Angela Merkel CCLXXVIII

Angela Merkel CCLXXVIII.

Am 18. Juli 2021 gibt Angela Merkel eine Pressekonferenz zum Hochwasserereignis in Rheinland-Pfalz in Adenau. Sie können das Protokoll hier nachlesen.

Karikatur mit Midjourney erstellt.

Dokumentiert: Pressekonferenz zum Hochwasserereignis in Rheinland-Pfalz am 18. Juli 2021 in Adenau

Sprecher: Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bürgermeister Guido Nisius, Ministerpräsidentin Marie-Luise Dreyer, Bürgermeister Helmut Lussi, Minister Roger Lewentz

BGM Nisius: Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel, sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, sehr geehrte Frau Ministerin Spiegel, Frau Ministerin Schmitt, sehr geehrter Herr Minister Lewentz, sehr geehrte Damen und Herren aus dem Deutschen Bundestag, dem Landtag von Rheinland-Pfalz, liebe Ministerialbürokratie, sehr geehrte Vertreter der kommunalen Familie, liebe Vertreter der Presse von nah und fern, regional, landesweit und – das kann man ja schon sagen – bundesweit, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste! Liebe Frau Bundeskanzlerin, ich hätte Sie gern unter ganz anderen Umständen hier begrüßen wollen. Die Lage ist wirklich dramatisch. Davon konnten Sie sich vor Ort selbst ein Bild machen. Trotzdem freuen wir uns über Ihren Besuch hier. Denn Sie bringen damit zum einen Ihr Interesse für die Katastrophenlage hier vor Ort und zum anderen auch Ihre Anteilnahme an den Schicksalen der Menschen vor Ort zum Ausdruck.

Sie waren soeben im schönen Schuld und haben sich ein Bild von den katastrophalen Zuständen dort machen können. Es sind Bilder des Grauens, die wir hier bei uns im Adenauer Land so schnell sicherlich nicht vergessen werden. Aber so wie in Schuld sieht es überall ahrabwärts aus. Beispielsweise ist auch der Bereich der Mittelahr sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden, etwa die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Auch dort gibt es viele Tote und noch vermisste Personen.

Ich gehe also davon aus, dass es nicht Wochen, sondern Monate dauern wird, bis die Ortschaften wieder halbwegs so hergerichtet sind, dass bewohnbare Zustände bestehen. Aber ich muss Ihnen ehrlich sagen, dass ich zuversichtlich bin, dass wir das hinbekommen. Denn uns Eifler hier im Adenauer Land zeichnet eines aus: Wir schwätzen nicht, wir handeln und packen an. – Gerade jetzt in dieser Krise stehen die Menschen hier bei uns wirklich dicht zusammen.

Wir verzeichnen eine wirklich unvorstellbare, eine überwältigende Hilfsbereitschaft. Allerdings – ich bitte Sie, mich nicht falsch zu verstehen – ersticken wir momentan in Sachspenden. Unsere Lager sind proppenvoll. Das heißt: Wenn Sie uns zielgerichtet helfen wollen, dann spenden Sie Geld!

Ortsbürgermeister Helmut Lussi hat gegenüber der Presse gesagt: Schuld wird nie mehr das Dorf sein, das es einmal war. – Das gilt nicht nur für Schuld, sondern für die meisten Dörfer und Ortschaften entlang der Ahr. Doch damit wir unsere Dörfer hier an der Ahr wieder aufbauen können, benötigen wir dringend Hilfe, finanzielle und vor allem logistische Hilfe beim Aufbau der Infrastruktur, die größtenteils nicht mehr vorhanden ist. Das heißt, dass wir Hilfe bei der Wiederherstellung der Trinkwasserversorgung, der Abwasserentsorgung, der Kommunikationsnetze und bei der Entsorgung des Unrates brauchen. Unser Krankenhaus hier in Adenau wurde kurzfristig aufgewertet, sodass Verletzte hier versorgt werden können. Auch das muss als Akuthilfe erhalten bleiben. Wir brauchen bis auf Weiteres einen Hubschrauber mit Winde. Es ist bereits sehr viel Hilfe vor Ort, aber man kann immer mehr gebrauchen. Wir brauchen auch finanzielle Hilfen für den Wiederaufbau der Häuser, für den Wiederaufbau der Existenzen. Viele Unternehmer stehen vor dem Nichts.

Sie sehen: Wir brauchen, im Grunde genommen, einen Schulterschluss aller verantwortlichen Kräfte, regional, auf Landeseben und natürlich auch auf Bundesebene. Wenn der ganze Albtraum hier einmal zu Ende sein wird, dann werde ich Sie gern noch einmal in die Verbandsgemeinde Adenau einladen. Dann werde ich Ihnen die Verbandsgemeinde von ihrer schönsten Seite zeigen können.

Vielen Dank.

BK’in Merkel: Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, liebe Malu Dreyer, sehr geehrter Herr Verbandsbürgermeister Nisius, sehr geehrter Herr Bürgermeister Lussi, ich bin heute mit der Ministerpräsidentin hierhergekommen, ganz besonders nach Schuld, um deutlich zu machen, dass wir von der Bundesseite uns natürlich ein reales Bild von der, wie ich sagen muss, surrealen und gespenstischen Situation machen. Es ist erschreckend. Ich will fast sagen, die deutsche Sprache kennt kaum Worte für die Verwüstung, die angerichtet ist. Ich konnte allerdings auch sehen, dass es unglaublich beruhigend ist, wie die Menschen zusammenhalten, wie sie einander helfen und welche Solidarität da ist. Ich war heute in Schuld stellvertretend für alle anderen betroffenen Gemeinden. Es ist ja eben dargestellt worden, wie viele Gemeinden in ähnlicher Weise betroffen sind und vor allen Dingen wie viele Menschenopfer auch zu beklagen sind. Noch kennen wir die Zahl nicht genau.

Wir haben mit der rheinland-pfälzischen Landesregierung schon am Freitag ein Gespräch mit dem Krisenstab geführt. Ich möchte mich auch beim Innenminister und bei allen anderen bedanken. Staatsminister Hoppenstedt und unsere Kollegen aus dem Deutschen Bundestag sind heute hierhergekommen, um deutlich zu machen, dass wir an Ihrer Seite stehen. Bund und Land werden gemeinsam handeln, um die Welt in dieser wunderschönen Gegend Schritt für Schritt wieder in Ordnung zu bringen.

Das heißt, dass wir kurzfristig schnell handeln müssen. Das heißt aber auch, dass wir einen langen Atem brauchen. Davon konnte ich mich heute überzeugen. Ich verspreche Ihnen, dass wir beides tun werden. Wir werden als Bundesregierung bereits am Mittwoch ein Programm für schnelle Hilfe, für mittelfristige Aufgaben und für den Aufbau der Infrastruktur verabschieden, sodass wir dann Hand in Hand mit dem Land handeln können.

Ich bin mir ganz sicher, dass die bundesweite Solidarität mit den Menschen hier in der Region weiter anhalten wird. Sie haben es eben gesagt: Im Augenblick gibt es sehr viele Spenden und sehr viele Freiwillige, aber das muss koordiniert sein. Deshalb sind Geldspenden sicherlich das Beste, was man tun kann, oder eben in ein paar Wochen noch einmal nachzufragen, was man tun kann und wo man noch Hand anlegen muss. Denn hier ist vieles sehr lange wieder aufzubauen.

Wir sehen, mit welcher Gewalt die Natur agieren kann. Trotzdem sind die Menschen voller Hoffnung und voller Willen. Aber wie Sie schon gesagt haben, wird sich leider auch einiges ändern. Wenn man von dem Ortsbürgermeister gehört hat, mit welcher Liebe, welcher Kraft und welcher Leidenschaft in den letzten Jahren hier in dieser wunderschönen Region so vieles aufgebaut wurde, dann darf ich Ihnen sagen: Ich fahre nach Hause und sage: Wir wollen Ihnen helfen, dass das, was Sie für Schuld und die anderen für ihre Gemeinden wollen, realisiert werden soll und realisiert werden kann.

Glücklicherweise ist Deutschland ein Land, das das finanziell stemmen kann. Deutschland ist ein starkes Land, und wir werden uns dieser Naturgewalt entgegenstemmen, kurzfristig, aber eben auch mittel- und langfristig durch eine Politik, die die Natur und das Klima mehr in Betracht zieht, als wir dies in den letzten Jahren getan haben. Auch das wird notwendig sein.

Deshalb ein Dankeschön dafür, dass ich diese Einladung bekommen habe. Wir bleiben in Kontakt. Ich habe versprochen, dass ich Ende August wiederkommen werde, damit wir auch deutlich machen, dass wir einen langen Atem haben. Denn ganz kurzfristig wird hier nicht alles wieder in Ordnung sein.

Danke schön.

MP’in Dreyer: Lieber Herr Bürgermeister Nisius, lieber Herr Lussi, liebe Frau Bundeskanzlerin! Zunächst einmal, liebe Frau Merkel, vielen herzlichen Dank für Ihr Kommen in dieses Krisengebiet. Unser Land ist wirklich erschüttert. Unser Land sieht in vielen Teilen nicht mehr so aus, wie wir unser Land kennen. Es ist eigentlich eine traumatisierende Situation, wenn man das schöne Ahrtal kennt, wenn man die Eifel kennt, wenn man die Region um Trier kennt und sieht, was an Zerstörung wir im Moment hier erleben.

Wir beklagen 112 Tote. Wir sind bei den Angehörigen. Wir sind mit dem Herzen bei all denen, die es nicht fassen können, dass sie ihre Liebsten verloren haben. Wir sind hier im Landkreis immer noch dabei, mit der Polizei, der Feuerwehr und der Bundeswehr Vermisste zu suchen. Wir haben nach wie vor eine hohe Zahl von Vermisstenmeldungen. Wir bangen mit den Angehörigen, die zurzeit Menschen vermissen, und hoffen, dass sie irgendwo anders untergekommen sind und sich aufgrund irgendwelcher Umstände bisher nur nicht melden konnten. Wir haben über 670 registrierte Verletzte in unseren Krankenhäusern. Wir haben viele, viele Menschen, die am Herzen und in der Seele, in der Psyche sehr stark leiden, weil man mit dieser Zerstörung nicht ohne Weiteres klarkommen kann.

Frau Bundeskanzlerin war heute mit mir und all den Kolleginnen und Kollegen, die hier begrüßt wurden, in Schuld. Es ist ein Ort des ganz großen Schreckens und der Zerstörung. Aber auch ich möchte noch einmal allen Gemeinden, die betroffen sind, sagen: Wir können und wollen nicht überall hingehen. Wir sind einfach zu viele. Die Menschen sind dabei, aufzuräumen. Sie versuchen, mit der Zerstörung klarzukommen. Aber genauso wichtig ist es, dass wir ein Bild von vor Ort haben, dass wir ein Gefühl dafür haben, in welcher Situation die Menschen sind, weil wir helfen wollen. Wir tun das jetzt schon in großem Maße, aber auch gemeinsam mit der Bundesregierung. Wir haben sehr früh miteinander Kontakt gehabt. Frau Bundeskanzlerin und ich, wir haben früh miteinander telefoniert. Herr Scholz war hier. Wir sind im Gespräch, weil wir wissen, dass wir als Bundesland dies nicht allein stemmen können, sondern wirklich eine nationale Kraftanstrengung brauchen, um mit den Folgen dieser Katastrophe umgehen zu können. Deshalb bin ich auch dankbar dafür, dass wir die Gelegenheit hatten, uns gemeinsam vor Ort ein Bild zu machen.

Natürlich möchte ich mich noch einmal und immer wieder bei den Rettungskräften, der Bundeswehr, bei den Rettungsdiensten, dem THW, der Polizei, den Menschen, die Tag und Nacht hier unterwegs sind und helfen und wirklich Übermenschliches leisten, um hier niemanden allein und im Stich zu lassen, bedanken. Aber ich bedanke mich wirklich auch bei den Bürgermeistern – Herr Lussi, Sie stehen stellvertretend für alle Ortsbürgermeister; Herr Nisius, Sie stehen stellvertretend für die Verbandsbürgermeister -, natürlich beim Landrat, bei seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die auch Tag und Nacht arbeiten und mit dieser Katastrophe zurechtkommen müssen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar wir sind. Frau Merkel und ich, wir haben am Rande eben auch besprochen, dass Deutschland froh sein kann, dass wir wenigstens über diese gute Infrastruktur verfügen können, dass tatsächlich alle Helfer und Helferinnen vor Ort da sind, um zu unterstützen und die Folgen der Katastrophe zu beseitigen.

Ich will auch sagen: Wir haben ganz viele Private. Wir haben beispielsweise ganz viele Landwirte, die aus dem ganzen Land oder aus anderen Bundesländern hierher in das Ahrtal gekommen sind, die mit ihren Traktoren hier sind und einfach helfen. Ich weiß, dass auch Landwirte in Not sind, dass sie ihr Vieh verloren haben. Ich weiß, dass die Winzer gerade in Angst um ihre Trauben sind. Ich will ihnen sagen und auch um Verständnis bitten: Noch suchen wir hier Menschen, die vermisst sind. Solange können wir leider keine Flüge über die Weinberge machen. Aber wir sind optimistisch, dass wir das morgen, übermorgen möglich machen können, damit gespritzt werden kann, auch in den Weinbergen. Wir wissen, wie groß die Sorgen unserer Winzer und Winzerinnen sind.

Ich will Ihnen noch einmal sehr, sehr deutlich sagen, dass wir sehr früh begonnen haben, uns tatsächlich auch als Land im Krisenstab zu organisieren. Wir haben die technische Leitung des Krisenstabes übernommen, weil die Menschen einfach am Ende ihrer Kräfte sind, anders kann man es gar nicht sagen. Unsere Struktur ist belastbar. Wir werden nicht ruhen, bis die Menschen, die vermisst werden, gefunden worden sein werden, und wir unterstützen vor Ort auch bei den Aufräumarbeiten. Aber wir alle sind uns sicher, dass wir viele Wochen und Monate arbeiten müssen, um diesen Landstrich wieder in den Zustand zu bringen, in dem er einmal war. Das gilt auch für die anderen betroffenen Regionen. Es ist ein Kraftakt auf lange, lange Zeit. Sie können sich darauf verlassen, dass das eine unserer ganz, ganz wichtigen Aufgaben ist, nicht nur für den Bund, sondern auch für das Land. Wir haben schon einen Wiederaufbaustab unter Leitung des Innenministers gegründet, weil wir wissen, dass wir lange, lange Zeit damit zu tun haben werden, diese Region wieder in einen Zustand zu versetzen, dass die Menschen sagen: Ich erkenne meine Heimat wieder. – Denn die Heimat ist im Moment eigentlich kaum mehr zu erkennen.

Lassen Sie mich am Ende vielleicht noch sagen: Wir brauchen alle, die heute hilfsbereit sind, noch ganz, ganz lange. Deshalb bitte ich auch noch einmal um Verständnis – Frau Merkel hat es eben schon angesprochen -: Manche, die helfen wollen, können hier im Moment nicht gut organisiert werden, einfach deshalb, weil es so viele sind. Wir bitten um Verständnis. Man versucht mit allen Kräften zu organisieren. An die, die heute vielleicht nicht gleich gebraucht werden: Wir werden Sie noch viele Monate brauchen. Darum bitte ich Sie wirklich sehr herzlich darum, dass Sie uns die Treue halten, auch in den nächsten Tagen.

Das Land Rheinland-Pfalz kennt Hochwasser seit vielen Jahren. In den vergangenen 25 Jahren haben wir 1,2 Milliarden Euro in Hochwasserschutz investiert. Seit einigen Jahren haben wir es mit Starkregenereignissen zu tun. Wir haben unseren Hochwasserschutz umorganisiert. Hier in der Verbandsgemeinde, im Ahrtal, insgesamt sind inzwischen 16 Millionen Euro ausgegeben worden, um auf Starkregenereignisse reagieren zu können. Wir waren eigentlich gut gerüstet. Aber das, was wir jetzt erlebt haben, hat eine Dimension, die wir noch nirgends erlebt haben, in ganz Deutschland nicht, und angesichts derer wir auch bei dem technischen Hochwasserschutz wirklich an unsere Grenzen kommen.

Das heißt nicht, dass wir nicht auch in Zukunft natürlich immer wieder schauen werden, was man beim Hochwasserschutz zusätzlich tun kann. Wir haben nie nachgelassen, mit unseren Kommunen in diesem Bereich zu investieren. Aber ich denke auch, dass es total wichtig ist, dass wir nicht aus dem Blick verlieren, noch mehr für den Klimaschutz zu tun, was wir ja auch gemeinsam vorhaben, damit man den Klimawandel in den Griff bekommt. Es ist dramatisch. Wir hatten jahrelang Dürre; jetzt haben wir diese schreckliche Situation hier. Das ist einfach auch ein Auftrag an uns alle, daran festzuhalten.

Ich will noch einmal allen danken. Ich möchte versichern, dass wir mit den Menschen trauern, die jetzt Menschen verloren haben. Wir bangen mit denen, die noch Menschen vermissen. Natürlich ist unser Herz auch dort, wo die Menschen alles verloren haben, wo alles zerstört ist. Aber auch das Land Rheinland-Pfalz wird in der Frage des Wiederaufbaus zuverlässig sein.

Vielen Dank.

BGM Lussi: Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, Frau Merkel, sehr geehrte Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Frau Dreyer, Innenminister Herr Lewentz, Ministerinnen und Minister des Landes Rheinland-Pfalz, in erster Linie darf ich Ihnen sagen, dass es mich erfreut, dass es in unserer Gemeinde keine Toten, Verletzten und Vermissten gegeben hat. Das war für mich die größte Sorge. Da kann ich jetzt zu hundert Prozent abschließen und sagen: Dem ist nicht so. Wir haben auf dem Sektor nichts zu beklagen.

Wir waren bis vor wenigen Tagen an und für sich eine kommunale Einrichtung, in der das tägliche Leben stattgefunden hat. Man kannte sich gegenseitig. Man hat sich unterwegs gegrüßt, wenn man sich gesehen hat. Wir hatten eine top Infrastruktur, eine top Gemeinschaft. Wir haben in Eigeninitiative einen Sportplatz geschaffen, eine Radbrücke über die Ahr gebaut. 2014 waren wir Landessieger im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Vor drei Jahren haben wir die ehemalige Schützenhalle übernommen, weil die Schützen aus Altersgründen nicht mehr konnten. Wir haben sie komplett saniert und auf den modernsten Stand gebracht, zum Beispiel wärmetechnisch, und mit allem versehen, was zu machen war. Wir waren gerade in den letzten Zügen mit einer Toilettenanlage, die wir Anfang Mai behindertengerecht umzubauen begonnen haben. Wir wollten jetzt die Kabinen installieren. Bis der Traum vor wenigen Tagen natürlich zu Ende ging.

Wir hatten aus den Medien gehört: Es gibt Regen, Starkregen. – Wir haben in Schuld, in der Ortsgemeinde, ein Hochwasserkonzept installiert, das uns seit Jahren vor Hochwasser behütet hat. Eine Hochwassermarke wie vor fünf Jahren haben wir locker und leicht abgefangen. Damals stieg der Stand auf 3,60 Meter. Das alles haben wir mit unseren Hochwasserschutzmaßnahmen bewältigen können. Das war kein Thema. Niemandem ist etwas passiert. Ab und zu ist mal ein Keller vollgelaufen, aber das war im Grunde kein Thema.

Aber das jetzt übersteigt alle Dimensionen. Als wir mit unserem Verbau des Hochwasserschutzes fertig waren, sind wir natürlich durch den Ort gefahren und haben uns die ganze Sachlage angeschaut. Ich kann Ihnen sagen: Das Wasser kam immer schneller, immer schneller! Zwei Stunden später bin ich wieder an unserem Dorfgemeinschaftshaus vorbei; da war der Hochwasserschutz von zwei Metern schon überflutet. Vor fünf Jahren hatte die Ahr ein Hochwasser von 3,60 Metern, kein Thema. Aber dieses Mal waren es 8,78 Meter. Ich betone: 8,78 Meter. Das Wasser ist in den Dorfkern eingedrungen: alle Häuser beschädigt, getroffen, bis zur ersten Etage, teilweise über die erste Etage total unter Wasser. Die Leute haben innerhalb weniger Minuten ihr Hab und Gut verloren. Die Feuerwehr hat Menschen in letzter Minute aus einer lebensbedrohlichen Situation gerettet. Darüber sind wir heilfroh.

Den Einsatzkräften, die jetzt vor Ort sind und alles Technische organisieren, dafür ein Dankeschön! Die Hilfsbereitschaft ist schier unendlich. Auch dafür ein Dankeschön! Dann möchte ich den Unternehmen, den Gastronomen, den freiwilligen Helfern – ich kann sie gar nicht alle aufzählen -, allen danken, die da waren und in kürzester Zeit unseren Ort wieder einigermaßen in eine gewisse Bahn gelenkt haben, sodass die Ortsstraßen teilweise wieder, wenn auch nur provisorisch, befahrbar sind.

Unsere Wasserversorgung ist total zusammengebrochen. Die SWB sagte, es werde Wochen dauern, bis sie eine Notversorgung einigermaßen gewährleisten könne. Die komplette Wasserleitung in Schuld muss neu gelegt werden. Das wird Jahre in Anspruch nehmen.

Diese Flut wird bei den Menschen in Schuld Narben hinterlassen, Narben, die man nicht vergisst und die nicht zu bewältigen sind. Denn unser Leben hat sich von dem einen auf den anderen Tag geändert.

Ich bin gestern mit einem Sachverständigen durch den Ort gegangen, und wir haben grobe Schätzungen erstellt. Wir haben nur den Kopf geschüttelt. Wir waren noch nicht überall. Er sagte, die Kostenschätzung für diesen Kleinen Ort liege zwischen 31 Millionen Euro und 48 Millionen Euro. Damit ist noch nicht gewährleistet, dass jeder, der sein Vermögen verloren hat – – – Viele Hausbesitzer haben keine Elementarversicherung. Was macht man mit ihnen? Die Versicherung sagt: Du hast keine Elementarschadenversicherung; du bekommst von uns vielleicht nur den Hausrat oder sonst etwas ersetzt. – Aber das sind Menschen, die wieder aufbauen wollen, die leben wollen, die wollen, dass etwas passiert. Da muss ich ganz ehrlich sagen: Liebe Frau Bundeskanzlerin, liebe Frau Ministerpräsidentin, ich habe heute ein gutes Gefühl bekommen und vertraue auf Ihre Worte, dass wir das zwar nicht ad hoc erledigen können, aber dass Sie finanzielle Hilfe, die wir auf längere Zeit benötigen, zur Verfügung stellen, damit der Ort nach und nach wieder aufgebaut werden kann. – Uns geht es ja nicht allein so. Schauen Sie sich an, wie es die Ahr aufwärts und die Ahr abwärts aussieht! Die Menschen dort benötigen auch Hilfe. Sie stehen vielleicht genauso hilflos vor Ihnen wie ich heute. Es ist nun einmal so.

Solche Naturkatastrophen, die alle hundert Jahre einmal vorkommen, geschehen halt. Man kann nicht davon ausgehen, dass sie in zwei, drei Jahren wiederkommen. Das Wasser ist ja noch nie in dieser unfassbar hohen Konzentration auf uns zugeflossen. Dann kam der ganze Schutt. Autos haben sich vor den Brücken verkeilt, sodass es keine Möglichkeit gab, dass das Wasser normal abfließen konnte, wie es bisher bei Hochwasser immer gewesen ist.

Ich möchte mich auf jeden Fall bei wirklich allen Helfern, bei der Feuerwehr – ich kann sie gar nicht alle nennen – bedanken, die sich in Solidarität dafür eingesetzt haben, dass die Menschen versorgt werden. Familien, die keine Existenz mehr haben, sind in Nachbarorten in Ferienwohnungen aufgenommen worden und können dort so lange bleiben, bis wieder ein bisschen Infrastruktur geschaffen ist. Dafür ein ganz, ganz herzliches Dankeschön, auch Ihnen und Ihnen, Frau Ministerpräsidentin! Wenn Sie im August wiederkommen, dann werden wir, denke ich, den ersten Fortschrittsbericht vermelden können.

Danke schön!

Frage: Wir sind seit einigen Tagen hier in der Region unterwegs. Die Bürger erzählen uns, dass sie schnelle und unbürokratische Hilfen in Form von Geld brauchen. Allerdings haben uns viele Bürger auch erzählt, dass bei ihnen nicht einmal die letzten Coronahilfen angekommen seien.

Wie können Sie garantieren, dass die Menschen schnell zu ihrem Geld kommen, das sie brauchen?

BK’in Merkel: Indem wir am Mittwoch bereits Beschlüsse fassen. Wir knüpfen an Erfahrungen an, die wir im Zusammenhang mit Hochwasser – wenn auch längst nicht so schlimm, aber schlimm genug damals – gemacht haben. Wir wissen, dass wir dies nicht bundeszentral machen werden. Wir werden Beträge festlegen und uns dann mit dem Land koordinieren. Dann werden die Länder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz entscheiden, wie sie das am besten mit den Lokalpolitikern vor Ort koordinieren, damit die Hilfe schnell ankommt. Wir werden, wie ich es schon sagte, auch einen ganz engen Draht zwischen den Strukturen des Bundes und der Länder knüpfen. Hierbei werden wahrscheinlich das Innen- und das Finanzministerium in einem beständigen Kontakt mit dem Landesinnen- und dem -finanzministerium stehen. Wir werden einen Staatssekretärsausschuss mit allen Bundesressorts bilden, ob das jetzt um Landwirtschaftshilfen, um Infrastrukturhilfen oder um Gesundheitsfragen geht. So können wir, glaube ich, sicherstellen, dass doch auf die unbürokratischste Weise geholfen wird.

MP’in Dreyer: Ich will das nur bestätigen. Wir sind uns eigentlich total einig: Unser Finanzministerium ist ganz eng im Kontakt mit dem Kanzleramt und mit dem Finanzministerium. Wir haben uns schon überlegt, dass wir das Geld nicht irgendwie zentral verteilen werden, sondern wir werden am Montag mit unseren Kommunen klären, wie man das am besten vor Ort über die Bürgermeister, teilweise über die Landräte, organisiert, damit es bei den Leuten unmittelbar ankommt.

Ich will auch noch hinzufügen: Jenseits dieses vielen Geldes, was Bund und Land in die Hand nehmen werden, gibt es auch immens viele Spenden. Das Land hat ja auch noch ein offizielles Konto für die Privatspenden gegeben, weil wir so viele Anfragen hatten, um das zu kanalisieren. Die Kreise haben eigene Spendenkontos. Da werden wir genauso vorgehen, dass wir das Geld direkt über die Bürgermeister, Landräte usw. verteilen werden, damit das Geld direkt vor Ort ankommt.

Frage: Was war der erste Gedanke, den Sie hatten, als Sie die Bilder aus Schuld gesehen haben?

BK’in Merkel: Unfassbar. Nach den Bildern war es schon unfassbar. Wenn man die Situation dann vor Ort sieht, ist es noch einmal ein anderer Eindruck; das muss ich sagen. Deshalb sind solche Vor-Ort-Besuche auch sehr, sehr wichtig.

Ich will auch noch einmal sagen: Der Bund wird auch seine Hilfe nicht zurückziehen. Heute gab es ein Gerücht, die Bundeswehr würde vielleicht nicht mehr da sein. Die Bundeswehr wird so lange da sein, wie sie gebraucht wird. Das sage ich hier zu. Die Verteidigungsministerin ist heute in NRW unterwegs. Da brauchen wir uns gar keine Sorge machen. Die Bundeswehr leistet – ich glaube, nach Meinung aller – eine tolle Arbeit wie alle anderen auch.

Es werden auch die anderen Bundesländer helfen. Es wird der Bund helfen. Aber es helfen auch so viele andere Bundesländer. Es ist also eine gesamtdeutsche Solidarität.

MP’in Dreyer: Genau.

Frage: Das war auch meine Frage an die Bundeskanzlerin, wie ihr erster Gedanke war, als sie diese Bilder gesehen haben.

Wir sind seit Tagen hier unterwegs. Das ist wirklich unfassbar. Ich komme aus einem Kriegsgebiet. Was kann man machen, damit sich das nicht noch einmal wiederholt? Wie kann man so schnell wie möglich den Menschen helfen, die jetzt ihre Verwandte suchen?

BK’in Merkel: Die Ministerpräsidentin hat ja schon gesagt – das ist auch ein Grund, warum wir heute nicht in anderen Orten waren -, zum Teil werden eben einfach noch Menschen gesucht. Die Rettungsarbeiten haben natürlich absoluten Vorrang.

Ich glaube, es ist alles an Hubschraubern eingesetzt worden, die verfügbar sind – dort, wo man Seilwinden und Ähnliches braucht. Es wird versucht, die gesamte Technik einzusetzen. Die Bundeswehr hat ihre Räumpanzer gebracht, die anderen alle anderen Dinge. Selbst Hamburg hat bestimmte Schiffe geschickt. Alles, was wir technisch haben, wird zur Verfügung gestellt.

Trotzdem bleibt es natürlich ein unfassbarer Schmerz – für diejenigen, die Angehörige verloren haben, für diejenigen, die jetzt immer noch bangen und nicht wissen, was passiert, und für diejenigen, die jetzt vor den Trümmern ihrer Existenz stehen.

Wichtig ist jetzt natürlich auch, dass alle aufpassen, dass sie die Kraft behalten. Ich meine, ein paar Tage kann man das mit ganz großer Kraft und Einsatz machen. Aber wir müssen auch langfristige Strukturen sicherstellen. Deshalb habe ich auch gesagt: Bestimmt kann man auch im August und im September noch helfen.

MP’in Dreyer: Vielleicht sage ich auch noch etwas zu diesem Thema, weil ganz viele Bürgeranfragen bei uns ankommen: Warum dauert das so lange mit den Vermissten?

Ich will vielleicht einfach sagen: Bis vor kurzem ist ja das Wasser noch geflossen. Wir haben wirklich Schutt und Zerstörung an jeder Stelle. Die bundesweit verfügbaren Hubschrauber – Sie konnten es ja hier vor Ort verfolgen – waren eingesetzt. Jetzt gehen Polizei, Bundeswehr und Feuerwehr ganz systematisch die ganzen Regionen ab und suchen nach Vermissten. Es ist tatsächlich eine sehr herausfordernde Situation.

Wir bangen natürlich mit den Angehörigen. Aber wir unternehmen auch alles, um dafür zu sorgen, dass schnell Klarheit ist und wir diese wirklich sehr drängende Frage dann auch beantwortet haben.

Ich kann vielleicht für mich noch einmal sagen: Ich war schon sehr häufig – das wird Frau Merkel nicht anders gehen – in Hochwassergebieten unterwegs. Als ich die ersten Bilder aus der Ahrregion gesehen habe, hatte ich gar keine Worte mehr. Es ist so viel Zerstörung, die wir in dieser Form noch nie erlebt und gesehen haben. Hinzu kommt die Sorge um die Menschen, die wir vermissen. Das ist wirklich eine extreme Zeit für unser Bundesland Rheinland-Pfalz.

Frage: Eine kurze Frage an die Frau Ministerpräsidentin. Hatten Sie schon Zeit, Berichten nachzugehen, dass in der Katastrophennacht selbst die Alarmierung nicht richtig funktioniert hat, Sirenen nicht geheult haben? Kann man dazu schon etwas sagen?

M Lewentz: Wir haben natürlich das Problem gehabt, dass die technische Infrastruktur – Elektrizität etc. – auf einem Schlag zerstört wurde. Wir haben am Beispiel dieser Gemeinde aber auch gesehen – und das habe ich auch aus anderen Gemeinden gehört -, man hat sehr schnell versucht zu reagieren. Allerdings war das eine Momentexplosion des Wassers. Das muss man so sagen. Da können Sie die allerbesten Vorsorgen und Warnsituationen haben: Wenn Warngerätschaften zerstört sind und mit Gebäuden weggerissen werden, dann ist das eine sehr schwierige Situation.

Ich war abends schon in der technischen Einsatzleitung. Sie haben sehr schnell sehr viel Hilfe herbeigeführt. Aber ein Ereignis, das mitten in der Nacht stattfindet, wird erst mit Einsetzen der Helligkeit ansatzweise überschaubar.

MP’in Dreyer: Mir ist noch einmal wichtig zu sagen: Wir haben hier ein total ausgeklüngeltes Hochwassermeldesystem. Die Kreise und die Gemeinden bekommen immer sofort, wenn sich die Pegelstände erhöhen, Nachrichten und Warnhinweise.

Wir haben es eben von Herrn Lussi gehört. Wir haben es auch von Herrn Nisius gehört sowie von allen, bei denen ich bis jetzt zu Besuch war: Alle hatten ihren Hochwasserschutz aktiviert. Es gab keine einzige Gemeinde, die betroffen ist, die nicht den kompletten Hochwasserschutz aktiviert hatte. Es war schlicht und ergreifend die Tatsache, dass die Pegelstände, zum Beispiel an der Ahr, im Vergleich zum Jahr 2016 doppelt so hoch waren, sodass es zu dieser Zerstörung gekommen ist. Aber ich habe noch keine Gemeinde gesehen – insofern habe ich auch keinerlei Rückmeldung bekommen -, in der nicht wirklich alles, was wir an Hochwasserschutz zur Verfügung haben – und das ist in diesem Land viel -, gerüstet und aufgebaut war.

Es ist tatsächlich eine extrem dramatische Situation, die einfach mit diesem Ereignis zu tun hat, dass das Wasser schnell und in gigantischen Massen hier über den Landstrich und über andere Landstriche eingefallen ist.

BGM Lussi: Ich glaube, da kann man den Behörden auch keinen Vorwurf machen. In so kurzer Zeit zu reagieren, ist ja schier unmöglich. Da kann ich wirklich sagen: Da kann man denen keinen Vorwurf machen, wenn man sieht, wie abends die Nothilfe anlief und Feuerwehr und THW zu uns kamen. Wir haben sofort Listen mit Namen erstellt, um nachzusehen: Wo sind noch Leute? Wer ist hier? Wer lebt noch? Wer wird vermisst? – Wir hatten anfangs eine Person, die vermisst wurde. Aber auf einmal sah man sie mitten im Dorf.

Es ist seitens der Behörden wirklich Unfassbares geleistet worden. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen. Es war halt eine Katastrophe. Wer so schnell reagieren kann, der kann meinetwegen Rennfahrer auf dem Nürburgring werden, aber das war schier unmöglich.

Frage: Frau Bundeskanzlerin, Sie haben angekündigt, dass Sie jetzt am Mittwoch in der Bundesregierung über die Hilfen beraten werden. Da fragen sich manche Leute: Warum geht das nicht schneller? Warum kann man sich nicht schon morgen zusammensetzen? – Es gibt hier Menschen, die momentan ihre nötigsten Sachen im Fluss waschen.

Dann haben wir Sie – das ist die zweite Frage – heute sehr betroffen erlebt. Auf der anderen Seite haben wir gestern den Kanzlerkandidaten der Union lachend gesehen, als er mit dem Bundespräsidenten unterwegs war. Das hat viele Menschen irritiert. Hat Sie das auch irritiert?

BK’in Merkel: Ich fand es erst einmal sehr gut, dass der Bundespräsident mit dem Ministerpräsidenten da war. Ich habe mit Armin Laschet gesprochen, auch im Krisenstab am Freitag. Ich glaube, die Betroffenheit ist in Nordrhein-Westfalen genauso groß wie in Rheinland-Pfalz.

Am Mittwoch werden wir nicht beraten, sondern am Mittwoch werden wir entscheiden. Das Land hat ja bereits Mittel zur Verfügung gestellt. Wir werden uns das teilen, wie wir das immer machen. Wenn das Land jetzt schon etwas ausgelegt hat, was der Bund anteilmäßig mitzahlen wird, dann wird das geregelt werden. Im Augenblick erscheint mir das nicht das zentrale Thema zu sein.

Im Augenblick erscheint mir das Allerwichtigste, dass möglichst alle Menschen gefunden werden und die Infrastruktur wieder in Gang kommt. Wir müssen die Trinkwasserversorgung und Ähnliches sicherstellen. Wir müssen dafür sorgen – was ich heute alles gehört habe, woran man denken muss -, dass der Mobilfunk wieder möglich wird, damit die Menschen sich überhaupt erreichen können.

Ich will das vielleicht noch einmal für den Rest der Bundesrepublik sagen: Wir können uns das ja alle gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn man tagelang keinen Telefonverkehr hat – und dann wartet man noch und vermisst Menschen – und man kein Wasser und kein Strom hat.

Deshalb ist hier eine wirkliche riesige Ausnahmesituation. Sie dürfen davon ausgehen, dass wir alles tun, und das wird in Rheinland-Pfalz und auch in Nordrhein-Westfalen gemacht.

Frage: Ich wollte wissen, ob das die direkten Auswirkungen der Klimakrise sind. Was bedeutet das für eine neue Klimapolitik?

BK’in Merkel: Man kann aus einem Ereignis nie eine Gesamtschau machen. Aber die Summe aller Ereignisse, die wir in Deutschland erleben, und auch die Ausschläge, die wir jetzt erleben, deuten darauf hin, wenn man der Wissenschaft glaubt – und das tue ich bekanntermaßen -, dass das etwas mit dem Klimawandel zu tun hat. Es gibt ja auch sehr interessante Erklärungsmodelle, warum es zu solchen stehenden Regenfällen kommt.

Das bedeutet, dass wir uns noch mehr vornehmen müssen. Wir haben ja jetzt gerade unser Klimaschutzgesetz im Bundestag und Bundesrat verstärkt. Das muss alles umgesetzt werden. Wir werden in Deutschland nicht nur im Blick auf die Veränderung der Energieversorgung, der gesamten Mobilität und unseres Wirtschaftens etwas machen müssen, sondern wir werden uns auch mehr mit Anpassung an die Gegebenheiten beschäftigen müssen. Dem sind aber Grenzen gesetzt. Ich meine, hier ist sehr viel für den Hochwasserschutz getan worden.

Sie wissen, bei den früheren Hochwassern an der Elbe oder am Rhein hat man immer gesagt: Die Begradigung der Flüsse hat dazu geführt, dass es zu solchen Hochwasserereignissen kommt und die Flüsse schneller fließen. Hier ist nun das gerade nicht der Fall. Hier gibt es Ortschaften, um die der Fluss in großen Kurven herumfließt, und trotzdem sind sie total verwüstet worden.

Das heißt, wir werden natürlich nachdenken: Was können wir im Hochwasserschutz noch besser machen? Wir werden uns in der Landwirtschaftspolitik und in der Forstpolitik überlegen müssen: Wie reagieren wir darauf? Das, wozu wir sonst oft, zum Beispiel im Zusammenhang mit Afrika, „mitigation“ sagen, also Anpassung an den Klimawandel, wird Schritt für Schritt auch in Deutschland parallel zu dem gesamten Umsteuern auf eine klimaneutrale Wirtschaft der Fall sein müssen.

Zusatzfrage: Muss das alles schneller gehen?

BK’in Merkel: So schnell wie irgend möglich, ja.

BGM Lussi: Darf ich dazu einmal ein kurzes Statement abgeben?

Wir haben in der Chronik der Gemeinde Schuld einmal nachgesehen: Das erste Hochwasser war so um 1790. Ich glaube, da gab es noch keinen Klimawandel oder noch nicht in den Dimensionen. Das zweite Hochwasser war 1910. Das Dritte, das unendliche Dimensionen überschritten hat, war jetzt 2021. Ich glaube, uns hätte kein Hochwasserschutz geholfen. Denn man kann so etwas gar nicht berechnen, wie sich die Ahr bei solchen Wassermassen verhält. Das ist schier unmöglich.

Frage: Was sind die Lehren für die Welt aus der Klimakrise?

BK’in Merkel: Die Lehren sind keine anderen als die, die wir auch gestern schon gekannt haben. Wir müssen uns sputen, wir müssen beim Kampf gegen den Klimawandel schneller werden. Ich glaube, das, was gerade auch die Europäische Union vorgelegt hat, die Tatsache, dass wir der erste Kontinent sein werden, der Mitte des Jahrhunderts CO₂-neutral wirtschaften wird, sind Nachrichten, die wichtig sind.

Trotzdem, die zweite Lehre ist: Wir müssen der Anpassung noch eine große Aufmerksamkeit widmen.

Wir haben ja schon vor Jahren den sogenannten Stern-Bericht gehabt, der immer wieder ausgerechnet hat, dass das, was wir in den Klimaschutz investieren, teuer ist, aber dass das, was man nicht getan hat, noch teurer ist. Sie können das auch hier am Beispiel solcher Ereignisse sehen.

Ich sage ganz ausdrücklich: Nicht ein Hochwasser ist das Beispiel für den Klimawandel. Aber wenn wir uns die Schadensereignisse der letzten Jahre und Jahrzehnte anschauen, dann sind sie einfach gehäufter, als das früher der Fall war. Wir müssen uns also sehr anstrengen.

Frage: Ich habe noch einmal eine Frage an Frau Merkel, obwohl das auch bei Ihnen schon anklang. Ich war gestern in Erftstadt-Blessem und habe mit Menschen gesprochen, die alles verloren haben. Sie haben alle gesagt: Das Wasser kam so schnell. Sie konnten nicht fliehen, aber sie wurden auch nicht gewarnt.

Braucht Deutschland ein ganz anderes Hochwasserwarnsystem? Sie haben es ja eben auch schon gesagt: Wenn die Technik kaputt ist, dann kann man auch nichts mehr machen. Brauchen wir da, auch über die Warn-Apps, etwas Anderes?

BK’in Merkel: Schauen Sie, wir überlegen natürlich nach jedem Ereignis: Was kann man besser machen? Aber es gibt angesichts der Geschwindigkeit einfach Situationen, in denen man den Naturgewalten auch ein Stück ausgeliefert ist. Wir können jetzt nicht versprechen, dass wir das verhindern können, sondern wir können nur sehen, dass die gesamten Extremwettereignisse weniger werden. Das wird aber nicht innerhalb von wenigen Monaten gelingen.

Wir haben ja auch schon Schlussfolgerungen gezogen: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hat sich neu aufgestellt. Die Kooperation mit den Ländern ist da verbessert worden. Wir haben im Zusammenhang mit Warnmöglichkeiten jetzt so ein Sirenenprogramm aufgelegt, als wir bemerkt haben, dass da vieles nicht funktioniert.

Aber wenn Sie keinen Strom haben, wenn Sie keine digitale Funkverbindung haben, dann ist es eben eine Situation, die einen schon vor sehr große Schwierigkeiten stellt. Ich glaube, man muss hier einfach allen Verbands- und Ortsbürgermeistern ein großes Dankeschön sagen, die in so einer Situation vor Ort mit ihren ganzen ehrenamtlichen Kräften alles getan haben und wirklich Helden unseres Landes sind.

Ich will vielleicht an der Stelle auch noch einmal sagen: Wir können immer manches besser machen – das werden wir ja auch wieder überlegen -, aber wir können schon dankbar sein, dass wir so eine Infrastruktur haben: ein Technisches Hilfswerk, ein Deutsches Rotes Kreuz, eine Bundeswehr, die helfen kann, überall Ehrenamtliche und lokale Feuerwehre. Wir haben heute in Schuld mit den Kameraden vor Ort gesprochen, die einsatzbereit sind. Andere haben zentrale Strukturen. Sie müssen erst einmal über Stunden ausrücken. Hier ist überall vor Ort etwas vorhanden, woran man anknüpfen kann. Deshalb ist das eigentlich auch eine Stunde, in der man dem Föderalismus in Deutschland Danke sagen kann, weil sonst manches ganz viel schwerer wäre.

Wir haben ja auch, wenn ich das noch sagen darf, ein unheimlich tolles Kooperationsschema zwischen Landesregierung und Bundeswehr. Das hat sich schon bei Corona gezeigt, und das zeigt sich jetzt wieder. Wenn also manchmal gesagt wird, die Institutionen würden ja gar nicht gut zusammenarbeiten, dann kann ich nur sagen: Das klappt schneller als man gucken kann.

Ich habe bei allem, was ich gesagt habe, die Bundespolizei vergessen. Nicht nur die Bundeswehr, sondern auch die Bundespolizei leistet Gutes. Das will ich hier ausdrücklich sagen.

MP’in Dreyer: Ja, unbedingt.

Ich würde das gern noch ergänzen: Es ist ja vollkommen klar, dass nach jeder Krise, nach jedem Hochwasser, neu überlegt wird: Was kann man weiterentwickeln? Ich habe vorhin das Beispiel des traditionellen Hochwasserschutzes genannt. Dann kamen die Starkregenereignisse. Wir haben unsere Konzeptionen vollkommen verändert. So wird es weitergehen.

Wir haben beispielsweise Erlebnisse bei diesem schrecklichen dramatischen Ereignis gehabt. Ich nenne einmal ein Beispiel aus einer anderen Region: Dass Menschen sich aus ihren Wohnungen gerettet haben mit nur noch dem, was sie anhatten, und plötzlich mitten im Wasser saßen, auf Mülleimern und sonstwo, und sie kein Handy dabeihatten, das konnte sich doch keiner in der ganzen Bundesrepublik vorstellen. Die Folge war, dass die Leute nur aufgrund der Verfügbarkeit von Drohnen überhaupt gefunden werden konnten und gerettet werden können.

Natürlich haben wir ein Warnsystem, Katwarn. Wir haben in Rheinland-Pfalz nach wie vor auch einige Sirenen. Trotzdem muss man sagen: Wenn in einer solchen Situation der Digitalfunk und der Mobilfunk zusammenbrechen, also alles, was man eigentlich zur Verfügung hat, dann müssen wir natürlich nach der Beseitigung der schlimmsten Schäden überlegen: Was heißt das für die Weiterentwicklung und die Krisenbewältigung? Aber das ist auch selbstverständlich, dass Politik, wenn Dinge sich verändern, nicht sagt, wir machen einfach alles wie immer, sondern wir müssen weitersehen, was man daraus für die Zukunft lernen kann.

Zusatzfrage: Ich weiß es nur aus NRW, weil ich bisher da mit den Leuten gesprochen habe. Viele haben keine Versicherung für diese Elementarschäden. Sind Sie für eine verpflichtende Versicherung, so wie man es auch bei Autoversicherungen und so kennt?

BK’in Merkel: Das ist sehr komplex. Eine verpflichtende Versicherung für Gebiete, in denen die Gefahren hoch sind – und sie werden natürlich nach so einem Ereignis sehr hoch eingeschätzt -, kann das die wirtschaftliche Fähigkeit von Privatpersonen und auch Unternehmen total überfordern. Da müssen wir uns staatlicherseits schon Möglichkeiten überlegen, wie wir das ausgleichen.

Immer wieder haben wir ja auch bei den verschiedenen Fluten gezeigt, dass wir darauf reagieren. Eine verpflichtende Versicherung könnte zu sehr hohen Beträgen führen und die können dann überhaupt nicht aufgebraucht werden.

MP’in Dreyer: Wir haben uns im Bundesrat schon häufiger dafür eingesetzt. Frau Merkel, sorry, dass wir zu – – –

BK’in Merkel: Wir diskutieren weiter.

MP’in Dreyer: Ja, genau. Wir diskutieren weiter. Natürlich ist die Versicherung für die Leute, die im Hochwassergebiet leben, sehr teuer. Aber wenn man sehen würde, dass sich die gesamte Gemeinschaft daran beteiligt, wären auch die Beiträge Kleiner.

Ich war an einer Stelle etwas erleichtert. Wir waren in Kordel. Da haben beispielsweise Metzger und Apotheker alles verloren. Sie hatten Gott sei Dank eine Elementarversicherung. Aber Sie können davon ausgehen: Die allermeisten Privatleute haben das nicht.

Das größere Problem ist tatsächlich, dass diese Ereignisse inzwischen überall auftauchen können. Sie können also nicht wie früher sagen: Das ist ein Hochwassergefährdungsgebiet, da mache ich besser meine Versicherung, sondern die Starkregenereignisse sind einfach überall. Das ist jetzt auch die große Herausforderung.

BK’in Merkel: Ich habe jetzt an eine völlig auf Individualrisiko ausgerichtete Versicherung gedacht. Da ist das sehr schwer. Wenn man das in einer Art Umlage macht, kann man darüber diskutieren. Das ist dann ein anderer Sachverhalt.

Frage: Darf man auch als Bürger eine Frage stellen? – Ich finde es erst einmal beeindruckend, Frau Merkel, dass Sie kurz nach Ihrem Rückflug hierhergekommen sind. Ich hoffe, Sie verkraften das auch alles gesundheitlich.

Da bin ich dann schon bei dem Thema: Hier wird ganz viel über Versicherung und alles andere geredet. Es wird vergessen, dass die gesundheitliche Versorgung auf dem Land sehr schlecht und dünn ist. Das Krankenhaus in Bad Neuenahr funktioniert nicht; es ist evakuiert. Hier in Adenau haben wir ein Kleines Krankenhaus, das nicht mehr voll funktionsfähig ist. Sie hören hier unentwegt das Martinshorn.

Sie sprachen von 670 Verletzten. Wie will man die gesundheitliche Versorgung auf dem Land weiter sicherstellen? Die Politik gibt ja da nicht viel für Kleine Krankenhäuser vor, und die Leute hier auf dem Land sind gefährdet.

Frau Dreyer, als Sie im letzten Jahr hier waren, hat man schon sehr darauf aufmerksam gemacht. Es passiert sehr wenig davon. Wir haben hier unendlich viele Feuerwehrleute, die sich unermüdlich einsetzen. Die Rettungskette für diese wichtigen Leute ist nicht gewährleistet.

MP’in Dreyer: Ich erinnere mich sehr gut. Als ich hier war, sah hier alles noch ein bisschen schöner aus. Adenau meine ich jetzt nicht, aber die ganze Ahrregion. Ich weiß noch ganz genau, wie ich nach Hause gefahren bin. Damals war das Thema Adenauer-Krankenhaus, die Chirurgie. Wir haben wirklich die Welt bewegt – das muss ich jetzt einfach einmal sagen -, dass wir trotzdem eine Gewährleistung in diesem Bereich haben. Auch das Kleine Haus in Adenau haben wir als ein nicht verzichtbares Krankenhaus festgelegt. So ist die Lage, und so arbeiten wir hier gemeinsam in der Region zusammen.

Es ist völlig klar: Bad Neuenahr-Ahrweiler musste jetzt evakuiert werden, weil kein Strom und kein Wasser mehr da sind. Wir haben die Kranken verteilt, schwerpunktmäßig auf Adenau, aber auch auf andere Krankenhäuser. Es ist vollkommen klar: Jetzt, wo wir die technische Einsatzleitung haben, müssen wir hier einen Schwerpunkt setzen. Das werden wir auch machen, auch mit Unterstützung der Bundeswehr. Wir sind dran. Es ist selbstverständlich, dass die Verletzten hier alle gut versorgt werden.

Ich will abschließend noch sagen: Natürlich haben wir hier im Land die Kleinen Krankenhäuser im Auge. Es ist nicht ganz leicht, sie immer aufrechtzuerhalten, aber wir tun alles dafür. Wir geben auch sehr viel Geld dafür aus. Es soll auch in Zukunft so sein. Wir wollen auch in ländlichen Regionen sicherstellen, dass die Bevölkerung gut versorgt ist. Das ist ein ganz großes Ziel dieser Landesregierung. Daran arbeiten wir hart mit den Menschen vor Ort.

BK’in Merkel: Ich möchte von meiner Seite noch zwei Dinge sagen: Erstens wurde mir gerade gesagt, dass die Bundeswehr hier ein Sanitätsbataillon hat und mithelfen wird, Verletzte zu versorgen. Zweitens hat mir gestern zum Beispiel gerade der Chef der Charité gesagt, dass alle Universitätskliniker gebeten sind, wenn es Verletzungen gibt, die sehr schwer sind, für die man Spezialkrankenhäuser braucht und vielleicht Rheinland-Pfalz überfordert ist, bundesweit zu helfen, damit in so einer Situation jeder die medizinische Versorgung bekommt, wie sie notwendig ist.

Sonntag, 18. Juli 2021

Liste: Die 10 höchsten Berge im Ahrgebirge

Hier finden Sie eine Liste der 10 höchsten Berge im Ahrgebirge:

  1. Aremberg, 623,8 m
    mit Burg Aremberg bei Aremberg
  2. Michelsberg, 586,1 m
    bei Mahlberg
  3. Junkerberg, 543,4 m
    bei Reetz
  4. Knippberg, 537,3 m
    zwischen Rodert und Scheuerheck
  5. Hühnerberg (Lommersdorf), 533,5
    bei Lommersdorf
  6. Sommerberg, ca. 527 m
    zwischen Reetz und Rohr
  7. Kalvarienberg (Alendorf), 522,8 m
    bei Alendorf
  8. Kopnück, 514,4 m
    bei Kop Nück
  9. Hochthürmerberg, 499,9 m
    bei Lanzerath
  10. Teufelsley 495,5 m,
    bei Liers

Postkarte: Altenahr mit Bahnhof

Diese kolorierte Postkarte von ca. 1900 zeigt Altenahr im Ahrtal mit seinem Bahnhof.

Postkarte: Mayschoss

Diese Postkarte von ca. 1900 zeigt die Saffenburg bei Mayschoß, einem nach wie vor beliebten Wanderziel am Rotweinwanderweg, unweit von Bonn.

Postkarte: Rech

Diese historische Postkarte von ca. 1900 zeigt Rech im Ahrtal, nicht weit entfernt von Bonn. Der Weinbauort ist nach wie vor ein beliebtes Ausflugsziel.

Auch die alte steinerne Brücke im Vordergrund gibt es immer noch.

Postkarte: Altenahr mit Kreuzberg

Diese teilkolorierte Postkarte – ca. 1900 – zeigt Altenahr und im Hintergrund den Kreuzberg im Ahrtal.

Postkarte: Altenahr mit Burg Are

Diese Postkarte – ca. 1900 – zeigt Altenahr und die Burg Are im Ahrtal.

Das Ahrtal ist nicht weit von Bonn entfernt und ein lohnendes Ausflugsziel.

Postkarte: Altenahr im Ahrtal

Diese Postkarte von ca. 1900 zeigt Altenahr im Ahrtal.

Auch heute noch ein empfehlenswerter Ausflugtipp, z.B. von Bonn aus.

10 Dinge, die man im Bundestagswahlkreis Ahrweiler gemacht haben sollte – Vorschläge von Andrea Nahles

burg-eltz

  1. Mit eigenen Augen sehen, wovor sich Alice Cooper fürchtet.
    “I would love to take a tour of the Eltz Castle in Germany. […]It looks creepy.” Das schrieb Schockrocker Alice Cooper über die Burg Eltz. Kann es eine bessere Empfehlung geben? Beim Besuch muss man sich allerdings nicht fürchten. Die Burggeister sind sogar ausgesprochen freundlich. Auf einen überaus beeindruckenden Anblick sollte man aber schon gefasst sein.
  2. Die längste Rennstrecke der Welt erleben.
    Die Nordschleife an sich hat schon über 20 Kilometer. Gemeinsam mit der Grand Prix Strecke des Nürburgrings sind es noch einmal mehr. Für Könner bietet es sich an, die Strecke im Rahmen einer Touristenfahrt selbst unter die Räder zu nehmen. Man kann sich aber auch mit einem der Renntaxis über die Strecke kutschieren lassen – da braucht es allerdings einen festen Magen. Aber auch als Zuschauer – zum Beispiel beim 24 Stunden Rennen – entfaltet der Nürburgring eine unglaubliche Faszination.
  3. Eine Runde um den Laacher See drehen und anschließend das Kloster besuchen.
    Der Laacher See ist der beliebteste See in Rheinland-Pfalz. Das spricht für sich. Nach einer Runde um den herrlich gelegenen See bietet sich der Besuch im Kloster Maria Laach an. Architektur, Atmosphäre, eine tolle Buchhandlung, die Klostergärtnerei und vieles mehr kann man hier erleben. Lassen Sie sich Zeit. Dank eines vielfältigen gastronomischen Angebots rund um den See muss auch niemand darben.
  4. Die Genüsse des Ahrtals entdecken.
    Ob bei einem der Weinfeste im Herbst oder auch rund ums Jahr: Das Ahrtal ist Genussgebiet. Es bietet weltbekannte Weine, ausgezeichnete Gastronomie und eine Landschaft zum Verlieben. Den Genuss kann man sich über den wunderbaren Rotweinwanderweg erlaufen, man kann es aber auch gemütlicher angehen lassen. Zum Beispiel, indem man die Ahrtalbahn nimmt.
  5. Feststellen, dass es Geysire nicht nur in Island gibt.
    Andernach liegt nicht in Island, sondern am Rhein. Trotzdem gibt es hier einen Geysir. Der ist mit etwa 50 bis 60 Metern Auswurfshöhe der höchste Kaltwassergeysir der Erde. Mit einer eigenen Fähre geht es zum Namedyer Werth. Dort kann man etwa alle 100 Minuten die beeindruckende Eruption live erleben.
  6. Eine Aufführung der Burgfestspiele in Mayen besuchen.
    Die Genovevaburg in Mayen mit ihrem unterirdischen Erlebnisbergwerk lohnt an und für sich schon einen Besuch. Bei den Burgfestspielen von Juni bis August wird sie zum Ort für ein besonderes Erlebnis. Im Innenhof gibt es dann Theater. Jedes Jahr steht übrigens auch ein Stück für die kleinen Theaterfreunde im Spielplan.
  7. Große Kunst im kleinen Bahnhof besichtigen.
    Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck liegt auf dem Gebiet der Stadt Remagen. Das Museum besteht aus dem Bahnhofsgebäude und dem Neubau des bekannten Architekten Richard Meier. Ausstellungen, Konzerte, Lesungen – das Museum bietet ein breites Spektrum. Im Mittelpunkt stehen Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp und ihre Kunst, aber auch die Werke der berühmten Sammlung Rau werden hier präsentiert.
  8. Echte Kulisse sehen.
    Kennen sie die Krimireihe „Der Bulle und das Landei“? Falls nicht, unbedingt nachholen! Die Reihe spielt in Monreal. Und dieses Monreal gibt es mit seinen schmalen Gassen und wunderschönen Häuschen wirklich. Flanieren sie also durch dieses traumhafte Dorf und sehen sie mal eine echte Kulisse!
  9. Sich vor der Geschichte gruseln und über unnütze Ausgaben freuen.
    Wäre der kalte Krieg ein heißer geworden, dann hätte die Bunderegierung in Teilen Unterschlupf in einem Bunker in Ahrweiler gefunden. Hier unterhält der Heimatverein Alt-Ahrweiler die Dokumentationsstätte Regierungsbunker. Auf 203 Metern ehemaliger Bunkeranlage kann man erleben, wie die Regierung im Ernstfall untergebracht worden wäre. Dass das Szenario durchaus denkbar war, lässt einen gruseln. Dass die Anlage nie genutzt werden musste, führt dazu, dass man sich auch einmal über unnütze Ausgaben aufrichtig freuen kann.
  10. Mendig von unten betrachten.
    Die Vulkane und ihre Gesteine prägen unsere Region bis heute. In Mendig wurde früher unter Tage Basalt für Mühlsteine gebrochen. Zu seiner Zeit im größten Basaltlava-Bergwerk der Welt. Als Stahlwalzen die Basaltsteine verdrängten zogen bis zu 28 Brauereien ein, die hier unterirdisch und temperaturstabil ihr Bier lagerten. Die moderne Kühltechnik machte diese Lager dann überflüssig. Zurück blieb der riesige Lavakeller, den man heute noch in Teilen besichtigen kann. Mit einem Wort: Gigantisch. Oberirdisch lädt der Lava-Dome, das Deutsche Vulkanmuseum, dazu ein sein Wissen zu vertiefen.

Diese Liste aus der Reihe „10 Dinge, die man in… gemacht haben sollte“  hat Andrea Nahles, MdB geschrieben. Die Bundesministerin für Arbeit und Soziales vertritt den Wahlkreis Ahrweiler, der auch Teile des Landkreises Mayen-Koblenz auf der linken Rheinseite umfasst, im Deutschen Bundestag.

nahles-andrea

Bilder: Andrea Nahles