Özil und die Frage, ob ich jetzt ein Rassist bin. Und noch was zu Die Mannschaft

Eigentlich wollte ich hier nichts zum Aus von „Die Mannschaft“ bei der WM 2018 in Russland schreiben. Ein Kommentar zu einem Posting auf facebook änderte jetzt doch meine Meinung. Denn auf meinen Beitrag dort

Historisches Ereignis.
Bei der Startaufstellung mit Özil
aber auch kein Wunder.
#KORGER

antwortete mir jemand mit: „Du verfickter Rassist“ – was er dann zwar nach kurzer Diskussion abgeschwächt hat, beim Rassisten-Vorwurf aber blieb.

Klar, es ist vereinfacht und nicht richtig, Özil allein die Schuld zu geben, alle in der Mannschaft haben nicht wirklich gut gespielt. Und statistisch mag Özil, wie jetzt einige schreiben, auch nicht allzuviel vorzuwerfen sein. Ich bleibe aber dabei: Özil hat die Rolle als Spielmacher und Motivator, die er hätte einnehmen müssen, nicht ausgefüllt. Dass das bei der WM 2014 noch anders war, steht auf einem Blatt. Die Diskussion um die Erdogan Fotos und dass er dazu – im Gegensatz zu Gündogan – nie Stellung bezogen hat, mag ihren Teil zu diesem seinem Defizit beigetragen haben.

Ich habe durchaus das Gefühl, dass der Spielaufbau im Spiel gegen Schweden, insbesondere als Rudy dabei war, deutlich besser war, als in den beiden Spielen mit Özil. Und mit dieser Meinung stehe ich auch nicht allein. Deswegen habe ich ihn in meinem Posting auch besonders hervorgehoben.

Bin ich aber deswegen jetzt ein Rassist?

Sicher nicht. Wäre ich einer, hätte ich gegen alle mit Migrationshintergrund in der Mannschaft gewettert. Das liegt mir aber fern. Es ist mir ganz egal, woher jemand kommt, welche Hautfarbe er hat oder welchen Namen er trägt. Ich hätte auch eine biodeutsche Kartoffel hervorheben können, aber Özil war eben die aus meiner Sicht zentrale Figur und symptomatisch für die gesamte Mannschaft.

Es kommt jedenfalls immer auf die Taten und nicht auf die Herkunft an.

Und ebenso wie ich Özil für die Erdogan Fotos und seinen Umgang damit kritisiere, würde ich jeden Alman für entsprechende Aktionen mit – sagen wir mal – Bernd, äh, Björn Höcke kritisieren.

Punkt.

Problematisch finde ich aber, dass sofort die Rassismus-Keule kommt, wenn man jemanden anderer Herkunft kritisiert. Weghitlern ist mE zumeist nicht der richtige Weg in einer Diskussion.

Noch ein Punkt.

Eine letzte Anmerkung zum Auftreten von „Die Mannschaft“ sei mir aber noch gestattet. Hier sollte ein aalglattes Produkt entwickelt werden, bei dem der Fußball an sich nur noch Mittel zum Zweck ist. Und spielerisch hat sich Löw einfach zu sehr auf alten Erfolgen ausgeruht und durch seine Aufstellungsexperimente bei den Testspielen einfach verhindert, dass wirklich „Die Mannschaft“ entstehen konnte. Stattdessen standen zu viele Individualisten auf dem Platz, die nichts miteinander anfangen konnten.

Schade, aber nicht mehr zu ändern.

Und jetzt freue ich mich erst mal ganz entspannt auf die Achtelfinalspiele in Russland.

10 Fakten über die Allianz Deutscher Demokraten

  1. Die Allianz Deutscher Demokraten (AD-Demokraten) wurde 2016 von dem türkischstämmigen Remzi Aru gegründet.
  2. Anlass für ihn war die nahezu einhellige Zustimmung zur Armenien Resolution des Deutschen Bundestags vom 2. Juni 2016, in der der Bundestag den Völkermord an den Armeniern durch das osmanische Reich während des 1. Weltkriegs, der von der Türkei geleugnet wird. Laut Aru wäre für Deutsche türkischer Abstammung keine deutsche Partei mehr wählbar.
  3. Ursprünglich wollten die AD-Demokraten die Abkürzung ADD verwenden, wogegen die AfD klagte und in erster Instanz Recht bekam.
  4. Der Partei wird inhaltliche Nähe zur türkischen AKP, deren Vorsitzender Erdogan ist, vorgeworfen.
  5. Die Partei tritt dafür ein, dass alle Kinder von Einwanderern einen Doppelpass erhalten können.
  6. In ihrer Medienarbeit setzt sie sich stark gegen vermeintlich anti-türkische Bestrebungen der deutschen Politik und griff z.B. Außenminister Gabriel scharf für seine Kritik an Erdogan an.
  7. Bei der Landtagswahl in NRW 2017 trat die Partei erstmals an und erhielt 0,15% der Zweitstimmen. 
  8. Der Bundeswahlausschuss hat die Partei zur Teilnahme an der Bundestagswahl 2017 zugelassen.
  9. Eine zentrale Forderung im Bundestagswahlkampf 2017 ist, Käufer deutscher Diesel PKW mit 9.000 Euro zu entschädigen.2
  10. Mehr Informationen über die Partei finden Sie unter ad-demokraten.de.

Offener Brief: An Staatspräsident Erdogan von Ulf Poschardt in Sachen Deniz Yücel

Gerne dokumentieren wir den offenen Brief von Welt Chefredakteur Ulf Poschardt an den türkischen Präsidenten Erdogan.

Sehr geehrter Herr Staatspräsident,

bitte sehen Sie mir nach, dass ich mich auf diesem Weg an Sie wende. Sie zu erreichen, ist mir ein großes Anliegen. Mein Name ist Ulf Poschardt. Ich bin Chefredakteur der „Welt“. Deniz Yücel ist unser Türkei-Korrespondent, und ich mache mir große Sorge um ihn, der seit über einer Woche in Untersuchungshaft sitzt. „Offener Brief: An Staatspräsident Erdogan von Ulf Poschardt in Sachen Deniz Yücel“ weiterlesen

Die falsche Entscheidung

Die Bundesregierung hat die Ermächtigung erteilt, dass gegen Jan Böhmermann wegen seiner Erdogan Satire nach § 103 StGB ermittelt werden darf.

Grundsätzlich ist nichts daran auszusetzen, dass ein Gericht klärt, ob Böhmermann sich mit seiner Schmähkritik strafbar gemacht hat oder nicht. Meiner persönlichen Meinung nach wohl eher nicht, aber auf die kommt es ja hier nicht an.

Gleichwohl halte ich die Ermächtigung der Kanzlerin für ein falsches und fatales Signal.

Denn andererseits hat sie angekündigt, dass ebendiese Norm – Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten – abgeschafft werden soll. Dadurch, dass Sie die Strafverfolgung jetzt zulässt, wertet Sie den nicht mehr zeitgemäßen Paragraphen und den gesamten Vorgang nur unnötig auf.

Unnötig eben auch daher, da Erdogan auch schon als Privatperson Strafanzeige wegen Beleidigung gestellt hat. Eine Klärung des Sachverhalts durch die Gerichte wird also ohnehin schon erfolgen.

Darauf hätte Merkel hinweisen können und das Ersuchen der türkischen Regierung abweisen können.

Doch so hat sie ein falsches Zeichen gesetzt und der Causa Böhmermann eine zusätzliche politische Schwere gegeben.

Lesenswertes 20

lesenswertes-20

In den letzten Wochen war die Rubrik „Lesenswertes“ etwas in Vergessenheit geraten – und soll ab jetzt aber wieder regelmäßig erscheinen.

  1. Tag der bemannten Raumfahrt
    Am heutigen 12. April ist Tag der bemannten Raumfahrt. Und dazu gibt es einige interessante Zahlen und Fakten bei heise.
  2. Wer Demokratie will, darf die Menschen nicht direkt befragen
    Der wohl bisher krudeste Text von Jakob Augstein.
  3. Gedicht, gekuschelt, gestrauchelt
    Lesenswerter (!) Kommentar von Stefan Kuzmany zur Böhmermann-Erdogan-Merkel Affäre.
  4. Abgekartetes Spiel?
    …oder ist mit Böhmermann und Erdogan alles gar nicht so schlimm?
  5. Dandy Diner
    Ob daraus wirklich ein neues Fast Food Imperium wird? Das Interview ist mir schon etwas zu angestrengt lustig…
  6. Wie entsteht eigentlich ein Blogpost?
    Interessant zu lesen, welche Gedanken sich andere Blogger machen. Ich gehe da nicht so strukturiert dran.
  7. Kindle Oasis
    Der Kindle Oasis Reader ist schon geleaked. Mich haut er auf den ersten Blick nicht von den Socken.
  8. Rezept Spargel Süppchen
    Passend zur beginnenden Spargelsaison.
  9. Die zwei Gesichter der Sportstadt Bonn
    Und in der Tat ist an mir vorbeigegangen, dass am letzten Wochenende in Bonn der President’s Cup der Eu­ro­päi­schen Tae­kwondo Union stattfand.
  10. Umfrage zum Bonner Kirschblütenfest
    …das unterstütze ich natürlich gerne.

Bild: Hausnummer 20 in der Bonngasse; es handelt sich um Beethovens Geburtshaus.

Erdogan Karikatur – was sagen eigentlich die Bundestagsabgeordneten?

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Dass sich zwei CDU Bundestagsabgeordnete bereits zu der Erdogan Karikatur in einem deutschen Schulbuch geäußert haben, habe ich bereits berichtet – zu meiner Verblüffung haben sie gefordert, dass Buch solle zurückgezogen werden.

Doch was sagen eigentlich die anderen Bundestagsabgeordneten? Ich habe einfach mal alle angeschrieben und sie nach Ihrer Meinung gefragt.

Als erstes antwortete Ute Finckh-Krämer (SPD):

…aus meiner Zeit im Bundespresseamt weiß ich, dass in der täglichen Pressemappe der Bundeskanzlerin immer ein Abschnitt mit aktuellen Karikaturen über sie enthalten ist. Ich wünsche mir, dass Präsident Erdogan genauso gelassen mit politischen Karikaturen zu seiner Person umgeht…

Es folgt das Büro von Cem Özdemir, das auf ein facebook Posting des Bündnis 90/Die Grünen-Politikers verweist, in dem er Erdogan Dünnhäutigkeit vorwirft. Die Kommentare dazu sind teilweise erschreckend.

Swen Schulz von der SPD antwortet als nächster:

Ich kenne leider den gesamten Vorgang nicht und möchte mich deswegen dazu nicht äußern.

Und diese Antwort finde ich einfach gut und konsequent – denn zu oft äußern sich nicht nur Politiker zu Dingen, in die Sie nicht genug eingearbeitet sind. Bei der Gelegenheit weist er noch darauf hin, dass das Schulwesen unter die Kulturhoheit der Länder fällt. Das ist korrekt, aber ich finde, auch ein Bundestagsabgeordneter darf dazu eine Meinung haben.

Einen Tag später kommt die Antwort des Bonner Abgeordneten Ulrich Kelber (SPD):

Humor kann man leider niemandem beibringen, was Meinungsfreiheit heißt, kann man aber lernen, sogar in Schulbüchern.

Die nächste Antwort kommt gleichfalls von einem SPD Abgeordneten, Fritz Felgentreu:

Es handelt sich um eine Karikatur, die unterschiedliche Klischees („typisch deutsch“, „typisch türkisch“) miteinander verschmelzen lässt. Ihr eigentliches Thema ist das Klischee. Dass die türkische Regierung das missverstanden hat, kann kein Grund sein, das Buch nicht zu benutzen. Im Übrigen stehen in Deutschland Schulbuchverlage nicht unter staatlicher Kontrolle, sondern sind private Wirtschaftsunternehmen, die redaktionell frei für den Markt produzieren. Daran sollten wir nichts ändern.

Nach nunmehr 5 Tagen hat sich die erste Abgeordnete der CSU gemeldet. Sie stellt klar, dass die Ausgestaltung von Schulbüchern der Kultushoheit der Länder unterliege und sie daher als Bundestagsabgeordnete nicht ernsthaft in dieses Thema involviert sei. Damit also immer noch keine echte Meinung von CDU/CSU.

Nach einer Woche wieder eine Antwort – und natürlich auch wieder von der SPD. Stefan Rebmann schreibt:

Karikaturen verarbeiten eine Situation satirisch. Zahlreiche Geschichtsbücher verwenden seit langer Zeit Karikaturen zur pointierten Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Phänomenen. Ob das bei der von Ihnen angesprochenen Karikatur besonders gelungen ist, möchte ich nicht beurteilen. Grundsätzlich finde ich aber, ein Politiker muss das in einer Demokratie aushalten können.

Am 26. November trudelt ein Nachzügler ein, Stefan Schwartze von der SPD. Dieser teilt aber lediglich mit (unveränderte Zeichensetzung):

Wir sehen von der Veröffentlichung von Statements, zu Themen für die Herr Schwartze MdB nicht zuständig ist, ab. Wir empfehlen Ihnen sich an den für Ihren Wahlkreis verantwortlichen Vertreter des Deutschen Bundestags zu wenden.

Die Diskussion um die Erdogan Karikaturen – wehret den Anfängen

In einem deutschen Schulbuch wird eine Karikatur abgedruckt, bei der – im übrigen nur als kleines Detail am Rande – ein Hund namens Erdogan zu sehen ist.

Prompt bestellt die türkische Regierung den deutschen Botschafter an. Diese Reaktion ist angesichts der Entwicklungen in der Türkei, die sich Schritt für Schritt aus dem Kreis der demokratischen Rechtsstaaten entfernt, nicht verwunderlich.

Verwunderlich und alarmierend ist aber, dass es auch in Deutschland Stimmen gibt, das Schulbuch sollte zurückgezogen werden.

Freilich, die Begründungen dafür bleiben schwach oder sind anscheinend einem „verletzten“ falsch verstandenen Stolz aufgrund der Herkunft geschuldet, wie es bei der CDU Politikerin Cemile Giousouf der Fall sein mag. Man mag sich fragen, ob die gleichen Kritiker ihre Stimme gegen eine Karikatur erhoben hätten, in der es um George Bush gegangen wäre.

Es liegt gerade im Sinn einer Karikatur zu karikieren und es ist wichtig, dass wir gerade Schülern vermitteln, dass man auch karikierend kritisierende Meinungen und Aussagen akzeptieren muss – auch wenn man selbst anderer Ansicht ist. Es wäre nicht unter diesem Aspekt ein gefährliches Signal, wenn wir die Freiheit der Kunst aus falsch verstandener Rücksichtnahme ohne Not einschränken. Auch klar ist, dass somit viele neue Diskussionen rund um Kunst, Meinungsfreiheit und unsere Kultur an sich eröffnet würden.

Es bleibt also zu hoffen, dass die Baden-Württembergischen Behörden der von Ministerpräsident Kretschmann vorgegeben Linie treu bleiben und das Buch nicht zurückziehen.

Nachtrag:

Ich habe CDU Generalsekretär Peter Tauber per twitter angefragt, ob er bereits ein Gespräch mit der oben genannten Cemile Giousouf und ihrem Kollegen Oliver Wittke wegen Ihrer Aussagen geführt habe. Er hat dies in einem tweet bestätigt, sich aber inhaltlich nicht weiter dazu geäußert. Ich habe die beiden CDU Abgeordneten nun angeschrieben, ob sie ihre Position korrigieren werden. Sobald eine Antwort erfolgt, werde ich diese veröffentlichen.

Und was sagen eigentlich die anderen Mitglieder des Deutschen Bundestags – ich habe einfach mal alle angeschrieben, die Antworten sind hier.

Bild: „Man with Mouth Zipped Shut“

Meinung: Der Islam und Deutschland – mein ratloses Fazit

Meine persönliche Islam Frage

Seit kurzer Zeit beschäftige ich mich intensiver mit dem Islam und insbesondere mit dem Islam in Deutschland. Ich habe dazu viel gelesen, unter anderem auch im Koran selbst. Ich habe mit muslimischen Freunden gesprochen, mit erklärten Gegnern des Islam diskutiert, auf twitter und facebook in den einschlägigen Milieus recherchiert.

Dabei wollte ich Antworten auf einige Fragen finden. Ist der Islam ein Teil Deutschlands? Was ist der Islam eigentlich? Sind wir zu wenig tolerant? Sind wir zu blauäugig? Was hat zu Gruppierungen wie IS geführt?

Vorab sollten Sie wissen – der folgende Text ist aus dem Jahr 2014. Dementsprechend knüpft er an damals aktuelle Entwicklungen an und setzt andere Schwerpunkte, als man das heute vielleicht tun würde. Aktuelle Anmerkungen finden sich daher am Ende.

„Meinung: Der Islam und Deutschland – mein ratloses Fazit“ weiterlesen

Warum beteiligt sich Deutschland nicht aktiv am Kampf gegen IS?

Dieser Artikel aus dem September 2014 ist aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen im November 2015 überholt.

isis-irak-deutschland

USA, Saudi Arabien, Niederlande, Katar, Großbritannien, Jordanien, Dänemark – um nur einige zu nennen – beteiligen sich aktiv mit Luftangriffen am Kampf gegen den IS oder haben dies zumindest angekündigt. Und nachdem die türkischen Geiseln frei sind, denkt Erdogan sogar über den Einsatz von Bodentruppen nach.

Deutschland hilft zwar mit Waffenlieferungen an die Kurden, greift aber nicht aktiv ein. Dabei scheint mir dies zumindest angesichts der aktuellen Aktionen mehr als geboten.

Ich frage jetzt in den nächsten Tagen Politiker, Journalisten, Experten und ganz normale Bürger zu Ihrer Meinung zum Thema. Warum greift Deutschland nicht aktiver ein? Oder sollten wir das besser auch nicht?

Einfach unten kommentieren, mich antwittern oder per Mail (stapublic@live.de) schreiben.

Lesenswerte Links zum Thema:

Social Media, selbsternannte Experten und #occupygezi

Aktuell halten sich viele Nutzer der sozialen Netzwerke für Türkei-Experten und liefern gleich umfassende Analysen der Lage in Istanbul und anderen türkischen Städten ab – all das nur aufgrund von in sozialen Netzwerken aufgeschnappten Informationsschnipseln und Momentaufnahmen. Sie meinen, sich daraus ein fundiertes Bild machen zu können.

Doch das ist ein Irrtum.

Denn um die Situation in der Türkei wirklich beurteilen zu können, braucht es verlässliche Quellen. Doch das sind die Beiträge auf twitter&Co eben nur bedingt, da nie klar ist, welche Intention und Gesinnung hinter der Veröffentlichung steht. Ein unabhängiges Bild machen kann sich mE nur der unabhängige Beobachter vor Ort, was mE z.B. ein Beleg dafür ist, wie wichtig kompetente Auslandskorrespondenten sind – ob diese jetzt klassisch berichten oder sich twitter & Co bedienen.

Zudem sollte man zur Beurteilung der Situation und zur Einordnung der Bilder in den Kontext nicht nur die politische und gesellschaftliche Entwicklung der Türkei der letzten Jahre verfolgt haben, sondern auch profundere Kenntnisse der Geschichte der „modernen“ Türkei haben. Und die fehlt den meisten dieser selbsternannten Experten – mich eingeschlossen.

Gleichwohl will ich dann doch meine Einschätzung der Lage in #resistanbul und andernorts in der Türkei abgeben – auch wenn das ein Verstoß gegen meine eigene Regel ist, nur dann etwas zu schreiben, wenn man ansatzweise fundierte Kenntnisse dazu hat. Soviel meine ich aber verstanden zu haben: Im Grundsatz geht es um den Konflikt zwischen dem kemalistischen Laizismus der alten Eliten sowie der aufgeklärten Jugend einerseits und der von Erdogan und seiner Partei AKP zusehends betriebenen subtilen Islamisierung des türkischen Staates andererseits. Mehr habe ich dazu ersteinmal nicht zu sagen.

Lesenswertes zum Thema:

Bild: (c) Allposters