Der Firmenblogger

Liebe Firmenchefs in Deutschland,

fast jedes Unternehmen, das etwas auf sich hält, hat heutzutage auch einen „Corporate Blog“. Klaus Eck hat gerade auch sehr anschaulich erläutert, worin der Nutzen eines Firmenblogs liegt.

Auch sehr spannend fände ich aber einen Firmenblogger – in abgewandelter Form habe ich das ja dem Bahnchef Grube vorgeschlagen, der sich zu meiner Idee des Bahnbloggers unverschämterweise noch nicht geäußert hat.

Aber vielleicht ist ja einer von Ihnen von der Idee des Firmenbloggers angetan.

Der Firmenblogger bloggt über Ihr Unternehmen und über Themen, mit denen Ihr Unternehmen zu tun hat. Er bekommt dazu ein Netbook, eine Handykarte mit Datenflatrate, eine Kamera, eine Aufwandsentschädigung und ein Spesenkonto. Letzteres darf er aber nicht ergo-mäßig* nutzen.

Außerdem versorgen Sie ihn mit ein bisschen Futter, was Pressemitteilungen und so angeht. Auch bekommt er Ansprechpartner in verschiedenen Bereichen Eures Unternehmens, die er befragen kann.

Ganz wichtig ist aber: er ist nicht in Ihr Unternehmen eingebunden. Er sitzt woanders und berichtet darüber aus der Sichtweise eines Außenstehenden. Er ist auch keiner aus einer Agentur oder ein Social-Media Experte. Er ist eben einfach Blogger, der sich am besten in der Blogosphäre schon ein wenig bewiesen hat. Der Mann mit dem roten Irokesenschnitt muss es ja nicht gleich sein…

Das ganze könnte so aussehen: Die Firma OLGI stellt Tiefkühllebensmittel her und hat einen Firmenblogger. Der veröffentlicht Infos über neue Produkte, Rezepte dazu, fährt mal bei Bauer-Ewald vorbei und berichtet vom Möhrenacker oder es gibt mal ein Video von einem der Kutter, aus dem die Fischstäbchen kommen. Und wenn es EHEC gibt, recherchiert er, ob auch die Sprossen im asiatischen Pfannengemüse damit infiziert sein könnten.

Der Firmenblogger darf auch schreiben, wenn er mal etwas nicht so gut findet. Es soll gerade keine bezahlte Jubel-PR sein, sondern irgendwie authentisch. Er darf Ihr Unternehmen nur nicht in den Dreck ziehen. Er ist sowas wie ein Stadtschreiber oder ein Pausenclown, der Ihrem Unternehmen auch den Spiegel vorhält, für neue Ideen sorgt und eben für eine andere Darstellung in der Öffentlichkeit. Und ganz wichtig: alles ist transparent.

Das ganze ist in verschiedenen Ausgestaltungen denkbar: Vom Blogger der ein bis zwei Artikel pro Woche schreibt und einmal im Jahr bei der Pressekonferenz dabei ist bis zum Fulltime-Blogger, der dann auch mal nach Argentinien fliegt um zu schauen, wie die Rinder zum Burgerpattie werden. Für jedes Budget ist also was dabei – von Elektro Kleinmann bis General Food Worldwide.

Drumherum ist noch viel mehr denkbar, aber alles auf einmal will ich ja nicht verraten…

Mit vielen Grüßen,

Ihr Severin Tatarczyk

* Diese Anspielung wird man inzwischen nicht mehr verstehen – es geht hier darum, dass die Versicherung ergo Mitarbeitern auch Spesen im Erotikbereich ersetzt hat.

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