Auch Bonn baut jetzt ein Schloss wieder auf

Berlin macht es mit dem Wiederaufbau des historischen Stadtschlosses vor, Bonn zieht mit Schloss Herzogsfreude nach: das ehemalige Jagdschloss in Bonn Röttgen (zeitgenössische Darstellung) soll schon ab 2018 neu gebaut werden.

Bonn bekommt ein weiteres Schloss – Herzogsfreude wird wieder aufgebaut

Der Stadtrat tagte in seiner Sitzung am 30. März 2017 bis nach Mitternacht, wurde der Wiederaufbau des im 19. Jahrhundert abgerissenen Jagdschlosses in Bonn Röttgen doch kontrovers diskutiert. Am Ende überzeugte der Röttgener Stadtverordnete Joachim Stamp (FDP) aber den gesamten Rat der Bundesstadt Bonn, der sich dann einstimmig für den Neubau an historischer Stelle aussprach.

„Mit dem neuen Herzogsfreude werden die Gäste der Stadt empfangen, wie es sich für eine Bundesstadt gehört“ erläutert Stamp. Autos, die aus Richtung Meckenheim nach Bonn fahren, werden dann durch das prachtvolle Tor des Schlosses fahren, das die Reichsstrasse überspannen wird.

Ansonsten werden sich die Baupläne eng an das Original halten – und das war gewaltig. Allein das Hauptgebäude ohne die beiden Seitenflügel wies eine Länge von 70 Metern mit 19 Fensterachsen auf (hier gibt es mehr Fakten zum Schloss).

Neues Bonn-Center im Bonner Süden

Die Nutzungsarten des Schlosses werden dementsprechend vielfältig sein. Im Hauptgebäude wird es Büroräume bieten, die auch von der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) genutzt werden sollen, die in Röttgen aktuell auch ein Seminarzentrum baut.

Einer der Seitenflügel wird ein 5-Sterne Hotel mit  Wellnessanlagen beherbergen, wobei es Synergieeffekte zum dort ebenfalls vorgesehenen Schulschwimmbecken geben soll, das werktäglich von der Schlossbachschule und dem Carl-von-Ossietzky-Gymnasium genutzt werden kann; am Wochenende soll es der Allgemeinheit zur Verfügung stehe.

Darüber freut sich der Bonner Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan, selbst Neu-Röttgener, besonders. „Mit dem neuen Schwimmbad im Schloss lösen wir das Bonner Bäderproblem grundlegend. Wir werden es übrigens passend zur Geschichte des Schlosses ‚Kurfürstenbad‘ nennen.“

Mit hochwertigen Appartments einerseits und einigen Sozialwohnungen andererseits im zweiten Seitenflügel soll auch die schwierige Wohnungssituation in Bonn entspannt werden.

Zuletzt wird es auch ein großes Restaurant mit Biergarten geben, das gemeinsam von Lars-Eike Martin (bislang „Scharfe Ecke“), Marion Butscheid („Butscheid’s“) und Galip Kulat („Pizza Castle“) betrieben werden soll – entsprechende Vorverträge wurde bereits unterschrieben. Die drei erfahrenen Gastronomen aus Röttgen/Ückesdorf freuen sich auf die Herausforderung.

„Mit dem Schloss erhalten wir faktisch ein neues Bonn Center im Bonner Süden.“ erläutert auch SPD Ratsmitglied Elisabeth Zaun, die darauf verweist, dass der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses Vorbild für das ambitioniert Projekt sei.

Schneller Beginn der Bauarbeiten

Mit dem Neubau soll schnell gestartet werden. „Wir müssen noch einige planungsrechtliche Voraussetzungen klären“, so ein Sprecher des Bauamts, „doch dann können die Abrissarbeiten der bisherigen Gebäude am Schlossplatz und an den umliegenden Straßen zügig beginnen.“

Mit dem Bau des eigentlichen Schlosses soll dann am 1. April 2018 begonnen werden.

Übrigens, mehr über Bonn erfahren Sie hier – dort finden Sie auch unsere beliebte Serie 10 Dinge, die man in Bonn gemacht haben sollte.

Bild: Gemeinfrei

Neues von den Lieferdienstsvermittlern

Zugegeben, den Hype der um die Lieferdienstvermittler wie Lieferheld, pizza.de und Lieferando gemacht wird, habe ich nie verstanden. Ich bestelle meinen Döner, meinen Salat oder meinetwegen auch mal eine Pizza direkt beim Kurden meines Vertrauens, der bei mir in der Nähe ist. Punkt. Da brauch ich keinen Vermittler dazwischen, der dann meinen Maxi Plus Döner Spezial nicht kennt, den ich mit Pizza Castle ausgehandelt habe.

Jedenfalls wird in dem Markt mit sehr harten Bandagen gekämpft, wer die Nummer 1 ist. Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, dass man deutlicher Marktführer in Deutschland wird und dann von JustEat übernommen wird. Die Gründer und VCs machen dann ihren millionenschweren Exit.

Um schneller zum Ziel zu kommen, hat Lieferheld in den Anfangszeiten anscheinend die Datenbank von pizza.de zumindest teilweise kopiert, weswegen das AG Berlin auf Antrag der Berliner Staatsanwaltschaft gegen die Lieferheld Köpfe Nikita Fahrenholz, Caroline Iselor, Louis Pfitzner, Markus Fuhrmann, Angelo Laub, Claude Ritter und Fabian Siegel wegen des „gemeinschaftlich begangenen Vergehens der gewerbsmäßigen unbefugten Verwertung einer Datenbank“ Strafbefehle über jeweils 90 Tagessätze erlassen hat, die wohl auch akzeptiert wurden. So berichtet es deutsche-startups.de in seinem Artikel „Lieferheld ganz unheldenhaft: Strafbefehl gegen Führungsteam erlassen„.

Richtig spannend machen den Artikel die Kommentare, die sich dazu inzwischen angesammelt haben, die tiefe Einblicke in die von mir ohnehin sehr kritsch bewertete Berliner Startup-Szene geben. Ein paar Stichworte und Sätze aus der Diskussion?

  • …dünnflattrige Heißluftgepumpe…
  • Wie können Investoren so dämlich sein und so viel Geld in so ein Unternehmen stecken?
  • …ob sich L.G. die Pulsadern aufgetröselt hat…
  • …Den Lukasz und die übrigen von KlauTev holen sich die Russen wenn die Ihre Kohle verlieren sollten danach sieht es ja gerade aus. Die nehmen Ihre Investments sehr persönlich…
  • „Wann sehen wir endlich Samwer im Knast? Wann Holtzbrinck?“

Es hat sich jedenfalls eine ziemliche – oft ins persönliche gehende – Schlammschlacht entwickelt, die ich in dieser Form für unschön halte – auch wenn das Team von Lieferheld unstreitig den Anlass liefert und anscheinend auch genug Angriffsfläche bietet.

Interessant ist auch der später erschienene Artikel bei Gründerszene („Was steckt hinter dem Strafbefehl gegen Lieferheld„), der sich dann eher unkritisch liest…

Gespannt darf man weiter sein, ob und wie sich der Vorfall auf die weitere Entwicklung von Lieferheld, die Branche und die (Berliner) Startup Szene an sich auswirkt.

Updates

4.1.2013 – So langsam gewinnt das Thema an Fahrt, so berichtet auch T3N über den Start-Up Krach und hat mit Ehssan Dariani, einem der Gründer von StudiVZ, Kontakt aufgenommen, der 25.000 EUR Belohnung für den Nachweis dunkler Machenschaften in der Szene ausgesetzt hat.