Meinung: Terror in Paris, Flüchtlinge und sieben Gedanken dazu

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Ist es nicht zynisch, wenige Stunden nach den Anschlägen von Paris „Flüchtlinge“ und „Terror“ in einer Überschrift zusammenzubringen?

Nein, ein sachlicher Debattenbeitrag dazu ist notwendig, denn die reflexhaften Reaktionen von beiden extremen Polen sind schon da. Einerseits „Macht die Grenzen dicht“ und andererseits „Refugees welcome – jetzt erst recht“. Dazwischen gibt es anscheinend – nichts. Und Begrenzungen auf 140 Zeichen begünstigen Vereinfachungen und Missverständnisse.

Wie immer liegt die Wahrheit aber in der Mitte. 7 Gedanken zum Thema:

  1. Die meisten Flüchtlinge fliehen gerade vor dem islamistischen Terror
    …dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Und wahrscheinlich 97%+x der islamischen Flüchtlinge lehnen einen radikalen Islam in den Ausprägungen von Wahabismus und Salafismus ab.
  2. Kontrolle der Flüchtenden ist aber notwendig
    Matthias Matussek erhielt viel Gegenwind für einen Post, in dem er schrieb, dass ihm schlecht bei dem Gedanken wird, „dass wir rund 250 000 unregistrierte Personen im Lande haben“. Damit richtet er sich aber nicht gegen Flüchtlinge an sich, sondern weist nur auf ein tatsächliches Problem hin. Allein schon, um die Verteilung zu planen und um (möglichst) auszuschließen, dass z.B. ehemalige Syrien-Kämpfer unerkannt nach Deutschland kommen, wären Kontrollen und Registrierungen an den Grenzen notwendig. Wer jetzt sagt, das sei nicht machbar: An einem mittelgroßen Flughafen wie Köln/Bonn werden am Tag rund 12.500 abfliegende Menschen überprüft, in Frankfurt über 80.000.
    Solche Kontrollen richten sich nicht gegen die Flüchtlinge, sondern gegen das, wovor sie fliehen (siehe 1.).
    Und wie wichtig solche Kontrollen anscheinend sind, zeigt wohl die Festnahme eines Mannes mit einem Wagen voller Waffen in Bayern – möglicherweise ein Komplize der Attentäter von Paris.
  3. Gewalt ist nie eine Lösung
    Die Anschläge können nie eine Rechtfertigung dafür sein, dass es zu Übergriffen gegen Flüchtlingsunterkünfte und Menschen kommt. Punkt. Keine Diskussion.
  4. Das Problem des islamische Antisemitismus
    Islamischer Antisemitismus in Deutschland ist ein Problem, das war auch schon 2013 so (bitte lesen). Und ich befürchte, wir werden mit diesem Phänomen in Zukunft stärker konfrontiert werden. Wer das nicht glaubt, schaue nach Frankreich, wo inzwischen viele Juden auswandern, da sie sich nicht mehr sicher fühlen. Gerade wir in Deutschland sind hier aber in einer besonderen Verantwortung, Antisemitismus keinen Raum zu geben und ungehindertes jüdisches Leben zu ermöglichen. Was dieser Punkt hier zu suchen hat? Erinnern Sie sich an die Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Frankreich.
  5. Schnell integrieren
    Fakt ist: viele derer, die jetzt zu uns kommen, werden bleiben. Und diese Gruppe müssen wir schnell identifizieren und integrieren: Deutsch Unterricht, schnelle Integration in den Arbeitsmarkt, Vermittlung unserer Werte, offene Aufnahme vor Ort. Nur so kann verhindert werden, dass es zu islamischen Parallelgesellschaften wie in den französischen Banlieues kommt, die Brutstätten für Radikalismus und damit eben auch Terror wie nun in Paris sind.
  6. Werte verteidigen
    Es gibt in Deutschland viele Werte und Errungenschaften, auf die wir stolz sein können: Gleichberechtigung, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit. Für diese Werte sollten wir selbstbewusst eintreten. Egal, ob Bedrohungen für diese Werte aus dem braunen Sumpf oder von radikal Religiösen kommen.
  7. Mehr Yoda wagen
    Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unermesslichem Leid.
    Sorgen wir dafür, dass auf allen Seiten weniger Furcht ist.

Ich könnte jetzt noch viel mehr schreiben, wie z.B. hier.

Außerdem empfehle ich die Lektüre meines Artikels „Der Islam und Deutschland„.

Mit dem Bild zum Artikel will ich verdeutlichen, dass eben nicht alles schwarz/weiß ist.

Drei Fragen zu Angela Merkels Auftritt bei Anne Will

voteIch habe den Auftritt von Angela Merkel zur Flüchtlings-Thematik bei Anne Will nicht gesehen, sondern nur Berichterstattung darüber gelesen. Und natürlich laufen jetzt auf vielen Websites Umfragen, wie der Auftritt zu bewerten ist. Klar ist dabei aber – je nach Filterblase, die die entsprechende Website bedient, ist das Ergebnis absehbar.

Diese Seite hier bedient keine bestimmte Klientel. Und daher möchte ich drei Fragen zum Kanzlerin Interview sozusagen auf neutralem Boden stellen.

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Die Umfrage läuft bis zum 10. Oktober 12h. Die Ergebnisse werde ich dann mit anderen Umfragen vergleichen.

Damit ein möglichst breites Meinungsbild entsteht und nicht wieder nur bestimmte Filterblasen bedient werden, freue ich mich über reges teilen.

Kriegen wir es hin, dass mindestens ein Erstligaverein nicht bei der Bild-Wir-helfen-Trikot-Aktion mitmacht?

Weiter unten sind Links zu weiteren Artikeln rund ums Thema.

Bekannterweise hat die die Bild Zeitung (zusammen mit Hermes) angeregt, dass alle Vereine der ersten und zweiten Fußballbundesliga statt des Hermes Logos auf dem Trikot das „Wir helfen“ Symbol der Bild tragen sollen. Diese – auch von der „Bild“-Zeitung – initiierte Aktion unterstützt Flüchtlinge (das sind übrigens neuerdings #refugees, aber das ist ein anderes Thema).

Ich finde es gut, wenn Flüchtlinge im Rahmen privater Aktionen unterstützt werden. Ich finde es nicht gut, wenn alles, was die Bild Zeitung oder Kai Diekmann schreiben oder sagen, pauschal verurteilt wird. Und so fand ich auch diese Trikot-Logo-Idee zuerst nicht schlecht – auch wenn man die Rolle der Bild in der Vergangenheit in Hinblick auf Ausländer durchaus kritisch sehen darf… Im Gegenzug hat sich die Springer Zeitung aber auch immer sehr gegen Antisemitismus engagiert. Und nichts und niemand ist nur gut oder schlecht. Und alles kann man so oder so sehen.

In diesem Fall bin ich aber gegen die Aktion. Warum?

Der FC St. Pauli wollte eben nicht mitmachen. Dafür kann man viele gute Gründe haben. Und wenn man sich schon so für Flüchtlinge eingesetzt, wie St. Pauli, muss man sich deswegen auch nicht in die rechte Ecke drängen lassen. Macht Kai Diekmann aber:

Und das finde ich überhaupt nicht gut. Und immerhin: Auch Union Berlin, SC Freiburg, 1. FC Nürnberg und der VfL Bochum machen bei der Bild Aktion nicht mit – eben wegen Diekmanns Tweet.

Man muss ja nun nicht unbedingt fordern, die ganze Aktion abzublasen. Aber es wäre gut, wenn mindestens ein Verein der ersten Bundesliga auch „Nein“ sagt.

Liebe Fußballfans, twitter User, Vereinsmitglieder, facebook Nutzer, google+Nerds und wer auch immer – kriegen wir das hin? Schreibt Euren Verein an, tweetet, schreibt es in jedes Netzwerk – und dann wird es klappen!

Update 18. September 2015: Auch der 1. FC Kaiserslautern wird nicht mit dem BILD Badge antreten, wie der Verein auf facebook schrieb.

nichtmitmachen

Links rund um die Aktion

Kontra Bild

#BILDnotwelcome bei twitter

Die Schwarzgelbe Ecke

Die Blogrebellen

Werder Ultras

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Bildblog I

Bildblog II

Der Wochenendrebell

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