Dokumentiert: Der Verschissmus-Kranz der SPD – und woran es gelegen hat

Fast jeder in sozialen Netzen wird ihn gesehen haben, den „Verschissmus“ statt Faschismus Kranz“ der SPD.

Dummheit, böser Wille oder nur eine übereifrige Autokorrektur?

Die Geschichte soll eigentlich ganz einfach gewesen sein:

Die SPD gibt ihre Bestellung telefonisch bei einem Blumenhändler ab. Die zuständige Mitarbeiterin nimmt den Spruch handschriftlich auf und macht dabei den fatalen Fehler: Verschissmus statt Faschismus. Das faxt sie an eine Kranzbanddruckerei, die druckt wunschgemäß, liefert an die Blumenhandlung, die pappt die Schleife an den Kranz und liefert aus. Von der SPD kontrolliert keiner. Skandal und Häme.

Die Moral aus der Geschicht: Druckaufträge immer schriftlich durchgeben.

Meinung: Grönemeyer und sein Humanismus oder: wenn der Faschismus wiederkehrt (und warum ich mich gerade so über Grönemeyer aufrege)

Zu Grönemeyers Worten bei seinem Konzert in Wien habe ich mich bereits heute hier geäußert. Darauf gab es viel Zustimmung, aber natürlich auch die ein oder andere Kritik, auf die ich kurz eingehen will.

Zugeben will ich zunächst, dass die Überschrift „Die Sportpalast-Rede von Herbert Grönemeyer“ durchaus provokant ist. Doch sich steigerndes Herumgebrülle vor großem, sich zunehmend enthemmenden Publikum und einfache – um nicht zu sagen – platte Botschaften erinnern nun einmal an Auftritte von Nazi-Größen.

Weiter wird mir vorgeworfen, dass ich unterschlagen würde, dass er sich doch bei seinem Wortbeitrag für eine offene und humanistische Gesellschaft einsetze.

Auch zugegeben, dass ich das nicht thematisiert habe. Zunächst einfach, da ich es vor lauter Gebrülle seitens des Vortragenden und des Publikums überhört habe.

Ernst nehmen kann ich diese Worte Grönemeyers in diesem Zusammenhang freilich nicht. Kern einer humanistischen Gesellschaft ist insbesondere, dass jeder Mensch die Möglichkeit haben soll, seine Persönlichkeit zu entfalten. In einer Gesellschaft, in der – wie von Grönemeyer gefordert – missliebige Äußerungen keinen Platz haben sollen und in der die auf der vermeintlich „richtigen Seite“ Stehenden der Gesellschaft  diktieren wollen, wie sie auszusehen hat, kann es eben keinen Humanismus geben. Ganz im Gegenteil, so wie Grönemeyer den Begriff des Humanismus verwendet und (miß)versteht, ist es eben kein Humanismus. Wahrscheinlich meint er wohl Humanität, pervertiert den Begriff aber in einer Art und Weise, wie es schon die DDR getan hat. Nach Art. 37 deren Verfassung sollte „die Jugend im Geiste des friedlichen und freundschaftlichen Zusammenlebens der Völker und einer echten Demokratie zu wahrer Humanität“ erzogen werden. Wie dies in der Praxis umgesetzt wurde und schließlich endete, ist hinlänglich bekannt. Grönemeyer setzt sich durch die Art und Weise der Verwendung des Begriffs „Humanismus“ damit in verrätischer Weise in eine Tradition mit diesem und anderen (mehr oder wenigen nationalen) sozialistischen Unrechtsstaaten. Dass eine Gesellschaft, die von der Meinungsfreiheit gedeckte Äußerungen, ausgrenzen will, nur weil sie nicht ins eigene Weltbild passen, nicht offen sein kann, versteht sich im übrigen wohl von selbst.

So sehr Bestrebungen und Äußerungen von rechts abzulehnen sind, die Freiheitsrechte des wirklich humanistischen Grundgesetzes abzuschaffen, so sehr sind es auch dergestalte Äußerungen von der linken Seite.

Das von François Bondy dokumentierte und Ignazio Silone zugeschriebene Zitat

Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: „Ich bin der Faschismus“. Nein, er wird sagen: „Ich bin der Antifaschismus.“

ist somit wirklich prophetisch.

Nachtrag und persönliche Anmerkung:

Ich wurde – auch auf twitter – zu diesem Text gefragt:

Seit wann ist man gegen eine offene und humanistische Gesellschaft, weil man eine Meinung für falsch hält und sich gegen sie wendet? Gerade das gehört doch zum Meinungskampf. Genauso wie Rechte oft strikt gegen die „Antifa“ sind. Sind die dann auch Gegner der o&h Gesellschaft?

Durch diese Frage ist mir auch klar geworden, warum mich Grönemeyers Worte – neben Art und Weise des Vortrags – so empören:

Grönemeyer ist nicht gegen eine offene und humanistische Gesellschaft, nur weil er – rechte – Meinungen für falsch hält.

Er ist gegen diese, da er diesen ihm nicht genehmen Meinungen keinen Raum geben will, „keinen Millimeter“. Und schlimmer noch, er will diktieren, was in der Gesellschaft politisch vertreten werden soll.

Ich lehne viele Positionen von rechts – ob AfD oder Pegida – und links – ob linke oder extremer Antifa – persönlich ab. Solange sich diese Positionen und Äußerungen aber im Rahmen des Grundgesetzes bewegen (und meinetwegen sogar noch darüber hinaus) müssen diese Raum in unserer offenen und humanistischen Gesellschaft haben. Anders sind doch Diskussion und Diskurs doch gar nicht möglich.

Ganz im Sinne des angeblichen Voltaire-Zitats:

Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.

Gerade diese Einstellung lehnt Grönemeyer ausweislich seiner Äußerungen ab. Und das ist es, was mich empört.

10 Fakten zum 9. Mai

  1. Heute wird der zweite Europatag gefeiert; der erste wird am 5. Mai begangen. Es wird daran erinnert, dass der damalige französische Außenminister Robert Schuman am 9. Mai 1950 vorschlug, eine Produktionsgemeinschaft für Kohle und Stahl zu schaffen. Diese sog. Schuman-Erklärung führte zur Gründung der Montanunion, aus der die heutige Europäischen Union hervorging.
    In Russland und vielen anderen ehemaligen GUS Staaten wird der Tag des Sieges über den Faschismus gefeiert, denn 1945 wurde am heutigen Tag um 0:16 Uhr die Kapitulation von Reims in Berlin nochmals ratifiziert. Dies erfolgte von deutscher Seite durch Generalfeldmarschall Keitel für das Oberkommando der Wehrmacht und das Heer, Generaladmiral von Friedeburg für die Kriegsmarine und Generaloberst Stumpff für die Luftwaffe. Diese Ratifizierung hat allerdings nur symbolische Bedeutung, da die bedingungslose Kapitulation bereits durch die Reimser Erklärung bereits zum 8. Mai 23:01 Uhr wirksam wurde und auch diese zweite Berliner Unterschrift  rückwirkend erfolgte. Grund dafür war, dass in Reims keine sowjetischen Vertreter anwesend waren.
    Markus, Marianne, Beat, Ottokar und Justine feiern heute Namenstag.
  2. 1386 erneuern England und Portugal ihren seit 1275 bestehenden Freundschaftsvertrag (Vertrag von Windsor). Dieser ist heute noch gültig.
  3. Preußische und sächsische Truppen unter Friedrich von Waldersee schlagen im Jahr 1849 den Dresdner Maiaufstand gegen König Friedrich August II. endgültig nieder. (Bild) 343 Menschen sterben. Die Märzrevolution in Sachsen ist Sachsen findet damit ihr endgültiges Ende.
  4. Ein wichtiger Schritt in der Geschichte der Fotografie: Der Franzose Joseph Nicéphore Niépce verwendet 1816 eine Camera obscura, um Bilder auf Chlorsilberpapier zu bannen, kann die Aufnahmen aber noch nicht fixieren.
  5. 1861 wird der Zoo in Dresden eröffnet. Er ist damit einer der ältesten Zoos Deutschlands.
  6. Immer das gleiche: An der Wiener Börse ereignet sich 1873 der Gründerkrach, der nach den Gründerjahren international zu einer schweren Rezession führt. Beim Platzen der Spekulationsblase am werden alleine am „Schwarzen Freitag“ rund 120 Unternehmen insolvent.
  7. RAF Terroristin Ulrike Meinhof wird 1976 in ihrer Zelle in Stuttgart Stammheim erhängt aufgefunden.
  8. 2011 startet an diesem Tag die Volkszählung 2011, auch Zensus 2011 genannt. Dabei werden stichprobenartig Haushalte befragt und Daten verschiedener Behörden zusammengeführt, um z.B. die Schul- und Verkehrsplanung zu erleichtern.
  9. Baldur von Schirach kommt 1907 auf die Welt.
  10. Die Widerstandskämpferin Sophie Scholl wurde heute im Jahre 1921 geboren.

Hier haben wir noch mehr zum 9. Mai.

Bild: Von Koroesu – Sächsische Landesbibliothek Abt. Deutsche Fotothek;http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Dresden-Maiaufstand_.jpg by User:Kolossos, CC BY-SA 4.0, Link