10 Fakten zum 23. Mai

  1. Herzlichen Glückwunsch, Deutschland begeht heute den Tag des Grundgesetzes. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland! wurde heute im Jahre 1949 vom parlamentarischen Rat verkündet.
    Heute ist außerdem der Welt-Schildkröten-Tag (World Turtle Day), an dem es um mehr Aufmerksamkeit für diese vielerorts bedrohte Tierart geht.
    Renate und Desiderius haben heute Namenstag.
  2. 1863 gründet Ferdinand Lassalle in Leipzig gemeinsam mit Abgesandten aus Leipzig, Hamburg, Harburg, Köln, Düsseldorf, Elberfeld, Barmen, Solingen, Frankfurt am Main, Mainz und Dresden den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV), den Ursprung der heutigen SPD.
  3. Italien erklärt 1915 Österreich-Ungarn im Rahmen des Ersten Weltkriegs den Krieg.
  4. 1934 werden Bonnie Parker und Clyde Barrow von der Polizei in Louisiana von der Polizei erschossen. Die Geschichte vom Gangsterpärchen Bonnie und Clyde wird oft besungen, beschrieben und verfilmt.
  5. Adolf Hitler gibt 1939 der militärischen Führung Deutschlands bekannt, „bei erster passender Gelegenheit“ das Nachbarland Polen überfallen zu wollen. Die Rede wird von Rudolf Schmundt schriftlich aufgezeichnet und das sogenannte Schmundt-Protokoll wird später zu einem wichtigen Dokument im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher.
  6. Die von Reichspräsident Karl Dönitz eingesetzte geschäftsführende Reichsregierung mit Sitz in Flensburg-Mürwik (Kabinett Schwerin von Krosigk), wird von den Alliierten 1945 für abgesetzt erklärt und verhaftet. Daher gilt der heutige Tag vielen Historikern auch als Ende des Deutschen Reichs.
  7. Der ehemalige Reichsführer SS Heinrich Himmler begeht während eines Verhörs durch die britischen Alliierten in Lüneburg mittels einer in einer Zahnlücke versteckten Zyankalikapsel im Jahr 1945 Selbstmord.
  8. Der 23. Mai ist ein beliebter Tag zur Wahl von Bundespräsidenten:
    1979 wird Karl Carstens (CDU) zum Bundespräsidenten gewählt. Seine Gegenkandidatin ist Annemarie Renger (SPD).
    1984 wird Richard von Weizsäcker (CDU) zum Bundespräsidenten gewählt. Seine Gegenkandidatin ist Luise Rinser, aufgestellt von den Grünen.  Bei seiner Wiederwahl am gleichen Tag im Jahre 1989 gibt es zum ersten mal keinen Gegenkandidaten.
    1994 wird Roman Herzog (CDU) zum Bundespräsidenten gewählt. Seine Wahl gelingt erst im dritten Wahlgang, Gegenkandidaten sind Hildegard Hamm-Brücher (FDP), Johannes Rau (SPD), Jens Reich (Grüne) und Hans Hirzel (Republikaner).
    1999 wird Johannes Rau (SPD) zum Bundespräsidenten gewählt. Seine Gegenkandidatinnen sind Dagmar Schipanski (CDU) und Ute Ranke-Heinemann (PDS).
    Und an diesem Tag im Jahr 2004 und 2009 wird Horst Köhler (CDU) zum Bundespräsidenten gewählt. 2004 ist seine Gegenkandidatin Gesine Schwan (SPD). 2009 ist sie es wieder, daneben noch Peter Sodann (Linke) und Frank Rennicke (DVU, NPD).
  9. Carl von Linné kommt 1707 auf die Welt.
  10. Flugpionier Otto Lilienthal wird 1848 geboren.

Weitere Infos rund um den 23. Mai.

10 Fakten zum 7. Januar

flash-gordon

  1. Orthodoxe Kirchen, die sich nach dem julianischen Kalender richten, feiern heute Weihnachten. Kambodscha feiert mit dem „Tag der Befreiung“ heute seinen Sieg über die Roten Khmer. Und schließlich haben Knut, Raimund, Reinhold, Sigrid, Valentin und Virginia heute Namenstag.
  2. Galileo Galilei entdeckt 1610 die nach ihm benannten Galileischen Monde des Jupiter.
  3. Das erste transatlantische Telefongespräch zwischen London und New-York wird 1927 geführt.
  4. Geburtstag der Comic-Helden: am heutigen Tag erblicken Buck Rogers, Tarzan (beide 1929) und Flash Gordon (1934) das Licht der Welt.
  5. Schah Reza Schah Pahlavi verbietet 1936 per Dekret das Tragen des Tschadors im Iran. Der 7. Januar wird in der Pahlavi-Dynastie als „Tag zur Befreiung der Frau“ gefeiert.
  6. 1983 löst Bundespräsident Karl Carstens den deutschen Bundestag in Bonn auf, nachdem Bundeskanzler Helmut Kohl wie geplant drei Tage vorher die Vertrauensfrage verloren hat. Neuwahlen werden auf den 6. März gelegt.
  7. Das Impeachment-Verfahren gegen US-Präsident Bill Clinton beginnt am heutigen Tag im Jahr 1999 vor dem US-Senat. Das Verfahren zur Amtsenthebung wird eingeleitet, da Clinton im Rahmen der Lewinsky-Affäre des Meineids und der Behinderung der Justiz beschuldigt wird.
  8. 2015 erfolgt der islamistische Anschlag auf Charlie Hebdo in Paris. Zwei Terroristen stürmen die Redaktion des Satire-Magazins und töten zwölf Menschen. Später kommt es zu zwei Geiselnahmen, bei denen mehrere Zivilisten, ein weiterer Terrorist und die beiden Attentäter sterben.
  9. Philipp Reis wird 1834 geboren.
  10. Emma Sophie Elisabeth Schwarzhaupt kommt 1901 auf die Welt. Sie wird die erste weibliche Bundesministerin Deutschlands.

Bild: Ausschnitt aus dem ersten Flash Gordon Comic (1934).

Die Themenschwerpunkte der bisherigen Bundespräsidenten

  1. Theodor Heuss: Vertrauen schaffen
  2. Heinrich Lübke: Humor und Afrika
  3. Gustav Heinemann: Bürgerpräsident
  4. Walter Scheel: Gesang
  5. Karl Carstens: Wandern
  6. Richard von Weizsäcker: Rede zum Tag der Befreiung
  7. Roman Herzog: Ein Ruck durch Deutschland
  8. Johannes Rau: Versöhnen statt Spalten, Skat spielen
  9. Horst Köhler: Afrika
  10. Christian Wulff: Kreditgeschäfte, Pressefreiheit, tätowierte Damen, Islam
  11. Joachim Gauck: Freiheit
  12. Frank-Walter Steinmeier: Schweigen

Warum Wulff untragbar und unerträglich ist

tl;dr: Christian Wulff hat im Interview mit ARD/ZDF gezeigt, dass er dem Amt nicht gewachsen ist. Das allein reicht für einen Rücktritt nicht aus, auch wenn dieser angemessen wäre. Sollten aber weitere Unwahrheiten herauskommen, insbesondere in Bezug auf den Anruf bei Kai Diekmann, ist ein Rücktritt unausweichlich.

Wenn ich an Bundespräsidenten zurückdenke, erinnere ich mich zunächst an Karl Carstens, der auf mich als siebenjährigen kleinen Jungen zumindest wie ein Präsident wirkte. Geprägt haben mein Präsidentenbild dann Richard von Weizsäcker und Roman Herzog, die beide für mich die herausragenden Präsidenten der Bundesrepublik sind. Doch dann begann der Abstieg. Setzte Johannes Rau mit seinen Grundsatzreden und seinen Äußerungen zur Tagespolitik immerhin noch Akzente, war dem von Merkel ausgesuchte Horst Köhler zwar moralisch unangreifbar, aber zu bieder – und letztlich für das Amt nicht geeignet, wie sein beleidigter Rücktritt zeigte.

Und dann kam Christian Wulff. Auch wenn ich Gauck nicht unbedingt für eine gute Wahl gehalten habe – er war die deutlich bessere Wahl als der Ministerpräsident aus Niedersachsen, der in meinen Augen in erster Linie nicht das intellektuelle Format für das Amt hatte und hat, der absehbar Präsident von Merkels Gnaden sein würde und ist, der zu sehr in den Tiefen des Alltagspolitikbetriebs verstrickt war und dessen Umgangs- und Freundeskreis nicht unbedingt dem entsprechen, was man von einem Bundespräsident erwarten sollte. Kurz nachdem bekannt wurde, dass Wulff Bundespräsident werden sollte meinte ein ein Geschäftsführer eines Hannoveraner Unternehmens beim Mittagessen zu mir: „Dass der sich das traut. Wenn rauskommt, mit wem der Geschäfte macht und wo der überall drinsteckt, muss er aber viel erklären.“ Vielleicht war dies Christian Wulff auch durchaus klar, als er einmal im Stern-Interview sagte, dass er das Amt des Kanzlers nicht anstrebe. Im Bund steht man nochmals unter ganz anderer Beobachtung. Und dass gute Landespolitiker eben nicht zwangsläufig gute Bundespolitiker sein müssen, haben schon andere bewiesen – wie z.B. Kurt Beck. Wulff konnte also durchaus wissen, was auf ihn zukommen könnte. Doch letztlich wird dann die Aussicht auf das prestigeträchtigste Amt des Landes verlockender gewesen sein dürfen.

Als Präsident war er bislang unauffällig. Seine Reden gehören sicher zu den flachsten, die je ein Bundespräsident gehalten hat (Lübke ist wegen seiner Krankheit entschuldigt), gespickt mit floskelhaften Plattitüden und verallgemeinernden Kalenderblatt-Weisheiten („Der Islam gehört zu Deutschland“). Aber – ich gebe es zu – wirklich gestört hat er nicht. Seine Reaktion auf die rechtsradikalen Morde ist sogar positiv hervorzuheben.

Das alles änderte sich erst, als die Kreditaffäre hochkam. Hätte Herr Wulff sich sofort nach dem Bekanntwerden des Häusle-Kredits hingestellt und in etwa gesagt:

Liebe Bundesbürger, es ist richtig, ich habe von einer befreundeten Unternehmerfamilie einen günstigen Kredit erhalten. Ich habe im Landtag von Hannover auf eine entsprechende Nachfrage zumindest missverständlich geantwortet. Diesen Kredit habe ich dann mit einem zinsgünstigen Darlehen bei der BW-Bank abgelöst, wobei ich verstehen kann, dass das jetzt zu Irritationen führt. Daher werde dieses Darlehen jetzt mit einem üblichen Immobilienkredit bei der XY Bank ablösen, zu der ich sonst keinerlei Geschäftsbeziehungen unterhalte. Als Ministerpräsident von Hannover war ich notwendigerweise mit der dortigen Wirtschaft teilweise auch freundschaftlich eng verbunden, teilweise vermutlich sogar zu eng. Dies hat aber keine Auswirkungen auf meine Amtsführung als Bundespräsident mehr. Ich werde durch meine Anwälte alle Kontakte und diesbezüglichen Unterlagen ins Internet stellen lassen und dann Ihre Fragen in einer Pressekonferenz beantworten. Die entstandene Situation tut mir leid und ich werde mich bemühen, den entstandenen Schaden durch eine untadelige Amtsführung wiedergutzumachen. Als erstes berufe ich eine Ethik-Kommission unter Leitung von Hans-Jürgen Papier ein, die Grundsätze für den Umgang zwischen Politikern und Wirtschaftsführern erarbeiten soll. Daran werde ich mich messen lassen. Zudem werde ich nach Ablauf meiner Amtszeit auf die Ruhebezüge des Bundespräsidenten verzichten. Ich danke Ihnen.

Es wäre reiner Tisch gewesen und die Affäre wäre wahrscheinlich längst ausgestanden.

Stattdessen wutentbrannte Anrufe bei der Bild-Zeitung, Zugeben nur, was eh schon offensichtlich ist, falsche Aussagen zum Zustandekommen von Verträgen, immer neue Enthüllungen über Verquickungen im Sumpf von Hannover, langes Schweigen…

Das gestrige Interview hat die Situation nur noch verschlimmert:

  1. Hat Wulff gezeigt, dass er dem Amt nicht gewachsen ist und immer noch erst hineinwachsen muss. Er ist sozusagen „Präsident in Ausbildung“ – das macht er selbst deutlich wenn er sinngemäß sagt, dass er erst ein präsidiales Verhältnis zu den Medien entwickeln muss oder wenn er darauf hinweist, dass der Sprung von Ministerpräsidenten zum Bundespräsidenten ein großer ist. Lächerlich gemacht hat er sich auch mit Aussagen wie „Menschenrechte gelten auch für Präsidenten“ oder dass angesichts der Recherchen „das ganze Dorf aufgeschreckt war“.
  2. Nach Aussagen der Bild Zeitung spricht Wulff hinsichtlich des Anrufs auf Herrn Diekmanns Anrufbeantworter die Unwahrheit, wenn er sagt, er habe nur um eine Verschiebung des Artikels um einen Tag gebeten. Hier kann an sich nur die Offenlegung des Mitschnitts durch die Bild helfen. Und am saubersten wäre es, wenn Herr Wulff dazu sein Einverständnis gäbe.
  3. Viele Fragen bleiben offen: Warum reist Gehrkens beim Ministerpräsidenten mit, wenn er doch nur ein väterlicher Freund ist? Wurde mit dem Kredit nicht doch gegen das Ministergesetz verstoßen? Wie ist das Verhältnis zu Herrn Maschmeyer? Was ist mit Eventmanager Manfred Schmidt? Was trug sich wirklich mit dem Redakteur der Welt zu? Und nicht zuletzt: bezahlt Frau Schausten wirklich 150 Euro für Übernachtungen bei Freunden?

Es bleibt also zunächst die Sache der mangelnden Eignung. Deswegen muss niemand zurücktreten, auch wenn schön wäre. Sollte er aber gegen das Ministergesetz verstoßen haben, ist ein Rücktritt nach seinem bisherigen Kurs unausweichlich. Und erst recht gilt das, sollte Wulffs Darstellung des Telefonats auf Kai Diekmanns Mailbox falsch sein. Denn dann hat er die Republik belogen.

Wenn jetzt gesagt wird, wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein dann antworte ich, dass ich nicht ohne Schuld bin. Die meisten seiner Kritiker sicher auch nicht. Ich bin aber auch nicht Bundespräsident und weiß, dass ich dem Amt moralisch und intellektuell nicht gewachsen wäre.

Der Amtsinhaber aber sollte ein moralischer und intellektueller Leuchtturm sein. Und das ist Christian Wulff eben nicht.