Leseprobe: Abenteuer auf Barranis – Arafit und die legendären Bestien von Kai Niggel

Arafit gegen den Artox-Dämon

Einige Tage nach der Niederlage der Weißmagier an der nordwestluroxianischen Küste kam Arafit in Talexu an.

Dies war eine etwas größere Stadt ziemlich genau in der Mitte des Kontinents. Unweit der Stadt gab es eine geheime Luke in einer einsamen alten unscheinbaren Holzhütte, welche zu dem größten geheimen Schwarzmagierunterschlupf auf Lurox führte.

Auch hier existierte ein noch größerer Komplex an Katakomben und Räumlichkeiten, in denen die Schwarzmagier hausten. Zudem existierte eine unterirdische Verbindung zu einem unscheinbaren Haus in der Stadt Talexu. Hedones kannte schon den unterirdischen Pfad zur Stadt, weil er hier noch hauste, als die Lage noch nicht so angespannt gewesen war. Arafit und sein nun noch größeres Heer kamen bei einer Holzhütte etwas versteckt hinter mehreren Felsen an, in der sich die Luke befand. Er musste seine Bestien leider draußen lassen, aber es war genug Platz um die Hütte herum. Die neuen Schwarzmagier, welche die Hütte bewachten, staunten über die Bestien.

Arafit hatte sich entschieden direkt Artox aufzusuchen und sich selber ein Bild von ihm zu machen. Schwarzmagier konnten viel reden, wenn der Tag lang war. Vielleicht war dieser Artox gar nicht so feindselig, wie alle sagten und würde mit Arafit kooperieren. War er zu gutmütig geworden,zu erfolgssatt und deshalb unachtsam? Er würde es heraus finden.
Es dauerte eine Weile als Arafit durch die unterirdischen düsteren Katakomben mit seinen schwarzmagischen Anhängern spazierte.

Er hatte Bones, Hedones und Zarudias mitgenommen, nur falls sie sich einen größeren schwarzmagischen Kampf gegen mehrere leisten müssten.

Wenn Artox Arafit herausforderte, wollte er aber alleine gegen ihn kämpfen. Arafit und seine Begleiter wurden von vielen Schwarzmagiern, welche dort hausten, missbilligend angesehen und auch angegiftet. Sie waren keineswegs willkommen, das spürte Arafit. Die Lage zwischen den West- und Ostschwarzmagiern auf Lurox war tatsächlich angespannt.
Einige Schwarzmagier dort fragten die Neuankömmlinge was sie hier zu suchen hatten. Hedones erklärte für die anderen ihr Anliegen.

„Pah“, kam es nur aus dem Mund von einigen dortigen Schwarzmagiern, welche mitgehört hatten.

Arafit war bei dem ganzen nicht wirklich wohl zumute, jedoch hielt er es für das Beste Artox direkt zu konfrontieren.

Nach einer halben Stunde Fußmarsch durch das Labyrinth von erdigen und steinigen Gängen kam Arafit bei einer weiteren Luke an, wo schon ein hässlicher und hämisch dreinblickender Schwarzmagier bereit war sie für sie zu öffnen. Sein Gesicht war mit Warzen übersät.

„Was ist mit dir denn passiert“, fragte Arafit angewidert.

„War Artox. Ich war ihm nicht artig genug, da verfluchte er mich“, meinte der Schwarzmagier.

„Was genau ist das da oben“, wollte Arafit wissen.

„So ´ne Art geheimes Clubhaus in Talexu. Dort haben viele Schwarzmagier Platz und betrinken sich öfter mal. Manchmal veranstalten sie dort auch Kleintierkämpfe. Mehr Platz ist da leider nicht. Das letzte Mal als ich zugesehen habe, kämpfte ein völlig missgestalteter Hahn, aus dem fast die Augen heraus quollen gegen so ´ne Horrorkatze. Die verzaubern die Tiere auf die heftigste Art und Weise. Was zu weit geht, geht zu weit, aber seht selbst“, sagte der Schwarzmagier und öffnete die Luke.

Sofort drang Gebrabbel und Zigaretten- oder Zigarrenqualm nach unten und ließ Arafit heftig husten.

„Viel Spaß“, gab der warzenübersäte Schwarzmagier von sich und Arafit und seine drei Begleiter kletterten eine steile Holztreppe hinauf, um in einen saloon-artigen Raum zu gelangen. Er beinhaltete eine kleine Bar mit Holztheke und wie es sich für eine Bar gehörte auch viele Gläsern, Spirituosen und auch Weine. In dem Raum befanden sich drei runde Holztische und an jedem saßen vier Schwarzmagier, welche in irgendein Kartenspiel vertieft waren, sodass sie nicht sofort zur Luke schauten, wer denn da Neues kam. An der Bar saßen auch drei Schwarzmagier, welche als Erste Arafit und seine Begleiter erblickten. Sie hatten einen abschätzenden aber sonst nichtssagenden Blick drauf. Plötzlich drehten sich mehrere Schwarzmagier an den drei Tischen um und musterten Arafit.

„Aaahhh, Arafit. Schön dich endlich zu sehen“, sprach ein Magier mit Gewürzbierbauch, einem runden fetten Gesicht und langen fettigen, wie zusammen geklebt wirkenden Haaren und stand auf, um ihn zu begrüßen.

Arafit dachte sich nichts dabei. Er war unvorsichtig, das wusste er, aber er könnte auch schnell reagieren, wenn etwas Unvorhergesehenes passieren würde. Doch dem war nicht so, sondern der recht freundlich wirkende Schwarzmagier – sofern das bei Schwarzmagiern überhaupt ging – gab ihm patschend einen Handshake.

„Der große Arafit. Mir prophezeite schon ein schwarzer Seher von deinem Kommen, deswegen bin ich nicht überrascht dich zu sehen.

Ich bin Artox. Der Anführer der ostluroxianischen Schwarzmagier.“

„Und der Seher wusste auch meinen Namen“, fragte Arafit verwundert.

„Aber ja, es ist ein guter Seher. Komm, setz dich an einen Tisch mit deinen Freunden. Ich spendiere euch einen köstlichen Wein“, versprach Artox.

Dieser gab den drei Schwarzmagiern an seinem Tisch zu verstehen, dass sie gefälligst Platz für die Neuankömmlinge machen sollten. Sie gehorchten und standen blitzartig auf. Arafit und die drei anderen setzten sich an den runden Holztisch, auf dem sich etliche Spielkarten des Spieles „Die Wilde Luthienne“ befanden.

„Ihr habt eure Untertanen ja gut unter Kontrolle“, bemerkte Arafit.

„Naja, man muss ihnen halt die Sporen geben nicht wahr? Aber ich glaube, dass muss ich euch nicht sagen“, sagte Artox. Irgendwie kam ihm dieser Bursche zu freundlich vor. Arafit schaute sich vorsichtshalber etwas um. Er bemerkte, dass es noch Nebenräume gab, in die er etwas hineinspähen konnte. Dort hielten sich ebenfalls Schwarzmagier an Tischen auf. Arafit konnte giftiges Stechen in einigen Augen sehen. Kurze Zeit später wurde den Neuankömmlingen ein guter Wein serviert. Arafit wusste, dass er nur noch sehr selten zu haben war.

„Nun ziert euch nicht so. Seht ich gieße euch sogar ein“, sagte Artox und goss jedem von ihnen einen Krug voll. Arafit achtete darauf, ob Artox auch sich etwas eingoss. Ja er tat es, so war er sich sicherer, ob er den Wein nicht vergiftet hatte. Aber Moment, dachte Arafit als er ansetzte.

Artox könnte auch ein neues Gift und ein dazugehöriges Gegengift kreiert haben und das Gegengift schon längst geschluckt haben. Dies könnte alles so geplant gewesen sein. Arafit kramte aus seiner Robe ein graues Pulver hervor. Dies war ein Universalnachweis für Gifte. Selbst wenn Artox ein neues hergestellt hätte: es gab einige Stoffe, die in jedem Gift vorhanden sein mussten und dieses Pulver wies diese nach. Artox blickte kurz zur Bar, um noch eine Flasche herzubeordern. In diesem Moment blinzelte Arafit seinen Begleitern zu und rieselte ein wenig von dem grauen Pulver in den Wein. Sie verstanden sofort und warteten mit dem Trinken. Sofort begann der Wein zu schäumen und sich knallgelb zu verfärben. Der Wein war vergiftet.

„Was? Warum…“, gab Artox von sich, als er das Zischen hörte und auf Arafits Wein schaute.

„Leider positiv mein Lieber“, sagte Arafit trocken und warf den Krug in eine Ecke, wo er zerschellte.

„Und das bei einem Schwarzmagier von eurer Größe, schämt euch. Ich dachte, wenn ihr mich schon beseitigen wolltet, dann könnt ihr mich wenigstens zum Kampf herausfordern.“

„Pah, keine Lust gehabt, Großschwätzer. RAAAAHHHH“, schrie Artox und warf den Tisch von sich, sodass Arafit und seine drei Begleiter weggestoßen wurden. Mittels schwarzer Energie ließ Artox den Tisch schweben und schleuderte ihn auf Arafit zu. Arafit konnte noch im letzten Moment ausweichen und der Holztisch zerbarst an der Steinwand.

„Na gut, du willst einen Kampf? Du sollst ihn haben. Selbst schuld“, gab Artox wutentfesselt und mit leuchtend roten Augen von sich.

„Das haben schon viele vor dir gesagt und sind drauf gegangen.“

Artox ließ einen Stuhl auf Arafit fliegen und traf ihn an der Schulter. Arafit flog etwas nach hinten auf den Boden, konnte sich aber sofort wieder aufrappeln. Er wusste, diesmal hatte er einen Gegner, mit dem nicht gut Kirschen essen sein würde.

„Vielen Dank, dass ihr die Drecksarbeit für mich erledigt habt. Nun kann ich mir ja den Rest der Welt nehmen“, wetterte Artox. Schaum bildete sich vor seinem Mund. Er war ein Tier, dachte sich Arafit. Die anderen Schwarzmagier unter seiner Fuchtel schauten ihm ehrfürchtig und ängstlich zu. Sie hatten viel zu viel Respekt vor ihm, dachte sich Arafit. Wieder flog ein Stuhl auf Arafits Kopf zu, doch er duckte sich schnell und der Stuhl krachte gegen die Steinwand.

„RADAS NU“, rief Arafit und ein schwarzer Strahl, so dick wie sein Unterarm traf Artox in seinen fetten Bauch und ließ auch ihn ein paar Meter gegen die Steinwand fliegen. Das Haus bebte und die Schwarzmagier erschraken. Was für Weicheier, dachte sich Arafit.
„Es war keine Drecksarbeit, Fettsack. Es war ein Vergnügen“, gab Arafit cool von sich und betrachtete den auf dem Boden sitzenden Artox. Arafit drehte sich um und lief auf die Luke zum unterirdischen Komplex zu.

„HAAAA“, machte Artox und schoss zwei schwarze, etwas dünnere als Arafits Strahlen aus seinem Mund und visierte genau Arafits Hinterkopf an. Im letzten Moment konnte Arafit seinen Kopf nach unten ziehen und die Strahlen schossen ein großes Loch in der Steinwand vor Arafit. Etliche Ziegel und Putz flogen durch den Raum und landeten krachend entweder auf dem Boden oder scheppernd auf Gläser, welche zerklirrten. Viele Schwarzmagier flohen in andere Räume, weil sie wussten, dass es jetzt so richtig losging.
„Das hättest du nicht tun sollen“, sagte Arafit und biss die Zähne zusammen. Diesmal war er wirklich erbost. Artox schleuderte eine schwarze wabernde Kugel nach Arafit und traf ihn voll. Arafit hatte zum Glück eine Schutzaura aktiviert, sonst hätte es ihm nämlich sämtliche Knochen gebrochen. Er knallte gegen die Wand und riss ein riesiges Loch mit etlichen, bis zur Decke verlaufenden und langen Rissen hinein. Putz bröselte wie feiner Regen von der Decke.

„He, he, he. Du aufstrebender kleiner Wurm“, lachte Artox mit leuchtenden Augen.
„Nun, ich kämpfe wenigstens nicht wie einer“, konterte Arafit gelassen. „SCHWEIG“, schrie Artox ihn an und schleuderte eine weitere Kugel nach ihm, welcher er aber diesmal mit einem Radschlag ausweichen konnte. Doch auch dies hatte etwas Negatives zur Folge. Unter einer ohrenbetäubenden Explosion riss die Kugel eine gesamte Wandecke heraus. Das Haus wackelte und drohte einzustürzen. Etliche Schwarzmagier waren in die Luke zu den Katakomben geflohen. Die anderen mussten raus rennen, weil sie sonst unter dem Gebäude begraben werden würden, auch wenn sie das geheime Versteck zu den Katakomben dann den Menschen preisgeben würden. Arafit sprang mit voller Wucht und seiner aktivierten Schutzaura gegen die Holzeingangstür, sodass diese zerbarst. Artox hatte es nicht mehr geschafft und das Haus stürzte in sich zusammen. Draußen bekamen die menschlichen Passanten das Geschehen mit und schrien laut umher.

„SEHT, DA KÄMPFEN SCHWARZMAGIER…NE GANZE SIPPE, SEHT DOCH!!!“

Arafit, sein Gefolgstrio und die anderen Schwarzmagier standen um das eingestürzte Haus herum, während die Menschen in der nächsten Umgebung wegrannten und sich in ihre Häuser einschlossen.

Artox schien tot. Die hier hausenden Schwarzmagier, welche relativ schwach waren und kaum Auren spüren konnten, dachten dies zumindest. Doch Arafit und sein Gefolge wussten es besser.

Auch Artox hatte eine spezielle Schutzblase gegen fliegende oder stürzende Gegenstände erschaffen. Plötzlich flogen etliche Ziegelsteine aus der Mitte der Trümmer in alle Richtungen und zum Vorschein kam der schwebende, in der Schutzblase sich befindliche Artox und grinste Arafit mit seinem gemeinsten und gierigsten Grinsen an. Gierig darauf ihn fertig zu machen.

„Sieht ja aus wie´n Clown aus ´ner Überraschungsbox. Alle Achtung. Gute Einlage für´n Kindergeburtstag“, gab Arafit frech von sich.

„Du wagst es? Weißt du mit wem du es hier zu tun hast? Na gut. wie du willst.“, sagte Artox und richtete seine Handfläche auf Arafit. Aus diesen kamen hintereinander mehrere Köpfe mit Halsstümpfen und X-Augen von Kreaturen, welche Arafit nicht so recht beschreiben konnte.

Sie erinnerten ihn vage an Hyänen, ansonsten wusste er aber auch nicht so recht, was dies für schauderhafte Kreaturen sein sollten. Ihre Augen schielten bei jedem Kopf in verschiedene Richtungen und ihr gieriges Knurren übertönte die Szenerie. Sie schossen wie Katapulte auf Arafit zu, wobei ihn einer traf und nach hinten fielen ließ. Den Weiteren wich er wie in einem Geschicklichkeitsspiel schnell aus. Nun erkannte er, dass unter den hyänenartigen Köpfen auch menschenartige Köpfe mit je zwei dicken Stirnhöckern und rot leuchtenden Augen auf ihn zusausten. Zudem besaßen diese Köpfe zwei lange Unterkiefervorderzähne, welche weit hinaus schauten. Die Köpfe kamen in so einem kurzen Abstand aus Artox Händen geflogen, dass Arafit ihnen nicht mehr ausweichen konnte und mehrmals weggeknockt wurde. Wie ein Spielball wurde Arafit nun von Kopf zu Kopf geschlagen und krachte schließlich zum Schluss gegen eine Hauswand, an der er langsam mit dem Rücken hinunter glitt und liegen blieb. Doch er hatte keine lange Zeit zu verschnaufen, weil plötzlich so ein menschlicher Kopf – dreimal so groß – auf ihn mit den Stirnhöckern vornean zuraste. Arafit sprang im letzten Moment zur Seite. Die Kraft seiner Schutzaura war inzwischen auch zu Neige gegangen. Der Riesenschädel krachte in eine Hauswand und hinterließ ein enormes Loch mit etlichen langen Rissen bis zum Dach. Im Inneren des Hauses rannte ein Mann panisch aus dem Zimmer und versteckte sich in einem anderen.

„So etwas dummes aber auch. Tja wärest du nicht ausgewichen“, sagte Artox mit einem gierigen Knurren.

„Das hättest du wohl gerne“, gab Arafit immer noch cool, aber etwas heftiger atmend von sich.

„Du glaubst wohl du bist ´ne große Nummer was? Scher dich ins Loch zurück, aus dem du gekrochen kamst. Ich kann in Dimensionen kämpfen, die du dir in deinen kühnsten Träumen nicht vorzustellen vermagst“, sprach Artox und seine Augen leuchteten rot.

„Warum zeigst du´s nicht einfach, anstatt zu schwätzen“, forderte Arafit.

„Wie du willst…ARTATIS SEMATIS LOKALATIS PERTESU“, sprach Artox.

„Ein Dämonenfluch“, kam es entsetzt aus Arafit und er beobachtete wie Artox Körper bizarr herum wackelte, zitterte und erbebte. In der Mitte zwischen Arafit und Artox tat sich im Boden ein Loch mit dem Durchmesser von etwas mehr als einem Meter auf, in dem die Erde hinab fiel. Grell leuchtendes rotes Licht schien von dort wie aus einem starken Scheinwerfer empor.

„JAAAAA!!! DAS IST DIE KRAFT DIE ICH BRAUCHE!!! BEELZEBUB, GIB MIR DEINE KRAFT“, gab Artox mit kratziger Stimme von sich, während sein Körper wild herum zuckte. Dies was alle anderen Schwarzmagier, eingeschlossen Arafit hier sahen, war ein berühmt-berüchtigter Dämonen-Fluch, welche nur Level-8-Magier anwenden konnten. Am stärksten wurde er bei jenen, welche die Horrormagie beherrschten. Wenn ein Schwarzmagier sich freiwillig mit zusätzlicher Teufelsenergie freiwillig zum Dämonen machte, musste er seinen aktuellen Gegner aber besiegen, sonst würde ihn die dämonische Kraft nach der Niederlage zerplatzen lassen. Wenn man aber gewann, konnte man die Verwandlung ausführen, wann man wollte. Arafit umgab nun auch ein schwarzer Schleier, welcher ihn als Artox´ Gegner identifizierte.

„Was? Aber…“, gab Arafit erschrocken von sich.

„Tja kleiner Arafit, was sagst du nun. Der Teufel ist eben auf meiner Seite, hä, hä, hä, hä, hä“, lachte Artox gemein. Plötzlich riss durch die Verwandlung Artox rechter Hand ab und um den Stumpf zog sich sofort die Haut, damit kein Blut ausströmte. Die Fleischmasse auf dem Stumpf pulsierte und zuckte heftig und formte sich zu etwas rundem. Dann verknöcherte sie schließlich. Stacheln entstanden auf den nun zwei knochigen Bällen. Arafit wusste was dies werden sollte. Dies war eine bestachelte Doppelkeule als Waffe und neue rechte Hand.

„AAAAHHHH….UUHHH“, machte Artox seltsam und sein Kopf zuckte seitlich und in alle Richtungen hin und her. Mit einem »KRACH« kamen zwei dicke gerade Hörner aus Artox´ Stirn heraus geschossen und verharrten dort. Zwischen diesen Hörnern hatte sich ein schwarz-roter hoher Irokesen-Haarschnitt gebildet.

„Nett“, meinte Arafit trocken, als er Artox neuen Style betrachtete. Hoffentlich kämpfte er nicht auch so gut, wie er aussah, dachte er. Nun riss auch seine linke Hand ab und aus seinem Unterarm stieß eine knochige lange Lanze hervor. Daraufhin hörte man Artox´ Torso zerbersten.

„UOOOOOHHH“, schrie er vor Schmerz auf.

„Spiel niemals mit den Dämonen“, mahnte Arafit, weil er glaubte, der Fluch schlug fehl und zerstörte Artox Körper. Doch er irrte. Vorne im Brustbereich auf dem Torso schnellten ebenfalls mehrere kleinere dicke Stacheln hervor. Es reichte aber, um jemanden dort auf die Brust zu drücken und zu Schweizer Käse zu verarbeiten.

„Oh, oh“, machte Arafit nur und wusste, dass dies seine bisher schwierigste Aufgabe werden würde. Artox war auch auf eine beachtliche Körpergröße von über zwei Metern gewachsen und auch er besaß wie seine vorhin abgeschossenen menschenähnlichen Köpfe zwei riesige und sehr lange Unterkiefervorderzähne, welche weit nach oben herausschauten. Zudem wuchsen ihm noch zwei Flügel mit einem tupfernden rot-schwarzen Muster. Arafit schwante übles. Sogar die restlichen Schwarzmagier schauten das Produkt voller Ehrfurcht an. Artox war fertig und brüllte Arafit mit neonrot leuchtenden Augen laut an. Arafits Haare wehten dabei nach hinten, obwohl er einige Meter vom Artox-Dämon entfernt war. Mit einem weiteren Brüller flog der Artox-Dämon auf Arafit zu und holte mit der Doppelstachelkeule aus. Arafit duckte sich tief und die Keule riss eine ganze Hausecke mit sich, wobei etliche Steinklumpen durch die Gegend flogen und Putzstaub herniederrieselte. Auch dort hinter der Wand kam ein Mann im Wohnzimmer zum Vorschein, welcher schützend vor seiner knienden Frau und seinen zwei Kindern stand. „SCHNELL, IN DEN KELLER“, rief er und öffnete eine Luke. Die Kinder schauten voller Angst auf den Dämon, bis der Mann ihre Augen bedeckte und die Luke schloss. Arafit hatte sich nach dem Ducken weggerollt und schon kam die lange knochige Lanze auf ihn niedergesaust und stach so knapp neben seinen Körper tief in den Sandboden, dass ein Stück seiner Robe abgefetzt wurde. Artox brüllte ihn wieder wie ein Löwe an. Schnell zog Artox seine Lanze wieder heraus und holte nach dem wegrennenden Arafit aus. Auch hier verfehlte er nur knapp und traf die hölzerne Eingangstür des Hauses, welche unter lautem Krachen in etliche Teile zerbarst.

„DU HUND“, riefder Artox-Dämon unter einer tiefen monströsen und mit Brüllen begleitenden Stimme. Während die Doppelkeule wieder auf Arafit zuflog schickte er einen leicht zu beschwörenden schwarzen Mini-Strahl genau auf die Stirn von Artox, welche ihm zwar wenig zusetzte, ihn aber bei seinem Angriff aus der Fassung brachte. Arafit war in eine kleine Gasse gerannt und Artox flatterte ihm schnell hinterher. Doch darauf hatte Arafit ja nur gewartet. Er stand ungefähr fünfzig Meter in der Gasse und richtete dabei beide Zeigefinger der zusammengepressten Hände mit festem Blick auf Artox.

Aus den Zeigefingern kam ein blitzschneller sehr dünner schwarzer Strahl und schoss einfach durch Artox´ linken Flügel hindurch, was ihm jedoch keine Schmerzen bereitete. Dies war auch gar nicht Arafits Absicht, sondern der Strahl fächerte sich hinter Artox zu einem weitmaschigen Netz auf, welches an beiden Wandseiten festklebte. Artox bemerkte dies zuerst nicht

Und fixierte wieder gierig Arafit mit nun rot leuchtenden Augen. Anscheinend war er wütender geworden, dachte sich Arafit.

„Du süße kleine Mikrobe. Warum lässt du dich nicht einfach zerquetschen“, brüllte der Artox-Dämon mit tiefer monströser, fast unverständlicher Stimme

„Tja, halt keine Lust“, sprach Arafit nur trocken.

„Keine Lust? Na wir werden schon sehen“, sagte die Monster-Stimme und der Artox-Dämon flog auf Arafit zu.

„ARMILES TANOVAS“, rief Arafit was so viel bedeutete wie „tausende Fledermäuse“.
„Hä“, gab der Artox-Dämon etwas verwundert von sich.

Arafit stand für ein bis zwei Sekunden nur reglos mit geschlossener Robe da.

Plötzlich rumpelten mehrere Objekte von innen gegen Arafits Robe, sodass sie an mehreren Stellen weit ausbeulte.

„Was ist das“, fragte Artox monströs und stoppte abrupt.

Für einen Sekundenbruchteil herrschte Stille in der Gasse, dann öffnete Arafit mit bösem leuchtendem Blick ruckartig seine Robe und unzählige Fledermäuse mit Riesenzähnen und schwarzen Kreuzen anstatt Augen kamen heraus geflattert und steuerten direkt auf Artox zu…

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