Ein Schwank aus einer Multikulti Familie – Gastbeitrag von Dutchhamptoner

mettbroetchen

Diesen Gastbeitrag hat Dutchhamptoner verfasst.

So, kein Tag vergeht ohne Flüchtlingsdebatten, Gutmenschdebatten, Multikultidebatten und Debatten über Debatten. Langsam verstehen wir uns doch selbst und die Welt nicht mehr. In meinem privaten Fall wird es langsam kompliziert.

Mein Ex Ehemann ist Perser!

Viele fangen genau jetzt wieder an aufzuschreien: „Nein, Iraner!“

Ein kleiner Geschichtsausflug: 1935 wurde Persien zu Iran! Iran bedeutet „Land der Arier“, nicht weil der Schah Hitler so dufte fand. Nein, es war ein kleiner Hieb gegen die Nazis. Der Leibarzt Schah Reza Khans war Jude und es gab ein riesen Geraffel weil dieser in Deutschland Medikamente beschaffen sollte. Um den Nazis zu demonstrieren, wer die wirklichen Arier sind, benannte man Persien um.

Zurück zum Thema. Wenn ich gefragt werde: „Och, deine großen sehen aber südländisch aus“, antworte ich, dass der Vater Perser ist. Sofort, aber wirklich sofort werden ganz oft die Äuelschen groß. „Oh neee, ne Perser, oh Jott. War der so wie bei „Nicht ohne meine Tochter“? Musstest du Kopftuch tragen? Ist er radikal? Habt ihr euch deshalb getrennt?“

Alle Perser/Iraner stehen erst einmal unter Generalverdacht.

Ich habe immer das Gefühl ihn sofort in Schutz nehmen zu müssen. Natürlich waren das nicht die Gründe. Ich Böse habe ihn sogar wegen eines anderen Typen verlassen und ihn maßlos verletzt. Kopftuch musste ich auch nicht tragen, fand er generell doof. Und überhaupt…er war alles aber kein Moslem. Schweinefleisch war trotzdem ein riesen Thema bei uns! Warum? Ich versuchte ihm begreiflich zu machen, dass man sich nicht nur von Mett und Bierwurst ernähren kann. Bestimmt hat er mehr Schweine gegessen als so mancher Bayer. Er trank, er rauchte und konnte feiern. Mit ihm konnte man herrlich shoppen, gut, bestimmt immer noch…aber jetzt die Kinder. Er regte sich furchtbar über extreme Moslems auf und zögerte auch nicht dies laut kund zu tun. Das fand ich mutig….zumindest auf dem Godesberger Theaterplatz.

Er hat viel durchgemacht, als Kind kam er alleine nach Deutschland. Seine Eltern wollten ihm ermöglichen ohne den extremen Islam aufzuwachsen. Mit einem Koffer, zwölf Jahre alt, der deutschen Sprache nicht mächtig, landete er in Deutschland. Über Pflegefamilien, dann in einem Godesberger Internat, lernte er deutsch. Dort lernte er Freunde kennen und machte seinen Abschluss. Gut integriert, inklusive Mettbrötchen, Leberkäs und Kölsch. Und alle Perser die ich kenne wuchsen so auf. Ich kenne keinen, der hier nicht integriert ist und doch werden diese alle in einen Topf gesteckt. Gut, Betty Mahmoody finden sie alle, ich will nicht sagen scheiße, aber suboptimal.

Eine kleine Anekdote, mein Ex kommt aus dem Grenzgebiet zur Türkei. Dort spricht man Azari, ein türkisch-aserbaidschan Gemisch. Ich wusste allerdings nie, dass er auch hochtürkisch spricht. Nach fünf Jahren Beziehung: Urlaub in Antalya – woanders konnte er ohne Visum nicht spontan hin und in die Magreb Länder brachten ihn keine zehn Pferde rein.

Am Flughafen nahm er unsere Pässe um alles zu regeln. Fand ich irgendwie blöd. Dann fing er an mit dem Beamten türkisch zu sprechen. Ich war sprachlos und schockiert. Da ich nicht auf den Mund gefallen bin, platzte aus mir heraus:“ Du mieser Typ, du willst uns in den Iran bringen!“ Der türkische Beamte:“ Hier nix Iran, hier Türkei!“ Es war peinlich…Oberpeinlich. Er versank im Boden, ich war beleidigt. Tolle Wurst….

Letztendlich, nach nicht optimalem Scheidungsverlauf, haben uns beide beschissen benommen, habe ich wieder geheiratet: Einen halben Amerikaner! Politisch gesehen, eine große Herausforderung.

Der Mann meiner Schwester ist Inder, mein Onkel ist nach Brasilien ausgewandert. Würden alle an einem Tisch sitzen, umfasst meine Familie: sechs Nationen plus Eifel und Franken!

Was wir dringend mitnehmen sollten: es kann nur funktionieren, wenn wir uns dem Land anpassen, in dem wir leben. Ohne wenn und aber. Jeder sollte seine Kultur ein Stück mitbringen und die Gemeinschaft bereichern. Bis zu einem Punkt, die unsere darf niemals verdrängt, beleidigt und mit Füßen getreten werden.

Und am Ende sind wir Deutschland, mit unseren persischen Taxifahrern in Bonn, Mesut Özils, Podolskis und Bill Mockridges. Lasst uns weiter ein buntes schwarz rot goldenes Deutschland sein….mit viel, viel Mettbrötchen.

Bild: Von NizeEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7064442

Eine Antwort auf „Ein Schwank aus einer Multikulti Familie – Gastbeitrag von Dutchhamptoner“

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.