Meinung: Gegen das schwarz-weiße Denken

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Nur noch Schwarz und Weiß

Wenn ich die aktuellen Diskussionen betrachte, sehe ich ein riesiges Problem – es gibt kaum mehr differenzierte Sichtweisen. Entweder ist etwas gut oder schlecht, schwarz oder weiß, man ist dafür oder dagegen.

Ein gutes Beispiel dafür ist die aktuelle Islam Diskussion. Man hört die „PEGIDA“ Fraktion einerseits und die vorbehaltlos toleranten „Gutmenschen“ andererseits. Weist man darauf hin, dass die Ausübung des Islamischen Glaubens hierzulande durch die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit (zu Recht!) geschützt ist, andererseits sich diese Religionsausübung eben auch im Rahmen des geltenden Rechts erfolgen muss, wird man von beiden Seiten angegriffen.

Dieses Phänomen kann man freilich bei nahezu allen öffentlichen Diskussionen beobachten.

Radikalisierung der Sprache

Mit dieser binären Denkweise geht auch eine Radikalisierung der Sprache einher. Asylanten sind pauschal „Schmarotzerpack“ und „Verbrecher“, während alle PEGIDA Demonstranten eine Schande für Deutschland sind – beides trägt nicht zu einem möglichen Dialog bei.

Doch wenn jemand wie Innenminister Thomas de Maizière sich dafür ausspricht, mit den PEDIGA Anhängern zu diskutieren und deren Vorurteile durch Fakten zu entmystifizieren, wird er dafür auch gleich wieder angegriffen. PEGIDA Vertreter ihrerseits reden erst gar nicht mehr mit der „gleichgeschalteten lügenden Systempresse“.

Das binäre Denken zeigt sich damit auch in der Radikalisierung der Sprache und verhindert somit einen Dialog.

Für besonders problematisch halte ich in diesem Zusammenhang, dass dazu aufgerufen wird, man solle Facebook Kontakte entfreunden, die bei PEGIDA auf „Gefällt mir“ geklickt haben – Hakan Tanriverdi weist in der SZ treffend darauf hin, dass man damit auch Freunde löscht, die sich z.B. nur über die Bewegung informieren wollen. Lesenswert zu der Thematik ist auch der Beitrag von Patrick Breitenbach.

Dass der eigentlich Kern der PEGIDA Bewegung überwiegend aus Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretikern besteht, steht für mich inzwischen außer Frage. Ob die Bewegung nun langfristig überschätzt oder unterschätzt wird und ob sie auf Dresden und facebook beschränkt bleibt, kann man derzeit wohl kaum beurteilen.

Ich glaube aber nicht, dass die Mehrzahl der Mitläufer und der facebook-Liker aus dem bürgerlichen Lager für Argumente völlig unzugänglich ist. Wenn ich diese Mitläufer jedoch durch pauschale Ausgrenzung weiter in ein bestimmtes Lager dränge, trage ich dazu bei, dass sich diese bestätigt fühlen und weiter radikalisieren. Damit macht man PEGIDA möglicherweise erst groß.

Viel wichtiger wäre es jedoch, die besorgten Mitläufer „abzuholen“ und zu informieren und ihre Vorurteile zu widerlegen. Doch dazu muss man zunächst auf sie zugehen.

Die schweigende Mehrheit – schweigt

Angesichts dieser Entwicklungen wird die schweigende Mehrheit immer größer. Sie äußert sich nicht mehr aus der Angst heraus, für bestimmte Standpunkte und Meinungen in die eine oder andere Ecke gedrängt zu werden.

Diese Menschen finden sich auch in der Politik nicht wieder, da in den dort stattfindenden Diskussionen nur opportun ist, was dem großkoalitionär geprägten politischem Zeitgeist entspricht. Die klassische wertkonservative CDU Klientel wird sich in diesem ebenso schwer wiederfinden, wie der Ruhrgebiets-Sozialdemokrat – mit dem Unterschied, dass die SPD unter dieser Entwicklung mehr zu leiden hat, da es wählbare Alternativen links von ihr gibt. Bei der CDU ist dies schwieriger. Ich gebe zu, dass ich in der AfD ursprünglich tatsächlich eine Alternative für Deutschland gesehen habe, doch dies ist sie aus vielen Gründen nicht. Jedenfalls nicht für mich als wertkonservativen und gleichzeitig grünen Liberalen. Die FDP, die aus Ihrer Geschichte her prädestiniert wäre, sich zu den aktuellen Fragen zu äußern, hat sich leider zu lange als „One Trick Pony“ der Steuersenkung positioniert – ihr hört keiner mehr zu, auch wenn einige Vertreter zu den aktuellen Diskussionen kluges beizutragen haben.

Dieses „nicht wiederfinden“ in der politischen Landschaft führt jedoch zu den erschreckend niedrigen Wahlbeteiligungen – auf die das politische Personal (unabsichtlich) mit einer weiteren Entkoppelung von den Wählen reagiert.

Denkt in Farbtönen

Die Welt ist ziemlich kompliziert. Sie ist schwarz, sie ist weiß. Besonders aber ist sie bunt. Einige Farben sind vielleicht zu grell, aber dafür haben wir zum Glück mit unserem Grundgesetz eine Skala, die uns bei der Beurteilung hilft.

Denkt und handelt also auch so.

10 Dinge, die Du wirklich in Deinem Leben ändern solltest – und nicht nur den Messenger

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Da kündigt facebook an, Whatsapp kaufen zu wollen, es ändert sich erstmal nichts und in Deutschland kündigen im Gegenzug Hunderttausende an, ihren Messenger wechseln zu wollen. Bevorzugt findet diese Ankündigung über facebook daselbst statt – #facepalm. Alles andere scheint plötzlich unwichtig zu sein, selbst der Bürgerkrieg in der Ukraine mit 70 Toten an einem Tag.

Hier sind 10 Dinge, die Ihr wirklich in Eurem Leben ändern und machen solltet.

  1. Denk nach, bevor Du eine Entscheidung triffst
    Bleiben wir der Einfachheit halber zunächst beim Thema. Der Datenverkehr über Whatsapp war schon immer unverschlüsselt. Es gab schon immer Sicherheitsprobleme. Das alles ist nichts neues. Und nur weil Facebook jetzt Whatsapp übernimmt, ist auf einmal alles schrecklich? Obwohl sich noch gar nichts geändert hat? Dabei traue ich facebook sogar zu, in Zukunft Whatsapp zu verschlüsseln. Aber egal – viele wechseln. Einige zu tatsächlich sichereren Alternativen wie Threema, viele kommen aber auch vom Regen in die Traufe, z.B. durch den Wechsel zu Line.
    In allen Lebensbereichen sollte aber gelten: informier Dich, bevor Du eine Entscheidung triffst oder Dich äußerst. Ob bei Messengern, Politik, Anschaffungen allgemein…
  2. Mehr Lesen
    Schalt den Fernseher aus, chatte nicht sondern lies. Und zwar querbeet. Fachliteratur – zu einem Thema, bei dem Du Dich noch gar nicht auskennst, z.B. eine Einführung in Quantenphysik oder Verhaltensbiologie. Du wirst überrascht sein, wie spannend das ist und Dein Denken anregt. Einen Roman, den Du gar nicht mehr aus der Hand legen willst. Einen Klassiker, damit Du endlich sagen kannst: „Ich habe gerade ‚Der Prozess‘ und ‚Ulysses‘ gelesen. War toll!“ Kauf am Kisok mal eine Zeitschrift, die Du noch nie gekauft hast. Lade Dir eine Lese-App auf Dein Smartphone oder Tablet. Es gibt nichts, was so viel Spaß macht und Dich gleichzeitig so sehr weiterbringt
  3. Lass das Auto stehen
    Fahr mit Bus/Bahn/Fahrrad zu Arbeit, in die Uni oder wohin auch immer. Dadurch, dass ich jeden Tag die Bahn nehme, spare ich pro Jahr mindestens 720kg CO2 ein. Und dass ich dabei die Zeit finde zu bloggen, zu lesen (sic!) oder einfach zu entspannen, ist ein schöner Nebeneffekt.
  4. Ändere Deine Essgewohnheiten
    „Wie gemein, Sie wollen diese Babygiraffe töten. … Hast Du noch McDonalds Gutscheine für den BigMac?“ Bitches, please…. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Indem Du Dir Gedanken über Dein Essen machst und Deine Essgewohnheiten änderst – ein guter Start ist übrigens ein freiwilliger Veggie-Day pro Woche – tust Du nicht nur etwas für Dich, sondern veränderst wirklich etwas. Auf Dauer auch mehr, als nur ein bisschen.
  5. Engagiere Dich
    Rede nicht nur, mach was. Trete in die Partei ein, die Dir liegt. Gründe selbst eine Partei. Organisier einen Vortrag über sichere Kommunikation im Internet. Blogge über Deine Erfahrungen. Geh Gassi mit Hunden aus dem Tierheim. Werde Katechetin. Zeig Deinen Freunden, wie man frisches Gemüse vom Bauern um die Ecke zubereitet. Besuche einsame Menschen im Altenheim. Unterstütze den örtlichen Hospizverein. Mach was im Förderverein in der Schule Deiner Kinder. Werde Klassensprecherin. Werde ehrenamtlicher Trainer im Sportverein. Hilf mit der Müllsammelaktion im Wald. Lies Kindern im Kinderheim vor. Mach beim Asta mit. Singe im Kirchenchor. Egal was – aber krieg endlich Deinen faulen Arsch hoch und mach was.
  6. Schaff Dir ein Wertesystem – und lebe es
    Ich finde, man merkt Menschen ziemlich schnell an, ob diese ein Wertesystem haben oder nicht. Bei älteren Menschen ist das fast der Regelfall, sie sind noch mit der Kirche aufgewachsen. Und je jünger meine Gesprächspartner werden, desto mehr vermisse ich ein gelebtes Wertesystem. Das muss nichts religiöses sein. Wenn Du damit Probleme hast, lies zuerst Kants „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ und dann die „Kritik der praktischen Vernunft“. Zum weiteren Nachdenken dann Hegels „Grundlinien der Philosophie des Rechts„. Doch lieber religiöser? Der Dalai Lama rät: „Versuchen Sie es zunächst mit einer Religion aus Ihrem Kulturkreis, beispielsweise mit dem Christentum, bevor Sie sich an die komplexen Rituale des tibetischen Buddhismus heranwagen.“. Hauptsache, Du richtest Deinen moralischen Kompass aus.
  7. Pflege Deine Freundschaften – und Deine Familie
    Letztlich wirst Du merken, dass was wirklich im Leben zählt sind Freunde und Deine Familie. Pflege Deine Freundschaften und nimm Dir Zeit für sie und für Deine Familie. Gerade, wenn Du Kinder hast.
  8. Beweg Dich
    Du hast nur einen Körper – also halte diesen gesund. Und das geht eben am besten mit Bewegung. Finde eine Sportart, die Dir liegt – probier einfach aus, was Dich interessiert, mach Schnupperkurse, frag Freunde… und ob Du dann drei mal die Woche morgens durch den Wald läufst, Dich Samstags mit Freunden zum Fußball oder auf dem Tennisplatz triffst – Du wirst Dich besser fühlen.
  9. Verlier Dich nicht in Klein-Klein
    Prinzessin Madeleine ist Mama? Das Dschungelcamp… Die Playstation 4… Britney hat geheiratet… Lewandowski wechselt zu den Bayern… Bei DSDS… Sabia Boulahrouz… – Whatdafuck! Klar kannst Du Dich auch mit den nebensächlichen Dingen beschäftigen. Aber verlier Dich nicht darin. Wenn Du Dich mit so was beschäftigen kannst, kannst Du Dich auch über die Krise in der Ukraine, die Hintergründe der Proteste in der Türkei, über die Target 2 Salden in Zusammenhang mit der Euro Krise oder die Menschrechtssituation im Sudan informieren. Behalte den Blick für die wirklich wichtigen Nachrichten und versuche, die Welt zu verstehen.
  10. Sieh dennoch alles nicht so verbissen, werde nicht verbittert und hab einfach Spaß am Leben und an dem, was Du tust!