Sammlung: Beiträge rund um die ÖRR Diskussion 2020/2021

Hier sammle ich interessante Debattenbeiträge rund um die ÖRR Diskussion 2020/2021.

Ein interessanter Beitrag fehlt? Schicken Sie ihn mir oder hinterlassen Sie eine Nachricht in den Kommentaren.

Für eine grundlegende Reform

Für Bestandsschutz (gegen eine grundlegende Reform)

Köpfe: Sebastian Matthes

Sebastian Matthes ist Chefredakteur bei der Handelsblatt (Deutschland).

Matthes ist Teilnehmer beim WEF 2023 in Davos.

Köpfe: Moritz Koch

Moritz Koch ist Büroleiter, Brüssel bei der Handelsblatt (Deutschland).

Koch ist Teilnehmer beim WEF 2023 in Davos.

An die Netzgemeinde an den Datenempfangsgeräten…

…so hätte Ansgar Hevelings Brandschrift im Handelsblatt gegen "das Internet" wohl auch beginnen können. Ein im übrigen wirklich schlechter Text, der nur strotzt von floskelhaften Plattitüden, Bildungsbürger-Buzzwords, Halbwissen, Nichtwissen, mal mehr oder weniger unfreiwilliger Komik und viel selbstgefälliger CDU-Bräsigkeit.

Die "liebe Netzgemeinde" spielt erwartungsgemäß mit- #hevelingfacts, Hacken seiner Website, hämische Kommentar über den vermeintlichen Hinterbänkler – und Thomas Knüwer arbeitet sich mal wieder an seinem alten Arbeitgeber ab.

Man könnte sich entspannt zurücklehnen, das Popcorn auspacken und Peter Altmaier zustimmen, der dazu twittert: "GsD, seit langem mal wieder ein entspannter Tag. Die Kinder bewerfen sich begeistert mit Förmchen und haben einen Riesenspass. Alles i.O.!".

Könnte man, sollte man aber nicht. Denn Ansgar Hevelings wirres Geschwurbel sollte Stein des Anstoßes sein. Denn in einem hat Heveling sicher recht – er vertritt mit seinen Grundpositionen wohl tatsächlich eine schweigende Mehrheit in Deutschland. Eine Mehrheit, die sich auf Schützenfesten vergnügt, die zu Wulff hält, die den RTL einschaltet, dort zu Dieter Bohlen aufschaut und für die das Internet eBay, amazon, Diät- und Katzenforen und wenn es hochkommt noch MeinVZ oder schon facebook ist (und ganz heimlich youporn). Dagegen steht die "Netzgemeinde", die 18 Stunden am Tag auf twitter lebt, auf Google+ diskutiert, sich über tumbler mitteilt und facebook "sowas von 2010" findet – von MeinVZ ganz zu schweigen.

Und das ist eine Welt, die Ansgar Heveling nicht versteht, vor der er Angst hat. Weil sie Veränderungen mit sich bringt, die er nicht mehr kontrollieren kann. Weil die Netzgemeinde so vielschichtig ist und eher liberal und links. Das muss doch eingedämmt werden – mit PIPA, SOPA und ACTA. Durch Diskreditieren der anderen Seite mit einer martialischen Sprache. Durch das Hochhalten klassischer Werte und Werke – gleich, ob Bibel oder Marx. Und der Herr der Ringe geht sowieso immer. In seiner ganzen Argumentation zeigt Heveling, dass er "das Netz" eben gerade nicht verstanden hat.

Durch die Reaktionen auf ihn wird er sich bestätigt fühlen. Seht her ich hatte Recht – die böse digitale Avantgarde hat meine Homepage gehackt, verhöhnt mich und ist in den Krieg gegen mich den Bürger gezogen. Und in den Schützenzelten am Niederrhein werden sie ihm zustimmen.

Auf die Hevelings dieser Welt sollte man daher zugehen und ihnen die Angst nehmen – indem man ihnen erklärt, was "das Netz" eigentlich ist, wie es funktioniert und wie die "Netzgemeinde" tickt. Aber auch indem man ihnen zuhört und deren Ängste und Bedenken ernst nimmt.

Denn sonst hören wir vielleicht als nächstes "We are Heveling. We are Legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us."

Windows Phone 7, Achim Berg und die Vorteile geschlossener Systeme

Im Handelsblatt ist ein interessantes Interview mit Achim Berg, der bei Microsoft für die Smartphone Strategie verantwortlich ist.

Interessant ist seine Ansicht, dass auf die Android-Plattform zunehmend Probleme zukämen, da ein offenes System wild wachse und damit zu Inkompatibilitäten führe. Ganz unrecht hat er damit sicher nicht: schon jetzt gibt es verschiedene Benutzeroberflächen für Android (z.B. HTC Sense) und auch nicht jedes Smartphone lässt sich auf die aktuellen Versionen updaten. Und Android 2.x für Tablets scheint sogar nach Ansicht von Google eine Sackgasse zu sein.

Jetzt wird mit Windows Phone 7 also das erfolgreich geschlossene System von Apple kopiert. Man darf gespannt sein, wie schnell sich Smartphones mit dem OS aus Redmond verbreiten und wieviele Apps dafür kommen – mit diesen wird vieles stehen und fallen.

Interessant ist die Frage, wie restriktiv Microsoft bei den Inhalten sein wird. Apple ist ja wegen „App-Zensur“ schon öfter kritisiert werden. Der missionarische Eifer eines Steve Jobs scheint Steve Ballmer aber eher fernzuliegen. Und das könnte sich für Microsoft positiv auswirken.