Elops Rache? Das Nokia X

Jetzt ist es tatsächlich da – Nokias erstes Android Smartphone, das Nokia X. Und – Überraschung, es sind sogar drei Geräte – das Basismodell X, das X+ mit mehr Speicher und das XL, das außerdem ein größeres Display, eine bessere Kamera mit 5MP und eine Frontkamera mit sich bringt.

Bis zum Ende hatte ich persönlich gehofft, dass als „Normandy“ schon länger durch die Leakter-Szene geisternde Gerät würde mit Meltemi laufen, doch ist es tatsächlich Android.

Freilich kein Standard-Android mit integrierten Google Diensten. Diese sind komplett außen vor, stattdessen findet man Microsoft und Nokia Apps und Services. Das UI sieht aus, als hätte man Windows Phone mit Asha gemischt. Apps können nicht über Google Play sondern sollen über einen eigenen Nokia Store oder Drittanbieter Shops wie den von Yandex kommen.

Doch welchen Sinn macht das Gerät?

Nokia erklärt das in einer Pressemitteilung so:

Die Modelle Nokia X, Nokia X+ und Nokia XL  richten sich an den schnell wachsenden Markt für preisgünstige Smartphones. Gleichzeitig bieten sie Nutzern den Einstieg zu Microsoft-Diensten wie Skype, OneDrive und Outlook.com und wecken das Interesse, später auf ein Lumia upzugraden.

Das ist – gelinde gesagt – Bullshit. Das Nokia X ist nicht viel günstiger als das auf Windows Phone basierende Lumia 520. Doch im Gegensatz zum 520er, das smooth läuft, laggt das X ziemlich, so schreibt Tom Warren in The Verge:

Using the X software can be quite frustrating, however, as the entire interface is prone to slow response and a lot of lag.

Die Entscheidung, die X Familie auf den Markt zu bringen, ist um so unverständlicher, als dass die Neuerungen in Windows Phone 8.1 deutlich günstigere Smartphones ermöglichen werden.

Es ist sicher so, dass in Emerging Markets Bedarf an günstigeren Smartphones besteht. Und es ist auch reizvoll, damit gleich den Einstieg in die Microsoft Dienste Welt zu ermöglichen. Dieses Ziel ließe sich aber besser gleich mit günstigen Windows Phones, mit der Asha Serie oder besseren Featurephones wie dem auch in Barcelona vorgestellten Nokia 220 erreichen. Letzteres Modell z.B. bietet Internet, Mail, soziale Netze und ordentlich Akkulaufzeit für 29 Euro Listenpreis.

Das Nokia X damit steht symptomatisch für das, was Nokia in die Krise geführt hat: sich verzetteln. Mit den Featurephones, der Asha Serie, Windows Phone und jetzt X hat man vier Plattformen im Haus, die man pflegen muss. Ich bin mir sicher, der X Familie droht das gleiche Schicksal wie dem N9, dem einzigen Meego Smartphone der Finnen (sic!). Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass Microsoft weiter Energie in diese Sackgasse stecken wird. Vielmehr wird man sich auch im Einsteigersegment auf Windows Phone und übergangsweise auch noch Asha mit MS-Diensten konzentrieren.

Fragt sich also, warum das X überhaupt vorgestellt wurde. Wirklich nur Nokias wieder einmal deutlich werdende Unfähigkeit, sich auf eine Plattform zu fokussieren? Oder Elops Rache dafür, dass er nicht Microsoft CEO wurde…?

Anhang – andere für diesen Artikel in Erwägung gezogene Überschriften:

  • Nokia X – das ist nix
  • Von Barcelona ab in den Müll – das Nokia X
  • Nokia niX

Ein Low-End Android Smartphone von Nokia?

Es gab immer wieder Gerüchte um ein Android Smartphone von Nokia – und diese sind nunmehr etwas konkreter geworden. So lüftete The Verge nun ein wenig den Schleier über das Nokia Normandy, dessen Bild bereits von EvLeaks veröffentlicht wurde, das aber von den meisten für ein High-End Asha Device gehalten wurde.

Das rätselhafte Smartphone soll aber auf Android basieren und preislich zwischen den günstigen Asha Phones und dem Nokia Lumia 520/525 positioniert sein. Allerdings soll nicht die „normale“ von Google bereitgestellte Android-Version zum Einsatz kommen, sondern ein Nokia eigener Fork, womit dann kein Zugang zum Google Play Store möglich wäre. Einen ähnlichen Weg verfolgt ja Amazon mit seinen Kindle Tablets. Wichtige Apps müssten dann über einen Nokia-Android-Store bereitgestellt werden.

Die Entwicklung des „Normandy“ geht angeblich derzeit noch weiter – auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass das Gerät nach der baldigen Microsoft Übernahme noch erscheinen wird. Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn wir sogar noch eine offizielle Vorstellung des Nokia Androiden noch vor Abschluss des MS-Nokia Deals sehen würden. Es ist dann aber davon auszugehen, dass es dann ein „Einzelstück“ bliebe, ähnlich wie das Nokia N9 mit seinem Meego Betriebssystem.

Gleichwohl ist es angesichts des Geräts interessant zu spekulieren, wie es mit Nokia weitergegangen wäre. Hätte man nach Abschluss des exklusiven Windows Phone Deals zusätzlich auf ein eigenes Android gesetzt? Wäre man komplett umgeschwenkt? Oder hätten die Androiden die Asha Devices ersetzen sollen?

Spannend bleibt auch die Frage, was Microsoft im Low-End Bereich machen wird. Mein Vorschlag wäre ja, Windows Phone 7.x nochmals zu überarbeiten und als Betriebssystem für Low-Cost Smartphones zu positionieren und sogar kostenlos für OEMs abzugeben. Es gibt schon genug Apps für die Plattform, die Parallelentwicklung von Windows Phone 7.x/8.x Apps ist nicht so kompliziert und man hätte ein einheitliches Nutzungserlebnis.

Mehr als unwahrscheinlich ist übrigens, dass es auf absehbare Zeit von Rest-Nokia ein Android-Smartphone geben wird – der gesamte Bereich wird ja bei Microsoft liegen. Aber für die fernere Zukunft mag ich das nicht ausschließen.

Nachtrag

Wieder einmal etwas weiter denkt Sascha Pallenberg, der spekuliert, Nokia (und später auch Microsoft) und Amazon könnten zusammenarbeiten und den Amazon App Store auf das Normandy bringen – somit könnte man Google mit seinen eigenen Waffen schlagen.

Nokia bringt das facebook Phone

nokia-asha-501

Vor dem Event am 14. Mai in London wurde heute in Neu Delhi das Nokia Asha 501 vorgestellt. Das Smartphone wird unter 99 Dollar/99 Euro kosten und wird in über 90 Ländern in Kooperation mit facebook selbst und vielen Providern kostenlosen Zugriff auf facebook bieten – man benötigt wohl nicht einmal einen Mobilfunkvertrag mit Datenvolumen dazu. Der Ansatz ist also ähnlich, wie der von Amazon mit dem Kindle 3G.

Damit stellt Nokia sozusagen das facebook Phone für die Emerging Markets vor. Das Smartphone ist damit klar gegen die billig-Androiden positioniert und überzeugt gegenüber diesen mit einer deutlich besseren Akku-Lebensdauer, einem auf möglichst wenig Traffic-Verbrauch optimierten Browser, eben dem kostenlosen facebook Zugriff und schließlich einem smarteren Nutzungs-Erlebnis – jeder, der einmal mit einem Low-Cost-Androiden gearbeitet hat, wird das bestätigen können.

Außerdem führt Nokia mit dem Asha 501 eine neue Software-Plattform ein, die es Entwicklern einfacher machen soll, für Asha Smartphones zu entwickeln und damit Erlöse zu erzielen. Die neue Benutzeroberfläche wirkt ähnlich wie Nokia-Meego (auf dem N9) und hat aber auch einige Anlehnungen an Windows Phone.

Die Finnen schärfen damit weiter ihr Profil: für die Smartphone Einstiegsklasse gibt es die Asha Phones, die Mittelklasse und High-End Devices auf Basis von Windows Phone.

Das Video liefert weitere Eindrücke:

Und hier noch zum Abschluss einige wichtige technischen Daten und Features des Asha 501:

  • 1 GHz Prozessor
  • Maße: 99.2 x 58 x 12.1 mm; 91 Gramm
  • Kamera: 3.2 MP
  • Single SIM Standby-Zeit: bis zu 48 Tage und Dual SIM bis zu 26 Tage
  • Sprechzeit: bis zu 17 Stunden
  • 4GB Speicher (Karte im Lieferumfang enthalten), erweiterbar auf bis zu 32GB
  • 40 kostenlose EA Games (Wert: €75) zum Download aus dem Nokia Store
  • Verfügbare Farben: Bright Red, Bright Green, Cyan, Gelb, Weiß und Schwarz