Das Nokia Lumia 625

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Ohne viel Aufhebens hat Nokia in London das Lumia 625 vorgestellt, das eine weitere Nische adressiert: einfachere Mittelkasse Smartphones mit großen Displays.

Das Windows Phone 8 Device wartet mit Nokias bislang größtem Display auf, das eine Diagonale von 4,7″ hat. Die Auflösung beträgt 480*800 Pixel, womit zwar einerseits klar ist, dass man mit den 201 ppi nicht die hohe Pixeldichte eines Lumia 925, Galaxy S4 oder iPhone 5 hat, auf der anderen Seite schlägt sich das natürlich auch im günstigeren Preis nieder – der Listenpreis soll bei 299 EUR liegen. Und in der Praxis dürfte der Screen gleich mehrfach überzeugen und in manchen Situationen auch die höherpreisige Konkurrenz von Samsung, HTC und Apple schlagen:

  • es gibt einen speziellen Modus für bessere Lesbarkeit bei Sonnenlicht
  • Farb- und Kontrastverbesserungen und Lumia Farbprofile
  • Bedienbar mit Fingernägeln und Handschuhen
  • Corning Gorilla Glass 2
  • elegantes gebogene Abschlüsse

Die anderen technischen Daten sind für Windows Phone mehr als ausreichend, wenn man vielleicht vom RAM-Speicher mit nur 512 MB ansieht. Es gibt zwar nur sehr wenige Apps, die 1 GB voraussetzen, aber möglicherweise ändert sich das ja in der Zukunft. Der DualCore SnapDragon S4 taktet mit 1,2 GHz, was zu einem schnellen ModernUI Erlebnis führen wird. Der Flash-Speicher liegt bei 8GB und kann um weitere 64 GB erweitert werden. An Bord außerdem: Bluetooth 4.0, LTE für die meisten Märkte und ein Radio. Die Kamera hat mit 5MP die gleichen technischen Daten wie die des kleineren Lumia 620, mit der es hier einige Beispielfotos gibt.

Sehr gut ist die weitere Software Ausstattung: das mobile MS Office ist an Bord, Here Drive für offline Navigation, weitere exklusive Nokia Apps wie Nokia Music und die Smartcamera.

Der Akku hat 2.000 mAh und dürfte damit leicht über einen normalen Tag kommen. Mit 159g ist es zuletzt auch nicht zu schwer, und mit Abmessungen von 133,25 x 72,25 x 9,15 mm sogar sehr dünn – so hat der kleine Bruder 620 eine Dicke von 11mm. Von dem hat das 625er aber das Wechselcover-Pronzip mit den zwei chargierenden Farben übernommen. Zum Start kommt es in Orange, Grün, Weiß, Schwarz und Gelb auf den Markt.

So sehe ich für das Lumia 625 im wesentlichen zwei Zielgruppen:

  • preisbewusste Käufer in den westlichen Staaten, denen ein großes Display wichtig ist, um darauf zu spielen oder Videos zu sehen.
  • Käufer in emerging markets, für die das Smartphone der erste Computer ist und für die der große Screen gerade hinsichtlich der virtuellen Tastatur wichtig ist.

Ich bin gespannt, ob das Lumia 625 an den Erfolg des Lumia 520 anknüpfen kann.

Nokia bringt das facebook Phone

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Vor dem Event am 14. Mai in London wurde heute in Neu Delhi das Nokia Asha 501 vorgestellt. Das Smartphone wird unter 99 Dollar/99 Euro kosten und wird in über 90 Ländern in Kooperation mit facebook selbst und vielen Providern kostenlosen Zugriff auf facebook bieten – man benötigt wohl nicht einmal einen Mobilfunkvertrag mit Datenvolumen dazu. Der Ansatz ist also ähnlich, wie der von Amazon mit dem Kindle 3G.

Damit stellt Nokia sozusagen das facebook Phone für die Emerging Markets vor. Das Smartphone ist damit klar gegen die billig-Androiden positioniert und überzeugt gegenüber diesen mit einer deutlich besseren Akku-Lebensdauer, einem auf möglichst wenig Traffic-Verbrauch optimierten Browser, eben dem kostenlosen facebook Zugriff und schließlich einem smarteren Nutzungs-Erlebnis – jeder, der einmal mit einem Low-Cost-Androiden gearbeitet hat, wird das bestätigen können.

Außerdem führt Nokia mit dem Asha 501 eine neue Software-Plattform ein, die es Entwicklern einfacher machen soll, für Asha Smartphones zu entwickeln und damit Erlöse zu erzielen. Die neue Benutzeroberfläche wirkt ähnlich wie Nokia-Meego (auf dem N9) und hat aber auch einige Anlehnungen an Windows Phone.

Die Finnen schärfen damit weiter ihr Profil: für die Smartphone Einstiegsklasse gibt es die Asha Phones, die Mittelklasse und High-End Devices auf Basis von Windows Phone.

Das Video liefert weitere Eindrücke:

Und hier noch zum Abschluss einige wichtige technischen Daten und Features des Asha 501:

  • 1 GHz Prozessor
  • Maße: 99.2 x 58 x 12.1 mm; 91 Gramm
  • Kamera: 3.2 MP
  • Single SIM Standby-Zeit: bis zu 48 Tage und Dual SIM bis zu 26 Tage
  • Sprechzeit: bis zu 17 Stunden
  • 4GB Speicher (Karte im Lieferumfang enthalten), erweiterbar auf bis zu 32GB
  • 40 kostenlose EA Games (Wert: €75) zum Download aus dem Nokia Store
  • Verfügbare Farben: Bright Red, Bright Green, Cyan, Gelb, Weiß und Schwarz

Ein Blick in die Zukunft von Apple

Fazit des Artikels: Apple wird ein Unternehmen wie viele andere, wenn es nicht bald wieder ein neues disruptives Produkt vorstellt.

Die von mir gerne gelesene britische Tageszeitung theguardian brachte es mit einer interessanten Analyse auf den Punkt:

Every empire crumbles
Apple is losing its hip and unpredictable edge as it risks being left behind by the very technology it helped to proliferate…
Quelle: theguardian

The New Yorker Cover - August 9, 2010Letztlich meint der Autor Victor Keegan, dass Apples wichtigstes Produkt, der iPod, nicht mehr genug Kraft habe, das Wachstum des Unternehmens weiter anzutreiben und Apple ein neues disruptives Produkt brauche, um den hohen Erwartungen wieder gerecht zu werden.  Moment – schrieb ich gerade iPod – und ist es Ihnen aufgefallen? Ja, denn der Artikel stammt aus dem Jahr 2006. Welches Produkt Steve Jobs dann vorstellte, ist bekannt: das iPhone, mit dem der gesamte Smartphone Markt, wie wir ihn heute kennen, erst geschaffen wurde.

Apples größtes Problem ist aber: das Unternehmen steht und fällt mit dem Erfolg des iPhone, wie Dan Frommer anschaulich herausgearbeitet hat. Macs und iPads sind für Wohl und Wehe der Kalifornier nicht so wichtig. Von den iPods will ich erst gar nicht sprechen.

Was das iPhone angeht, sind Presse und Kunden jedoch zunehmend kritisch: So wirkt „iOS so was von 2007“,die Konkurrenz von Nokia mit dem Lumia 920 und Samsung ist technisch deutlich weiter, es gibt Massen an günstiger Android Konkurrenz und neue preisagressive Windows Phone Angreifer wie das Lumia 620 oder das Huawei Ascend W1. Ganz wesentlich aber: das Ökosystem läuft nicht so rund, wie man das von Apple erwarten dürfte; das Apple Maps Desaster ist da nur die Spitze des Eisbergs – fragen Sie mal Apple Nutzer nach Problemen mit der Cloud und der Synchronisation von Daten…

All das zeigt sich auch an der Börse. Der Aktienkurs bewegt sich um die 500US$ (in dieser Minute in der ich das schreibe sogar auf den Cent genau) nachdem er am 19. September 2012 bei 702,10 US$ lag.

Sicher, Apple wird 23. Januar mit den neuen Quartalszahlen nochmals iPhone und iPad Rekordabsätze und wahrscheinlich auch einen Rekordumsatz präsentieren. Der Gewinn könnte hingegen durchaus rückläufig sein, zumindest in Relation zum Umsatz. Und schon für die nächsten Quartalsergebnisse erwarte ich eine deutlichere Abkühlung in allen Bereichen.

Klar ist aber auch – ernsthafte Sorgen machen muss man sich um Apple in den nächsten Jahren nicht. geschätzte 150 Milliarden US$ in der Kriegskasse, eine riesige iPhone Installationsbasis und ein harter Kern an unbelehrbaren Fanboys sorgen dafür, dass wir auch in Zukunft immer mal was neues aus Cupertino hören werden.

Doch was wird Apple tun?

Zuletzt sorgte man für weiterhin gute Ergebnisse, indem man neue Produktvarianten in immer kürzeren Abständen vorstellte und die Preise hoch hielt. Angesichts deutlich preisgünstigerer Konkurrenz auf technischer Augenhöhe, mangelnden echten Innovationen und der Verärgerung der Stammkunden über zu schnelle Modellwechsel (zwischen dritter und vierter iPad Generation lagen gut 8 Monate) kann dieser Weg aber nicht dauerhaft beschritten werden.

Eine Expansion in Emerging Markets bietet zwar Wachstumspotential – der iOS Marktanteil in Indien z.B. liegt gerade mal bei 0,9% – doch spricht hier einerseits der hohe Preis der Produkte dagegen, andererseits konnten sich hier die günstigen Androiden gut etablieren und Nokia ist im asiatischen Raum mit den Lumias und den sehr günstigen Asha Phones recht erfolgreich. Zudem würde eine Niedrigpreispolitik die Erträge deutlich schmälern.

Daneben wird über ein einfacheres und preisgünstigeres iPhone auch für die Stammärkte spekuliert. Doch zeigte sich schon beim iPad Mini, dass dessen Verkäufe deutlich zu Lasten des „großen“ iPad gehen. Es mag durchaus sein, dass Apple diesen Weg der preisgünstigeren Varianten auch im iPhone gehen wird, doch wäre dies auf jeden Fall ein Bruch mit der bisherigen klaren Linie und würde auf die Gewinne drücken.

Aber auch eine noch weitere Diversifizierung der iPhone Familie ist denkbar: das Low-Cost Einsteigermodell, das „normale“ iPhone mit 4″ Display und ein High-End iPhone mit 4,8″ für Datenblattfresser und Power User. Und dann noch ein 5,5″ Phablet zwischen iPhone und iPad mini…

So oder so – Apple würde damit ein Hersteller unter vielen, der sich noch stärker als bisher der Konkurrenz von Samsung, HTC, dem wiedererstarkenden Nokia und anderen Anbietern stellen muss.

Zu neuen Höhen – besonders an der Börse – könnte Apple also nur ein neues disruptives Produkt führen. Ob ein iPhone 5S oder iPhone 6 ausreichend wäre, wage ich einmal zu bezweifeln – selbst wenn es mit Lichtfeldkamera und Fingerabdrucksensor ausgestattet wäre. Ein Reality Distortion Field ist ja schon seit dem iPhone 3GS eingebaut.

Am Apple Fernseher wird schon lange gearbeitet und Vorarbeiten hat sicherlich schon Steve Jobs geleistet, doch soll das Projekt langsamer vorankommen als gedacht und der Bedienansatz gerüchteweise bei Testnutzern durchgefallen sein.

Eine Uhr? Das wäre zu wenig. Heimautomation wäre ein anderes weites Feld – doch bleibt letztlich alles Spekulation.

Insbesondere stellt sich die Frage, ob Apple in der Lage ist, ohne Steve Jobs ein marktumkrempelndes Prodikt zu entwickeln und einzuführen.

Und so steht Apple wieder einmal mehr am Scheideweg. History repeating.

Bild: (c) Allposter / The New Yorker

Anhang: Lesenswerte Beiträge zum Thema:

Die Zukunft von Windows Phone

Eine aktuellere Sicht der Dinge gibt es in diesem Artikel: Die zweigeteilte Windows Phone Welt.

Zunächst einmal – Windows Phone 8 ist großartig und schließt mindestens zu iOS und Android auf. Mehrkernprozessoren, NFC, microSD Unterstützung, beeindruckende Grafik-Performance und HD Screens – es ist nahezu perfekt. Wir werden schon sehr bald viele phantastische Smartphones mit Microsofts mobiler Windows Variante sehen – und, was heute bei der Vorstellung von WP8 etwas untergegangen ist, auch Tabletes, die unterhalb der Windows RT Modelle angesiedelt sein werden. Sie werden alle perfekt mit Windows 8, Windows RT und der X-Box zusammenspielen. Hier eine Übersicht der wichtigsten Windows Phone 8 Features.

So weit so gut. Nicht.

Denn für die derzeitigen Windows Phones wird es keine Updates geben.

Als Besitzer eines schon älteren LG Optimus 7 und eines einfacheren HTC Radar kann ich damit sogar noch leben. Bei meinem Nokia Lumia 800 sieht es schon anders aus. Und richtig ärgern würde ich mich, wenn ich mir gerade ein Lumia 900 oder ein HTC Titan gekauft hätte. Gut, es wird für diese Smartphones ein Update auf Windows Phone 7.8 geben und damit einige der neuen Funktionen, darunter wahrscheinlich den neuen schicken Startscreen, den Internet Explorer 10 und andere oberflächliche Verbesserungen. Aber die ganze neue Windows Phone Welt wird sich einem nicht erschließen. Aus dem Lumia 900 ist von einem Tag zum anderen von einem High-End-Smartphone gefühlte untere Mittelklasse geworden.

Man muss kein Wahrsager sein um einzusehen, dass es jetzt einige 100.000 sehr verärgerte Lumia 900 Eigentümer gibt und dass die Verkäufe einbrechen werden. Die Telekom in Deutschland hat das Gerät daher schon gar nicht mehr in ihr Angebot aufgenommen. Samsung wartet klugerweise mit neuer Hardware gleich auf die aktuelle Betriebssystemversion.

Windows Phone 8 ist ein Betriebssystem für echte High-End Smartphones, die entsprechend leistungsstarke Hardware brauchen. Daher ist Microsofts letzter Schritt, Windows Phone 7 auch für Endgeräte mit einfacherer Hardware zu öffnen, unverständlich und unklar.

Die Frage ist wird die Windows Phone 7.x Linie irgendwann nach dem 7.8er Update bald eingestampft? Oder wird WP7 zumindest für einfache Smartphones in den Emerging Markets am Leben gehalten? Immerhin gibt es für die Plattform schon über 100.000 Apps und einige nicht so schlechte Geräte zu attraktiven Preisen. Gibt es dann zwei parallele Windows Phone Linien?

Microsoft und Nokia wären gut beraten, hier schnell für Klarheit zu sorgen, um ein Tal der Tränen zu vermeiden.