Was zu Kolja Bonke und dem Löschen auf twitter

Außerhalb einer Unterfilterblase der twitter Filterblase werden nur wenige von Kolja Bonke und der erneuten Sperrung seines twitter Accounts mitbekommen haben.

Wer Kolja nicht kennt: der ist ansonsten eher im Bereich Fitness & Co unterwegs, twittert aber Polizei- und andere Meldungen, die sich vornehmlich um Kriminalität von Flüchtlingen befassen. Diese kommentiert er teilweise überspitzt kritisch. Das kann einem gefallen oder nicht, justiziabel ist es jedenfalls nicht. Und selbst wenn es das Netzwerkdurchsetzungsgesetz schon gäbe, hätte es auf dieser Grundlage keine Beanstandungen geben dürfen. Sein Account wurde dennoch schon einmal gelöscht – ausgerechnet, als er Kritik an eben diesem NetzDG und Heiko Maas äußerte… Bonke legte sich dann einen neuen Account zu.

Mehr oder weniger überraschend ist nun auch dieser stillgelegt worden.

Auf twitter wurde und wird dies unter dem Hashtag #FreeKolja zum Teil heftig kritisiert. Auch ich habe mich an diesen Protesten beteiligt. Nicht weil ich ein Fan von Kolja Bonke bin oder hinter seinen tweets stehe. Nein, ich finde einfach, dass nichts gelöscht oder gesperrt werden sollte, was nicht gegen geltendes Recht verstößt.

So würde ich mich auch bei gesperrten Nutzern aus dem linken Spektrum echauffieren. Es geht mir um die Meinungsfreiheit, unabhängig von der politischen Richtung. Dazu stehe ich und werde weiter dazu stehen.

Und unter diesem Aspekt war die Löschung des Accounts durch twitter für mich nicht nachvollziehbar.

Der von mir sehr geschätzte Frank hat nun allerdings einen neuen Aspekt in die Causa Bonke eingebracht – die Löschung sei nicht aufgrund seiner üblichen tweets erfolgt. Vielmehr habe @BonkeKolja einen bereits gelöschten Tweet eines anderen Nutzers als Screenshot verbreitet, der sehr nachteilig für diesen war und einen Shitstorm gegen diesen hätte auslösen können. Trotz Aufforderung durch den anderen Nutzer hätte Bonke diesen Screenshot nicht entfernt.

Sollte es sich in der Tat so verhalten haben – und angesichts der Quelle zweifele ich daran nicht – erscheint der Fall in einem anderen Licht.

Ob twitter gleich hätte löschen müssen, steht auf einem anderen Blatt. Und ob der Vorfall nicht ein willkommener Anlass für die Sperre war, ist auch eine andere Frage. Und solange man nicht alle Details kennt, wird man hier nur Mutmaßungen anstellen sollen. twitters intransparente Löschpraxis macht es nicht einfacher.

Gleichwohl bleibe ich dabei: die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut und wir müssen aufpassen, dass uns dieses Recht in den sozialen Netzen nicht verloren geht.

Und das vertrete ich für alle Meinungen – ob sie mir gefallen oder nicht.

Der Fall Dennis Cooper – und warum es wichtig ist, Blogs selber zu hosten

blog-selber-hosten-google

Jahrelang hat der Schriftsteller Dennis Cooper einen Blog auf Googles Plattform Blogger.com betrieben – bis Google plötzlich alle Inhalte löschte, anscheinend sogar aus dem Google Cache, wie die F.A.Z. berichtet.

Und auch Coopers Bemühungen, den Blog wiederherzustellen, scheinen bislang erfolglos gewesen so sein. Kein Wunder, wer schon einmal eine speziellere Anfrage bei Google, Apple, Facebook oder Microsoft rund um deren Webdienste hatte, wird sich sehr schnell wie bei Kafka fühlen.

Über die Hintergründe im konkreten Fall will an dieser Stelle gar nicht weiter schreiben, spekulieren oder diskutieren – das tun genug andere Seiten. Vielleicht war die Löschung nach den Blogger AGB berechtigt, vielleicht Zufall, vielleicht Willkür. Ja es mag sogar sein, dass aufgrund der großen medialen Aufmerksamkeit Coopers Blog bald wiederhergestellt wird. Dann hätte er Glück.

Denn jeden Tag verschwinden auf den großen Blog-Plattformen Blogs aus vielfältigen Gründen. Echte oder vermeintliche Pornographie, Urheberrechtsverletzungen oder Anschwärzungen durch Wettbewerber. Die Inhalte sind dann weg, die Google Rankings auch.

Zudem kann es einem passieren, dass ein Dienst einfach eingestellt wird, so geschehen z.B. bei den Live Blogs von Microsoft.

Daher mein dringender Rat: Wer wirklich etwas mit seinem Blog vor hat und wem seine Inhalte lieb sind, der setzt von Anfang an auf eine selbst gehostete Lösung, kümmert sich also mehr oder weniger selbst um die Technik. Zu den verschiedenen Möglichkeiten habe ich schon mal was geschrieben.

Und in jedem Fall gilt: regelmäßig seine Inhalte sichern.