Warum ich den Biedermeier mache – eine Antwort auf Markus Feldenkirchen

biedermeier

Lieber Markus Feldenkirchen,

ich möchte Ihnen auf Ihren Artikel „Fremdenhass in Deutschland: Nie wieder“ antworten. Sie schreiben darin:

Wir können es uns nicht länger leisten, keine Haltung zu haben. Wer jetzt Biedermeier bleibt, also unbeteiligt und rein mit sich selbst beschäftigt, darf sich nicht beklagen, wenn das Land, in dem er lebt, irgendwann nicht mehr sein Land ist.

Ich bin eigentlich ein sehr politisch denkender Mensch. Jemand, der nicht in die klassischen Raster der Parteipolitik passt. Jemand, der versucht, sich differenzierte Gedanken zu machen und diese auch mehr oder weniger gelungen niederschreibt und öffentlich machte.

Denn vor einigen Tagen schrieb ich auf facebook:

Ich werde mich über Facebook und andere „sozialen“ Netzwerke nicht mehr politisch äußern. Egal ob rechts oder links: Die meisten pauschalisieren eh nur (meist ohne jegliche Sachkenntnis).

Weimar 2.0?

Mir ab heute egal. Ich mach erst mal den Biedermeier.

Joachim Stamp, seines Zeichens stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag von NRW kann das sogar nachvollziehen und bringt meinen wichtigsten Beweggrund, mich nicht mehr zu äußern, auf den Punkt:

Die grundsätzliche Kritik von Severin ist berechtigt. Gilt nicht nur für Social Media. Mit differenzierter Position bin ich in letzter Zeit entweder als „linksversiffter Gutmensch“ oder als „Rechtspopulist“ geschmäht worden. Mich besorgt der verrohte Umgang sehr und es ist schade, dass sich so keine ernsthaften Diskurse um vernünftige Antworten auf die großen Herausforderungen führen lassen. Allerdings gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass jeder sachliche Beitrag sinnvoll für das Gesamtklima ist.

Stimmt. Warum soll ich mir das antun? Wenn ich damit wenigstens etwas bewegen würde, wären mir Beschimpfungen aus den extremen Lagern ja egal. Doch in diesem Punkt widerspreche ich Joachim allerdings. Inzwischen glaube ich nicht mehr, dass man mit differenzierten Beiträgen etwas bewegt.

Odder glauben Sie, jemand ändert durch Ihren Artikel seine Meinung? Die einen werden ihnen zustimmen, den anderen gehen sie nicht weit genug, wieder andere werden Sie für einen Gutmenschen von der Lügenpresse halten. Und die, die ihre Meinung Ihrer Meinung nach ändern sollten, werden es eh nicht lesen.

Die gesamte politische Diskussion ist auf einem Tiefpunkt angekommen. Wer auf die Vorfälle in Clausnitz einfach mit #refugeeswelcome reagiert (wie es auch einige Politiker getan haben), hat genau so wenig verstanden wie die, die sich dem Bus entgegenstellten und „Wir sind das Volk“ brüllten. Mehr will ich dazu gar nicht schreiben, sonst würde es wieder zu politisch und ich würde gegen meinen Vorsatz verstossen…

Ob an dieser Diskussionsunkultur die alternativlose Kanzlerin, die CSU, Pegida, AfD, die SZ, RT-Deutschland, die taz oder Stefan Kuzmany schuld sind, ist da letztlich egal.

Gedanken machen werde ich mir weiterhin, nur nicht mehr in dem Maße öffentlich. Ich werde auch bei der nächsten Bundestagswahl wählen gehen, im Zweifel die „Die PARTEI“. So, genug politisiert.

Jetzt freue ich mich aber auf das Wochenende mit Sonntagsbraten und Spaziergang.

Nichts für ungut,

Ihr Severin Tatarczyk

Bild: Carl Spitzweg, der Sonntagsspaziergang
(Quelle: The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH., Gemeinfrei)

10 Fakten zum 26. Februar

  1. In Aserbaidschan ist Gedenktag der Opfer des Massakers von Chodschaly. Im Zuge des bewaffneten Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach wurden dort am 25. und 26. Februar 1992 mindestens über hundert aserbaidschanische Zivilisten von armenischen und russischen Einheiten getötet.
    Mechthild und Alexander haben heute Namenstag.
  2. In Hamburg wird 1870 Hamburg die „Commerz- und Disconto-Bank“, die heutige Commerzbank, gegründet.
  3. Der Roman „Buddenbrooks“ von Thomas Mann wird heute im Jahre 1901 veröffentlicht. Bei seiner Veröffentlichung erhält das Buch gemischte Kritiken, erlangt aber schnell Popularität und ist maßgeblich dafür, dass Mann später den Literaturnobelpreis erhält.
  4. Der Hochverratsprozess gegen Adolf Hitler und Erich Ludendorff wegen des Putsches am 8. und 9. November 1923 beginnt 1924.
  5. Der Widerstandskämpfer Nikolaus Christoph von Halem wird 1942 verhaftet, da er ein Attentat auf Adolf Hitler plant.
  6. 1966 startet erstmals ein unbemanntes Apollo-Raumschiff der NASA zu einem Testflug, die Mission AS-201.
  7. 1991 stellt Tim Berners-Lee „WorldWideWeb“, den ersten Webbrowser vor. Um Verwechslungen mit dem WWW zu vermeiden, benennt er den Browser später in „Nexus“ um.
  8. Der erste islamistische Anschlag auf das World-Trade-Center in New York wird heute im Jahr 1993 durchgeführt, es handelt sich dabei gleichzeitig um den ersten islamistisch motivierten Anschlag auf dem Gebiet der USA. Eine in einem Transporter versteckte Bombe wird in der Tiefgarage des WTC gezündet, sechs Menschen werden getötet, 1.000 verletzt. Der ursprüngliche Plan der Terroristen, den Nordturm auf den Südturm stürzen zu lassen, scheitert an zu wenig Sprengstoff.
  9. Levi Strauss kommt 1829 auf die Welt.
  10. William Frederick Cody, genannt Buffalo Bill, wird 1846 geboren.

Hier sind weitere Infos rund um den 26. Februar.

Köpfe: David Wayne Campbell

David Wayne Campbell war ein weißer Mann (51), der am 26. Februar 2016 in Belfair (WA) von der Polizei erschossen wurde. David Wayne Campbell galt als psychisch verwirrt.

Köpfe: Abraham Mitchell Fryer

Abraham Mitchell Fryer war ein hinsichtlich seiner Herkunft nicht erfasster Mann (35), der am 26. Februar 2016 in Rapid City (SD) von der Polizei erschossen wurde.

Köpfe: Kionte Desean Spencer

Kionte Desean Spencer war ein schwarzer Mann (18), der am 26. Februar 2016 in Roanoke (VA) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einer Spielzeugwaffe bewaffnet. Kionte Desean Spencer galt als psychisch verwirrt.

Köpfe: Travis Smith

Travis Smith war ein schwarzer Mann (36), der am 26. Februar 2016 in Goose Creek (SC) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einer Schusswaffe bewaffnet.

Köpfe: Kionte DeShaun Spencer

Kionte DeShaun Spencer war ein schwarzer Mann (18), der am 26. Februar 2016 in Cave Spring (VA) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einer Schusswaffe bewaffnet.

Dokumentiert: Trump auf twitter – 26. Februar 2016

Der 26. Februar 2016 war ein Freitag und der 2490. Tag von Donald Trump auf twitter. Er schrieb an diesem Tag 28 Tweets, die zusammen insgesamt 219.660 Likes sowie 71.597 Retweets erhielten. Die tweets finden Sie hier bald.