.

Dabei gab es durchaus auch sinnvolle Aussagen wie z.B.

Ereignisse von vor zwei Jahren dürfen sich niemals wiederholen. In #Köln gilt nicht das Recht des Stärkeren, sondern jederzeit die Stärke des Recht.

oder

Erwarten von jedem, der in #Köln feiert, Respekt. […sinnlose Einlassung hier entfernt] Das Kölner Lebensgefühl ist legendär tolerant, aber nicht zu verwechseln mit Regellosigkeit.

Das ist alles richtig. Und es ist auch zu erwarten, dass auch diesmal wieder ein massives Polizeiaufgebot dafür sorgen wird, dass sich die Ereignisse vom Jahreswechsel 2015/2016 nicht wiederholen werden.

Hinterfragen darf man aber durchaus den Sinn der begleitendenden Social Media Kampagne (siehe Bild oben) oder der Verteilung von Gummi-Armbändern mit dem Aufdruck „Respect!“.

Ohne jetzt inhaltlich darauf eingehen zu wollen – ich bin mir sehr sicher: Hierdurch wird kein einziger Übergriff verhindert.

Das Geld, das in diese Kampagne geflossen ist, hätte man daher sinnvoller verwenden können. Zum Beispiel für Sozialarbeit, den Weißen Ring und einfach heiße Erbsensuppe und Getränke für die Einsatzkräfte.

Bildquelle: Tweet der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Job in Bonn: Social Media Crack (w/m)

Du bist Social Media Crack (w/m)? Du willst bei einem der bekanntesten Frühphasen-Investoren Deutschlands mit dem Fokus auf Technologie- und Design-getriebenen Startups arbeiten. In zwei Dekaden erreichten die entwickelten oder finanzierten Produkte über 100 Millionen Konsumenten weltweit.

Zu Deinen Aufgaben gehören u.a.:

  • Verwaltung und Betreuung von Social-Media-Kanälen
  • Content-Planung & Erstellung
  • Sichtung von Interviewanfragen
  • Texterstellung und Korrektur
  • Unterstützung bei Foto-Shootings und anderen Medien-Auftritten

Was Du mitbringen musst:

  • Social-Media-Affinität und Erfahrung in diesem Bereich
  • Erfahrungen im Erstellen von Texten (Blogs oder ähnliches)
  • Organisationstalent
  • Freude an effizienten Prozessen
  • Exzellente Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift
  • Flexibilität
  • Zuverlässigkeit

Was geboten wird

  • eine Stelle auf Freelancer Basis oder Festanstellung
  • enge Zusammenarbeit innerhalb des Teams
  • enge Zusammenarbeit mit unserer “StartUp-Family”

Neugierig? Dann melde Dich bei mir über stapublic@live.de oder – wenn Du mich kennst – über die bekannten Social Media Kanäle per PM.

Wie die Telekom die #TelekomZuhause Kampagne auf twitter gerade versemmelt

Die Telekom bewirbt auf twitter gerade den Hashtag #TelekomZuhause – doch klickt man diesen an, erscheint nicht, was die Telekom sich darunter wohl vorstellen dürfte:

Erst wenn man statt der Default Einstellung TOP TWEETS auf die NEUESTEN wechselt, sieht man die Werbung.

Wobei die folgenden Tweets dann…

mastodon.social – kann man sich anmelden, muss man aber nicht

Dieser Beitrag ist aus 2017. Aktuellere Inhalte zum Thema Mastodon habe ich aber hier zusammengestellt, insbesondere 10 Gründe, warum ich nicht bei Mastodon aktiv bin.

Versuche, twitter oder facebook etwas entgegenzusetzen, gab es immer wieder. Wirkliche Bedeutung erlangten – zumindest hier im westlichen Nutzerraum – app.net und ello.

app.net ist tot und ello dümpelt irgendwo so vor sich hin. Dass ich mich das letzte mal eingeloggt habe, ist schon ewig her.

Jetzt probiert es mastodon.social, das sich an twitter ausrichtet. Den Dienst gibt es schon einige Monate, konnte aber bis vor wenigen Tagen erst 24.000 Nutzer gewinnen. Einen größeren Schub gab es jetzt, nachdem twitter sein neues Reply System eingeführt hat. Dieses hat vielen Nutzern der ersten Stunde nicht so gefallen und Mastodon ist halt gerade die mögliche Alternative, die da ist…

Wesentliche Unterschiede, die von den Machern hervorgehoben werden:

  • Dezentrale Serverstruktur
  • streng chronologische Timeline
  • 500 Zeichen je Nachricht
  • Privatsphäre Einstellungen je Posting
  • umfangreiche Blocking Tools
  • offene API
  • keine Anzeigen, kein Tracking

Apps für iOS und Android gibt es dank der API von unabhängigen Entwicklern, es läuft aber auch alles über den Browser. In der Praxis sieht das dann etwa so aus:

Wie man sieht habe ich mich auch hier für den Nutzernamen stagerbn entschieden… Übrigens, ist der gewünschte Nutzername bei mastodon auf einer Instanz, also einem Server, nicht verfügbar, kann man sich auf einer anderen Instanz anmelden.

Da mastodon ähnlich funktioniert wie twitter und mehr oder weniger selbsterklärend ist, will ich zu den Funktionen nichts schreiben. Wer es ausprobieren will, geht einfach auf mastodon.social und kann sich dort ganz einfach anmelden. Wenn dieser Server gerade keine Anwendungen annimmt, meldet man sich eben auf einem anderen an – ich bin auf octodon.social ausgewichen. Auf welchem mastodon Server man sich anmeldet, ist an sich egal – man kann mit den Usern auf den anderen Servern interagieren. Eine Liste mit aktuellen mastodon Servern und Hilfe zur Auswahl gibt es z.B. hier. Eugen Rochko, der Progammierer von mastodon, empfiehlt ansonsten icosahedron.website und social.tchncs.de, da er die Betreiber dieser Instanzen kennt.

Ein tweet heißt hier übrigens „Toot“ (dt. „Trööt“) – eine Reminiszenz an das Maskottchen, ein Mastodon (ausgestorbene Mammut-Art), benannt ist der Dienst aber nach einer Band. Noch am Rande interessant: Besonders viele Nutzer und Fans scheint Mastodon in Frankreich zu haben.

Ich bin mir sicher, dass auch mastodon.social in dieser Form keinen großen Erfolg haben wird. Ähnlich wie bei app.net oder ello wird es jetzt seine kleine Zielgruppe finden, die es abfeiern wird, für den Durchbruch in der Masse sehe ich aber keine Chance. Gerade wegen der dezentralen Struktur sowie wegen der fehlenden Monetarisierungsmöglichkeiten. Ja, der Betrieb einer breit angelegten Social Media Plattform ist aus vielen Gründen sehr teuer – auch wenn man mit einer dezentralen Serverstruktur arbeitet.

Sie können sich ja mal anmelden um sich auf einem der Server den Nutzernamen der Wahl zu sichern, wenn es wider Erwarten doch etwas geben sollte oder um als Soschähl Miedia Berater mastodon Know-How aufzubauen, aber zwingend ist das derzeit nicht.

Wer mehr Hintergründe möchte – die gibt es bei The Verge. oder bei den mobilegeeks.

Und zum Abschluss:

Repariert die Diskussionskultur

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Radikalisierung der Diskussionen

Bewegt man sich derzeit im politischen Bereich auf twitter und Facebook, erlebt man eine zunehmende Radikalisierung der Diskussionskultur. Es wird sich beschimpft, zu Werbeboykotts aufgerufen, geblockt und gedroht, was das Zeug hält. Der Ton ist in den letzten Monaten, gerade aber in den letzten Wochen, rauh geworden.

Ich sehe diese Entwicklung bedenklich – sie hat etwas von den Bierhausschlägereien zwischen Nazis und Kommunisten in der Spätzeit der Weimarer Republik, bei denen die bürgerliche Mitte schweigend wegschaute. Wohin das führte, wissen wir.

Nun ist die Situation sicherlich nicht so dramatisch, wie sie es damals war, doch ist eine Frontenbildung zu beobachten, von der man nicht weiß, wohin sie führen wird. Und das ist bedenklich.

Hier vier Tipps, wie man Social Media für sich wieder reparieren kann.

1. Raus aus den Filterblasen

Das ist die Grundlage: Kommt raus aus den Filterblasen. Folgt nicht nur denen, die twitter Euch vorschlägt. Befreundet Euch nicht nur denen, die Eurer Meinung sind, reagiert nicht nur auf Beiträge, die Eure volle Zustimmung finden, blockt nicht User, die einer anderen politischen Meinung sind.

Mit zwei kurzen Beispielen will ich das verdeutlichen.

Baut Euch ein abwechslungsreiches Umfeld auf

Im Herbst 2016 machte der österreichische Journalist Florian Klenk den Vorschlag, bestimmte ORF Sendungen mit türkischen Untertiteln zu versehen, woraufhin jemand auf Facebook schrieb: „Kann den wer anzünden bitte?“. Klenk setzte sich mit dem Mann namens Boris in Verbindung und traf sich mit ihm. Der Artikel dazu ist immer noch lesenswert. Noch interessanter ist aber, dass Boris seine Meinung dazu überdacht hat.

Ich nutze nach wie vor Facebook, Youtube und andere Medien im Internet. Ich habe jedoch ganz bewusst versucht, Filterblasen und Echokammern nicht nur zu vermeiden, sondern bestehende aktiv zu durchbrechen und das ist einfacher als man denkt. Ich habe viele meiner „Gefällt mir“ und Abonnements auf Facebook entfernt und statt dessen versucht eine ausgewogenere Infrastruktur an News-Quellen zu aufzubauen.

Seine komplette Aussage kann man hier nachlesen.

Und genau das versuche ich. Ich folge Politikern (fast) aller Parteien, durch meine Timeline kommen Ralf Steger, Peter Altmeier, der Regierungssprecher, Beatrix von Storch, Christopher Lauer und Markus Söder. Ich beziehe News von der TAZ, von der FAZ, vom Spiegel, vom Stern und auch Tichys Einblick. Eben das ganze Spektrum. Mal twittern die einen kluge Dinge, mal die anderen. Zum Nachdenken kommt man auf jeden Fall.

In dem Zusammenhang noch kurz angemerkt: ich bin gegen Werbeboykottaufrufe, wie man sie unter dem Hashtag #keinGeldfürRechts erlebt. Dazu habe ich selber schon was geschrieben, lesenswert dazu auch Stefan Winterbauer. Bei dieser Problematik kann man mit guten Gründen auch anderer Meinung sein, aber für mich gehört zur Meinungsfreiheit dazu, diese auch unbeeinträchtigt finanzieren zu können – auch wenn mir einzelne Meinungen nicht passen. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich kann jedenfalls jedem nur raten, sich einen bunten Strauß an Meinungen in sozialen Netzen aufzubauen und sich selbst Gedanken zu machen.

Dabei gilt für mich: RT, Follow oder eine andere Reaktion heißt nicht zwingend Zustimmung. Das ist für viele freilich leider nicht zu verstehen und hat mich schon den ein oder anderen Follower und Facebook-Freund gekostet.

Auch geblockt wurde ich schon…

Blockt nicht so viel

Der Berliner SPD Politiker Christopher Lauer kritisierte den Polizeieinsatz in der Neujahrsnacht 2017 in Köln. Neben Zuspruch gab es viel Kritik, besonders nachdem Lauer einen Sparkassen Mitarbeiter, der ihm per E-Mail mitteilte, künftig AFD zu wählen, an den Twitter-Pranger stellte.

Lauer tweetet mehrfach an seine Kritiker, dass diese nicht in der Mehrheit seien.

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Kein Wunder, hat er doch die meisten geblockt und kann die Kritik daher gar nicht sehen:

christopher-lauer-blockt

Auch so verstärkt man seine Filterblase. Also, nicht direkt blocken, entfrienden oder entfolgen, wenn einem mal was nicht passt.

Bleibt entspannt

Auf der anderen Seite kann ich Lauer aber auch verstehen. Denn neben sachlicher Kritik musste er sicher viele harte Kommentare einstecken (wobei man über Lauers andauernde „Geht Kacken“ tweets auch diskutieren kann…). Dass einem das zu viel werden kann, ist also nachvollziehbar. Wären alle etwas entspannter und würden bessere Manieren an den Tag legen, wäre das aber alles wohl gar nicht notwendig.

Generell sollte man Diskussionen gerade in sozialen Netzen möglichst entspannt führen. Nicht jeder, der die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin hinterfragt ist ein Nazi oder eine braune Kackwurst. Und ebenso wenig ist jemand, der die Flüchtlingspolitik befürwortet ein „linksversiffter Gutmensch“, dem es „die Bereicherer mal ordentlich besorgen“ sollten.

Denkt Euch einfach, Ihr würdet mit dem Gegenüber persönlich sprechen. Würdet Ihr dann sowas sagen? Eben.

Ein entspannter Diskussionsstil entschärft jedenfalls vieles.

Ach ja, und noch was. Wenn einer was unliebsames sagt ist das in erster Linie Grundlage für eine direkte Diskussion. Wenn es strafrechtlich relevant ist ggf. auch für die Staatsanwaltschaft. Aber im Regelfall nichts für öffentliches Anschwärzen, z.B. beim Arbeitgeber.

Haltet Euch an die Fakten

Oh, ein weites Feld. Ich will jetzt an dieser Stelle gar nicht groß in die Fakenews Debatte, postfaktisches Zeitalter etc. einsteigen. Dazu schreiben klügere Köpfe als ich. Nur wieder ein kleines Beispiel.

Am 10. Januar hat der Europäische Gerichtshof für Menschrechte entschieden, dass eine muslimische Schülerin aus der Schweiz am gemischten  Schwimmunterricht teilnehmen muss. Auf twitter fiel mir in dem Zusammenhang ein tweet auf, der in etwa lautete „Warum müssen Muslime zum Schwimmunterricht. Für andere Befreiung kein Problem, z.B. strenggläubige Christen“. Hat mich gewundert, kenne ich aus eigener Erfahrung anders, hat mich interessiert. Ich frage nach „Wo ist das, kenne ich anders.“ Antwort „Bei uns ist das so.“ Ich „Hier in Bonn an vier Schulen anders erlebt. Was für eine Schule ist das“. Ich schaue in die einschlägigen Regelungen, kann es mir immer weniger vorstellen. Eine Antwort erhalte ich freilich nicht mehr, vielmehr wurde ich von der Person geblockt. Immerhin: die tweets mit den falschen Aussagen wurden gelöscht.

Daher: Schreibt keine Lügen. Erfindet keine Vergewaltigungen durch Flüchtlinge. Erfindet nicht einfach Fakten. Kehrt Euch unangenehme Tatsachen oder News nicht einfach unter den Tisch, nur weil das nicht in Euer Weltbild passt.

Produziert keine Fakenews und teilt möglichst nichts, was nicht den Fakten entspricht – auch wenn es nicht immer einfach ist, das zu beurteilen.

Dann brauchen wir auch keine Behörde, die beurteilt was wahr ist und was nicht. Das wäre mir nämlich zu viel Orwell.

Problematisch ist in dem Zusammenhang aber auch, dass viele Medien mehr und mehr versuchen, erzieherisch tätig zu werden und an sich sachlichen Meldungen einen (Meinungs-)Spin zu geben. Schön zu beobachten beim Spiegel, wo es in die eher linke Ecke geht und andererseits beim Focus, wo der Ball nach rechts gespielt wird. Eine deutlichere Unterscheidung zwischen Meldung und Meinung wäre hier wünschenswert.

Nehmt Euch nicht so wichtig

Zuletzt: Ich bin nicht der Mittelpunkt der Welt. Auch nicht der Mittelpunkt auf twitter oder facebook. Du übrigens auch nicht.

Denk mal drüber nach.

Und nicht nur darüber.