Kurze Gedanken zum #Aufschrei Buch der Anne Wizorek

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Anne Wizoreks Aufruf bei twitter, ihr #Aufschrei Buch bei Amazon gut zu bewerten, hat mich jetzt doch dazu gebracht, mich etwas näher damit auseinanderzusetzen und es zumindest querzulesen.

Was mich allein schon oberflächlich genervt hat sind die Schreibweisen wie „dem_derjenigen“, „Wissenschaftler_innen“ oder „Feminist_innen“. Wenn man schon mit der hergebrachten Sprache Probleme hat, soll man von mir aus direkt nur die weibliche Form verwenden, viele Texte wären dann leichter lesbar. Ansonsten ist der Schreibstil bemüht jugendlich, umgangssprachlich und ziemlich Denglish. Was auf 140 Zeichen funktionieren mag, passt nicht unbedingt zum langen Fließtext.

Ich will mich nun aber nicht an Kleinigkeiten aufhalten sondern zwei grundsätzliche Probleme ansprechen, die ich mit dem Buch habe.

Stereotypen

Gleichberechtigung soll nach meinem Verständnis Gräben zuschütten und eben für gleiche Rechte sorgen. Der „Feminismus“ wie Anne Wizorek ihn versteht, schafft aber gerade neue Abgrenzungen zwischen den Geschlechtern und Menschen unterschiedlicher Ansichten. Dass sie dabei grundsätzlich verkennt, dass Gleichberechtigung nicht Gleichstellung bedeutet, ist nur ein Detail am Rande. Symptomatisch sind zudem stereotypisierende Begriffe wie „Maskus“ oder „BWL-Feminist_innen“. -Immer schwingt durch „hier sind wir, die Guten und dort sind die anderen“. Ideologie und Ausgrenzung allenthalben. Sie betreibt genau das Schubladendenken, das sie eigentlich bemängelt.

Irgendwie verhält sich ihre Vorstellung von Feminismus zu Gleichberechtigung wie die Juche-Ideologie zur Demokratie.

Fakten!? Welche Fakten!?

Überhaupt lebt Wizorek in ihrer eigenen Wahrnehmungswelt. Dazu ein ganz kleines und banales Beispiel: So echauffiert sie sich, dass Angela Merkel die „Mutti“ sei und Ursula von der Leyen als „Truppenursel“ (hab ich übrigens vorher noch nie gehört) bezeichnet würde. Sexismus – und bei Männern sei das ja unvorstellbar… Ich darf an Theodor „Papa“ Heuß, Rudolf „Bin Baden“ Scharping, Helmut „Der Dicke / Birne /Bimbeskanzler“ Kohl, Gerhard „, Philip „Bambi“ Rösler, Gerhard „Flasche Bier / Brioni / Genosse der Bosse“ Schröder, Konrad „der Alte“ Adenauer, Peter „Rumsauer“ Ramsauer, Kurt „Mecki“ Beck oder Christian „ApO Opa“ Ströbele erinnern. Und auch sonst werden immer wieder Behauptungen aufgestellt, ohne dass diese untermauert werden. Und da hat es mir dann gereicht.

Doch die Debatte ist notwendig

Es ist sicher noch einiges im Argen in Sachen gelebter Gleichberechtigung in Deutschland ich denke da nur an die berechtigte Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Genau so bedenklich ist aber, dass es in Deutschland inzwischen durchaus möglich ist, dass ein Sohn einer alleinerziehenden Mutter ohne ein echtes männliches Vorbild geschweige denn Bezugsperson aufwächst. Auch das ist nicht in Ordnung. Und für beide Seiten gäbe es noch viele Beispiele. Nicht klein reden möchte ich aber, dass sicherlich Frauen in einigen Milieus und Regionen nach wie vor deutlich benachteiligter sind.

Die Debatte ist also nach wie vor notwendig. Und sie wird auch immer notwendig bleiben, da sich die Gesellschaft eben fortlaufend entwickelt. Aber sie hat bessere Beiträge verdient als den von Wizorek.

Gibt es eigentlich das Wort „Puellaismus“? Kam mir so während der Lektüre…

5 Antworten auf „Kurze Gedanken zum #Aufschrei Buch der Anne Wizorek“

  1. „… Irgendwie verhält sich ihre Vorstellung von Feminismus zu Gleichberechtigung wie die Juche-Ideologie zur Demokratie. …“

    Das trifft den Nagel auf den Kopf. Besser könnte ich es nicht beschreiben.

    „… Doch die Debatte ist notwendig …“

    Eine Debatte, die ohne das Schwarz-Weiß-Denken des (Radikal-)Feminismus auskommt, die ist tatsächlich notwendig. Also aus der Sicht von einem Humanismus, in dem beide Seiten betrachtet werden. Der Gedanke „wir“ würde dieser Diskussion vorne anstehen und dann auch positive Ergebnisse zu Tage bringen. Der gynozentrische Opferinnen-Täter-Kult schafft hingegen nur Gräben, statt zu verbinden, denn er ist Sexismus pur.

    „… Es ist sicher noch einiges im Argen in Sachen gelebter Gleichberechtigung in Deutschland ich denke da nur an die berechtigte Forderung “Gleicher Lohn für gleiche Arbeit …“

    Auch Gender-Pay-Gap genannt. Fakt ist, dass dieser ‚Gender Pay Gap‘ auf einen verfälschenden Umgang mit Zahlen beruht. So werden dort alle Löhne aller Frauen und Männer jeden Berufes ohne Berücksichtigung derer Qualifikationen, Verantwortungen und Arbeitseinsatz (z.B. Überstunden, Auslandsaufenthalt, Lebensgefahr etc.) zusammengerechnet, um dann auf die 25% Minderlohn-Lüge zu kommen.
    Es macht keinen Sinn, eine halbtagsschaffende Putzkraft mit einem Top-Manager aus der Hightechbranche zu vergleichen.
    Die halbwegs bereinigten Daten sehen dann schon wieder ganz anders aus.
    Empfehlenswerter Artikel zu dem Gender-Pay-Gap Mythos findet sich auf sciencefiles http://sciencefiles.org/tag/mythos-gender-pay-gap/

    Ausgerechnet heute läuft eine behördlich initierte Aktion in Linz, die auf der Lohnunterschiedslüge aufbaut. Dort bekommt man in einigen Betrieben – vor allem den städtischen – 25% auf den Einkauf, natürlich nur die Frauen. Das ist Sexismus getarnt als Gleichberechtigung.

  2. Bis auf den Satz mir der Lohnungleichheit, die längst widerlegt ist und das mittlerweile auch in den Medien, stimme ich deinen Gedanken vollumfänglich zu.

    Danke für die gute Rezension, die ich hier verlinkt habe.

  3. „Gleichberechtigung soll nach meinem Verständnis Gräben zuschütten und eben für gleiche Rechte sorgen. ….“

    Gleichberechtigung bedeutet nicht nur gleiche Rechte, sondern auch gleiche Pflichten.

    Mein Motto:

    „Wer Rechte hat, hat auch Pflichten,
    wer Pflichten hat, hat auch Rechte.“

    Siehe auch §109 Weimarer Verfassung.

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