Meine Erfahrungen mit dem Amazon Kindle Paperwhite

kindle-paperwhite-abmessung

Das Kindle Paperwhite habe ich jetzt schon seit über sechs Monaten im Gebrauch und habe mir auch schon lange vorgenommen, endlich meinen Erfahrungsbericht zu schreiben. Jetzt, da die Veröffentlichung der zweiten Generation kurz bevorsteht, kommt also endlich mein persönlicher Test… Wie üblich beschränke ich mich dabei auf die Bereiche, die mir wirklich wichtig sind.

Warum überhaupt ein eReader?

Zunächst wird sich der ein oder andere fragen, warum ich mich überhaupt noch für einen reinen eReader mit S/W Display entschieden habe, kann man doch auch Kindle eBooks dan der zahlreichen kindle Reader Apps auf nahezu allen anderen Gerätetypen lesen. Und nicht zuletzt gibt es auch die Kindle Fire Tablets, die über ein Farbdisplay verfügen und sich natürlich auch als eReader nutzen lassen.

Als Viel- und Schnellleser finde ich die klassischen Tablet- und Smartphone Displays aber zum reinen lesen nur eingeschränkt geeignet:

  • sie spiegeln zu stark bei Sonnenschein
  • die Kontrastverhältnisse sind für langes Lesen nicht sehr angenehm
  • die glatten spiegelnden Displays „verschmieren“ beim Umblättern leicht

Nachteile, mit denen man bei ePaper Displays nicht konfrontiert wird. Dafür haben diese keinen ganz so schnellen Bildaufbau und stellen nur Graustufen dar – mit beiden Punkten kann ich aber beim reinen Lesen gut leben. Dafür ist das Bild gestochen scharf und ruhig. Dank der eingebauten Hintergrundbeleuchtung ist beim Paperwhite auch das Lesen im Dunkeln kein Problem mehr.

Warum Kindle?

Als nächstes wird sich der ein oder andere fragen, warum ich mich überhaupt für das Kindle entschieden haben, gibt es doch zahlreiche andere Reader und entsprechende Ökosysteme für Inhalte, wie z.B. den tolino Shine, den es z.B. bei Thalia gibt und den ich mir auch näher angesehen habe.

Dieser ist sicherlich nicht schlecht und sogar etwas günstiger als der Paperwhite. Doch bei dieser Alternative gefällt mir die Hardware nicht so gut, insbesondere der unten sehr breit ausgefallene Rahmen mit dem Button. Auch ist die Software des Readers längst nicht so ausgereift und noch sehr buggy. Gut, das mag sich im Lauf der Zeit durch Updates ändern, derzeit überzeugt sie aber nicht. Als zu kindisch empfinde ich beim Shine zudem die Oberfläche. Riesige Smilies statt der schlichten zurückhaltenden Eleganz beim Kindle. Zuletzt hat mich auch die Shop hinsichtlich der Bedienerführung nicht überzeugt.

Letztlich muss man einfach feststellen, dass die Konkurrenz nicht gegen Amazons jahrelange Erfahrung mit eReadern ankommt.

Und warum der Paperwhite?

Bleibt die Frage, warum der Paperwhite und nicht der einfache Kindle. Die beiden wichtigsten Punkte waren für mich die Hintergrundbeleuchtung zum Lesen bei Dunkelheit und die Touch-Bedienung. Letztere ist zwar nicht so wichtig beim Umblättern – da funktionieren auch die Tasten beim Standardmodell sehr gut -doch bietet große Vorteile bei der Bedienung der virtuellen Tastatur, z.B. wenn man etwas im Shop sucht oder eine Anmerkung zu einem Text schreiben möchte. Sind diese beiden Features für Sie nicht so wichtig, können Sie auch zum günstigen Einstiegsmodell greifen.

Beim Paperwhite hat man noch die Entscheidung zwischen dem reinen WLAN Modell und dem Kindle Paperwhite 3G. Der 3G hat eine virtuelle SIM-Karte eingebaut und ermöglicht den Bezug von Inhalten überall da, wo ein Vodafone Mobilfunknetzt verfügbar ist – und sei es über Vodafone Roaming Partner. So können Sie sich morgens in der Bahn die aktuelle Zeitung herunterladen oder während des Karibik-Urlaubs Lesenachschub. Sie zahlen lediglich einmalig mehr, die Downloads sind nicht mit Zusatzkosten verbunden. Für mich persönlich ist das „nice to have“, doch kann ich wenn ich unterwegs bin im Notfall schnell mit dem Smartphone einen HotSpot aktivieren und dann neue Bücher auf meinen Kindle laden. In der Praxis habe ich das in den sechs Monaten nur einmal gemacht. Wenn Sie aber viel unterwegs unterwegs sind, kann sich der 3G lohnen.

Tipp am Rande – der 3G ist damit empfehlenswert als Geschenk für Menschen, die kein WLAN zuhause haben – z.B. Eltern, Großeltern oder Erbtanten.

Achtung beim Bestellen

Übrigens wird ein Kindle direkt dem Amazon zugeordnet, über das er bestellt wird. Wenn Sie ihn also als Geschenk für jemanden ordern, sollte Sie das während des Bestellvorgangs angeben – die Zuordnung unterbleibt dann. Wenn Sie das vergessen, ist es zwar nicht ganz so schlimm, da Sie die Zuordnung entsprechenden Kindle auch aus Ihrem Account lösen können, doch machen Sie es besser direkt richtig.

Wenn Sie den Kindle zudem als Geschenk bestellen, sollten Sie eine Geschenkverpackung wählen, da Amazon – gut für die Umwelt – den Reader direkt in der Verpackung verschickt, es gibt keine weitere Umverpackung. Damit landen aber auch die Versandaufkleber direkt auf der Gerätepackung, was bei einem Geschenk nicht ganz so schön aussieht. Mit etwas Geschick kann man die Aufkleber aber fast rückstandsfrei lösen, wie ich aus Erfahrung weiß.

Generell empfehle ich, für jeden Kindle in der Familie ein eigenes Konto einzurichten. So hat man die Inhalte untereinander getrennt. Bücher kann man sich dann dennoch gegenseitig ausleihen.

Lieferumfang und Inbetriebnahme

Im Lieferumfang ist nicht viel – der Kindle selbst, eine kurze Broschüre und ein USB-Kabel. Ein Ladegerät fehlt, Sie können Ihren Paperwhite auch mit anderen USB Ladegäreten oder über den Computer aufladen. USB Ladegeräte dürften in den meisten Haushalten heutzutage ja ausreichend vorhanden sein. Amazon bietet aber während des Bestellvorgangs (derzeit) die Möglichkeit, das Kindle Schnellladegerät zu einem reduzierten Preis mitzubestellen. Der Rabatt wird aber erst ganz am Ende angezeigt, also nicht verwirren lassen. Wenn der Kindle also ein Geschenk für computerlose Menschen ist, sollte das Ladegerät nicht fehlen.

Die Inbetriebnahme ist ansonsten unproblematisch. Einrichten von WLAN und ggf. noch des Amazon Kontos – das war es. Es gibt ein kurzes Tutorial, das einen mit der Bedienung vertraut macht. Am wichtigsten dabei: im schmalen linken Streifen der Seite blättert man zurück, im breiten Bereich vor. Klickt man oben, wird das Menü aufgerufen, über das man u.a. Helligkeit und Schriftart einstellen kann und auch auf die weiteren Einstellungen, den Shop und die Hauptübersicht kommt.

Inhalte drauf…

Aber, was ist der beste eReader ohne Inhalte? Mitgeliefert werden ein Willkommen-Brief, eine Kurzanleitung sowie diverse Wörterbücher, die man auch zum Nachschlagen unbekannter Begriffe nutzen kann.

Eindecken mit Lesestoff kann man sich dann – Datenverbindung vorausgesetzt – direkt über den Amazon Shop vom Kindle aus (Einkaufswagen Symbol oben) oder ganz normal über die Amazon-Website. Die dort bestellten Bücher werden dann auf das Paperwhite heruntergeladen.

Lesen auf dem Reader muss gar nicht teuer sein, so gibt es viele tausende deutsche Klassiker kostenlos zum Download, englische Bücher sowieso und jeden Tag viele Bücher im Rahmen von Promotion Aktionen etc. Es lohnt sich also, häufiger im Kindle-eBook-Shop vorbeizuschauen und nach entsprechenden Angeboten zu suchen.

Ansonsten bekommt man eigentlich alles, was man so sucht – die besagten Klassiker, aktuelle Bestseller, viel von Selbstverlegern. Wenn es von einem Buch keine Kindle-Ausgabe gibt, kann man den Verlag kontaktieren und auf den entsprechenden Wunsch hinweisen. Das war bislang aber noch nicht notwendig, da ich das, was ich lesen wollte auch gefunden habe. Besonders angenehm finde ich dabei die Möglichkeit, sich vorab Leseproben zu bestellen, so kann man ohne Kosten in ein Buch hineinschnuppern und feststellen, ob einem Thema und Schreibstil zusagen.

Amazon Prime Kunden dürfen zudem auf die Leihbibliothek zugreifen und sich ein eBook pro Monat kostenlos ausleihen. Das ausgeliehene Buch bleibt dabei so lange auf dem Kindle, bis man es zurückgibt, was Voraussetzung ist, um sich ein neues Buch auszuleihen. Man kann sich also ein Buch ausleihen und dies „für immer“ auf seinem Kindle lassen. Oder man leiht sich z.B. am 30. Oktober ein Buch aus, liest es und leiht sich dann am 15. November ein neues aus. Leiht man in einem Monat kein Buch aus, wird das nicht auf den nächsten Monat übertragen, es gilt eine strikte Zeitgrenze. Einschränkend muss man sagen, dass man in der Leihbücherei nicht unbedingt aktuelle Bestseller findet sondern hauptsächlich Bücher von Self-Publishern, wobei ich aber schon einige positive Überraschungen gefunden habe, gerade was den Ratgeber-Bereich angeht. Als Highlight sind auch alle Harry Potter Bände kostenlos ausleihbar. Die Leihbibliothek ist also „nice to have“, aber kein Killer-Feature.

Zeitungs- und Zeitschriftenleser können zudem diverse Tageszeitungen und Zeitschriften abonnieren. Wenn Sie also jeden Morgen im Zug die FAZ lesen wollen, ist das kein Problem – ohne dass Sie mit der großformatigen Zeitung herumhantieren müssen… Wenn Sie übrigens nicht jeweils vorher zuhause herunterladen wollen, kann sich in solchen Fällen die 3G Variante wiederum lohnen.

Mittels der eigenen E-Mail Adresse, die jedes Kindle hat, kann man auch noch PDF Dateien auf das Gerät laden und dann dort lesen, was weitere Einsatzmöglichkeiten eröffnet.

Anscheinend kann man eBooks auch über USB Kabel auf das Kindle überspielen. Das brauche ich aber angesichts der dargestellten Möglichkeiten nicht und habe es daher auch nicht ausprobiert.

Zuletzt ist ein Webbrowser eingebaut, der aber eher eingeschränkt ist – allein schon wegen der reinen S/W Darstellung. Um aber mal schnell etwas bei Wikipedia nachzuschlagen oder sich einen Überblick bei SPON zu verschaffen, reicht es.

Platz ist übrigens für 1.100 Bücher (2GB interner Speicher), mehr können in der Amazon Cloud kostenlos gespeichert werden.

Display, Darstellung und Bedienung

Wie liest es sich aber in der Praxis? Sehr angenehm. Ich habe mich gefreut, dass eine meiner Lieblingsschriften, die Palatino, eingestellt werden kann. Und natürlich kann man Schriftgröße, Seitenränder und Zeilenabstand nach seinem Gusto wählen. Die Typographie ist besser als bei so manchem Taschenbuch. Problematisch ist natürlich der Zeilen- und Seitenumbruch, da dieser ja aufgrund der individuellen Einstellungen unterschiedlich ausfällt. Schusterjungen und Hurenkinder kommen also durchaus vor, was Anhänger eines perfekten Satzes stören könnte.

Die flexiblen Seitengrößen bedingen zudem, dass es keine festen Seitenzahlen gibt, vielmehr werden Positionen im Text angegeben. Interessanter finde ich aber, dass optional angezeigt wird, wieviel Zeit noch im Kapitel oder im ganzen Buch verbleibt. Die Messung richtet sich dabei nach der eigenen Lesegeschwindigkeit und ist verblüffend genau. So kann man z.B. entscheiden, ob man das Kapitel noch schnell zu Ende lesen will (2 Minuten) oder sich den Rest doch lieber für den nächsten Tag aufhebt (17 Minuten)…

Mit seinen etwas mehr als 200g liegt der Paperwhite gut in der Hand, umgeblättert wird mit Berührung des Touchscreens. Auch mit nur einer Hand lässt es sich komfortabel lesen. Das matte ePaper Dispay hat eine angenehme Haptik, es spiegelt nicht und lässt sich auch bei extremer Sonneneinstrahlung nutzen – und dank der regelbaren Hintergrundbeleuchtung eben auch im Dunkeln. Hinsichtlich der Beleuchtung klagen manche Kindle Paperwhite Nutzer, dass diese nicht ganz gleichmäßig sei, insbesondere im unteren Bereich. Tatsächlich ist die Gesamtausleuchtung bei meinem Gerät nicht in 100% gleich, es gibt also hellere und dunklere Bereiche. Wirklich störend ist das aber nicht – ganz im Gegenteil empfinde ich das Lesen bei wirklich allen Lichtverhältnissen als sehr angenehm. Das Umblättern geht zügig und stört den Lesefluß nicht, alle 4 Seiten wird das Display komplett refresht und flackert dabei leicht schwarz, woran man sich aber ebenfalls gewöhnt.

Noch etwas zur Akku-Lebensdauer – Amazon gibt diese mit ja bis zu einem Monat an. Bei nahezu täglichem Lesen mit viel Hintergrundbeleuchtung muss ich in der Praxis ca. alle 14 Tage aufladen.

Was ist neu beim neuen Paperwhite

Mein Erfahrungsbericht bezog sich wie gesagt auf das erste Paperwhite Modell, dessen Nachfolger im Oktober 2013 erscheint. Wesentliche Änderungen sind:

  • ein schnellerer Prozessor, insbesondere für schnelleres Umblättern
  • neues Display mit mehr Kontrast und einer besseren Ausleuchtung
  • Vokabeltrainer (man kann sich Begriffe abfragen lassen, die man im Wörterbuch nachgeschlagen hat)
  • Nachschlagen von Begriffen auch über die Wikipedia
  • PageFlip Funktion zum einfacheren Nachschlagen Springen zwischen Seiten

Die drei letzten Punkte ließen sich rein theoretisch auch beim „alten“ Paperwhite über ein Software-Update nachliefern, ich bin gespannt, ob Amazon hier aktiv werden wird. Die weiteren technischen Verbesserungen sind sinnvoll, aber nicht so gravierend dass man sich als Nutzer des „alten“ Modells grämen muss – eine Neuanschaffung ist nicht erforderlich

Fazit

Alles in allem kann ich persönlich das Lesen mit dem Kindle Paperwhite also nur empfehlen – ich lese seitdem wieder deutlich mehr. Für alle, die gerne und viel lesen und mit der Anschaffung eines eBook Readers geliebäugelt haben gebe ich hiermit eine klare Kaufempfehlung.

Bild: (a) Amazon

2 Antworten auf „Meine Erfahrungen mit dem Amazon Kindle Paperwhite“

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