Warum man den Satz „Im Nationalsozialismus war nicht alles schlecht“ akzeptieren muss, um die deutsche Geschichte zu verstehen

Immer wieder sorgt die Aussage, dass im Nationalsozialismus nicht alles schlecht gewesen sei, für Entsetzen. Das erlebt z.B. im Mai 2023 der jüdische Publizist und Sohn von Holocaust Überlebenden Henryk M. Broder, dem für genau diesen Satz die Verharmlosung des NS-Regimes vorgeworfen wird.

Und er ist nicht der erste, der damit ein Problem hat:

„Warum man den Satz „Im Nationalsozialismus war nicht alles schlecht“ akzeptieren muss, um die deutsche Geschichte zu verstehen“ weiterlesen

Dokumentiert: Philipp Jenningers Rede 1988 zum Jahrestag der Novemberpogrome

Diese Rede hielt am 10. November 1988 der damalige Bundestagspräsident Philipp Jenninger anlässlich des 50. Jahrestags der Novemberpogrome  gegen die Juden im Deutschen Reich. Aufgrund missverständlicher Passagen und der dies unterstreichenden Art des Vortags wird Jenninger zurücktreten müssen.

Meine Damen und Herren! Die Juden in Deutschland und in aller Welt gedenken heute der Ereignisse vor 50 Jahren. Auch wir Deutschen erinnern uns an das, was sich vor einem halben Jahrhundert in unserem Land zutrug, und es ist gut, daß wir dies in beiden Staaten auf deutschem Boden tun; denn unsere Geschichte läßt sich nicht aufspalten in Gutes und Böses, und die Verantwortung für das Vergangene kann nicht verteilt werden nach den geographischen Willkürlichkeiten der Nachkriegsordnung.

Ich begrüße zu dieser Gedenkveranstaltung im Deutschen Bundestag den Herrn Bundespräsidenten und den Herrn Botschafter des Staates Israel. Mein besonderer Gruß gilt an diesem Tag allen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Deutschland, vor allem denen, die als unsere Ehrengäste an dieser Gedenkstunde teilnehmen, dem Vorsitzenden und den Mitgliedern des Direktoriums des Zentralrates der Juden in Deutschland und den Vertretern der christlichen Kirchen. Mein herzlicher Gruß und mein Dank gelten auch Ihnen, sehr verehrte Frau Professor Ehre.

Viele von uns haben gestern auf Einladung des Zentralrates der Juden in Deutschland an der Gedenkveranstaltung in der Synagoge in Frankfurt am Main teilgenommen, Heute nun haben wir uns im Deutschen Bundestag zusammengefunden, um hier im Parlament der Pogrome vom 9. und 10. November 1938 zu gedenken, weil nicht die Opfer, sondern wir, in deren Mitte die Verbrechen geschahen, erinnern und Rechenschaft ablegen müssen, weil wir Deutsche uns klarwerden wollen über das Verständnis unserer Geschichte und über Lehren für die politische Gestaltung unserer Gegenwart und Zukunft.

Die Opfer – die Juden überall auf der Welt – wissen nur zu genau, was der November 1938 für ihren künftigen Leidensweg zu bedeuten hatte. – Wissen auch wir es?

Was sich heute vor 50 Jahren mitten in Deutschland abspielte, das hätte es seit dem Mittelalter in keinem zivilisierten Land mehr gegeben. Und, schlimmer noch: Bei den Ausschreitungen handelte es sich nicht etwa um die Äußerungen eines wie immer motivierten spontanen Volkszorns, sondern um eine von der damaligen Staatsführung erdachte, angestiftete und geförderte Aktion.

„Dokumentiert: Philipp Jenningers Rede 1988 zum Jahrestag der Novemberpogrome“ weiterlesen

10 Fakten zum 10 November

  1. Heute ist Welttag der Wissenschaft für Frieden und Entwicklung, der von der UNESCO ins Leben gerufen wurde. Es soll an die Beiträge der Wissenschaft für Frieden und Entwicklung erinnern.
    Am heutigen Geburtstag Martin Luthers (1483) ist in Teilen Norddeutschlands und einigen anderen protestantischen Gegenden der Brauch des Martinisingens verbreitet, welches zwar ähnlich wie das morgige katholische St. Martin ist, aber mit diesem nicht verwechselt werden darf. Auch hierbei ziehen Kinder von Haus zu Haus und singen dort Lieder, um um Süßigkeiten zu bitten.
    Früher wurden Landarbeiter an diesem Tag über den Winter entlassen. Bis zur nächsten Saison waren Sie ohne Arbeit und mussten sich über den Winter mit Lebensmitteln eindecken. Hierin liegt auch der Ursprung von Bräuchen wie dem Martinisingen, bei dem die Kinder einen Beitrag zur Versorgung mit Essen leisteten.
    Leo hat heute Namenstag.
  2. Aus und vorbei: Die Französische Revolution endet 1799. Einen Tag nach dem Staatsstreich und der Absetzung des Direktoriums wird Napoleon Bonaparte zum ersten Konsul Frankreichs ernannt.
  3. Im Jahre 1867 erscheint der erste Band der Reclam Universal Bibliothek: Goethes Faust 1. Der Tragödie erster Teil.
  4. Wichtiger Schritt für die Republik in Deutschland: General Wilhelm Groener als Vertreter der Obersten Heeresleitung und Friedrich Ebert als Mitglied des Rates der Volksbeauftragten schließen 1918 telefonisch den Ebert-Groener-Pakt. Das Offizierskorps sichert der Regierung seine Unterstützung zu, erhält aber im Gegenzug die Zusicherung der alleinigen militärischen Befehlsgewalt.
  5. 1918 beginnt die Vossische Zeitung in Berlin beginnt mit dem Vorabdruck des Romans „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque.
  6. 1938 wird im Deutschen Reich das Novemberpogrom fortgesetzt; im ganzen Reichsgebiet werden jüdische Einrichtungen und Mitbürger angegriffen.
  7. Der Student Fred Cohen stellt 1982 an der „University of Southern California“ den weltweit ersten Computervirus auf einem Unix-System.
  8. Bundestagspräsident Philipp Jenninger hält 1988 zum Jahrestag der Novemberpogrome eine Rede im deutschen Bundestag, in der er u.a. versucht, die Begeisterung der Deutschen für Adolf Hitler zu erklären. Wegen seines Vortragsstils entsteht der Eindruck, er schließe sich dieser Begeisterung an, was innerhalb Deutschlands und weltweit zu Protesten führt, die Jenninger am nächsten Tag zum Rücktritt veranlassen. Die Rede gilt als Musterbeispiel für misslungene politische Rhetorik.
  9. Der spätere liberale Abgeordnete der Nationalversammlung 1848 Robert Blum wird am 10. November 1807 in Köln geboren.
  10. Michal Kalaschnikow kommt 1919 auf die Welt.