Faktencheck: Ist tatsächlich ein Mädchen aus Schweinfurt aufgrund des Tragens einer Maske verstorben?

Insbesondere auf facbeook kursiert derzeit folgende Geschichte, bei der es sich aber – Vorsicht Spoiler – um einen Fake handelt:

Totes Kind wegen der Maske. Am Montag, den 28.09.2020 brach ein 6-jähriges Mädchen aus der Nähe von Schweinfurt auf dem Heimweg im Schulbus ebenfalls mit Mund-Nasenbedeckung Bewusstlos zusammen. Sie sackte auf die neben ihr sitzende Schülerin, die laut zu schreien begann. Der Busfahrer hielt an und legte das Mädchen in den Gang des Busses und ließ leider dem Mächen die Maske auf und rief per Handy die 112. Der Rettungswagen kam und nahm erst dann die Maske ab und versorgte das Kind SOFORT mit Sauerstoff und brachten sie in die Klinik. Von dort aus wurden die Eltern informiert, die kurze Zeit später eintrafen und am Bett des Kindes sitzen blieben und warteten auf das erneute Aufwachen des Kindes. Noch am Abend verstarb das Kind, ohne wieder das Bewusstsein zu erlangen… Lt. behandelndem Arzt, der mit dem betreffenden Kinderarzt der Eltern telefonierte, lag keine Vorerkrankung vor und teilte den Eltern nach seiner eigenen Beschau mit, des es sich um eine “CO2-Vergiftung” handele und somit kreuzte der Arzt auch die “unnatürliche Todesursache” an! Daraufhin wird gerade eine 2te Beschau (Obduktion) des Kindes in der Rechtsmedizin durchgeführt. Bereits am Morgen wollte das Mädchen nicht mehr mit dem Bus in die Schule fahren, da es ihr immer schlecht wurde und sie sehr wenig Luft bekam. Sie berichtete schon Tage zuvor von “Flimmernden Bilder”, die sie sehe, aber sie dürfe die Maske niemals abnehmen. Die Schülerin der 1. Klasse klagte bereits nach einer Woche Schule über die Nebenwirkungen der Maske. Dabei kauften die Eltern dem Mädchen vor der Einschulung extra eine besonders “hübsche” Mund-Nasen-Bedeckung, da sie auch im Unterricht und Sportunterricht getragen werden musste!!! … die Einschulung war erst vor ein paar Tagen! Die Informationen stammen von der besten Freundin der Mutter des betroffenen Kindes.

Die Polizei Unterfranken machte u.a. über twitter darauf aufmerksam, dass es sich dabei um einen Hoax handelt.

Zu Hyperkapnie aufgrund des Tragens eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) kann es nicht kommen, mehr dazu hier.

Was ist Progesterex?

Progesterex ist eine fiktive Date-Rape-Droge, die angeblich eine Sterilisation verursachen würde.

Es ist Teil eines Hoax, der seit 1999 per E-Mail im Internet im Umlauf ist. Es gibt keine wirkliche Droge mit diesem Namen oder auch nur mit diesen Eigenschaften, und kein solcher Vorfall wurde jemals dokumentiert oder bestätigt. Die bekannteste Person, die auf diesen Schwindel hereinfiel, war die britische Abgeordnete Lynne Featherstone, die im Parlament eine Frage zu der angeblichen Droge stellte.

Die E-Mail, jetzt oft WhatsApp Nachricht, lautet etwa:

A woman at a nightclub called *** on Saturday night was taken by 5 men, who according to hospital and police reports, gang raped her before dumping her. Unable to remember the events of the evening, tests later confirmed the repeat rapes along with traces of Rohypnol in her blood and Progesterex, essentially a small sterilization pill. The drug is now being used by rapists at parties to rape AND sterilize their victims. Progesterex is available to vets to sterilize large animals. Progesterex is being used together with Rohypnol, the date rape drug. As with Rohypnol, all they have to do is drop it into the girl’s drink. The girl can’t remember a thing the next morning, of all that had taken place the night before. Progesterex, which dissolves in drinks just as easily, is such that the victim doesn’t conceive from the rape and the rapist needn’t worry about having a paternity test identifying him months later. The drug’s effects ARE NOT TEMPORARY – Progesterex was designed to sterilize horses. Any female who takes it WILL NEVER BE ABLE TO CONCEIVE. The weasels can get this drug from anyone who is in the vet school or any university. It’s that easy, and Progesterex is about to break out big on campuses everywhere. Believe it or not, there are even sites on the Internet telling people how to use it. Please forward this to everyone you know, especially girls. Be careful when you’re out and don’t leave your drink unattended. Please make the effort to forward this on to all you know. Guys, please inform all your female friends and relatives.“

Eine Frau, die am am Samstagabend im Nachtclub *** war, wurde von 5 Männern entführt und laut Krankenhaus- und Polizeiberichten von einer Bande vergewaltigt, bevor sie abgelegt wurde. Da sie sich nicht an die Ereignisse des Abends erinnern konnten, bestätigten Tests später die wiederholten Vergewaltigungen zusammen mit Spuren von Rohypnol in ihrem Blut und Progesterex, letzteres ist eine kleine Sterilisationspille. Die Droge wird nun von Vergewaltigern auf Partys verwendet, um ihre Opfer zu vergewaltigen UND zu sterilisieren. Progesterex steht Tierärzten zur Verfügung, um Tiere zu sterilisieren. Progesterex wird zusammen mit Rohypnol, der Vergewaltigungsdroge, verwendet. Wie bei Rohypnol brauchen sie es nur in das Getränk des Mädchens zu tun. Das Mädchen kann sich am nächsten Morgen an nichts von all dem erinnern, was in der Nacht zuvor stattgefunden hat. Progesterex, das sich ebenso leicht in Getränken auflöst, ist so beschaffen, dass das Opfer von der Vergewaltigung nicht schwanger wird und der Vergewaltiger sich nicht darum kümmern muss, dass ein Vaterschaftstest ihn Monate später identifiziert. Die Wirkung des Medikaments IST NICHT TEMPORÄR – Progesterex wurde entwickelt, um Pferde zu sterilisieren. Jede Frau, die es einnimmt, WIRD NIEMALS KONZEPTIERENZFÄHIG sein. Die Täter können dieses Medikament von jedem bekommen, der in der Veterinärschule oder an einer Universität ist. Es ist so einfach, und Progesterex ist dabei, überall auf dem Campus groß rauszukommen. Ob Sie es glauben oder nicht, es gibt sogar Seiten im Internet, die den Leuten sagen, wie sie es nehmen sollen. Bitte leiten Sie dies an alle weiter, die Sie kennen, insbesondere an Mädchen. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie unterwegs sind, und lassen Sie Ihr Getränk nicht unbeaufsichtigt. Bitte geben Sie sich die Mühe, dies an alle weiterzuleiten, die Sie kennen. Jungs, bitte informiert alle eure weiblichen Freunde und Verwandten.

Es gibt jedoch keine „Sterilisationspille“ unter irgendeinem Namen, die für die Sterilisation von Pferden geeignet ist. Die Sterilisation von männlichen Pferden wird chirurgisch durchgeführt, während die Stuten in der Regel unverändert bleiben.

Eine Version dieser E-Mail wurde übersetzt und 2008-2009 in Brasilien herumgeschickt.

Eine Version dieses Hoax machte auch über Foren auf MySpace, Bebo, Facebook und Tagged sowie in Form einer Gruppe namens „Heads Up Ladies“ die Runde.

Nach Angaben der spanischsprachigen Website VSAntirus.com haben seit 2001 auch mindestens zwei Versionen auf Spanisch die Runde gemacht.

Eine schwedische und später eine norwegische Version zirkulierte 2008-2009 mit der Unterschrift von Birgitta Olofsson, Dr. Med. in Pflegewissenschaft der Universität Umeå.

Am 18. April 2006 reichte die britische Parlamentsabgeordnete Lynne Featherstone eine schriftliche Frage an den Innenminister ein, ob das Innenministerium die Zahl der Vergewaltigungsvorfälle im Zusammenhang mit Progesterex berechnet habe. Der Minister des Innenministeriums, Paul Goggins, antwortete, dass „Progesterex nicht existiert“.

Featherstone kritisierte die Regierung und erklärte, sie müsse „mehr tun, um das unheimliche Monster zu entdecken, das sie hinausschickt“, und dass „ihre ritterliche Haltung nicht ausreicht“ Kritiker wie der Liberaldemokrat James Graham kritisierten Featherstones Verhalten jedoch, indem sie „das Innenministerium dafür kritisierten, dass es keine Reaktion auf erfundene Drogen und erfundene Verbrechen habe“, und erklärten, dass „eine solche Verharmlosung von Vergewaltigung, ohne sich vorher um Grundlagenforschung zu bemühen, niemandem hilft“.

Viele sehen in dem Vorfall starke Parallelen zu einem früheren Fall, in dem der Abgeordnete David Amess im Parlament eine Frage zu einer fiktiven Droge namens „Cake“ stellte

Lesenswertes 11

lesenswertes-11

Hier die 11. Ausgabe meiner lesenswerten Links.

  1. Phuc Dat Bich
    …war doch nur ein Hoax. Auch ich bin drauf hereingefallen.
  2. Xbox One und PS5 könnten schon 2018 kommen
    …meint Techtimes und hat auch gute Gründe dafür.
  3. Das Grünen / Ferrari Foto
    …und schon wieder geistert es durchs Netz – das Foto mit den Sportwagen vor einer Geschäftsstelle der Grünen. Unbedingt die wahre Geschichte dazu lesen – dann sieht das ganze schon anders aus.
  4. Scheiße im Herzen
    Über bedenkliche rechte Entwicklungen in unserem Land.
  5. AdDuplex Windows Phone Stats November 2015
    Die aktuellen Entwicklungen im Windows Phone Ökosystem.
  6. Frankreich erwägt Allianz mit Assads Streitkräften
    Die mE einzig richtige Entscheidung. Hierzu werde ich bald etwas bloggen.
  7. Hungriger Hamster
    CatContent war gestern.
  8. Eine der größten Lehren meiner Jugendzeit
    Ein lesenswerter, sehr persönlicher Text.
  9. OpenBookCase
    Mal wieder eine ganze Site als Lesetipp: Findet den nächsten offenen Bücherkasten.
  10. Online Media is utterly broken
    Nicht nur hierzulande wird über die Krise der online-Medien diskutiert (Phuc Dat Bich kommt auch drin vor).

Bild: Hausnummer 11 in der Remigiusstraße in Bonn. Bald gibt es mehr zu Bonner Straßen

Bringt es etwas, eine ICE Nummer im Handy zu speichern?

Immer wieder werden auf facebook und anderen sozialen Medien Beiträge geteilt, in denen behauptet wird, es würde von Rettungsdiensten empfohlen, die Personen, die im Notfall kontaktiert werden sollen, im Handy unter dem Namen ICE zu speichern. Auch per E-Mail, Whatsapp Kettenbriefe oder SMS kommen solche Empfehlungen.

ICE steht dabei für „In Case of Emergency“. Mehrere Personen sollte man durchnummerieren, also z.B. den Partner auch unter ICE 1, die Eltern unter ICE 2, Arbeitgeber unter ICE 3 etc. etc. oder eben gleich „ICE Mama“, „ICE Büro“ usw.

Eingedeutscht gibt es auch die Empfehlung, man solle das Kürzel „IN“ (Im Notfall) vermeiden.

Im ersten Moment hört sich das gar nicht so schlecht an – bringt aber nichts. Auch wenn das einige Mitarbeiter von Rettungsdiensten dies anscheind auf mehr oder weniger privater Basis empfehlen.

Doch die Rettungsdienste selbst sehen das aus einer Vielzahl von Gründen skeptisch. So macht der ASB (Arbeitersamariter Bund) darauf aufmerksam, dass im Falle eines Unfalls die Rettungssanitäter grundsätzlich ohnehin keine Zeit haben, Angehörige zu informieren – sie sind schließlich mit der Rettung beschäftigt. Auch sei in der Hektik gar keine angemessene Kontaktaufnahme mit den Angehörigen möglich, diese erfolgt dann später in Ruhe durch entsprechend geschulte Mitarbeiter. Das DRK hält die ICE Nummer aus den gleichen Gründen für nicht sinnvoll.

Was aus meiner Sicht auch noch dagegen spricht: im Falle eines Unfalls kann es gut sein, dass das Smartphone gar nicht mehr funktioniert. Und im besten Fall sollte es ohnehin gesperrt sein. Wie soll also der Rettungsdienstmitarbeiter an die Daten kommen.

Zudem wäre es für die Angehörigen wahrscheinlich ein noch größerer Schock, eine schlechte Nachricht über das Handy des Verunfallten zu erhalten.

Ich habe zu den ICE Nummern drei Ärzte und einen Rettungssanitäter gefragt, die diese Gegenargumente teilen. Übereinstimmend haben sie mir geraten, besser einen Zettel bei seinen Ausweisdokumenten aufzubewahren, auf dem die zu kontaktierenden Personen aufgeführt sind.

Einer der Ärzte hat mir weitergehend den Tipp gegeben, auch die Adresse eines Arztes, dem man besonders vertraut (Hausarzt), zu nennen – dieser könne im Falle von erforderlichen medizinischen Maßnahmen sachlicher im Sinne des Verletzten entscheiden bzw. Ratschläge geben. Sinnvoll wäre auch der Abschluss einer Patientenverfügung und einer Vorsorgevollmacht.

Also, so gut sich die ICE Idee sich im ersten Moment anhört – eine ICE Nummer im Telefon zu hinterlegen, bringt also keinen echten Vorteil. Allein schon, da im Notfall keiner der Retter nachsehen wird. Es handelt sich also um einen klassischen Hoax.